Ruhig erzählter Roman über unerklärliche Ängste und die Sehnsucht nach einem einfachen Leben - blieb mir an der Grasnarbe zu oberflächlich und vage.
An der GrasnarbeNach mehreren Panikattacken, die es Noa kaum noch ermöglichen die U-Bahn zu nutzen, entschließt sie sich für eine Auszeit auf dem Land in Südfrankreich. Sie zieht zu einem Ehepaar mit einer elfjährigen ...
Nach mehreren Panikattacken, die es Noa kaum noch ermöglichen die U-Bahn zu nutzen, entschließt sie sich für eine Auszeit auf dem Land in Südfrankreich. Sie zieht zu einem Ehepaar mit einer elfjährigen Tochter und unterstützt sie als freiwillige Helferin bei der Arbeit auf dem Hof. Sie hütet Schafe, pflanzt Tomaten und Salat an, repariert Zäune oder erledigt die Feldarbeit.
Doch auch in der freien Natur und der Abgeschiedenheit des Hofes holen Noa ihre Ängste ein. Zudem sorgen sie die anhaltende Trockenheit, die das Leben auf dem Land und die Selbstversorgung zunehmend erschweren.
Noa ist eine junge Frau, die als Archäologin in einem Museum arbeitet. Ihre Angst vor bärtigen Männern, vor allein stehendem Gepäck und lauten Geräuschen, die sie an Explosionen erinnern, schränkt sie so weit ein, dass sie sich alleine kaum fortbewegen kann. Die Auszeit bei dem deutschen Ehepaar Ella und Gregor in Südfrankreich ist eine Flucht aufs Land, um ihren Problemen auszuweichen, aber keine dauerhafte Lösung. Auch in der vermeintlichen Idylle und dem einfachen Leben ist Noa nicht lange ohne Angst.
Der Roman beschreibt ausführlich Noas Tätigkeiten und wie sie sich bei der Kleinfamilie mit ihrem Tieren, die selbst vor Jahren die Flucht aus dem Alltag ergriffen haben, integriert. Die Arbeit an der frischen Lust ist eine Ablenkung, aber keine Lösung ihres Problems. Zaghaft schließt sie Vertrauen und versucht sich, Ella und Gregor gegenüber zu öffnen, um sich von ihrer schweren Last der für Außenstehende übertriebenen oder unerklärlichen Ängsten zu befreien.
Das Buch ist mit knapp 200 Seiten vergleichsweise kurz und verspricht eine Geschichte über die Beschäftigung einer Großstädterin mit ihren Ängsten, verbunden mit dem besorgniserregenden Klimawandel, der alle angeht.
Die Geschichte wird ruhig erzählt. Im Fokus stehen das Ankommen Noas in Südfrankreich und die Tagesabläufe als freiwillige Helferin, an die sie sich schnell gewöhnt. Die Beschreibungen der Natur und das Zusammenleben mit den Tieren sind anschaulich und schaffen eine idyllische Atmosphäre, bis der Regen auf sich warten lässt.
Eine eingehende Auseinandersetzung Noas mit ihren Ängsten und Panikattacken findet nicht statt. Es bleibt unklar, seit wann sie dies hat und was die Ursache ist. Ihr Problem erscheint damit nicht individuell, sondern universell und übertragbar. Der Aufenthalt auf dem Land dient mehr der Verdrängung als einer Therapie.
Der in der Buchbeschreibung erwähnte Klimawandel, der dem Roman mehr Dramatik hätte verleihen können, wird erst spät problematisiert.
Mir blieb der Roman damit etwas zu unschlüssig und vage. Er beschreibt die Sehnsucht des Menschen nach einem einfachen Leben und ist für den Leser wie ein Urlaub auf dem Bauernhof. Eine Reflexion der großen und kleinen Probleme bleibt aus, weshalb die Geschichte meine Erwartungen am Ende nicht erfüllen konnte.