Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2021

Zwei beklemmende, tragische Erzählstränge, die aus dem anfänglichen reinen Kriminalfall einen düsteren Psychothriller machen

Mohnblumentod
0

In Karlstad in der schwedischen Provinz Värmland wird ein dreimonatiges Baby entführt. Der Vater des Kindes, Gustav Palmgren, war zuletzt wegen des Verkaufs einer milliardenschweren Website in den Schlagzeilen, ...

In Karlstad in der schwedischen Provinz Värmland wird ein dreimonatiges Baby entführt. Der Vater des Kindes, Gustav Palmgren, war zuletzt wegen des Verkaufs einer milliardenschweren Website in den Schlagzeilen, aber eine Lösegeldforderung geht nicht ein. Die Stockholmer Kommissarin Charlie Lager soll die Ermittlungen der Kollegen vor Ort unterstützen, doch es gibt weder Spuren noch Zeugenhinweise. Weder die Eltern selbst, noch ehemalige Geschäftspartner Palmgrens oder gar die traumatisierte syrische Putzfrau Amina können letztlich als Täter ausgeschlossen werden.

"Mohnblumentod" ist nach "Löwenzahnkind" und "Hagebuttenblut" der dritte Band der Charlie-Lager-Reihe, der wiederum ähnlich mit zwei zunächst unabhängig voneinander erzählten Handlungssträngen aufgebaut ist, wobei das persönliche Schicksal Charlies und ihre sie prägende Vergangenheit eine Rolle spielen.
Die Ermittlungen mit der Befragung verschiedenster möglicher in den Entführungsfall verwickelter Personen ist spannend geschildert, denn jede von ihnen verstrickt sich in Halbwahrheiten und scheint etwas zu verbergen zu haben. Die Polizei steht deshalb vor einem Rätsel und je weiter die Zeit verstreicht desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit die kleine Beatrice lebend wiederzufinden.

Parallel zu der Handlung in Karlstadt wird aus der Perspektive der 15-jährigen Sara die Geschichte zweier Mädchen in einem Erziehungsheim geschildert. Beide haben schlimme Enttäuschungen erlebt und fühlen sich dadurch miteinander verbunden.
In welchem Zusammenhang die beiden Handlungsstränge stehen und was diese mit der Vergangenheit Charlie Lagers und dem gestörten Verhältnis zu ihrer Mutter zu tun haben, lässt sich nicht erahnen.
Am Ende werden beide Erzählebenen schlüssig zusammengefügt und offenbaren beklemmende, tragische Geschichten, die aus dem anfänglichen reinen Kriminalfall einen düsteren Psychothriller machen.
Um ein Gefühl für die privat kaputt, aber beruflich umso akribischere Ermittlerin Charlie Lager zu bekommen, ist es empfehlenswert die beiden Vorgängerromane zu lesen, die bereits Teile ihrer belastenden Vorgeschichte erzählen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2021

Bittersüße Geschichte über den Neuanfang einer jungen Frau - tragisch, aber hoffnungsvoll und dabei bewegend und unterhaltsam geschrieben

Das kleine große Glück
0

Die 33-jährige Gina Bellamy lebt in Scheidung von ihrem Ehemann Stuart, der sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte. Als Gina in eine deutlich kleinere Wohnung zieht, ist sie umgeben von unzähligen ...

Die 33-jährige Gina Bellamy lebt in Scheidung von ihrem Ehemann Stuart, der sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte. Als Gina in eine deutlich kleinere Wohnung zieht, ist sie umgeben von unzähligen Umzugslisten und stellt fest, dass sie viel zu viele Besitztümer hat. Sie ist gezwungen, auszusortieren, was gleichzeitig aber auch eine Erleichterung ist, um Ballast aus der Vergangenheit loszuwerden. Einiges kann sie verschenken oder für einen guten Zweck spenden. Am Ende möchte Gina sich auf 100 Dinge beschränken, die ihr wichtig sind. Während sie neben ihrer Arbeit als Projektmanagerin für alte Häuser täglich mit dem Aussortieren beschäftigt ist, kommen Erinnerungen in ihr hoch, die sie bewegen. Sie reflektiert ihre Ehe, die sie nicht glücklich gemacht hat, denkt an ihre Krankheit zurück, die sie überstanden hat und trauert noch immer ihrer ersten Liebe Kit hinterher oder vielmehr der unbeschwerten Zeit, die sie als junge Studentin hatte.
Während das Verhältnis zu ihrer Mutter Janet angespannt ist, ist ihre beste Freundin Naomi seit Schulzeiten an ihrer Seite und gibt ihr auch nach der Trennung von Stuart Halt, motiviert sie für einen Neuanfang und nicht zu resignieren. Dabei lernt Gina neue Menschen kennen, schließt Freundschaften zu einer guten Ratgeberin und hat plötzlich auch noch einen gepeinigten Greyhound an ihrer Seite.

Jedes Kapitel des Romans hat einen bestimmten Gegenstand aus dem Besitz von Gina als Titel. Irritierend ist jedoch, dass dieser Gegenstand in dem Kapitel häufig nur eine untergeordnete Rolle spielt oder überhaupt nicht erwähnt wird. Den Aufbau des Romans fand ich deshalb weniger gelungen, weil die Frage der Erwähnung des Gegenstands von der eigentlichen Geschichte ablenkt.
Sieht man darüber hinweg, ist der Roman eine feinfühlige, empathische Erzählung über eine junge Frau, die sich gescheitert fühlt und vor einem privaten Neuanfang steht. Gina ist in ihrem Beruf als Projektmanagerin für die Restaurierung und Sanierung alter Häuser selbstsicher und bei der Beratung ihrer Auftraggeber in ihrem Element. Privat ist sie dagegen zurückhaltend und schließt nicht schnell Kontakte zu anderen.

Durch ihre Erinnerungen, die nicht chronologisch geschildert werden, erfährt man, was Gina schon in ihrem Leben durchgemacht hat und was nun ihr Verhalten prägt. Mit vielen Erinnerungen tut sie sich schwer, weshalb dem Leser nur zögerlich Details aus ihrer Vergangenheit bekannt werden. Wie sie ihre Krankheit durchgestanden hat und woran ihre erste Liebe zerbrochen ist, erfährt man nur allmählich. Die Autorin schafft es dadurch dem eher ruhigen Roman Spannung zu verleihen, denn gerade der Bruch mit Kit scheint etwas in Gina zerbrochen zu haben und ihr noch heute im Wege zu stehen.

In "Das kleine große Glück" begleitet man Gina auf ihrem neuen Lebensweg und lernt über Rückblenden und ihre Erinnerungen Details aus ihrem vergangenen Leben. Die Gegenstände, die Gina weggibt oder sich entscheidet, zu behalten, stehen dabei symbolisch für das Abwerfen von Ballast und die Konzentration auf ausgewählte wichtige Dinge, die ihre Person ausmachen oder sie glücklich machen.
Die Geschichte ist facettenreich und unterhaltsam und berührt aufgrund Ginas Schicksalsschlägen und ihren Mut für einen Neuanfang. Auch besteht die Hoffnung einer neuen Liebe zu einem Mann, der besser zu ihr passt, als ihr Exmann.
Die 100 Gegenstände, die im Klappentext erwähnt werden, und die Kapitelüberschriften mit diversen anderen Gegenständen hätten der Geschichten einen Rahmen geben können, was in der Umsetzung jedoch nicht gelungen ist. Viele Gegenstände rufen zwar Erinnerungen in Gina hervor und führen zu Rückblenden, der Bezug ist jedoch bei den allermeisten Utensilien marginal und nicht relevant für die Geschichte, was ich mir anders vorgestellt hatte.

Fazit: Die bittersüße Geschichte über Ginas Neuanfang ist unterhaltsam und bewegend, die Buchbeschreibung könnte jedoch falsche Erwartungen wecken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.06.2021

Solider, unblutiger Kriminalfall, der zwar nicht für Nervenkitzel sorgt, aber spannend geschildert ist und für vergnügliche Lesestunden sorgt.

Elbschuld
0

Kurz nachdem der Berliner Hauptkommissar Philip Goldberg in dem kleinen norddeutschen Örtchen Kophusen seinen Dienst angetreten hat, meldet sich die herrische Obsthofbesitzerin Hilde Deterding auf dem ...

Kurz nachdem der Berliner Hauptkommissar Philip Goldberg in dem kleinen norddeutschen Örtchen Kophusen seinen Dienst angetreten hat, meldet sich die herrische Obsthofbesitzerin Hilde Deterding auf dem Revier und behauptet, dass ihr Ehemann sie töten möchte. Besagter Ehemann ist allerdings seit drei Jahren tot und eingeäschert auf dem Friedhof, weshalb die Polizisten Hauke Thomsen und Peter Brandt Frau Deterding im Gegensatz zu Goldberg, der Paranormalem nicht ganz abgeneigt ist, nicht ernst nehmen.
Als dann jedoch ihr Hund mit Rattengift getötet und wenig später ihr geliebtes Steiff-Stoffschaf Mia geschändet in ihrem Schlafzimmer aufgefunden wird, wird der Fall auch für die Provinzpolizisten interessant, die ihren neuen Vorgesetzten zwar etwas merkwürdig finden, sich aber mit Elan zusammen mit Goldberg an die Ermittlungen begeben.

"Elbschuld" ist ein unterhaltsamer Regionalkrimi, bei dem der Klappentext schon viel verrät und bei dem durch den Titel bereits angenommen werden kann, dass sich jemand an Hilde Deterding rächen möchte. Die Lage für die ältere Dame, die fest davon überzeugt ist, dass ihr toter Ehemann ihr nach dem Leben trachtet, wird zunehmend bedrohlicher. Goldbergs Anliegen ist es, tunlichst einen Mord in dem beschaulichen Dorf zu vermeiden und aufzuklären, wer für die geschmacklosen Aktionen verantwortlich ist, die Hilde Deterding als verrückt darstellen oder ins Grab bringen sollen. Als Motiv kommt Bereicherung in Frage, aber kann es wirklich so offensichtlich sein, dass ihre Erben sie vorzeitig unter der Erde sehen wollen? Und was hat es mit dem dubiosen Hausangestellten auf sich, dem Frau Deterding blind vertraut? Je tiefer Goldberg und seine Kollegen ermitteln, desto mehr Personen kommen als potenzielle Täter oder Involvierte in Frage.

"Elbschuld" ist der Auftakt einer inzwischen fünfteiligen Buchreihe um den frisch nach Kophusen versetzten Hauptkommissar und Kaffee-Gourmet Goldberg, über dessen persönlichen Hintergrund man zunächst nur wenig erfährt und schon damit Potenzial für weitere Bände schafft.
Der Fall ist zu Beginn mysteriös, die Ermittlungen facettenreich und interessant abwechselnd aus den Perspektiven aller drei Polizisten geschildert. Der Roman konzentriert sich ganz auf die Auflösung des Falls ohne sich mit dem Privatleben der Ermittler aufzuhalten. Diese wirken durch ihre kleinen Fehler menschlich und sympathisch und passen in das kleine Nest Kophusen, in dem jeder jeden kennt.
Durch die Streitigkeiten, die innerhalb der Familie Deterding herrschen, wird der Fall zunehmend spannender, denn Frau Deterding wurde von ihren Kindern nie als liebende Mutter empfunden, verbirgt ein Geheimnis und hat damit Schuld auf sich geladen, was den Hass unter den Beteiligten geschürt hat.

Am Ende ging es mir mit der Auflösung etwas zu schnell, da die Zusammenhänge nur sehr knapp beschrieben wurden und vielleicht auch deshalb etwas konstruiert wirkten. Dennoch ist "Elbschuld" ein solider, unblutiger Kriminalfall, der zwar nicht für Nervenkitzel sorgt, aber durchaus spannend geschildert ist und für vergnügliche Lesestunden sorgt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2021

Der Abschluss der Trilogie legt zu viel Aufmerksamkeit auf den Rahmen der Handlung und zu wenig auf Bettina und das, was sie persönlich bewegt

Erntejahre
0

Bettina wird 1958 in Braunschweig geboren und muss drei Jahre später miterleben, wie ihre Großmutter Constanze durch den Bau der Berliner Mauer von ihnen getrennt wird. Jahrelang haben sie keinen Kontakt ...

Bettina wird 1958 in Braunschweig geboren und muss drei Jahre später miterleben, wie ihre Großmutter Constanze durch den Bau der Berliner Mauer von ihnen getrennt wird. Jahrelang haben sie keinen Kontakt mehr zu Constanze und Clemens und wissen nicht, was mit ihnen in der DDR geschehen ist. Bettina wächst in einer politisch bewegten Zeit in den 1960er- und 1970er-Jahren auf und interessiert sich sehr für das Tagesgeschehen. Sie verurteilt Konflikte wir den Vietnamkrieg, den Hass zwischen Arabern und Israelis und den Terrorismus, den sie in Deutschland während der Olympischen Spiele 1972 in München oder später während des "Deutschen Herbstes" erleben muss. Ihr Interessen möchte sie zum Beruf machen und Journalistin werden. Neugierig ist sie jedoch auch in Bezug auf ihre eigene Familie, denn wie schon Großmutter Constanze ihre Geheimnisse hatte, hat ihr auch Mutter Eva längst nicht alles aus der Vergangenheit erzählt. Erst als sich ein ihr bisher unbekannter Halbbruder aus den USA ankündigt, öffnen sich ihr ihre Eltern.

"Erntejahre" ist nach "Libellenjahre" und "Wunderjahre" der abschließende dritte Band der Warthenberg-Saga. Er beginnt im Jahr 1958 mit der Geburt Bettinas und setzt damit nahtlos an Teil 2 an. Durch Rückblenden und Wiederholungen aus andere Perspektive ist ein Einstieg in den Roman problemlos möglich.
Die Geschichte handelt auf zwei Zeitebenen und wird in ihrer Gegenwart aus der Sicht der heranwachsenden Bettina und in der Vergangenheit, die mit der Gegenwart gleichzieht, aus der Perspektive von Constanze geschildert. Auf diese Weise können die aufgetretenen Fragen aus Band 2 geklärt werden, denn endlich wird klar, was Constanze und Clemens erleiden mussten und warum kein Kontakt zu ihrer Familie im Westen möglich war.
Im Rahmen der Geschichte der von Warthenbergs werden viele historische Ereignisse, die Deutschland bewegten, erwähnt und eingebettet. Der Roman wirkt damit sehr authentisch, allerdings kam mir dabei die eigentliche Familiengeschichte etwas zu kurz. Im Schweinsgalopp rast man durch die jüngere deutsche Geschichte von 50 Jahren auf nicht einmal 400 Seiten. Diese Hast wird durch die kurzen Sätze, die im Extremfall nur ein oder zwei Worte umfassten, noch verstärkt.
Für meinen Geschmack passierte dagegen zu wenig in Bettinas Leben und die für ihre Person wichtigen Ereignisse wie das Kennenlernen ihres Halbbruders oder die Liebe zu ihrem Nachbarn wurden sehr schnell und wenig emotional abgehandelt. Gerade die Beziehung zu Mathias wirkte deshalb wenig glaubwürdig auf mich, die Begegnung mit ihrer Verwandtschaft in England war mir ein zu plumper Zufall und hätte durchaus anders gelöst werden können. Weiterhin fehlten mir in dem Buch Probleme der Charaktere oder Widersacher, die der Geschichte Spannung, Tiefe und mehr Pepp verliehen hätten. Die Protagonisten waren zu glatt und allesamt langweilig gutherzig.

Wer Teil eins und zwei der Warthenberg-Saga gelesen hat, muss auch den Abschluss der Trilogie lesen, um wichtige Fragen beantwortet zu bekommen. Die Autorin verbindet auch im dritten Teil wieder geschickt historische Wahrheiten mit der fiktionalen Familiengeschichte, legt für mein Empfinden jedoch zu viel Aufmerksamkeit auf den Rahmen der Handlung und zu wenig auf Bettina und das, was sie persönlich bewegt. Im Vergleich zu den vielen - zwar interessanten - Fakten enthielt mir dieser Roman zu wenig Persönlichkeit und Emotionen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2021

Melancholische, bedrückende Geschichte über drei Frauen und ihre bittere Freundschaft

Katzenzungen
0

Nora, Dodo und Claire sind seit über 30 Jahren befreundet und verbringen seit zehn Jahren einmal im Jahr einen Kurzurlaub miteinander. Während Nora die Reise organisiert hat und sich allein schon auf das ...

Nora, Dodo und Claire sind seit über 30 Jahren befreundet und verbringen seit zehn Jahren einmal im Jahr einen Kurzurlaub miteinander. Während Nora die Reise organisiert hat und sich allein schon auf das gemeinsame Picknick im Zug freut, sind Dodo und Claire zurückhaltend.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive einer der drei Frauen Anfang 40 geschildert. Die Kapitel sind kurz und jeweils nur auf wenige Seiten beschränkt. Sie beschreiben die sechs Tage, die sie in diesem Jahr gemeinsam verbringen, aber auch insbesondere ihre Gefühlslage und Gedanken, die sie hegen.
Anders als man es sich von einer langjährigen Frauenfreundschaft erwartet, sind die Gedanken nicht voller schöner Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit, sondern geprägt von Missgunst, Neid und Eifersucht. Keine scheint der anderen ihr vordergründiges Glück zu gönnen und die beiden anderen wirklich zu kennen. Jede trägt ein Geheimnis mit sich herum, das sie belastet und gerne teilen würde, aber nicht den Mut dazu hat. Die Stimmung ist gedrückt, denn eigentlich sollte diese Jubiläumsreise eine Wende darstellen. Dabei ist schwer einschätzbar, ob die fragile Freundschaft einen "reinen Tisch" aushalten und nicht ganz zerbrechen würde oder ob die schwierigen Beziehungen untereinander nicht endlich ehrliche Worte brauchen.

Fragt man sich zu Beginn noch, was die drei eigentlich miteinander verbindet und warum sie sich diese gemeinsame Reise überhaupt antun, die durch die aggressive Stimmung zu einer Tortur wird, wird durch die Verhaltensweisen und die inneren Monologe deutlich, dass jede der Frauen auf ihre Art einsam ist.
Keine der Frauen ist sympathisch und verhält sich so wie man es von einer Freundin erwarten würde. Es herrscht keinerlei Urlaubsatmosphäre, die Stimmung ist trüb, bitter, und obwohl die drei allein für diesen Jahresurlaub zusammengekommen sind, gehen sie sich aus dem Weg und verbringen die Zeit überwiegend nur zu zweit, während die Dritte außen vor bleibt.

"Katzenzungen" ist eine melancholische, bedrückende Geschichte über drei Frauen, die vor allem durch negative Erlebnisse miteinander verbunden sind, aber dennoch krampfhaft an ihrer Freundschaft oder dem, was davon übrig ist, festhalten. Es ist wahrlich kein Gute-Laune-Urlaubsroman. Er fesselt jedoch durch die Abgründe, die sich auftun und die Frage, ob es zu einer versöhnlichen Aussprache oder doch zu einem großen Eklat kommen wird, der die noch übrigen zarten Bande endgültig kappt. Und am Ende lässt einen die Geschichte völlig fassungslos zurück, denn Freundschaft ist offenbar ein sehr dehnbarer Begriff.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere