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Veröffentlicht am 12.06.2021

Ein Jugendroman über die Suche nach Identität, über Toleranz, Respekt und (Selbst)akzeptanz, aber auch über Freundschaft und die erste Liebe

DUMPLIN'
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Willowdean Dickson ist 16 Jahre alt, Schülerin an einer High School in der Kleinstadt Clover City und jobbt in einem Imbiss. Ihre beste Freundin ist Ellen, die wie sie ein Fan der exzentrischen Sängerin ...

Willowdean Dickson ist 16 Jahre alt, Schülerin an einer High School in der Kleinstadt Clover City und jobbt in einem Imbiss. Ihre beste Freundin ist Ellen, die wie sie ein Fan der exzentrischen Sängerin und Schauspielerin Dolly Parton ist. Sie akzeptiert Will genauso wie sie ist - mit ihrem Übergewicht. Auch Will hat kein Problem mit ihrem Körper. Wie ihre kürzlich an einem Herzinfarkt verstorbene, rund 250 kg schwere, Tante Lucy, die im Gegensatz zu Wills Mutter Rosie nichts von Diäten hielt, geht sie betont selbstbewusst durchs Leben.
Als sie den attraktiven Bo kennenlernt, der sie nach Feierabend sogar hinter den Mülltonnen des Imbisses küsst, ändert sich für Will alles. Sie zweifelt plötzlich an ihrem Körper und kann sich nicht vorstellen, dass Bo sich nicht an ihrem Übergewicht stört. Auch ist die Beziehung zu ihrer Freundin Ellen, die selbst einen festen Freund hat und sich immer besser mit einer ihrer Kolleginnen aus dem Bekleidungsgeschäft Sweet 16, in dem Will nie ein Kleidungsstück finden würde, versteht, gestört. Die beiden entfremden sich zunehmend. Als Will dann im Zimmer ihrer Tante ein altes Anmeldeformular für den alljährlichen Schönheitswettbewerb in Clover City findet, den ihre Mutter vor Jahren gewonnen hat und in dessen Auswahlkomitte sie sitzt, beschließt Will spontan das umzusetzen, wozu sich ihr Tante offenbar nicht getraut hat: Sie meldet sich an, auch wenn sie nicht denkt, auch nur den Hauch einer Chance zu haben, diesen Kontest zu gewinnen. Ihr schließen sich drei weitere Mädchen an, die auch nicht dafür prädestiniert sind, als Schönheitsköniginnen zu glänzen. Sie möchten den Wettbewerb revolutionieren und zeigen, dass jede das Recht hat, vorurteilsfrei daran teilnehmen zu dürften.

"Dumplin'" ist ein Jugendroman, der passend zu dem allgemeinen Bodypositivity-Trend ist. Will ist ein selbstbewusstes Mädchen, das dazu steht, dick zu sein, wie sie sich auch selbst bezeichnet. Als sie sich ausgerechnet in ihren gut aussehenden Kollegen verliebt, der zudem selbst Interesse an ihr signalisiert, fühlt sie sich jedoch nicht geschmeichelt und in ihrer Denkweise bestärkt, sondern zweifelt massiv an sich und ihrem Körper. Sie hat Angst davor, dass Bo nicht zu ihr stehen könnte, wenn andere ihre Paarkonstellation in Frage stellen würden.
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive der 16-Jährigen geschrieben, so dass man ihre Gedanken, ihre Ängste und Unsicherheiten - egal ob im Umgang mit ihrem Freund, ihrer besten Freundin oder ihrer Mutter - sehr gut nachvollziehen kann.
Anhand des Klappentextes hatte ich jedoch erwartet, dass Will mehr zu ihrem Körper steht und durch den Schönheitswettbewerb beweisen sollte, das wahre Schönheit von Innen kommt und dass jeder Mensch auf seine eigene Art und Weise schön ist. Darum fand ich es auch sehr gut, dass sie Unterstützung von drei weiteren Mädchen mit eigenen Makeln bekommt, die an dem Wettbewerb teilnahmen.
Die Botschaft des Buches, zu sich selbst zu stehen, tolerant gegenüber anderen zu sein und sich nicht von Äußerlichkeiten ablenken oder beeinflussen zu lassen, ist deutlich, aber dennoch hatte ich beim Lesen stets das Gefühl, dass "Dicksein" gleichbedeutend mit "nicht schön sein" ist, was ich schade fand. Gleichzeitig ist dies aber vermutlich leider einfach nur ein realistisches Bild unserer Gesellschaft, in der man Dicken keinen Gewinn eines Schönheitswettbewerbs zutrauen würde.
Aber nicht nur die Unsicherheiten mit dem eigenen Körper, die vermutlich jedes Mädchen in der Pubertät erlebt, sind sehr bildhaft dargestellt. Auch die Gedanken um die erste Liebe, Eifersüchteleien unter Freundinnen, Meinungsverschiedenheiten mit Erziehungsberechtigten und vor allem die Fragen: Wer bin ich? und Wer will ich sein? sind unterhaltsam, altersgerecht und nicht oberflächlich beschrieben.

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Veröffentlicht am 11.06.2021

Bittersüße Geschichte, die in bunten Farben die Ferien eines Mädchens bei ihrer Mutter erzählt. Es ist tragische Familiengeschichte mit unversöhnlichen Charakteren

Mein Sommer am See
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Nach dem Tod ihrer Mutter erhält die 30-jäirge Beth ein Päckchen aus Ungarn. Es enthält "Das Buch unserer Sommer", ein Album mit Foto und Erinnerungsstücken der Sommer, die Beth zusammen mit ihrer Mutter ...

Nach dem Tod ihrer Mutter erhält die 30-jäirge Beth ein Päckchen aus Ungarn. Es enthält "Das Buch unserer Sommer", ein Album mit Foto und Erinnerungsstücken der Sommer, die Beth zusammen mit ihrer Mutter Marika in Ungarn verbracht hat. In einem Sommerurlaub 1990 am Balaton hatte die gebürtige Ungarin Marika, die erstmalig nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder in Ungarn war, beschlossen, in ihrer Heimat zu bleiben und damit ihren Mann und ihre Tochter verlassen. In den Jahren danach verbrachte Beth sodann ein bis zwei Wochen im Sommer in Ungarn in der Villa Serena bei Marika und ihrem Lebensgefährten, dem Künstler Zoltán. Es waren stets schöne, unbeschwerte Ferien, die viel zu schnell vorbei gingen, die Beth bei ihrer quirligen Mutter verbrachte, bis sie wieder zurück nach Devon zu ihrem Vater fuhr, der sie liebte, aber seit der Trennung sehr in sich zurückgezogen lebte. Ungarn wurde zu einem Sehnsuchtsort, an dem sich Beth trotz der kurzen Aufenthalte im Jahr bald mehr zu Hause fühlte als in dem traurigen Cottage in England.
Während Beths siebten Sommeraufenthalt in Ungarn erfährt sie eine Wahrheit, die sie in eine tiefe Identitätskrise stürzte und sie derart erschütterte, dass Beth nie wieder zurück nach Ungarn wollte und den Kontakt zu Marika abgebrochen hat.
Jahrelang hatte Beth die Vergangenheit verdrängt, doch mit dem Album kommen alle Erinnerungen wieder in ihr hoch - die schönen, aber auch die unschönen Momente, die ihr Leben für immer veränderten.

Durch Beths Erinnerungen wird man als Leser in die 1990er-Jahre versetzt und erlebt die glücklichen Sommer der jungen Beth durch die bildhaften Beschreibungen lebendig mit. Beth war immer gern in Ungarn und fühlte sich bei Marika und Zoltán wohl, die sich in dieser Zeit ganz nach ihren Wünschen richteten. Für Beth brauchte es jedoch nicht viel, um glücklich zu sein. Sie genoss es durch die umliegenden Wälder zu streunen und den Nachbarsjungen Tamás zu treffen, in den sie verliebt war. Dennoch schwingt in den Erinnerungen immer eine bedrückende Melancholie mit, denn die unbeschwerte Zeit war endlich. Bis der Leser jedoch erfährt, was im Sommer 1997 in Ungarn passierte und was und ihre Mutter entzweite, schwelgt man in den kindlichen, nostalgischen Erinnerungen.

In der Gegenwart ist spürbar, dass Beth nicht glücklich ist und diesen Teil ihrer Vergangenheit nicht verarbeitet hat. Auch das Verhältnis zu ihrem Vater, mit dem sie als Kind so eng verbunden war, wirkt gegenwärtig unbeholfen und distanziert und muss durch die Auswirkungen des Sommers 1997 erschüttert worden sein. Beths Verletzungen, Enttäuschungen und Bitterkeit treten deutlich zutage und machen neugierig darauf zu erfahren, was ihr widerfahren sein mag.

"Mein Sommer am See" ist eine bittersüße Geschichte, die in schillernden, bunten Farben die Ferien eines jungen Mädchens bei ihrer Mutter beschreibt. Die Situation in der Gegenwart, in der es Beth zunächst kaum schafft, das Album durchzublättern, das sie an den alles verändernden Sommer erinnern wird, drückt jedoch die Stimmung. Es ist kein unbeschwerter Sommerroman, sondern eine tragische Familiengeschichte mit unversöhnlichen Charakteren, die sich durch jahrelanges, beharrliches Schweigen die Chance auf Versöhnung nahmen, bis es letztlich zu spät war.

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Wenig überraschende Geschichte über einen Neuanfang in einem anderen Land - überzeugt jedoch durch die lebendige Beschreibung Floridas, von Land und Leuten, Flora und Fauna.

Die Inselgärtnerin
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Sonja lebt in Scheidung von ihrem Ehemann Michael, der sich ein eine jüngere Frau verliebt hat. Sie hat die Trennung von ihm noch nicht verwunden, als sie auch noch ihre Anstellung als Landschaftsarchitektin ...

Sonja lebt in Scheidung von ihrem Ehemann Michael, der sich ein eine jüngere Frau verliebt hat. Sie hat die Trennung von ihm noch nicht verwunden, als sie auch noch ihre Anstellung als Landschaftsarchitektin verliert. Sonja steht mit 38 Jahren vor den Trümmern ihres Lebens, hat jedoch vor knapp einem Jahr überraschend von ihrer verstorbenen Tante Sandy ein Anwesen in Florida geerbt. Zur Abwicklung wurde bereits ein Nachlassverwalter engagiert, aber nun nutzt sie die Gelegenheit, um vor Ort die Dinge selbst zu klären und verliebt sich dabei in das altmodische Holzhaus und Dophin Island. Sie träumt schon bald davon, sich dort als Landschaftsarchitektin mit einer eigenen Inselgärtnerei selbstständig zu machen und erhält schon kurz nach ihrer Ankunft den Auftrag, das Anwesen eines Multimillionärs auf Juno Island umzugestalten. Während dieser unverhohlen mit ihr flirtet, ist es Philosoph und Ernest Hemingway-Double Sam, ein Bekannter ihrer Tante, der sie bei den Arbeiten tatkräftig unterstützt.
Alle Zeichen stehen auf Neuanfang, aber die Gründung der Inselgärtnerei stellt sie vor ungeahnte Schwierigkeiten, denn offenbar ist keine Konkurrenz durch eine Frau aus Deutschland gewünscht.
"Die Inselgärtnerin" ist ein Roman, der nach einem altbewährten Prinzip aufgebaut ist: Frau verliert Mann und Job, erhält ein Erbe und versucht sich daraufhin mit einem Neuanfang an einem anderen Ort. Dort findet sie schnell Freunde, hat jedoch die ein oder anderen beruflichen Probleme bei ihrem Neustart und findet nebenbei vielleicht noch einen neuen Mann fürs Leben.
So bietet auch dieses Buch nicht allzu viele Überraschungen, hat deshalb auch seine Längen, überzeugt jedoch durch die anschaulichen Beschreibungen der Insel Floridas und der dortigen Flora. Das Anwesen direkt am Meer, das Sonja, die sich schon bald "Sunny" nennt, geerbt hat sowie die Gärten, die sie zum Schutz von Umwelt und Klima nachhaltiger umgestalten möchte, sind bildlich vorstellbar. Auch die schwüle Hitze in den Frühlings- und Sommermonaten und die Abkühlungen im Golf von Mexiko sind spürbar und machen Lust darauf, diesen Ort selbst einmal zu besuchen. Der Motown-Groove, zu dem im örtlichen Kulturzentrum gesungen und getanzt wird sowie der Ernest Hemingway-Wettbewerb sorgen abseits der Pflanzenwelt für Abwechslung. Stimmiger wären diese Episoden gewesen, wenn sie mehr mit Sonja und vor allem auch mit Sandy zu tun gehabt hätten, von der man trotz bewegter Vergangenheit als schauspielende Schwimmerin an der Seite von Stars und Sternchen nur wenige Einzelheiten erfährt. Hier wären Rücklenden in die 1960er-Jahre zur Erfolgsgeschichte von Motown sehr passend gewesen.
Das Liebesdreieck von Sunny, Millionär Nick und Philosoph Sam konnte mich wenig überzeugen. Der Flirt mit Nick pinselt zwar Sonjas Selbstbewusstsein, bleibt aber auf eine reine körperliche Anziehung reduziert. Emotionen zwischen Sonja und Sam konnte ich gar nicht spüren, eine platonische Freundschaft zwischen den beiden hätte ich als authentischer empfunden.
Die beruflichen Herausforderungen als Dünengärtnerin Floridas sind etwas sehr blauäugig geschildert. Noch ohne Arbeitserlaubnis übernimmt Sonja bereits einen Auftrag und macht sich erst später Gedanken über eine Selbstständigkeit und die erforderlichen Schritte dafür. Die Folgen ihrer Unbedarftheit und die gegen sie geschmiedeten Intrigen sorgen dann am Ende aber doch noch für Spannung, wobei die Lösung letztlich sehr glücklich ausfällt.
"Die Inselgärtnerin" bietet eine wenig überraschende Geschichte über einen Neuanfang in einem anderen Land, ist dabei in Bezug auf die beruflichen Ambitionen jedoch stark vereinfacht beschrieben. Die Handlung bleibt oberflächlich, so dass das Buch im Wesentlichen durch die lebendige Beschreibung Floridas, von Land und Leuten, Flora und Fauna überzeugt.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Familiengeschichte um eine verlorene Mutter, um Versöhnung, Neuanfänge und am Ende auch über die Liebe - lebendig und einfühlsam erzählt

Sehnsucht in Aquamarin
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Polly und Jette Reinhardt wurden im Alter von zweieinhalb und knapp fünf Jahren von ihrer Mutter verlassen und sind bei ihrem Vater Walter, der später wieder geheiratet hat, in Stuttgart aufgewachsen. ...

Polly und Jette Reinhardt wurden im Alter von zweieinhalb und knapp fünf Jahren von ihrer Mutter verlassen und sind bei ihrem Vater Walter, der später wieder geheiratet hat, in Stuttgart aufgewachsen. Die ältere Jette ist rastlos, wechselt häufig ihre Jobs, ist dabei weltweit unterwegs und verliebt sich dort häufig in Männer, wobei die Beziehungen nie lange halten. Polly braucht dagegen ihr geordnetes Leben, arbeitet als Übersetzerin von Erotikromanen und Bedienungsanleitungen von Gartengeräten in Stuttgart und lässt Männer nur in Form von One-Night-Stands an sich heran.
Als Jette durch einen Zufall auf ein Foto ihrer Mutter aufmerksam mit, das in einem Hotel in Ben Harbor in Maine aufgenommen wurde, überredet sie Polly, mit ihr nach Maine zu reisen um nach ihrer Mutter zu suchen. Eva arbeitet dort als Rangerin in einem Nationalpark, was sie über ihren Kollegen Liam erfahren, den Polly schon an ihrem ersten Abend in Ben Harbor kennenlernt. Während Jette und Polly als Touristinnen getarnt im Nationalpark campen und auf diese Weise ihre Mutter näher kommen möchten, fühlt sich Polly immer stärker zu dem alleinerziehenden Vater Liam hingezogen und Polly verliebt sich in Hummerfischer Owen. Ob die beiden ungleichen Schwestern nach dem Kennenlernen und einer Aussprache mit ihrer Mutter ihren Frieden finden können und bereit für die Liebe sind?

Der Roman ist aus der Perspektive der 31-jährigen Polly geschrieben, die sich nach außen hin tough gibt, einen Schutzpanzer um sich gebaut hat und niemanden zu nah an sich heranlässt. Sie hat im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Jette keine Erinnerungen an ihre Mutter, die sie als kleines Mädchen verlassen hat und verspürt deshalb auch kein Interesse nach dieser fremden Frau zu suchen. Jette dagegen möchte zumindest eine Erklärung dafür haben, warum ihre Mutter vor 29 Jahren einfach so gegangen ist.
Beide sind traumatisiert und haben Probleme, Beziehungen einzugehen bzw. an ihnen festzuhalten. Sie sind verletzlich, auch wenn sie es nicht zeigen. Polly hält die Menschen auf Distanz und wirkt stark, gleichzeitig aber auch verbittert und wütend. Jette ist dagegen betont fröhlich und stürzt sich geradezu ins Leben.
In Ben Harbor finden die beiden Schwestern schnell Anschluss und die familiäre Atmosphäre ist schon fast ein bisschen zu glatt. Auch die Parallelen von Pollys und Liams Leben sind etwas überzeichnet. Gut gefallen hat mir die Beschreibung des Ortes Ben Harbor an der Atlantikküste, von Natur, Land und Leuten. Mit heulenden Kojoten, Diner und Blueberry Cheesecake wird die perfekte und ein wenig klischeehafte amerikanische Kulisse anschaulich gezeichnet, was passend zur Handlung ist.

Die Geschichte ist tragisch, wird jedoch überwiegend humorvoll und vor allem sehr einfühlsam erzählt. Die Charaktere sind menschlich und nahbar, die Dialoge lebendig und gespickt mit Wortwitz, was der Geschichte eine Leichtigkeit gibt. Auch wenn die Handlung etwas vorhersehbar ist und alle Anzeichen auf eine Wende im Leben beider Schwestern stehen, ist die Geschichte nicht ganz ohne Tiefe und vor allem sehr unterhaltsam erzählt.
Es ist eine Familiengeschichte um eine verlorene Mutter, um Vertrauen, Versöhnung, Familienzusammenführung, Neuanfänge und am Ende auch über die Liebe, die trotz aller Dramen unbeschwert ist und sich perfekt als sommerliche (Urlaubs-)lektüre eignet.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Der Roman umfasst wichtige aktuelle, gesellschaftlich relevante Themen, konnte mich durch die langatmige Schilderung jedoch nicht fesseln

Gute Nachbarn
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Die Ökologie-Professorin Valerie Alston-Holt lebt in einer Kleinstadt in North Carolina, wo sie nach dem Tod ihres Mannes als Alleinerziehende ihren Sohn Xavier großgezogen hat. Er ist ein guter Schüler ...

Die Ökologie-Professorin Valerie Alston-Holt lebt in einer Kleinstadt in North Carolina, wo sie nach dem Tod ihres Mannes als Alleinerziehende ihren Sohn Xavier großgezogen hat. Er ist ein guter Schüler und talentierter Musiker und wird nach dem Sommer mit Hilfe eines Stipendiums ein College in San Francisco besuchen.
Auf dem Grundstück nebenan ist die Familie Whitman eingezogen, ein Ehepaar mit zwei Töchtern. Brad Whitman ist eine lokale Berühmtheit, hat er doch als Selfmade-Man mit einer Firma für Kühlanlagen ein Vermögen gemacht. Er und auch seine Frau sind stets besorgt um das Wohlergehen ihrer Töchter und erziehen diese konservativ. Materiell fehlt es den beiden an nichts, aber ihre Freiheiten sind stark eingeschränkt, was diese jedoch bislang klaglos akzeptierten. Als sich die Älteste Juniper jedoch mit dem Nachbarsjungen Xavier, dem Sohn einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters, anfreundet, tritt der Beschützerinstinkt von Brad deutlich zutage.
Zu allem Überfluss werden die Whitmans von Xaviers Mutter Valerie auf Schadenersatz verklagt, denn beim Bau ihres Hauses haben sie die große historische Eiche in ihrem Garten beschädigt.

Der Roman ist aus der Perspektive der namenlosen Nachbarschaft geschildert, die hinter die Fassade der Alstons-Holts und der Whitmans blicken. Auf diese Weise erfährt man peu à peu Details aus dem Leben der Familien, aber auch, was sie in ihrer Vergangenheit erlebt haben und was sie bis heute prägt. Die Sichtweise ist unheilvoll, denn die Nachbarschaft blickt zurück und deutet eine nahende Katastrophe an.
Die Charaktere bleiben durch diese besondere Erzählweise auf Distanz. Auch empfand ich, dass die Rückblenden in vergangene Zeiten zu abrupt eingerückt wurden und den Lesefluss bremsten, da die Handlung in der Gegenwart zu willkürlich unterbrochen wurde. Nichtsdestotrotz sind die Rückblenden erforderlich, um das gegenwärtige Verhalten der Protagonisten einordnen und besser verstehen zu können.

Die Autorin spricht in der Geschichte wichtige Themen wie Alltagsrassismus, Privilegien der Weißen, Unterschiede von Arm und Reich und Umweltschutz an. Es sind streithafte und emotional besetzte Themen, die insbesondere die amerikanische Gesellschaft bewegen, aber auch in abgeschwächter Form auf Deutschland übertragbar sind.

Gut gefallen hat mir die Symbolik der sterbenden alten Eiche, die Brad Whitman aus Unwissenheit, Gleichgültigkeit und Egoismus zerstört. Er ist der eindringende Nachbar, der das Gleichgewicht in dem beschaulichen Oak Knoll stört. Dagegen blieben die Charaktere etwas eindimensional. Brad Whitman empfand ich zu pauschal als bösen weißen Mann dargestellt, nachdem auch noch seine sexuellen Neigungen offenbart wurden. Xavier, der "Nicht-Weiße", war mit seiner Intelligenz und Güte und dem perfekten Sohn-Image sehr idealistisch beschrieben und wurde letztlich in die typische Opferrolle eines US-amerikanischen schwarzen jungen Mannes gedrängt.
Der Roman bedient mit der Geschichte einerseits eine Reihe von Klischees, andererseits zeigen aktuelle, medienwirksame Ereignisse aber auch, dass die Handlung tatsächlich so hätte passieren können, weshalb ich am Ende zwiegespalten bin.

Der Roman umfasst wichtige aktuelle, gesellschaftlich relevante Themen und ist von einer ganz besonderen Erzählweise geprägt. Durch die langatmige und etwas wirre Schilderung in der ersten Hälfte konnte mich der Roman jedoch nicht wie erwartet fesseln, auch wenn er gegen Ende deutlich an Fahrt aufnahm und an Dramatik nicht mehr zu übertreffen war.

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