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Veröffentlicht am 27.08.2024

Typischer New Adult-Roman: viele Emotionen und eine dunkle Bedrohung - leider vorhersehbar und wenig spannend

Lake of Lies – Hidden
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Olivia, genannt Via, flüchtet nach einem Social Media-Shitstorm von Sacramento an den Lake Tahoe, um in einer Lodge, die gerade renoviert wird, zur Ruhe zu kommen. Ihr Freund, ein bekannter Wakeboarder, ...

Olivia, genannt Via, flüchtet nach einem Social Media-Shitstorm von Sacramento an den Lake Tahoe, um in einer Lodge, die gerade renoviert wird, zur Ruhe zu kommen. Ihr Freund, ein bekannter Wakeboarder, war verunglückt und hatte mit einem missverständlichen Post die Trennung der beiden bekannt gegeben. In der Lodge lernt Via Miles kennen und verliebt sich ihn, auch wenn sie noch nicht bereit für eine neue Beziehung ist. Miles ist fasziniert von der traurigen Via, die er für sich "Sad Eyes" nennt, hat jedoch mit Schuldgefühlen und Trauer zu kämpfen, die nach dem Tod seiner Schwester noch viel zu gegenwärtig sind. Sie beginnen sich zu öffnen und den jeweils anderen nahe an sich heranzulassen. Die Gefühle überwältigen sie, auch wenn sie ihre Herzen aus allem heraushalten wollten. Als Vias Vergangenheit sie einholt und sie nicht anders kann, als ihrem Exfreund River beizustehen, wird es für alle riskant, denn der Unfall scheint an Anschlag auf River gewesen zu sein, um ihn zum Schweigen zu bringen. "Lake of Lies: Hidden" ist der erste Band einer Dilogie. Es ist eine Suspence-Romance, wobei der Gefühlsanteil gegenüber der Spannung dominiert. Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht einer der beiden Hauptfiguren Via und Miles geschildert. Daneben gibt es einen zu Beginn noch undurchsichtigen Handlungsstrang, der von einer Person handelt, die Via und River ernsthaft in Gefahr bringen könnte. Die Geschichte entspricht einem typischen New Adult-Roman und entwickelt sich nach dem üblichen Schema: zwei innerlich kaputte Mittzwanziger verlieben sich in einander, obwohl sie sich gegen ihre Gefühle wehren, werden ihre Verletzungen gemeinsam überwinden und sich gegenseitig heilen. Ein ehemaliger Partner funkt in der Gefühlswelt ein wenig dazwischen und eine Bedrohung aus der Vergangenheit bringt zum Sex noch ein bisschen Crime. Bei "Hidden" handelt es sich nicht um ein klassisches Love-Triangle, da die Präferenzen von Anbeginn klar sind. Die Liebesgeschichte ist deshalb vorhersehbar, aber die beiden gebeutelten Hauptfiguren sind einfach so lieb und sympathisch, dass man ihnen ihre Liebe gönnt. Leider machen sie es sich aber selbst sehr schwer mit ihrer Prämisse, ihre Herzen herauszuhalten. Rivers Vergangenheit und die Gefahr, die er für Via und Miles schafft, sorgt für eine unterschwellige Bedrohung. Es gibt jedoch nur vage Andeutungen, was River erlebt hat und was er mit seinem Wissen anrichten könnte. Dazu kommt, dass unklar ist, inwiefern die Polizei in Bezug auf Rivers "Unfall" ermittelt und warum der Anschlag als Beweis nicht ausreichen sollte, um die weiteren Verbrechen der Täter anzuzeigen und weiter aufzuklären. Das Gefahrenmoment ist deshalb nie so richtig glaubhaft und verpufft am Ende - vielleicht um die Neugier auf Band 2 zu erhöhen, in dem Rivers und damit auch seine Vergangenheit in den Mittelpunkt rückt. Schade ist auch, dass die malerische Landschaft keine wesentliche Rolle spielt. Den Lake Tahoe und seine Umgebung hätte man viel mehr in die Geschichte integrieren können. So sind die Schauplätze zwischen drei Schlafzimmern recht simpel gewählt. Ein Lichtblick ist hingegen Nebenfigur Nora, Vias beste Freundin, die ehrlich, unkompliziert und pragmatisch agiert und die im Vergleich zu den sensiblen Hauptfiguren nicht alles "zerdenkt". Fazit: Wer einen typischen New Adult-Roman lesen möchte, in dem vor allem Emotionen und die inneren Monologe der Hauptfiguren in den Vordergrund rücken, in dem Missverständnisse und Unsicherheiten für Drama sorgen und indem eine Bedrohung für die liebenswerten Hauptfiguren für ein Quäntchen Nervenkitzel sorgt, ist mit der Dilogie sehr gut aufgehoben. Band 2 erscheint bereits am 17. Oktober 2024 und vielleicht erschließt sich damit auch der Titel des Zweiteilers und welche Lügen gemeint sind.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Spannende Mischung aus Krimihandlung, prekären Familiendramen, persönlichen Problemen und menschlichen Abgründen - und einer ambivalenten Hauptfigur

Die Suche
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An einem verregneten Oktoberabend ist die 14-jährige Hannah Caswell auf dem Weg von ihrer Großmutter zu ihrem Vater, verpasst den Zug und kommt nie zu Hause an.
Zwei Jahre später wird eine Mädchenleiche ...

An einem verregneten Oktoberabend ist die 14-jährige Hannah Caswell auf dem Weg von ihrer Großmutter zu ihrem Vater, verpasst den Zug und kommt nie zu Hause an.
Zwei Jahre später wird eine Mädchenleiche im Hochmoor gefunden, wobei es sich jedoch um ein anderes Mädchen handelt, das über Monate in Gefangenschaft gewesen sein muss. Einen Tag später verschwindet die Schülerin Amelie Goldsby nach einem Streit mit ihrer Mutter von einem belebten Supermarktparkplatz. Die verzweifelte Mutter wendet sich an Kate Linville, die derzeit in ihrer Pension übernachtet, um die Renovierung und den Verkauf ihres Elternhauses in Scarborough abzuwickeln. Kate ist Ermittlerin bei Scotland Yard, hat in ihrem Heimatort aber keine Kompetenzen. Während die örtliche Polizei unter Detective Chief Inspector Caleb Hale ermittelt, ergibt sich in dem Fall um Amelia eine überraschende Wende, die Kate nicht kaltlässt und eigene Nachforschungen anstreben lässt.

"Die Suche" ist nach "Die Betrogene" der zweite Band der Krimireihe um die Scotland Yard-Beamtin Kate Linville, die nach drei Jahren wieder in ihrem Heimatort Scarborough ist und durch einen Zufall in Ermittlungen von Caleb involviert wird, der den Mord an Kates Vater nur mit ihrer Hilfe aufklären konnte.

Eine getötetes Mädchen, ein entführtes Mädchen, ein vermisstes Mädchen und ein Mädchen, das ausgerissen ist - Caleb steht unter einem enormen Druck den Fall um den Hochmoor-Killer, wie er in den Medien bezeichnet wird, aufzuklären. Dabei ist keinesfalls klar, ob es sich um einen Serienmörder, mehrere Täter oder unglückliche Zufälle handelt. Ohne konkrete Spuren gestalten sich die Ermittlungen zäh und zermürbend, was selbst für den Chefermittler frustrierend ist.
Caleb hat zudem mit seinem Alkoholproblem zu kämpfen, während Kate unter ihrer Einsamkeit und ihrem mangelnden Selbstwert leidet.

Die Geschichte ist vielschichtig und detailreich und entwickelt sich deshalb zunächst gemächlich, was jedoch nicht zulasten der Spannung geht.
Ein wesentliches Augenmerk liegt auf den einzelnen Figuren, den Opfern und den familiären Hintergründen. Die Familienverhältnisse sind zum Teil erschreckend, zeugen von häuslicher Gewalt, Vernachlässigung, dysfunktionalen Beziehungen, einer Überforderung von Eltern und Provokation unberechenbarer Teenager. Dies gestaltet die Geschichte lebendig und gibt den handelnden Personen die nötige Tiefe.

Durch die verschiedenen Perspektiven von Opfern, Verdächtigen, Angehörigen und Ermittlern erhält der Leser ein umfassendes Bild, das selbst den Täter miteinschließt, ohne zu wissen, um wen es sich handelt. Gerade die Sicht der Opfer ist grausam und nichts für Zartbesaitete.

Nach langwierigen Ermittlungen der Polizei und Kates neugieriger Recherche undercover ist eine Wende dann einfach nur logisch, da die einzelnen Fälle nicht zusammenpassen mögen, aber dennoch überraschend und ein Clou, der die Spannung von Neuem entfacht.

Die Mischung aus Krimihandlung, prekären Familiendramen und persönlichen Problemen sorgt auf den knapp 700 Seiten für Abwechslung und eine anhaltende Spannung, die sich immer wieder steigert.
"Die Suche" ist kein klassischer Ermittler-Krimi, da die menschliche Psyche, persönliche Abgründe und deren Auswirkungen eine wesentliche Rolle spielen, was reizvoll im Krimi-Einerlei ist. Einzig Kate Linville, die als graue Maus auf der verzweifelten Suche nach einem Partner ist und mit nur wenig Selbstbewusstsein so gar nicht in das Schema einer Kriminalbeamtin passt, kann ich mich nicht ganz anfreunden. Ihre Bedürftigkeit und Ängstlichkeit werden dafür zu sehr an die Spitze getrieben. Immerhin kann sie jedoch mit ihrem wachen Instinkt punkten.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

Roadtrip zur Selbstfindung - inspirierende Sommerlektüre mit etwas idealistischem Ende.

Immer am Meer entlang
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Josi, die an der Ostsee verwurzelt ist und mit ihren Eltern nach Süddeutschland gezogen ist, träumt seit ihrer Kindheit von einem Roadtrip- immer am Meer entlang. Der Traum wird an ihrem 30. Geburtstag ...

Josi, die an der Ostsee verwurzelt ist und mit ihren Eltern nach Süddeutschland gezogen ist, träumt seit ihrer Kindheit von einem Roadtrip- immer am Meer entlang. Der Traum wird an ihrem 30. Geburtstag wahr, als sie sich eine berufliche Auszeit nimmt. Ein Sabbatical im Bulli an der Küste Europas, nur sie selbst und eine Auszeit, um durchzuatmen und Gewissheit zu erhalten, wie es anschließend für Sie weitergehen soll.
Paul, der keine Freude mehr an seiner Arbeit empfindet und unter der Trennung seiner Verlobten leidet, entschließt sich nach einem inspirierenden Vortrag für einen Roadtrip. Er kündigt seinen Job, kauft sich einen Landrover und macht sich auf den Weg.

Der Roman ist in kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Perspektive von Josi und Paul geschrieben, die sich zufällig auf ihrer ersten Station in Frankreich begegnen und nach einem holprigen Start schnell Sympathien für einander empfinden. Nach einem Zufall treffen sie sich im weiteren Verlauf gezielt wieder, um sich bei Problemen Hilfe zu leisten oder hinterlassen an bereisten Orten Botschaften für den anderen. Beide empfinden eine Sehnsucht für einander, möchten Kontakt jedoch auf einer freundschaftlichen Basis belassen, um ihre Ziele der Reise nicht aus den Augen zu verlieren, schließlich möchten sie sich ganz auf sich selbst konzentrieren.
Die Geschichte führt die/ den LeserIn über Frankreich nach Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und bis zum vorläufigen Stopp in Schottland. Bekannte Sehenswürdigkeiten werden auf der Route abgeklappert, aber überwiegend bewegen sich die beiden, inspiriert von Einheimischen, mit denen sie leicht in Kontakt kommen, abseits der Touristenpfade.
Sie besinnen sich auf die einfachen Dinge, auf ein rustikales Leben, lernen kleinen Luxus zu schätzen und ohne blinden Aktionismus und Reizüberflutung in den Tag hineinzuleben. Mit dem Abstand von Zuhause, kommen sie sich selbst näher.
"Immer am Meer entlang" ist ein Reiseroman, bei dem man die Freiheit spürt und zusammen mit Josi und Paul Eindrücke von unterwegs sammelt: Natur, Flora und Fauna, die Mentalität der Einheimischen bis hin zu landestypischen Lebensmitteln und Gerichten.

Die Geschichte um einen Roadtrip zur Selbstfindung entwickelt sich nicht überraschend, sondern erwartungsgemäß. Es geht um die Verwirklichung eines Lebenstraums und die Überwindung eines Bore-outs, um innezuhalten, Kraft zu tanken und die Segel neu zusetzen. Die Liebesgeschichte ist hintergründig und entwickelt sich aufgrund der Zurückhaltung der Hauptfiguren, die es sich gegen Ende unnötig schwer machen, gemächlich.
Freundschaft spielt eine wichtige Rolle, denn sowohl Josi als auch Paul haben trotz ihrer Solo-Reise beständige Freunde an ihrer Seite, auf die sie zählen können sowie der Mut, seine Träume zu leben.

Weiterhin sind die Gegensätze sehr schön zu spüren, die eine solche abenteuerliche Reise begleiten: Entspannung und Anspannung, Wunsch nach Ruhe versus Einsamkeit, alleinige Verantwortung und befreiendes Abenteuer, Müdigkeit und Aufregung, Sehnsucht nach dem Vertrauten und Angst vor dem Alltag.

Die Geschichte ist unterhaltsam und inspirierend und die passende Lektüre für unterwegs und den Sommer, ohne großen Anspruch an eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Problemen der Protagonisten zu erheben. Das Ende ist dann vielleicht auch etwas idealistisch.

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Veröffentlicht am 20.08.2024

Komplexer Kriminalfall mit problembehafteten Ermittlern, der sich unerwartet entwickelt.

Tode, die wir sterben
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Im sozialen Brennpunkt Malmös wird ein 13-jähriger Junge erschossen. Alles deutet darauf hin, dass das Kind bedauerliches Opfer eines Bandenkrieges wurde. Jon Nordh, Ermittler der Mordkommission, soll ...

Im sozialen Brennpunkt Malmös wird ein 13-jähriger Junge erschossen. Alles deutet darauf hin, dass das Kind bedauerliches Opfer eines Bandenkrieges wurde. Jon Nordh, Ermittler der Mordkommission, soll den Fall übernehmen und endlich ein Zeichen gegen die schwelende Bandenkriminalität setzen. An seine Seite wird ihm Svea Karhuu gestellt, die aus dem Norden nach Malmö zwangsversetzt wurde.
Beide haben mit ihrer unmittelbaren Vergangenheit zu kämpfen, geraten aber als ein weiterer Mord passiert zunehmend unter Druck den Fall zu lösen. Da es sich bei dem zweiten Todesopfer erneut um eine Person mit Migrationshintergrund handelt, werden Vermutungen laut, dass es sich bei dem Schützen um einen "Lasermann 2.0" mit rechtsradikalem Hintergrund handeln könnte.

"Tode, die wir sterben" ist der erste Band einer Krimireihe des Autorenduos Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson. Männliche Hauptfigur ist der verbitterte Witwer und alleinerziehende Vater Jon Nordh, der den Kriminalfall aus dem Milieu des Bandenkrieges nur aufgrund eines Deals mit seiner Chefin übernommen hatte. Als Gegenleistung verlangt er die Ermittlungsakte über den Unfalltod seiner Ehefrau. Weibliche Hauptfigur ist die ehemalige verdeckte Ermittlerin Svea Karhuu, die in Notwehr einen Kollegen getötet hat und deshalb in Stockholm in Verruf geraten ist.

Da beide Figuren Wunden zu lecken haben, spielt neben den Ermittlungen in dem Kriminalfall auch das Privatleben zur Charakterisierung und zur Einführung der Figuren eine nicht unwesentliche Rolle.
Dennoch ist der Kriminalfall spannend aufgebaut. Die Ermittlungen in einem Milieu aus rivalisierenden Banden, Organisierter Kriminalität und Kindern, die schon früh für kriminelle Zwecke missbraucht werden, sind schwierig. Zudem ist das Motiv des Täters nicht so offensichtlich wie es zunächst scheint, so dass die Tätersuche wiederholt ins Stocken gerät und Nordh und Karhuu in Rechtfertigungsnot geraten. Der Kriminalfall nimmt politische Dimensionen an, mit denen so nicht zu rechnen war.

Die Tötung eines Kindes weckt Emotionen, genauso wie die Umstände aus Armut, Fremdenhass, sozialer Ungleichheit und Vorurteilen, in denen sich die Kriminalfälle bewegen. Mit Nordh und Karhuu treffen zudem zwei Charaktere auf einander, die von ihrer Herkunft und Erfahrung ungleich sind, was die Ermittlungen lebendig gestaltet. Als Ermittlungsduo müssen sie erst zusammenwachsen, weshalb sie mitunter getrennte Wege gehen und ihre eigenen Vermutungen anstellen.

Ein zweiter Erzählstrang handelt von zwei Jungen aus dem Problembezirk und schildert eindringlich, wie schwierig der Aufstieg aus sozialen Milieus ist und wie vorgezeichnet die Lebensläufe dort überwiegend sind.

Der Fall ist komplex und bis zur endgültigen Lösung nur schwer zu durchdringen, worunter die Spannung am Ende ein wenig leidet. Der politische Hintergrund ist hingegen brandaktuell und gestaltet auch das Zusammenspiel der Ermittler mit ihren unterschiedlichen persönlichen Hintergründen interessant. Die Ermittlungen sind authentisch und die Hauptfiguren mit ihren Stärken und Schwächen individuell gestaltet, auch wenn die Probleme von Nordh ein wenig zu häufig wiederholt werden.
Band 1 ist ein vielversprechender Auftakt und lässt gespannt auf Band 2 "Schwüre, die wir brechen" warten, der voraussichtlich im August 2025 erscheint.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

Fesselnder Psychothriller zwischen Schauermärchen, realen Ängsten und undurchsichtigen Figuren

Verirrt
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Felizitas flieht mit ihrer neunjährigen Tochter von ihrem gewalttätigen Ehemann. Ziel ist das Haus ihrer Mutter, abgelegen in einem Wald am See, das Felizitas vor zwölf Jahren verlassen hatte. Ihre Mutter ...

Felizitas flieht mit ihrer neunjährigen Tochter von ihrem gewalttätigen Ehemann. Ziel ist das Haus ihrer Mutter, abgelegen in einem Wald am See, das Felizitas vor zwölf Jahren verlassen hatte. Ihre Mutter nimmt sie bereitwillig bei sich auf, auch wenn sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatten. Zurück im Haus erinnert sich Felizitas an die Geschichten ihrer Mutter, von Monstern und Kinderleichen, die sie nachts nicht haben schlafen lassen. Neben der Angst davor, dass ihr Ehemann sie hier ausfindig machen könnte, fürchtet Felizitas die Erzählungen ihrer Mutter, die Geräusche in den Wänden und die unheimliche Puppe, die ein Eigenleben zu führen scheint. Immer schwieriger wird es, die Träume von der Realität zu unterscheiden, die Erinnerungen richtig einzuordnen und zu erkennen, wo die wirkliche Gefahr lauert.

"Verirrt" handelt von der Flucht aus einer Hölle in eine andere Hölle. Der Roman ist dabei aus mehreren Perspektiven geschrieben. Der Hauptteil wird aus der Ich-Perspektive von Felizitas ("Sie") geschildert. Weitere Kapitel von "Es", "Er" und "Wir" ergänzen die Handlung, wobei "Er" ein Ehemann und Vater auf der Jagd ist, "Es" das Monster aus der Höhle und "Wir" von einem Kindesentführer handelt.

Die Atmosphäre um den nebligen See und dem abgelegen Haus ist düster und schauderhaft. Weiterhin trägt das Verhalten der Charaktere zu einem Gefühl des Grusels bei. Es ist kaum zu durchschauen, welcher Figur zu trauen ist, wer manipulativ ist und wer verrückt spielt. Geschickt verschwimmen Traum und Realität. Zudem ist fraglich, welche Rolle die Mutter als Kräuterhexe spielt und was es mit Felizitas' Erinnerungen auf sich hat. Die Dämonen der Vergangenheit sind so gegenwärtig wie die echte Gefahr, die von dem gewalttätigen Ehemann drohen könnte.

Zwischen Schauermärchen, realen Ängsten und undurchsichtigen Figuren fesselt der Thriller von Anbeginn und lässt die Gefahr durchgängig lauern. Die Autorin führt die/ den LeserIn gekonnt in die Irre und überzeugt mit einer raffinierten Wende, die zwar alles in anderem Licht erscheinen lässt, aber dennoch authentisch ist und sich perfekt in das aufgebaute Szenario einfügt.

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