Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2020

Verpasste Chance und die ewige Suche nach der Liebe - der RomCom fehlte es für meinen Geschmack an Charme und Esprit

Dein Lächeln um halb acht
0

Die 29-jährige Nadia wohnt und arbeitet in London und nutzt auf dem Weg zur Arbeit die Northern Line um halb acht. Dies schafft sie meistens nur montags, wenn die guten Vorsätze für die Woche noch frisch ...

Die 29-jährige Nadia wohnt und arbeitet in London und nutzt auf dem Weg zur Arbeit die Northern Line um halb acht. Dies schafft sie meistens nur montags, wenn die guten Vorsätze für die Woche noch frisch sind. Sie ahnt nicht, dass sie dabei von Daniel beobachtet wird, dem die hübsche und intelligente Londonerin aufgefallen ist. Selbst ist er zu schüchtern, sie anzusprechen und gibt deshalb eine Anzeige in der Rubrik "Missed Connections" auf, um die Unbekannte auf diese Weise zu kontaktieren. Nadia ist ein Fan der romantischen Inserate und antwortet dem "U-Bahn-Typ". Da sie es aber weiterhin nicht schafft, den Zug regelmäßig pünktlich zu erwischen, bleibt es zunächst bei einem Nachrichtenaustausch. Eine spätere Verabredung zu eine, Date scheitert, als Daniel Nadia wegen einer dringenden Familienangelegenheit versetzt. Anschließend herrscht Funkstille. Und auch wenn sich Nadia und Daniel unabsichtlich immer wieder (fast) begegnen, scheint es unmöglich, dass die beiden zueinander finden.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Nadia und Daniel beschrieben, so dass man Einblicke in beider Leben erhält. Neben der Suche nach dem bzw. der Unbekannten stehen vor allem der hippe Lifestyle in London mit After Work-Drinks sowie ihre Freundeskreise im Vordergrund. Die Protagonisten bleiben allerdings ein wenig blass. Nadia ist eine unsichere, chaotische, aber offenbar intelligente junge Frau mit einem lukrativen Beruf. Auch Daniel zählt als Consultant eher zur Upper Class, ist ebenfalls attraktiv und dabei sehr sensibel und empathisch. Ihre Freunde stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite und dienen dazu, dem Roman durch die angesprochenen Themen Feminismus, sexuelle Vielfalt und #Metoo vermeintlich mehr Tiefgang zu geben.

Hauptaspekt der Geschichte sind jedoch die ewige Suche, die knapp verpassten Begegnungen und Dating-Hürden sowie Unsicherheit der Millennials, wodurch sich der Roman etwas künstlich in die Länge zieht. Ein Prickeln zwischen den Figuren ist nicht spürbar, da weder das Kennenlernen noch die ersten Schritte einer Beziehung eine Rolle spielen.

"Dein Lächeln um halb acht" ist ein durch die Social Media-Komponente moderner Roman mit ein paar unterhaltsamen Episoden, der sich leicht liest, aber keine romantische Liebesgeschichte im eigentlichen Sinn. Der Epilog macht diesbezüglich viel kaputt, da er Nadias und Daniels ungewöhnlichen Beginn einer Beziehung ausschließlich sachlich und nüchtern beschreibt sowie statt einer emotionalen ihre berufliche Verbindung unangemessen in den Vordergrund rückt.
Die Geschichte hatte Potenzial für eine spritzige RomCom. Für meinen Geschmack fehlt es ihr jedoch an Charme und Esprit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.06.2020

Erzählung über eine dysfunktionale Familie, über Liebe und Hass, über Gerechtigkeit und den Traum von Freiheit sowie über Selbsterkenntnisse und den Mut, eigene Wege zu gehen

Vaters Wort und Mutters Liebe
0

Siri und Pentti Toimi leben auf einem Bauernhof im Norden Finnlands und haben vierzehn Kinder. Zwei von ihnen sind bereits im Kleinkindalter verstorben. Siri kümmert sich um die Kinder, die 1981 noch zu ...

Siri und Pentti Toimi leben auf einem Bauernhof im Norden Finnlands und haben vierzehn Kinder. Zwei von ihnen sind bereits im Kleinkindalter verstorben. Siri kümmert sich um die Kinder, die 1981 noch zu Hause wohnen, auch wenn sie nicht alle gleich liebt. Pentti wird dagegen von den Kindern gefürchtet und betrachtet sie nur als billige Arbeitskräfte. Im Winter 1981 ereignet sich ein schwerer Unfall, bei dem das zweitjüngste Kind Arto schwer verletzt wird. Dadurch wird eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die das Familienleben dauerhaft verändern.

"Vaters Wort und Mutters Liebe" ist eine komplexe Familiengeschichte, die kapitelweise aus der Perspektive von Siri oder eines ihrer Kinder erzählt wird, während der Vater Pentti selbst nur in Form eines langen Briefes eine eigene Stimme bekommt. Dabei beginnt der Roman im Winter 1981 als Ausgangspunkt, springt jedoch während der Erzählungen immer wieder in die Vergangenheit und zu Episoden, die für einzelne prägend waren. Auf diese Weise lernt man die ganz unterschiedlichen Charaktere kennen, wobei es trotz der Vielzahl der Figuren aufgrund ihrer differenzierten Eigenheiten nicht schwierig ist, den Überblick zu behalten.
Die vergangenen Ereignisse sind ohne Zusammenhang, während in der Gegenwart der Unfall dazu führt, dass sich die Familie räumlich entzweit, die Kinder jedoch durch ein weiteres "Unglück" wieder bei ihrer Mutter zusammenfinden. Diese Zusammenkunft zeigt wiederum auf, wie unterschiedliche die Geschwister sind und dass sie nach wie vor gemeinsam einsam sind.


Es ist eine außergewöhnliche Familiengeschichte, die trotz der Vielzahl jeden einzelnen Charakter bildhaft darstellt, wobei die Kinder auf unterschiedliche Art und Weise von ihrem Elternhaus geprägt sind und Probleme haben, Beziehungen zu führen oder Liebe zu empfinden. Ein Band der Geschwister ist nicht zwischen allen spürbar, was das Netzwerk untereinander eher locker erscheinen lässt.
Es ist eine Erzählung über eine dysfunktionale Familie, über Liebe und Hass, über Gerechtigkeit und den Traum von Freiheit sowie über Selbsterkenntnisse und den Mut, eigene Wege zu gehen. Die Geschichte ist etwas sperrig und im Mittelteil weiß man nicht so genau, wohin sie eigentlich führen wird. Das Ende hat jedoch den erhofften Aha-Effekt, ist nicht unbedingt happy, schenkt jedoch Hoffnung und macht die Geschichte insgesamt gerade aufgrund ihrer Andersartigkeit faszinierend und lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.06.2020

Hintergründe und Motive für die Taten sind leider früh klar - dennoch ein grundsolider Krimi über die Abgründe menschlichen Handelns

Als Gott schlief
0

Mehrere katholische Geistliche - sowohl Nonnen als auch Priester - werden in Wien und München ermordet aufgefunden. Aufgrund der ähnlichen Ausführung der Taten und der rätselhaften Hinweise, die bei jedem ...

Mehrere katholische Geistliche - sowohl Nonnen als auch Priester - werden in Wien und München ermordet aufgefunden. Aufgrund der ähnlichen Ausführung der Taten und der rätselhaften Hinweise, die bei jedem Toten versteckt sind, ist davon auszugehen, dass es sich um ein und denselben Täter handeln muss. Offensichtlich ist Rache das Motiv.
Die Wiener Kriminalkommissarin Jutta Stern, die derzeit aufgrund des Todes ihres Lebensgefährten in einem emotionalen Ausnahmezustand ist, wird zusammen mit ihrem Partner Georg Kunze und dem Polizeipsychologen Dr. Thomas Neumann mit dem Fall betraut. Die Ermittlungen führen sie zu einem ehemaligen katholischen Kinderheim, in welchem alle Opfer tätig waren.

"Als Gott schlief" ist ein Kriminalroman, bei dem die Hintergründe und das Motiv für die Morde vom Leser schnell entschlüsselt werden können. Bei den Opfern handelt es sich um katholische Geistliche, die offenbar alle negativen Klischees erfüllen. Die Taten des Klerikermörders sind so grausam, dass man erahnen kann, was der Täter selbst Schlimmes erlebt haben muss, um sich auf diese Weise an seinen mutmaßlichen Peinigern zu rächen.
Die Rückblenden in die Jahre 1977/1978 und Schilderungen aus Sicht eines Kindes ergänzen die laufenden Ermittlungen im Jahr 2011 und führen den Leser in die richtige Richtung.
Auch wenn der Verlauf des Romans deshalb nicht unbedingt überraschend ist, ist es dennoch spannend zu erfahren, wer hinter den Morden steckt - schließlich ergeben sich durch die Ermittlungen eine Vielzahl von Verdächtigen, darunter eine nicht geringe Anzahl an psychisch kranken Personen.

Die Kriminalbeamten, deren Privatleben zwar eine Rolle spielen, aber nicht wesentlich in den Vordergrund gerückt werden, sind sympathisch und ihre Art der Herangehensweise bei der Aufklärung des Falles logisch und nachvollziehbar.

"Als Gott schlief" ist ein grundsolider Krimi, bei dem sich die Abgründe menschlichen Handelns auftun und der deshalb nicht für Zartbesaitete geeignet ist. Nicht nur die Morde sind brutal, vor allem die Gräueltaten in dem Kinderheim erschüttern und machen fassungslos. Das beschriebene Leid der Kinder ist unerträglich und besonders erschütternd, wenn man bedenkt, dass gottesgläubige Menschen dafür verantwortlich sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2020

Wegweiser, der aufzeigt, wie jeder einzelne im Alltag Konsumentscheidungen nachhaltiger treffen kann - informativ, aber nicht belehrend

Der Konsumkompass
0

"Der Konsumkompass" ist ein Sachbuch, das sich mit den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit befasst und dabei den Fokus auf den alltäglichen Konsum des Verbrauchers legt.

Das Buch ist strukturiert ...

"Der Konsumkompass" ist ein Sachbuch, das sich mit den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit befasst und dabei den Fokus auf den alltäglichen Konsum des Verbrauchers legt.

Das Buch ist strukturiert nach folgenden Themenkomplexen aufgebaut:

- Umgang mit Müll
- Ökobilanz von Verkehrsmitteln
- Strom und Energiequellen
- Lebensmittel
- Politisch korrekter Konsum

Die Autorin stellt kritische Fragen und erläutert diese seriös anhand verschiedenster Studien, bleibt aber dennoch leicht verständlich. Am Ende eines jeden Kapitels findet sich eine Zusammenfassung, die hilfreiche Tipps enthält und die man immer wieder als übersichtliches Nachschlagewerk bei konkreten Alltagsfragen heranziehen kann.

"Der Konsumkompass" ist ein Wegweiser, der aufzeigt, wie jeder einzelne im Alltag seine Konsumentscheidungen nachhaltiger treffen kann. Dabei gefällt mir gut, dass nicht nur offensichtliche Umweltsünder angeprangert werden, sondern auch vermeintlich ökologische Innovationen kritisch betrachtet und Ökomythen aufgedeckt werden. So ist ein Baumwoll-Einkaufsbeutel nicht unbedingt nachhaltiger als eine Plastiktüte aus Recyclingmaterial, ein Kaffee-Mehrwegbecher nicht unter allen Umständen besser als ein Wegwerf-Pappbecher oder der heimische, lang gelagerte Apfel aus heimatlichen Gefilden nicht zwangsweise umweltfreundlicher als ein über den Meerweg weit gereister.

Die Autorin erläutert ausschließlich Themen, die jeden Verbraucher betreffen und zeigt alternative Lösungswege auf, die nicht fernab jeder Realität sind. Schon kleine Schritte - von der korrekten Mülltrennung bis zum überlegten Einkaufen - sind hilfreich und für jeden möglich, um die Umwelt und unsere Ressourcen zu schonen.
Das Buch ist praxisnah und ohne erhobenen Zeigefinger geschrieben. Jeder wird sich in vielen Situationen wiedererkennen und anschließend darüber nachdenken, wie er sein Konsumverhalten umweltfreundlicher gestalten kann und wird zudem überrascht sein, dass man in mancherlei Hinsicht von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist und Versprechungen von Herstellern und die Seriosität von Ökolabels stets hinterfragen sollte.

Die "10 goldenen Regeln für ein nachhaltiges Leben" sowie das praktische Register am Ende runden das Buch perfekt ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2020

Erzählung über Verluste, verpasste Chancen, Verarbeitung von Traumata und der Annäherung von Geschwistern - malerisch in einem kanadischen Küstenstädtchen

Träume in Meeresgrün
0

Amelie reist zusammen mit ihrem Vater Otto, ihrer Schwester Nele und deren Freund Lars nach Kanada. Eigentlich wollte sie die Reise nicht antreten, schließlich ist sie seit Jahren heimlich in Lars verliebt, ...

Amelie reist zusammen mit ihrem Vater Otto, ihrer Schwester Nele und deren Freund Lars nach Kanada. Eigentlich wollte sie die Reise nicht antreten, schließlich ist sie seit Jahren heimlich in Lars verliebt, weshalb es ihr schwerfällt, seine Nähe zu ertragen.
In dem pittoresken Küstenstädtchen lernt Amelie den Schiffsbauer und Musiker Callum kennen und nicht nur dessen Hund Skipper findet ganz offensichtlich Gefallen an der schüchternen Deutschen. Als Nele und Lars sich immer öfter streiten und Lars eifersüchtig auf Callum zu reagieren scheint, weiß Amelie nicht mehr, für wen ihr Herz nun eigentlich schlägt.
Dann tritt auch noch ein über 30 Jahre lang gehegtes Familiengeheimnis zutage, das den wahren Hintergrund der Kanadareise von Otto erklärt.

"Träume in Meeresgrün" ist ein Roman, der aus der Ich-Perspektive von Amelie Ludwig geschrieben ist, die eine sensible 34-jährige Frau voller Ängste ist, die ein Leben mit angezogener Handbremse führt. Sie hat in der Vergangenheit Schlimmes erlebt, gibt sich selbst die Schuld daran und hat einen Schutzpanzer aufgebaut, der sie einerseits vor Verletzungen schützt, andererseits aber auch echte Nähe zu anderen Menschen verhindert. Seit dreizehn Jahren ist sie Single, aber Callum, der selbst ein traumatisches Erlebnis aus der Vergangenheit verarbeiten muss, schafft es, dass Amelie sich ihm öffnet. Doch Callum ist ein Abenteurer, weshalb Amelie Hemmungen hat, ihm zu vertrauen.
In Kanada ist Amelies Familie, insbesondere Otto, mit der Aufarbeitung der Vergangenheit und der Beilegung eines jahrzehntealten Streits beschäftigt. Dabei klären sich auch Missverständnisse für Amelie auf, sie wirft ihren seelischen Ballast ab und findet zu ihrer alten Kreativität zurück.

Das Buch ist eine Mischung aus Liebes- und Familiengeschichte, die empathisch erzählt ist. Auch das Setting in Lunenberg ist wunderschön beschrieben, so dass man sich als Leser den Ort an der kanadischen Atlantikküste mit den bunten Häusern bildhaft vorstellen kann.
Die Erzählung handelt von Verlusten, verpassten Chancen, der Verarbeitung von Traumata sowie der Annäherung von Geschwistern, der Liebe und dem Mut, Vergangenes hinter sich zu lassen und neu anzufangen.

Der Roman ist sehr anschaulich und detailreich geschildert, die Charaktere liebevoll herausgearbeitet. Durch die ausführlichen Beschreibungen treten jedoch auch Wiederholungen auf, die für das Verständnis der Handlung oder ein Gefühl für die Figuren nicht zwingend notwendig sind. Die Betonung der Schüchternheit von Amelie und die Überschwänglichkeit von Skipper ziehen manche Szene etwas in die Länge.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere