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Veröffentlicht am 27.04.2020

Die Ungerechtigkeit des Staatsapparates DDR am Beispiel einer fiktiven Familie - authentisch und einfühlsam, aber ohne Spannung erzählt

Die Seebadvilla
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Grete Faber führt seit Ende des Zweiten Weltkrieges alleine die Pension "Seeperle" in Ahlbeck an der Ostsee. Jeden Tag hofft sie, dass ihr Ehemann Gustav aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, von dem ...

Grete Faber führt seit Ende des Zweiten Weltkrieges alleine die Pension "Seeperle" in Ahlbeck an der Ostsee. Jeden Tag hofft sie, dass ihr Ehemann Gustav aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, von dem sie seit 1945 nichts mehr gehört hat. Ihre beiden Töchter, die 15-jährige Lisbet und die 20-jährige Henni unterstützen ihre Mutter bei der Bewirtung der Gäste der Pension.

Der Druck auf die Familie steigt, als private Betriebe in der DDR verstaatlicht werden sollen. Grete bleibt standhaft, ist am Ende gegen die Macht von Partei und Staat aber machtlos.

40 Jahre später findet Caroline bei ihrer Mutter einen Brief, in dem es um die Rückeignung einer Villa auf Usedom geht. Caroline ist in München aufgewachsen und hat von ihrer Mutter bisher kaum etwas über die Vergangenheit der Familie in Erfahrung bringen können. Angesprochen auf den Brief, mauert Henriette weiterhin, weshalb Caroline zu ihrer Großmutter nach Berlin fährt, um mehr über ihre Wurzeln zu erfahren.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und ist dabei wechselnd aus der Sicht der handelnden Frauen Henriette, Lisbet, Grete und Caroline geschrieben. Der Fokus der Handlung liegt auf der Vergangenheit in der ehemaligen DDR in den Jahren 1952 und 1953. Sie erzählt eine fiktive Geschichte, die sich aber bezogen auf den historischen Hintergrund genau so hätte zutragen können. Die Familie Faber ist nur ein Beispiel von vielen durch die Staatsmacht der DDR enteigneten Familien.

Die Familie verliert jedoch nicht nur ihren materiellen Besitz, sondern weitaus mehr. Die Tragik der Geschichte berührt, auch wenn der Roman eher leise und ohne viel Drama erzählt wird. Ich hätte mir mehr eindringlichere Szenen gewünscht, um die Geschichte packender zu gestalten. Gerade zu Beginn werden der Alltag in der "Seeperle" und die damit verbundenen Arbeiten sehr ausführlich geschildert, wohingegen die politischen Ereignisse und Einschränkungen in der DDR kaum Erwähnung finden. So zieht sich die Geschichte etwas in die Länge und konnte auch in der Tragik der Ereignisse 1953 wenig Spannung erzeugen. Die Gegenwart ist vorhersehbar, weshalb es ausreichend war, diese auf wenige Kapitel zu beschränken. Sie rundet die Geschichte der Vergangenheit ab, hätte aber durch Carolines Gespräche mit Zeitzeugen mehr Potenzial für Emotionen gehabt.

"Die Seebadvilla" ist ein authentisch und einfühlsam geschriebener Roman, der am Beispiel einer fiktiven Familie von der Ungerechtigkeit des Staatsapparates DDR handelt, bei dem mir jedoch die Spannung gefehlt hat. Zudem hätte ich mir eine stärkere Verknüpfung der Familiengeschichte mit den historischen Ereignissen der damaligen Zeit gewünscht. So blieb der Schrecken der DDR etwas vage.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Aufarbeitung eines aktuellen und brisanten Themas in Zeiten von #metoo-Debatten - die Handlung als Roman jedoch eher zäh und erst recht kein Thriller

Whisper Network
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Als der CEO der Firma Truviv, Desmond Bankole, stirbt, wird Ames Garrett, der Chefjurist, als sein Nachfolger gehandelt. Sloane, Ardie und Grace arbeiten seit Jahren als Justiziare bei der Firma und haben ...

Als der CEO der Firma Truviv, Desmond Bankole, stirbt, wird Ames Garrett, der Chefjurist, als sein Nachfolger gehandelt. Sloane, Ardie und Grace arbeiten seit Jahren als Justiziare bei der Firma und haben unterschiedliche Erfahrungen mit Ames gesammelt. Er ist ein schwieriger Mann, um den sich Gerüchte ranken, die von den Firmenleitung ignoriert werden. Mit der drohenden Beförderung von Ames würde ihm eine unkontrollierbare Macht einräumen, was in den Augen der Frauen verhindert werden muss. Als dann auch noch Katherine, eine neu eingestellte Harvard-Absolventin von Ames sexuell belästigt wird, beschließen sie etwas zu unternehmen. Sloane, die mit Ames vor Jahren eine Affäre hatte, setzt ihn anonym auf die BAD-Liste, eine Liste der "Begrapscher aus Dallas", vor denen gewarnt wird. Welche Folgen diese öffentliche Diffamierung haben würde, haben die Frauen zu dem Zeitpunkt nicht geahnt.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive der Frauen geschildert, die bei Truviv arbeiten. Grace ist eine junge Mutter, die sich vor ihrer Mutterrolle in die Arbeit flüchtet, Sloane kämpft für ihre Tochter Abigail, die in der Schule gemobbt wird, Ardie ist frisch geschieden und Mutter eines vier jährigen Sohnes. Rosalita arbeitet als Reinigungskraft bei Truviv und kennt die Angestellten durch ihre Beobachtungsgabe.

Die Kapitel aus der Sicht der Frauen werden durch Befragungen und Zeugenaussagen unterbrochen, die belegen, dass Ames nicht nur Täter, sondern auch Opfer ist. Die Aussagen der Frauen werden von der Polizei dabei äußerst kritisch betrachtet. Als Leser hat man das Gefühl, dass die Beschuldigung der sexuellen Übergriffe in der Firma nicht ernst genommen würden. Auch weitere Stimmen, die in der Öffentlichkeit inbesondere von Männern laut werden, sprechen von willkürlichen Anschuldigungen ohne Beweise. Diese Zwischensequenzen sorgen für Spannung, da scheinbar jeder etwas zu verbergen hat und man nicht genau weiß, was am Ende mit Ames passiert ist.

Der Roman beschreibt in Zeiten der #metoo-Debatte ein aktuelles und sehr brisantes Thema. Die Charaktere wirken dabei sehr authentisch, insbesondere die Frauen, die neben ihrem Beruf unterschiedliche Rollen erfüllen müssen, werden lebensnah dargestellt.
Er handelt von Solidarität unter Frauen, von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch von der Ohnmacht, in Strukturen eingebunden zu sein, in denen man als Angestellte und Frau kaum eine Möglichkeit hat, sich zu wehren, ohne seine Karriere oder gar den Arbeitsplatz zu gefährden. Das Buch ist ein Appell mutig zu sein und aufzuhören, hinter vorgehaltener Hand zu flüstern, sondern den Mund aufzumachen - unabhängig davon, ob man selbst unmittelbar betroffen ist oder Übergriffe beobachtet.

Der Roman erinnerte mich vom Aufbau, Schreibstil und dem Setting in der gut betuchten amerikanischen Gesellschaft an "Big Little Lies". "Whisper Network" liest sich jedoch etwas zäh und wird erst zum Ende hin spannend. Als Thriller wie die "New York Times" ihn an preist, würde ich den Roman allerdings nicht bezeichnen.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Origineller Start, aber im weiteren Verlauf mit zu vielen Längen und einer etwas einseitigen Liebesgeschichte

Für immer und dich
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In der Ringbahn begegnet Jonas einem Mädchen, das weint und ist auf den ersten Blick fasziniert von ihr. Er spricht sie an und lässt sich von ihrer schroffen Art nicht wegstoßen. Gemeinsam fahren sie weiter ...

In der Ringbahn begegnet Jonas einem Mädchen, das weint und ist auf den ersten Blick fasziniert von ihr. Er spricht sie an und lässt sich von ihrer schroffen Art nicht wegstoßen. Gemeinsam fahren sie weiter und steigen an ihren eigentlichen Haltestellen nicht aus.
Nach einem Kuss verabschieden sie sich voneinander und verabreden für nächsten Montag. Doch das Mädchen, dessen Namen Jonas noch nicht einmal kennt, kommt nicht. Er hat keine Möglichkeit sie zu kontaktieren, kann sie aber auch nicht vergessen.
Im Sommer trifft er sie nach sechs Monaten zufällig wieder, aber sie ist verändert und kann sich nicht mehr an ihre Begegnung erinnern. Doch Jonas ist verliebt und lässt nicht locker. Er möchte dem traurigen Mädchen - Josephine - ein Lächeln schenken und gibt in den Sommerferien trotz aller Hindernisse alles dafür, sie zu erobern.

"Für immer und dich" ist ein Jugendroman über die Liebe auf den ersten Blick. Er ist fast ausschließlich aus der Perspektive von Jonas geschrieben, nur zu Beginn erhält man auch vereinzelte Einblicke in die Gefühlswelt von Josephine.

Jonas ist ein 16-jähriger Teenager, der viel Verantwortung trägt. Seine Mutter ist alleinerziehend und mit der Erziehung ihrer drei Kinder überfordert. Der Kühlschrank ist stets leer, der ältere Bruder Karl ein Taugenichts. Das Sandwich-Kind Jonas kümmert sich dagegen rührend um seine achtjährige Schwester. Er lässt sich nicht unterkriegen, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen, hat aber auch den Hang, sich für andere aufzuopfern.
Josephine ist ein einsames, offensichtlich trauriges Mädchen, die sich von ihren Eltern unverstanden und ungeliebt fühlt. Ihren Unmut lässt sie an Jonas aus, so dass es verwunderlich ist, dass er sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Sie ist unnahbar und abweisend und stößt ihn immer wieder zurück.
Die Liebesgeschichte konnte mich deshalb nicht so wirklich überzeugen, da ich die Gefühle ich als wenig authentisch empfand. Josephine war mir zu unsympathisch und Jonas zu aufopferungsvoll und unterwürfig.
Darüber hinaus hatte der Roman, gerade wenn Jonas und Josephine nicht zusammen waren, einige Passagen, die unterhaltsam sein sollten, mich aber eher langweilten, da sie für die Geschichte nicht relevant waren. Vielleicht bin ich für Episoden wie die Einhornrettung, die Raviolidose in der Mikrowelle oder Jungsgespräche über PMS einfach zu alt.

Den Beginn des Romans fand ich originell, dann flachte er aber zusehends ab. Die ernsten Themen, die die Geschichte enthält, werden nur oberflächlich behandelt. Die Liebesgeschichte konnte meine Erwartungen aufgrund fehlender Spannungsmomente und in Ermangelung echter Emotionen nicht erfüllen.

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Geschichte über große Ziele, Mut, Leidenschaft und Zusammenhalt in einer Zeit des politischen Wandels, die mir etwas zu langatmig war

Die Schule am Meer
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Im Sommer 1925 gründet die Jüdin Anni Reiner gemeinsam mit ihrem Ehemann Paul und weiteren befreundeten Lehrern eine Schule auf der Nordseeinsel Juist. Die privat organisierte Schule mit Internat legt ...

Im Sommer 1925 gründet die Jüdin Anni Reiner gemeinsam mit ihrem Ehemann Paul und weiteren befreundeten Lehrern eine Schule auf der Nordseeinsel Juist. Die privat organisierte Schule mit Internat legt den Wert auf Freiheit, eigenverantwortlichem Handeln und einem gleichberechtigten Miteinander von Schülern und Lehrern. Neben den Lehrzielen sollen dabei auch Musik, Kunst und Handwerk wesentliche Schwerpunkte in der Erziehung der Schüler bilden.
Für die Schüler, die in der Regel aus privilegierten Familien stammen und oft weit entfernt von ihren Eltern sind, bietet das Internat ein neues Zuhause. Doch die Schule wird seit ihrer Gründung von einigen einheimischen Inselbewohnern in Loog argwöhnisch beäugt und als Hort von Kommunisten und Juden beschimpft. Mit dem Erstarken der Nationalsozialisten erhält die Schule am äußersten Ende Deutschlands noch mehr Gegenwind.


"Die Schule am Meer" existierte tatsächlich von 1925 bis 1934 und war die erste reformpädagogische Schule Deutschlands, die auf einer Insel gebaut wurde. Die Autorin vermischt damit historische Fakten mit fiktiven Geschichten um die Protagonisten, von denen einzelne historisch belegt sind.
Der Roman ist wechselnd aus der Sicht der verschiedenen handelnden Personen, sowohl Schüler als auch Lehrer, aber auch der Inselbewohner geschrieben, so dass es zu Beginn Konzentration verlangt, einen Überblick über die zahlreichen handelnden Personen zu behalten. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und haben, auch den Auswirkungen des Großen Krieges geschuldet, Schicksalsschläge erlitten oder mit persönlichen Problemen zu kämpfen.
Neben dem Schulalltag, der durch viele - zumal amüsante - Anekdoten des Zusammenlebens von Schülern und Lehrern auf engstem Raum erzählt, spielen vor allem die Probleme wie Krankheiten, Tod, Kälte, Isolation und Abgeschiedenheit eine wesentliche Rolle.
Begeisternd ist zu lesen, welche Träume und Ideale die Lehrer damals hatten und wie konsequent sie sich als eingeschworene Gemeinschaft gegen Kritik, Anfeindungen und noch schlimmere Attacken zur Wehr setzten. Vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung und der sich abzeichnenden Machtergreifung des noch als "Witzfigur" bezeichneten Adolf Hitler bangt man mit Schülern und Lehrern mit, ob die mühevoll aufgebaute und sehr erfolgreiche Inselschule weiterhin Bestand haben kann.

Es ist eine Geschichte über große Ziele, Mut, Leidenschaft und Zusammenhalt, aber auch über Neid und Misstrauen, in einer Zeit geprägt von der Wirtschaftskrise, die einem politischen Wandel unterworfen ist.
Die Autorin beschreibt sehr anschaulich und detailliert und erschafft einen interessanten Mikrokosmos auf Juist. Ich empfand die Geschichte an einigen Stellen als zu langatmig und hätte mir zumal etwas mehr Dichte und Dynamik gewünscht. Die große Anzahl an Charakteren verhinderte zudem, dass man zu einzelnen eine Nähe hätte aufbauen können. Mir blieben selbst die wesentlichen Protagonisten wie Lehrerin Anni, Schüler Moskito, Hauswirtschafterin Kea und ihre Patentochter Marje fremd, so dass mich der Roman nicht durchgehend fesseln konnte.

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Unentschlossen zwischen Familiendrama und Kriminalgeschichte, abwechselnd im beschaulichen Binz und verruchten Berlin. Eine Geschichte über das Streben nach Macht.

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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Bernadette von Plesow ist nach dem Tod ihres Mannes Karl Eigentümerin des renommierten Grand Hotels an der Ostsee in Binz. Geschäftsführer und Mitinhaber ist ihr ältester Sohn Alexander, während Constantin ...

Bernadette von Plesow ist nach dem Tod ihres Mannes Karl Eigentümerin des renommierten Grand Hotels an der Ostsee in Binz. Geschäftsführer und Mitinhaber ist ihr ältester Sohn Alexander, während Constantin das Hotel Astor samt Varieté in Berlin führt. Nesthäkchen Josephine hat ihren Platz im Hotelbetrieb noch nicht gefunden und möchte sich stattdessen der Malerei widmen.
Bernadette führt das Hotel mit strenger Hand, wirkt unbarmherzig und scheint keine Gefühlsregungen zuzulassen, ein reibungsloser Ablauf und der gute Ruf des Hotels gehen ihr über alles. Bei Problemen nimmt sie dafür auch die unkonventionelle Hilfe ihres Sohnes Constantin in Kauf, dessen Geschäfte nicht alle legal sind und sich gefährlich nah am Abgrund bewegen.

Es sind unruhige Zeiten in den 1920er Jahren, die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer und der Unmut über die Siegermächte des Großen Krieges und die ewige Kriegsschuldfrage nimmt zu. Die Hotels der von Plesows florieren jedoch, so dass sich die Familie glücklich schätzen kann. Nur Bernadette quält ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das den ganzen Stolz der Familie zusammenbrechen lassen könnte.

"Das Grand Hotel - Die zu den Sternen greifen" ist der Auftakt einer Buchreihe um die Hotels der Familie von Plesow. Der erste Band handelt im Jahr 1924 in Binz auf Rügen und Berlin und ist aus der Perspektive verschiedenster Protagonisten geschrieben. Dabei beschränkt sich die Autorin nicht nur auf die vier von Plesows, sondern gibt auch Einblicke in die Leben von Angestellten oder Geschäftspartnern. Der Roman ist deshalb kurzweilig - Familiendramen, Liebe, Kampf um die Existenz, aber auch unlautere Geschäftsmethoden, Prostitution, Korruption und Kriminalität haben in der Familiensaga ihren Platz.
Als erster Band einer Reihe wirkt der Roman damit etwas überladen und ich hätte mir einen Fokus auf weniger Personen gewünscht, um den Charakteren näher zu kommen. So können einige der zahlreichen Handlungsstränge nur an der Oberfläche bleiben.

Die Atmosphäre in den luxuriösen Hotels, in denen die Gäste der von Plesows hofiert werden ist sehr anschaulich dargestellt, was durch die zeit- und standesgemäßen Dialoge noch betont wird. Der Gegensatz zwischen einem erholsamen Aufenthalt in Binz und dem ausschweifenden, von Tanz, Musik und Exzessen geprägten, sündigen und verruchten Berlin ist spürbar. Die politischen Verhältnisse in Deutschland und die Wirtschaftslage bleiben im Hintergrund und finden kaum Erwähnung.

Durch die wechselnden Orte und Perspektiven ist der Roman abwechslungsreich, kann sich aber nicht wirklich zwischen Familiendrama und Kriminalgeschichte entscheiden und weist trotz Spannungsmomente durch viele Zwischenepisoden im Mittelteil Längen auf. Von dem Familiengeheimnis, das an Bernadette nagt, hatte ich mir ein wenig mehr versprochen. Der Roman zieht dagegen durch die ambivalenten Charaktere und ihr Streben um Macht, Einfluss und Ansehen in den Bann, weshalb der Untertitel für Band 1 "Die zu den Sternen greifen" treffend gewählt ist.

Band 2 erscheint im Frühjahr 2021 und setzt die Handlung im Mai 1925 fort.

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