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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2022

So intensiv

Wo die Wölfe sind
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Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass es Charlotte McConaghy erneut gelingt, mich gleich von den ersten Zeilen an regelrecht in den Roman zu ziehen. Aber so war es! Ich habe ihn quasi inhaliert und mochte ...

Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass es Charlotte McConaghy erneut gelingt, mich gleich von den ersten Zeilen an regelrecht in den Roman zu ziehen. Aber so war es! Ich habe ihn quasi inhaliert und mochte ihn nur ungern aus der Hand legen. Wieder hat die Autorin eine sehr intensive, naturgewaltige, emotionale Geschichte kreiert, die beim Leser ein Auf und Ab der Gefühle auslöst und die bis zur letzten Seite spannend bleibt. Auch in ihrem zweiten Werk gab es das gelungene Zusammenspiel von gut und böse, zart und gewaltig, die Mischung aus Hoffnung und Bangen, die einen so fesselt. Ein Gesellschaftsroman, ein Natur-Epos, eine Liebesgeschichte oder doch ein Kriminalroman? Hier wurde von allem etwas gekonnt zu einem echt fantastischen Gesamtwerk verknüpft. Und es erscheint einem nie als zu viel.
Wieder habe ich von Seite zu Seite mehr mitgefiebert. Versucht, die Beweggründe der Protagonisten zu verstehen, hinter ihre Fassade und ihre Geschichte zu blicken, sie Stück für Stück besser kennengelernt. Und es hat mich erneut begeistert, wie gut es McConaghy gelingt, die Emotionen der Charaktere darzustellen, sodass man sie auch als Leser zu fühlen scheint.
Erneut ein Roman, der Eindruck gemacht und Spuren hinterlassen hat. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Eine besondere Liebesgeschichte

Léon und Louise
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Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Und dennoch fragt man sich zuweilen, warum es nicht früher geschehen ist. So habe ich gerade erst meinen ersten Roman von Alex Capus beendet und frage mich eigentlich seit ...

Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Und dennoch fragt man sich zuweilen, warum es nicht früher geschehen ist. So habe ich gerade erst meinen ersten Roman von Alex Capus beendet und frage mich eigentlich seit der ersten Seite: „Warum habe ich nicht schon zuvor von ihm etwas gelesen?!“ Ich weiß es nicht. Was ich aber ganz sicher weiß, ist, dass ich auch seine anderen Werke unbedingt lesen muss.
Mir gefällt besonders die mitreißende, intensive Erzählweise dieser besonderen Lebens- und Liebesgeschichte, die einem das Gefühl gibt, dass man als Leser Teil der Geschichte ist und bei der es scheint, als würde man die Hauptcharaktere wirklich kennenlernen. Dabei bleibt der Roman von der ersten bis zur letzten Seite absolut authentisch, kraftvoll und nie rührselig oder kitschig. Ich habe mehrmals während des Lesens infrage gestellt, ob es tatsächlich eine Liebesgeschichte ist, denn eigentlich leben Leon und Luise 2/3 des Buches aneinander vorbei und haben so gut wir keinen Kontakt. Nach Beendigung des Buches und mit etwas Abstand kann ich das aber eindeutig mit einem Ja beantworten. Und ehrlich gesagt, erscheint mir diese Liebesgeschichte noch viel realer und bedingungsloser als sehr viele andere Liebesgeschichten, die ich bisher gelesen habe. Gerade weil sie wie aus dem Leben gegriffen ist, geprägt von einer tiefen Verbundenheit, die nicht darauf basiert, um jeden Preis zusammen zu sein, sondern darauf, dass es dem anderen gut geht, auch wenn dessen Leben ohne einen voranschreitet.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Zu einseitig

Geschichte einer großen Liebe
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„Geschichte einer großen Liebe“ ist mein erster Roman von Susanna Tamaro. Die Bestsellerautorin ist besonders bekannt für ihren poetischen Schreibstil. Und auch in ihrem neuesten Werk enttäuscht sie hinsichtlich ...

„Geschichte einer großen Liebe“ ist mein erster Roman von Susanna Tamaro. Die Bestsellerautorin ist besonders bekannt für ihren poetischen Schreibstil. Und auch in ihrem neuesten Werk enttäuscht sie hinsichtlich dieses Punktes nicht. Dadurch bekommt die Story, die Überwiegend in Rückblicken erzählt wird, einen ganz besonders melancholischen Touch. Allerdings ist mir der Blickwinkel der Erzählfigur alles in allem häufig zu einseitig, zu rosa-rot. Keine Frage, das Buch ist emotional – dennoch fehlt mir die Tiefe, die thematische Auseinandersetzung, eine andere Sichtweise. Wirklich eingetaucht in die Story bin ich leider nicht und auch mit den Figuren bin ich nicht richtig warm geworden. Das lag unter anderem aber auch daran, dass der Leser zu Beginn des Buches rätselt, wer denn die Geschichte erzählt. Und ich empfand diese große Liebesgeschichte insgesamt als eher unausgewogen und einseitig. Das wiederum kann aber auch an der Erzählform liegen.

Die Story nimmt so ihren Lauf – allerdings ohne wirkliche Spannungspunkte. Denn über allen Aufs und Abs im Leben des Protagonistenpaares liegt im Rückblick betrachtet ein Schleier der Melancholie und des Verlustes. Andrea ist gefangen in seiner Vergangenheit und kämpft sich Stück für Stück wieder in die Gegenwart zurück. Edith, seine Frau und große Liebe, wird für mich das ganze Buch über nicht richtig greifbar. Wer ist diese – anscheinend oftmals sehr widersprüchliche und zweifelnde – Frau? Ihre Sichtweise und Gedanken fehlen mir an einigen Stellen – scheinen sie doch oftmals völlig im Gegensatz zu Andreas‘ zu stehen.

Ich habe beim Lesen manchmal etwas mit mir ringen müssen. Einerseits wollte ich wissen, wie die Geschichte weitergeht und endet. Andererseits packte sie mich nicht so richtig. Und ich ertappte mich bei dem Gedanken, ein paar Seiten vorzublättern, um schneller ans Ziel zu kommen. Keine Angst, ich habe es nicht getan, aber es fiel mir nicht leicht.

Und betrachte ich alle Aufs und Abs, bekommt das Buch von mir 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

So großartig

Zugvögel
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Wenn Bücher vielfach so hochgelobt werden, beginnt man ja manchmal selbst entweder mit einer gewissen Skepsis oder mit viel zu hohen Erwartungen die Lektüre. Und so war es auch bei mir, als ich „Zugvögel“ ...

Wenn Bücher vielfach so hochgelobt werden, beginnt man ja manchmal selbst entweder mit einer gewissen Skepsis oder mit viel zu hohen Erwartungen die Lektüre. Und so war es auch bei mir, als ich „Zugvögel“ begann. Doch das war unbegründet. Das Buch zog mich gleich von der ersten Seite an in seinen Bann. Diese Mischung aus entspannten Natur- und Tätigkeitsbeschreibungen und stetig ansteigendem Spannungsbogen gefiel mir sehr und ließ mich nicht mehr los. Ich hätte es am liebsten in einem Rutsch durchgelesen.

Begeistert hat mich die bildhafte Sprache, die tiefe Sehnsucht, die in den Zeilen spürbar ist, und der schmale Grat zwischen Hoffnung und Verzweiflung, das Zusammenspiel zwischen zart und gewaltig, gut und böse. Dazu äußerst wichtige Themen wie das Aussterben der Arten, Schuld, schmerzhafte Verluste… All das wirkte auf mich aber nie bedrückend oder war zu viel. Ganz im Gegenteil, es beruhigte und faszinierte mich eher.

Als Leser fieberte ich mit, versuchte hinter die Fassaden zu schauen, das Handeln der Protagonisten zu verstehen und schlüpfte so mitten rein in die Geschichte. Nach und nach lernte ich die Charaktere kennen, ihre Beweggründe, ihre Macken – aber immer nur etwas, sodass die Story bis zur letzten Seite spannend blieb. Ja, an mancher Stelle wirkt die Geschichte etwas zu konstruiert, aber darüber kann ich bei diesem ansonsten so gelungenen Debütroman gern hinwegsehen.

Das Buch wird lange in mir nachwirken. Und ich freue mich schon darauf, in den kommenden Wochen den zweiten Roman von Charlotte McConaghy zu lesen.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Geht unter die Haut

An jenem Tag in Paris
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Mir geht es wahrscheinlich wie vielen im Moment, Ruhe zu finden und die Gedanken mal für einen Moment auszublenden, fällt schwer. Das ist mir bei meinem letzten Buch, „An jenem Tag in Paris“ auch nur bedingt ...

Mir geht es wahrscheinlich wie vielen im Moment, Ruhe zu finden und die Gedanken mal für einen Moment auszublenden, fällt schwer. Das ist mir bei meinem letzten Buch, „An jenem Tag in Paris“ auch nur bedingt gelungen. Einerseits, weil es wahrscheinlich gar nicht möglich ist. Andererseits, weil einige der Erzählstränge so unfassbar viel gemeinsam mit den aktuellen Ereignissen in der Ukraine haben. Also Vorsicht, lasst euch von dem leuchtend orangefarbenen Aufkleber auf dem Cover nicht täuschen, auf dem „Bezaubernd“ steht. Meiner Meinung nach, könnte man das Buch nicht untreffender beschreiben. Es ist emotional, atmosphärisch, erschütternd, bewegend, einfach gut und völlig anders als erwartet. Aber nicht bezaubernd. Wer es bezaubernd findet, erkennt nicht die Tiefe der Themen, die dieses Buch zu bieten hat – oder er ignoriert sie. Sieht den Schmerz der einzelnen Protagonisten nicht, ihre Suche nach innerem Frieden, ihre Kämpfe mit der eigenen Schuld.

Es ist eine anspruchsvolle Geschichte, in der nicht die Stars der schillernden 1920er-Jahre die Helden von Paris sind, sondern vier einfache Pariser Bürger. Alle gekennzeichnet von der ganz eigenen Tragik ihres Lebens, alle auf der Suche – alle vereint ein innerer Kampf und dieses Fünkchen Hoffnung, an die sie sich noch klammern. Ob und wie diese einzelnen Schicksale zusammenhängen, erfährt der Leser erst vollständig am Ende des Romans. Beeindruckt hat mich, wie es dem Autor auf berührende Art und Weise gelingt, seine Protagonisten mit einem gewinnenden Charme auszustatten, der sie gleichzeitig zerbrechlich und stark erscheinen lässt. Und darüber hinaus ist das Buch auch eine melancholische Liebeserklärung an Paris.

Ganz klar, von mir gibt es eine Leseempfehlung und ⭐⭐⭐⭐⭐ (5 von 5 Sterne).

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