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Veröffentlicht am 06.09.2024

Ein bedrückender Coming-of-age Roman

Hof
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Im Kanon Verlag erscheint mit "Hof" der Auftakt der Trilogie um Tue von Thomas Korsgaard. Der Autor schrieb den Coming-of-age Roman im Alter von gerade mal 21 Jahren, das Buch wurde von Justus Carl und ...

Im Kanon Verlag erscheint mit "Hof" der Auftakt der Trilogie um Tue von Thomas Korsgaard. Der Autor schrieb den Coming-of-age Roman im Alter von gerade mal 21 Jahren, das Buch wurde von Justus Carl und Kerstin Schöps aus dem Dänischen ins Deutsche übersetzt.


Tues Welt ist der Hof, dort lebt er in ärmlichen Verhältnissen mit seinen Eltern und zwei Geschwistern, sie haben Kühe, doch der Hof wirft nicht viel ab und so verdienen sie sich mit ihrer Hunde-Zucht etwas hinzu. Tue findet Freunde, entdeckt seine Homosexualität und will nach den Sommerferien das Gymnasium besuchen, er möchte mehr als ein tristes Leben auf dem Hof.

"Es war, als wäre der Tod ein Teil von mir, obwohl ich noch nicht besonders alt war. Irgendwie war er immer da." Zitat S. 7

So melancholisch und trostlos beginnt dieser Roman und spiegelt damit schon das Lebensgefühl Tues und seiner problembelasteten Eltern wider. Aus der Sicht des kindlichen Tue wird die Lebenssituation auf dem Hof beschrieben. Der große Hof hat nichts von Hofromantik, er liegt irgendwo in der Einöde unweit der Stadt Skive. Der Hof ernährt die Familie nicht, der Vater ist unberechenbar und kleinkriminell, die Mutter ist in ihrem Schmerz gefangen und sieht nur selten, was um sie herum geschieht.

Um die Familie über Wasser zu halten, ergaunert und klaut der Vater, was er habhaft werden kann und macht es zu Geld. Die Kinder müssen ihn dabei unterstützen und haben es nicht einfach, doch Tue erkennt was Unrecht ist und hat seine eigenen Pläne. Er unternimmt einen Fluchtversuch, was nach hinten losgeht. Die Geschehnisse werden überwiegend trostlos herunter erzählt, anfangs war ich noch sehr betroffen und ich habe mich mit Tue auf seine schwierige Jungend-Reise begeben. Er lernt Freunde kennen, ich schöpfte Hoffnung, Tue entdeckt seine Homosexualität, wird von seinem Vater angefeindet und es ändert sich nichts an der tristen Lage der Familie.

Die Geschichte beginnt recht stark und liest sich interessant, doch im Laufe der Handlung verliert sich die Erzählung in Lebensdetails, in denen sich viele Hoffnungen zerschlagen. Aus dem Erzählten kristallisiert immer mehr die schwierige Lebenssituation dieser Familie und die persönliche Entwicklung Tues heraus. Der einfache Erzählstil entspricht dem Jargon von Tues Alter und lässt sich gut weglesen und ich habe mit Tue gelitten und gehofft, dass er aus dieser Tristesse entfliehen kann. In dieser Familie wird nicht miteinander geredet, immerhin scheint die Mutter zu verstehen, was in Tue vorgeht.

In der Handlung wird nicht auf die Hintergründe des Verhaltens der Eltern eingegangen, vielleicht ist es einfach nur Resignation, die das triste Leben so mit sich bringt.

Dieser bewegende und gleichzeitig auch bedrückende Coming-of-age Roman erzählt in direkten Worten aus Tues Leben und vermittelt ein trostloses Bild der Familie.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Gute Krimiunterhaltung im Ostseenebel

Ostseenebel
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In "Ostseenebel" schickt Eva Almstädt ihre Ermittlerin Pia Korittki zum 18. Mal ins Rennen, der Krimi erscheint im Lübbe Verlag.

Pia Korittki wird zur Unterstützung der örtlichen Polizei an den Küstenort ...

In "Ostseenebel" schickt Eva Almstädt ihre Ermittlerin Pia Korittki zum 18. Mal ins Rennen, der Krimi erscheint im Lübbe Verlag.

Pia Korittki wird zur Unterstützung der örtlichen Polizei an den Küstenort Stüvensee geschickt. Dort wurde im Garten eines Ferienhauses von der Urlauberin Alva Dohrmann ein brutal zugerichteter Toter gefunden, bei dem es sich um den umstrittenen Bürgermeister des Ortes handelt. Pia ermittelt in alle Richtungen. Der Fall wird brisant als die Urlauberin spurlos verschwindet und eine weitere Leiche gefunden wird.

Der Fund eines erschlagenen Bürgermeisters im Seerosenteich führt Pia Korittki und ihr Kollege Broders von der Kripo Lübeck nach Stüvensee, sehr zum Unmut des örtlichen Revierleiters Holger Jansen. Sie finden heraus, dass der Tote einige Feinde hatte und die Nichte und Alleinerbin des Toten und andere Bewohner haben eher dürftige Alibis. Und Alva Dohrmanns Verhalten mutet merkwürdig an, als sie verschwindet, stehen für die Ermittler noch mehr Fragen offen.
Wie gewohnt ist "Ostseenebel" ein gut geschriebener Krimi mit einer Prise Lokalkolorit, in dem Eva Almstädt ihre Protagonistin Pia in einen mysteriösen Mordfall schickt und mit reichlich Ermittlungstätigkeit eindeckt. Der tote Bürgermeister hatte einige Feinde und es gibt viele Tatverdächtige, die alle irgendetwas zu verbergen haben. Als unterhaltsame Note wird wie gewohnt Pias Privatleben einbezogen und das Miteinander mit den Kollegen zeigt das kollegiale und freundschaftliche Verhältnis, das in keinem der Bände fehlen darf. Der Fall enthält einige falsche Fährten und Wendungen, die den Leser zum Miträtseln einladen und die nebelige Atmosphäre an der Ostsee sorgt für den passenden Hintergrund dieses Krimis.

Die Hauptcharaktere sind wie gewohnt gut gezeichnet und ich habe mich gefreut, Pias Privatleben mit ihrem Sohn Felix weiter verfolgen zu können. Das nimmt in diesem Band aber nur wenig Raum ein. Die Handlung ist gut aufgebaut und liest sich flüssig, dafür sind die Wendungen und falschen Fährten auf undurchschaubare Figuren aufgebaut, was auf mich doch sehr konstruiert wirkt. Man kann hier zwar mitraten, aber die vielen Verdachtsmomente werden so schnell durch weitere Spuren überlagert, dass man keinen klaren Durchblick hat, was oder wer wirklich dahinter stecken könnte.

Zum Ende sorgt ein Alleingang Pias noch einmal für einen Anstieg der Spannungskurve, die Auflösung erfolgt dann aber doch recht plötzlich und bei einigen Figuren bleiben Fragen offen. Im Nachhinein habe ich das Gefühl, sie wurden alle nur erfunden, um vom Täter abzulenken.

Dieser Krimi fügt sich lückenlos in die Reihe der Ostseekrimis von Eva Almstädt ein und lässt Pia einige Geheimnisse der Ortsbewohner aus der nebeligen Stimmung aufdecken und einen Täter dingfest machen.

Gute Krimiunterhaltung im Ostseenebel, bei der mir das gewisse Etwas gefehlt hat!

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Wunderbar illustrierte Weltreise durch den Zoo!

Die große Weltreise durch den Zoo
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Im Baumhaus Verlag erscheint das Bilderbuch "Die große Weltreise durch den Zoo" von Sophie Schoenwald mit Illustrationen von Günther Jakobs. Es ist der 6. Band der Zoo-Reihe und empfiehlt sich ab vier ...

Im Baumhaus Verlag erscheint das Bilderbuch "Die große Weltreise durch den Zoo" von Sophie Schoenwald mit Illustrationen von Günther Jakobs. Es ist der 6. Band der Zoo-Reihe und empfiehlt sich ab vier Jahren.

Nachdem Zoodirektor Ungestüm festgestellt hat, dass der Zoobesucherrekord geknackt worden ist, möchte er sich bei den Tieren für ihre Unterstützung bedanken und verkündet: "Heute bleibt der Zoo geschlossen!". Das klingt nach Urlaub und alle Tiere sind begeistert und freuen sich, ihnen fallen sofort die unterschiedlichsten Reiseziele ein. Anton Elefant möchte nach China, die Fledermäuse nach Transsilvanien und Ferdi Faultier nach Hawai, einfach mal abhängen und nichts tun.

Tja, nun ist guter Rat teuer, denn so eine Weltreise kann man nicht an einem Tag unternehmen und es soll ja Rücksicht auf die Wünsche der Tiere genommen werden. Doch da hat Ignaz Pfefferminz Igel die zündende Idee, wie er alle Wünsche unter einen Hut bekommt.

Die kunterbunten und fröhlich anmutenden Bilder von Günther Jakobs sind eine echte Augenweide. Die Tiere sind naturnah getroffen, sie haben sogar erkennbare Mimik und es gibt viele kleine Details zu entdecken. Die Bilder untermalen den Text auf wunderbare Weise und der Text macht deutlich, wie unterschiedlich die Reiseträume der Tiere sind und wie perfekt die Ausgestaltung der Reise gelungen ist.

Die verschiedenen Haltepunkte auf der Reise lassen selbst Erwachsene amüsiert zurück. Da findet am Seehundgehege vor der Kulisse des Eiffelturms eine Modenschau vom Feinsten statt, man kann Elefanten im Porzellanladen bewundern und einen surfenden Pinguin im Haifischbecken. Großartig, und die Zebras präsentieren eine Kunstausstellung, die weltbekannte Gemälde auf individuelle Weise vorstellt.

Bei diesen fantasievollen Ideen werden Länder und Regionen der Erde gezeigt und Kinder lernen etwas über diese Orte und sehen, welchen Spaß die Tiere haben.

In diesem Buch/Zoo funktioniert der Zusammenhalt und die Erfüllung der Wünsche der Tiere auf besondere Weise. Ein amüsantes und kunterbuntes Weltreisebuch!

Veröffentlicht am 03.09.2024

Eine niedliche Bilderbuchgeschichte, die Mut macht

Mina und der Trau-dich-Zauber
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Im Penguin Junior Verlag erscheint Lucy Flemings Bilderbuch "Mina und der Trau-dich-Zauber" übersetzt von Sabine Rahn. Für Kindergartenkinder geeignet.

Mina ist ein ausgesprochen fröhliches, kleines Blattmädchen, ...

Im Penguin Junior Verlag erscheint Lucy Flemings Bilderbuch "Mina und der Trau-dich-Zauber" übersetzt von Sabine Rahn. Für Kindergartenkinder geeignet.

Mina ist ein ausgesprochen fröhliches, kleines Blattmädchen, sie wohnt mit ihren Eltern auf dem Ast einer alten Eiche und lebt dort sehr gern. Ausgelassen verbringt sie die Tage und spielt mit ihrem Freund, dem Eichhörnchen und hält mit anderen Tieren Fliegenpilz-Kaffeklatsch. Das Jahr zieht dahin, kalte Tage im Herbst kündigen den nahenden Winter an und Mina soll mit ihren Eltern in ihr Winterquartier umziehen. Doch Mina möchte ihr Zuhause gar nicht verlassen. Wird sie auf dem Baum erfrieren oder kann sie sich auf das neue Abenteuer einlassen?

Lucy Fleming entführt ihre Leser mit fröhlichen und liebenswerten Bildern und kindgerechten Texten in die Geschichte des Blattmädchens hinein. Wir erleben Minas unbeschwertes Leben beim Spielen in der Natur und man wäre beim Fliegenpilz-Kaffeklatsch mit den Krabbelfreunden gerne dabei. Aber wir können auch ihre Angst vor dem Umzug im Herbst in das Winterquartier nachspüren. Die Eltern gehen als Vorbilder voran und weil Mina nicht allein zurück bleiben will, wagt sie den Sprung ins Unbekannte.

Die Geschichte zeigt das unbeschwerte Leben in der Natur und die Veränderung durch die Jahreszeiten, die auch gefährlich werden können. Kinder können das gut nachvollziehen und fühlen, wie es Mina geht, denn solche Veränderungen finden auch in ihrem Leben statt. Das Buch regt zum Nachdenken an und macht Mut, weil man auf die Unterstützung der Familie und Freunde hoffen kann.

Veränderungen gehören zum Leben dazu und gemeinsam mit Familie und Freunden kann man sie wagen und sich auf neue Erlebnisse freuen.

Ein wunderschön bebildertes Buch, das jahreszeitliche Veränderungen aufzeigt und Mut macht, sich manchen Abenteuern zu stellen.

Veröffentlicht am 02.09.2024

Das Leben ist schön, lebe es (ohne spirituelle und übersinnliche Elemente)!

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Im Droemer Verlag erscheint Matt Haigs Roman "Die Unmöglichkeit des Lebens".

Grace erbt ein altes Häuschen auf Ibiza und wagt die Reise dorthin und damit auch einen Neuanfang. Ihre Arbeit als Mathematiklehrerin ...

Im Droemer Verlag erscheint Matt Haigs Roman "Die Unmöglichkeit des Lebens".

Grace erbt ein altes Häuschen auf Ibiza und wagt die Reise dorthin und damit auch einen Neuanfang. Ihre Arbeit als Mathematiklehrerin gehört der Vergangenheit an, sie hat Zeit, hat Sohn und Mann verloren und ist neugierig. Nach einiger Zeit auf der Insel erhält Grace die Möglichkeit einen völlig neuen Blick auf die Welt und sich darin zu bekommen, ein spirituelles lebensveränderndes Geschehen. Leslie Maltons Stimme und Lesung haben mich absolut begeistert, ganz wunderbar


Das Buch fängt ziemlich geheimnisvoll an und entwickelt sich dann zu einer Geschichte, bei der die Suche nach einer vermissten Person Grace zum Kontakt mit anderen Figuren führt. Matt Haig besitzt die Gabe, das Seelenleben der Figuren intensiv und ausdrucksvoll zu beschrieben, dadurch bekommt man einen direkten Bezug zu den Personen, man fühlt mit ihnen und erlebt, wie sie sich immer mehr annähern.

Grace erlebt viele seltsame Dinge, da leuchtet beim Tauchgang das Wasser oder es wachsen Blumen aus der trockenen Erde. Doch am Ende kommt ihr die Erleuchtung, dass sie das Leben leben muss und nicht in der Vergangenheit leben kann.


Zur Handlung muss ich leider sagen, dass neben Angststörungen und Depression hier übersinnliche Gedanken und Vorgänge für das Handeln der Figuren eine entscheidende Rolle spielen und sie in ihrem Verhalten leiten. Manche Dinge erscheinen ein wenig seltsam und wirken absolut unnatürlich auf mich und damit konnte Matt Haig mich nicht erreichen. Es geschehen ungewöhnliche Dinge und esoterische Kräfte und Grace besitzt auf einmal die Gabe des mentalen Sehens, die sie für gute Zwecke einsetzt. Soweit so gut, aber im Großen und Ganzen glaube ich nicht an paranormale Dinge. Somit kann ich den Roman auch nicht so positiv bewerten, wie es die Weisheiten und emotionalen Szenen, sowie der außergewöhnliche Erzählstil des Autors eigentlich verdient hätten.

Auf dieses Buch muss man sich einlassen, denn es geschehen paranormale Dinge, die jeder realistische Mensch nicht glaubt. Ich habe versucht, die Ahnungen und Vorgänge nicht zu kritisch zu sehen und wurde durch den schönen Schreibstil durch die Handlung geführt. Doch am Ende muss ich leider sagen, die Handlung hat mich leider nicht überzeugen können.

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