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Veröffentlicht am 25.11.2022

Ein fesselnder und rasant erzählter Agententhriller

Stille Kommunikation
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Inhalt: Das FBI fängt zwei unzustellbare Briefe ab, deren Inhalt Fragen aufwirft. Beide enthalten jeweils ein einzelnes Stück Papier, auf dem sich eine handgeschriebene Zahlenfolge befindet. Der Absender ...

Inhalt: Das FBI fängt zwei unzustellbare Briefe ab, deren Inhalt Fragen aufwirft. Beide enthalten jeweils ein einzelnes Stück Papier, auf dem sich eine handgeschriebene Zahlenfolge befindet. Der Absender fehlt. Auch Fingerabdrücke sowie DNA-Spuren gibt es keine. Das Team um den FBI-Agent Steve Cobbs beginnt zu ermitteln und kommt schnell zu dem Schluss, dass es sich bei der Zahlenfolge nur um eine Koordinate handeln kann, die ein mögliches Ziel für einen Terroranschlag markiert. Wann der potentielle Anschlag erfolgen soll: unklar. Für Cobbs und sein Team beginnt ein Rennen gegen die Zeit.

Persönliche Meinung: „Stille Kommunikation“ ist ein Agententhriller von Marcel Pieles. Die Handlung von „Stille Kommunikation“ setzt sich aus zwei größeren Teilen zusammen. Beide besitzen eine spezifische Spannungskurve: Im ersten Teil zielt die Handlung countdownartig auf einen rätselhaften Tag X, dessen genaue Tragweite sukzessiv entfaltet wird. Agent Cobbs und sein Team treten auch im ersten Teil schon auf, allerdings rücken ihre Ermittlungen eher in den Hintergrund. Die Ermittlungen werden im zweiten Teil stärker fokussiert: Hier versuchen die FBI-Agents, den Verantwortlichen für Tag X ausfindig zu machen (was übrigens mit einem interessanten Schluss endet). Zwar ist der Roman mit seinen knapp 260 Seiten vergleichsweise kurz, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Es passiert handlungstechnisch mehr, als die reine Seitenanzahl vermuten lässt (was genau, wird natürlich nicht gespoilert 😀). So wird der Roman einerseits aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass man immer einen anderen Blickwinkel auf den „Fall“ erhält: Neben den Perspektiven von Steve Cobbs und einzelnen seiner Teammitglieder werden auch die Perspektiven der Täterfigur sowie deren Unterhändler eingenommen. Die Protagonisten sind außerdem auf der ganzen Welt verstreut (u.a. Deutschland, die USA, Frankreich und Brasilien), wodurch es mehrfach zu Wechseln des Handlungsortes kommt. Durch die häufigen Wechsel des Handlungsortes und der Perspektive erhält der Thriller ein hohes Tempo und eine schöne Dynamik. Der Schreibstil von Marcel Pieles ist sehr deutlich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Stille Kommunikation“ ein fesselnder und rasant erzählter Agententhriller, dessen Handlung klug durchdacht ist.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Ein literarischer Roman, der zwischen Coming of Age und Magischem Realismus changiert

Anderes kenne ich nicht
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Inhalt: Die 19-jährige Lea kennt nichts anderes als ihr Dorf – mit ihrer Mutter, die ebenfalls Lea heißt, ihrer Freundin Catalina, die beständig weint, Javier, den sie liebt, und einem Wald, der jede Person ...

Inhalt: Die 19-jährige Lea kennt nichts anderes als ihr Dorf – mit ihrer Mutter, die ebenfalls Lea heißt, ihrer Freundin Catalina, die beständig weint, Javier, den sie liebt, und einem Wald, der jede Person verschluckt, die ihn zu durchqueren sucht. Doch ein Brennen regt sich in Leas Bauch und es wird immer stärker: Sie will das Dorf hinter sich lassen.

Persönliche Meinung: „Anderes kenne ich nicht“ ist ein Roman der spanischen Autorin Elisa Levi. Erzählt wird der Roman aus der Perspektive von Lea in Form eines Monologs: Lea trifft am Rande des Waldes einen Señor, der auf der Suche nach seinem Hund ist. Um den Señor, davon abzuhalten, sich im Wald zu verirren, erzählt Lea ihm ihre Lebensgeschichte. Und diese hat es, obwohl Lea erst 19 Jahre alt ist, in sich: So erzählt Lea vom dörflichen Mikrokosmos, in dem man Neuem gegenüber verschlossen ist, wo keine Privatsphäre existiert und sie sich von Enge und Engstirnigkeit erdrückt fühlt. Sie berichtet von ihren Freunden, dem, was sie für ihre erste große Liebe hält, und dem Leben in ihrer Familie, das von Schicksalsschlägen geprägt ist. Ihre Erzählung ist mal traurig und melancholisch, mal hoffnungsvoll und euphorisch. Innerhalb Leas Narrativ werden außerdem immer wieder Überlegungen angestellt und Fragen aufgeworfen, die die menschliche Existenz betreffen. Dabei löst Lea sich stellenweise von ihrem Monolog und tendiert zu einem leichten Bewusstseinsstrom. Zwischendurch finden sich auch mehrfach Elemente des Magischen Realismus, wie bspw. der verschluckende Wald oder das Schicksal einzelner Dorfbewohner. Der Erzählstil von „Anderes kenne ich nicht“ ist ruhig, aber nicht zäh: Durch eine poetische Wortwahl und einen hypotaktischen Satzbau strahlt er einen besonderen Sog aus, sodass man das Buch schwer aus der Hand legen kann. Insgesamt ist „Anderes kenne ich nicht“ ein literarischer Roman über das Leben eines jungen Menschen in einem abgeschiedenen Ort, der zwischen Coming of Age und Magischem Realismus changiert.

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Veröffentlicht am 18.11.2022

Ein weihnachtliches Bilderbuch mit schöner Botschaft

Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum
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„Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum“ ist ein Bilderbuch von Gerlinde Jänicke, das nach einer Idee von Sebastian Fitzek geschrieben worden ist. Illustriert ist es reichlich, mit vielen bunten und ...

„Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum“ ist ein Bilderbuch von Gerlinde Jänicke, das nach einer Idee von Sebastian Fitzek geschrieben worden ist. Illustriert ist es reichlich, mit vielen bunten und schönen Weihnachtsbildern von dem Künstler „Stolli“. Die Handlung spielt auf einem Weihnachtsbaummarkt und dreht sich um einen kleinen, knorrig gewachsenen Tannenbaum, der wegen seines Wachstums von den großen Tannen gehänselt wird. Aus dieser Ausgangssituation entwickelt sich eine schöne Geschichte mit einer tollen Botschaft. Das Bilderbuch eignet sich sowohl zum Vorlesen als auch – durch die Größe der Schrift – zum Selbstlesen für Leseanfänger.

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Veröffentlicht am 18.11.2022

Ein dystopischer Jugendroman mit einem tollen Setting

Scarlett & Browne - Die Berüchtigten
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Inhalt: Scarlett und Albert durchstreifen als Outlaws die Sieben Königreiche. Längst sind sie über einfach Bankraube hinaus und plündern mittlerweile die korrupten Glaubenshäuser. Eigentlich läuft alles ...

Inhalt: Scarlett und Albert durchstreifen als Outlaws die Sieben Königreiche. Längst sind sie über einfach Bankraube hinaus und plündern mittlerweile die korrupten Glaubenshäuser. Eigentlich läuft alles gut. Doch dann treten plötzlich Protagonisten aus der Vergangenheit Scarletts auf, die Scarlett und Albert vor ihre bisher größte Herausforderung stellen…

Persönliche Meinung: „Scarlett & Browne – Die Berüchtigten“ ist ein dystopischer Jugendroman. Es handelt sich um den zweiten Band der „Scarlett & Browne“-Reihe. Erzählt wird der Roman wechselweise aus den personalen Erzählperspektiven Scarletts und Alberts. Beide Protagonisten ergänzen sich super: Albert ist eher das Gewissen des Duos, allerdings zugleich etwas naiv; Scarlett hingegen ist forsch und der Part, der für das aktive Handeln zuständig ist. Während im ersten Band der Fokus eher auf die Vergangenheit von Albert gerichtet worden ist, liegt in diesem der Schwerpunkt auf Scarletts Vergangenheit. Wie schon im ersten Band durchstreifen wir mit den beiden Protagonisten die Sieben Königreiche: Ein dystopisches Großbritannien, das wie der Wilde Westen im 19. Jahrhundert funktioniert. So gibt es Saloons, jede*r läuft mit einem Revolver herum und Banditenbanden durchziehen das Land. Dystopisch ist das Land v.a. durch die mutierten Wesen, die es bevölkern. Außerdem ist interessant, dass sich in der Wild-West-Welt aber auch immer wieder moderne Gegenstände finden: So reiten Scarlett und Browne nicht auf Pferden, sondern fahren mit Fahrrädern umher. Daneben existieren noch weitere Artefakte aus dem modernen Leben, die ich aber hier nicht spoilern möchte. Mit der Handlung des Romans habe ich mich anfangs schwergetan: Mir fehlte etwas der rote Faden (Scarlett und Albert springen von einem Handlungsort zum nächsten, ohne dass der genaue Sinn für die Gesamthandlung klar wurde). Ab ca. der Hälfte des Romas ist die Handlung aber stimmiger und am Ende des Romans macht auch die erste Hälfte des Romans (rückblickend) mehr Sinn. Der Jugendroman endet mit einem tollen Showdown, der außerdem Lust auf den nächsten Band macht. Der Schreibstil von Jonathan Stroud ist detailliert und lässt sich sehr flüssig lesen. Zudem findet sich erzählerisch immer eine Prise Humor in „Scarlett & Browne“. Insgesamt ist „Scarlett & Browne – Die Berüchtigten“ ein dystopischer Jugendroman, mit einem wirklich tollen Setting und sich schön ergänzenden Protagonisten. Für mich war Band 1 etwas stärker, aber dennoch hat Band 2 es geschafft, mich neugierig auf den nächsten Band zu machen.

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Veröffentlicht am 11.11.2022

Eine Liebeserklärung an das Wandern, die besonder Boning-Fans gefallen wird

Der Fußgänger
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„Der Fußgänger“ ist ein autobiographisches Sachbuch von Wigald Boning. Thematisch beschäftigt es sich mit einer von Bonings Lieblingsbeschäftigungen: dem Wandern. Das Buch teilt sich in verschiedene Kapitel ...

„Der Fußgänger“ ist ein autobiographisches Sachbuch von Wigald Boning. Thematisch beschäftigt es sich mit einer von Bonings Lieblingsbeschäftigungen: dem Wandern. Das Buch teilt sich in verschiedene Kapitel auf, die unterschiedliche Fragestellungen thematisieren: 1. „Womit wandern?“ 2. „Mit wem wandern?“ 3. „Wohin wandern?“ und 4. „Wie schnell wandern?“. Diese Fragen beantwortet Boning anekdotenhaft mithilfe persönlicher Wandererfahrungen, die meist sehr kurios sind. So erzählt er bspw. über eindrückliche Wanderungen mit der Familie und Freunden, von Wanderungen auf die 16 höchsten Berge der Bundesländer, welche er z.T. mit Bernhard Hoëcker erklomm, und von Wanderversuche mit skurriler Ausrüstung. An diesen Anekdoten merkt man sehr schön: Wandern ist Bönigs halbes Leben - mindestens. In seine Beschreibung flicht Boning immer wieder kluge Gedanken über Gott und die Welt ein. Dabei erzählt Boning sprachlich gewandt, durchdacht und immer mit einem Augenzwinkern, aber zugleich glasklar. Die Aufmachung des Buches ist qualitativ hochwertig: Es handelt sich um ein Hardcover mit Schutzumschlag und solidem Buchrücken. Auch die Papierdicke ist vergleichsweise hoch. Die vielen farbigen Bilder im Buch sind außerdem hochauflösend. Insgesamt ist „Der Fußgänger“ von Wigald Boning eine kurzweilige, anekdotenreiche Liebeserklärung an das Wandern, an der besonders Fans von Boning ihre Freude haben werden.

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