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Veröffentlicht am 13.06.2021

Ein spannender, vielschichtiger Thriller, dessen Ende mich etwas enttäuscht hat

Der Erlkönig
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Vorab: In der Rezension bleibe ich insgesamt vage, da jede konkrete Information spoilern und das Lesevergnügen schmälern würde. „Der Erlkönig“ ist ein komplexer Thriller, dessen Inhalt weit über den folgenden ...

Vorab: In der Rezension bleibe ich insgesamt vage, da jede konkrete Information spoilern und das Lesevergnügen schmälern würde. „Der Erlkönig“ ist ein komplexer Thriller, dessen Inhalt weit über den folgenden kurzen Teaser hinausgeht.

Inhalt: Als die junge Journalistin Sandrine von einem Rechercheausflug zurückkehrt, erwartet sie eine bedrückende Nachricht. Ihre Großmutter Suzanne, die sie nie kennengelernt hat, ist verstorben und vermacht Sandrine ihren Besitz. Suzanne lebte mit einer Handvoll ehemaliger Arbeitskollegen auf einer kleinen Insel vor der Küste der Normandie, die man nur mit Genehmigung betreten darf. Nach anfänglichem Zögern beschließt Sandrine, der Insel einen Besuch abzustatten. Doch dort ist nichts, wie es scheint…

Persönliche Meinung: „Der Erlkönig“ ist ein Thriller von Jérôme Loubry. Erzählt wird er in mehreren Handlungssträngen auf unterschiedlichen Zeitebenen aus unterschiedlichen Perspektiven. Während die Rahmenhandlung in der Gegenwart (2019) spielt, findet die Haupthandlung in den Jahren 1986 und 1949 statt. Diese beiden Zeitebenen der Haupthandlung sind auf eine besondere Art miteinander verstrickt, wobei die Verweise und Verbindungen zwischen ihnen schön gesetzt sind. Besonders hat mir auch die Darstellung der Insel, auf der Sandrines Großmutter lebte, gefallen. Ihre Atmosphäre ist bedrückend, sie scheint in alternative Lichtverhältnisse getaucht, bestimmte Dinge fallen aus dem Rahmen und irgendwie wirkt sie unwirklich. Der Erzählstil ist anspruchsvoll: Einerseits ist er stellenweise distanziert, was gut zur entrückten Stimmung der Handlung passt. Andererseits ist die Wortwahl eher gehoben und der Satzbau komplex. Die Handlung selbst ist sehr wendungsreich und durchweg spannend. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: die Auflösung der Handlung. Da die Handlung selbst wendungsreich und überraschend ist, hatte ich auch am Schluss mit einem Twist gerechnet, der nicht zu erahnen ist und der mich schockiert bis sprachlos zurücklassen wird. Dem war leider nicht so. [KLEINER SPOILER, DA PERSÖNLICHER EINDRUCK ZUR ART DES TWISTS/KEIN INHALTLICHER SPOILER] Zwar kam ein Twist, allerdings verlief er nach einem Erzählmuster, das in letzter Zeit häufig in Film, Fernsehen und Büchern benutzt wird und dadurch leichter zu erahnen ist bzw. an Wirkkraft einbüßt. [SPOILER ENDE] Insgesamt ist „Der Erlkönig“ aber ein spannender Thriller, der schön durchkomponiert ist und innerhalb der Handlung die ein oder andere Überraschung bereithält – auch, wenn die Auflösung am Ende im Vergleich dazu etwas schwächer ist.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Ein spannender, maritimer Krimi

In den Sturm
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Inhalt: Gerade haben die Kadetten der Gorch Fock überraschenderweise die alljährliche Kutterregatta der „Kieler Woche“ gewonnen. Das wollen die Kuttersegler um den Offiziersanwärter Thies Hansen nun gebührend ...

Inhalt: Gerade haben die Kadetten der Gorch Fock überraschenderweise die alljährliche Kutterregatta der „Kieler Woche“ gewonnen. Das wollen die Kuttersegler um den Offiziersanwärter Thies Hansen nun gebührend feiern. Mit dabei ist auch Pia, die Steuerfrau eines Kutters, den die Gorch Fock-Kadetten knapp ausstechen konnten. Doch so fröhlich die Feier am Abend war, so erschreckend ist das Erwachen. Die Leiche von Pia wird, treibend im Wasser, aufgefunden. Dringend tatverdächtig: Die Kuttersegler der Gorch Fock. Zwar darf das Segelschulschiff dennoch auslaufen, doch auf hoher See beginnt das Morden. Schnell wird klar: Der Mörder hat es auf die Gewinner der Regatta abgesehen…

Persönliche Meinung: „In den Sturm“ ist ein maritimer Krimi von Jan von der Bank. Erzählt wird der Krimi aus der Perspektive des Offiziersanwärters Thies Hansen (dritte Person), der hochsensibel ist, was für ihn den Alltag auf der Gorch Fock nicht leicht macht. Der Krimi beginnt gemächlich, wobei ausführlich auf das Leben auf der Gorch Fock und den Ablauf der Kutterregatta eingegangen wird. Danach steigert der Krimi sein Tempo stetig und gewinnt permanent an Spannung. Die Mannschaft der Gorch Fock hat es mit zwei Bedrohungen zu tun. Im Inneren, auf dem Schiff, treibt ein Mörder sein Unwesen, gleichzeitig droht auch von außen Gefahr: Ein unberechenbarer Sturm umringt das Schiff. Strukturell interessant ist dabei, dass beide Gefahren parallel zueinander an Bedrohlichkeit gewinnen. Während die Taktung des Mordens zunimmt, gewinnt auch der Sturm immer mehr an Stärke. Dementsprechend wird – neben der Fallermittlung – auch thematisiert, wie die Mannschaft gegen den Sturm kämpft. Dabei sind die Beschreibungen realitätsnah (der Autor war selbst Mitglied der Gorch Fock), fachmännisch und gespickt mit nautischem Fachvokabular (am Ende es Krimis befindet sich ein Glossar, das viele Begriffe erklärt). Die wahre Identität der Täterfigur ist bis zuletzt offen und wird mit einem überraschenden Twist offenbart. Insgesamt ist „In den Sturm“ ein spannender Krimi, der durch ein realitätsnah beschriebenes maritimes Setting besticht.

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Veröffentlicht am 07.06.2021

Ein schöner Roman, der die Balance zwischen Komik und Ernst perfekt hält

Auftauchen
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Inhalt: Nanai Chang, Veroniques Großmutter, möchte nicht mehr essen, will aber niemandem verraten, was der Grund dafür ist. Das belastet Veronique sehr und ihr bester Freund Cymbeline, genannt Cym, sorgt ...

Inhalt: Nanai Chang, Veroniques Großmutter, möchte nicht mehr essen, will aber niemandem verraten, was der Grund dafür ist. Das belastet Veronique sehr und ihr bester Freund Cymbeline, genannt Cym, sorgt sich nicht minder um Nanai. Cym weiß nämlich aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, wenn Erwachsene die wirklich wichtigen Dinge verschweigen. Schnell steht für ihn fest: Er möchte Veronique helfen und herausfinden, warum Nanai nichts mehr isst. Doch während die beiden in Nanais Vergangenheit abtauchen, passiert an ihrer Schule etwas Schlimmes: Irgendjemand spielt Mrs Martin, der beliebtesten und nettesten Lehrerin der Schule, Streiche, die sie sehr treffen.

Persönliche Meinung: Nach „Freischwimmen“ ist „Auftauchen“ das zweite Kinder- und Jugendbuch von Adam Baron, das sich um den 9-jährigen Cymbeline Iglu und seine Freunde dreht. Die Handlungen beider Romane sind in sich abgeschlossen, allerdings würde ich zunächst mit „Freischwimmen“ beginnen. Dort macht Cym entscheidende Ent- und Aufdeckungen über sich und seine Familie, sodass man ihn in „Auftauchen“ besser versteht, wenn man „Freischwimmen“ bereits kennt. Erzählt wird „Auftauchen“ aus der Ich-Perspektive Cyms. Er besitzt eine treuherzige Unbefangenheit und sieht bestimmte Dinge eher mit einem unkritischen, kindlichen Blick, was einerseits erfrischend und authentisch ist, andererseits zu einigen urkomischen Szenen führt, weshalb man beim Lesen immer mal wieder schmunzeln und auflachen muss. „Auftauchen“ ist allerdings kein einfaches Ulkbuch: Denn trotz aller Komik beinhaltet es auch ernste Themen, die nachdenklich machen. So spielen im Roman Verlust, Trennung und das Fällen von schwerwiegenden Entscheidungen eine Rolle. Dabei halten sich Komik und Tragik – wie schon in „Freischwimmen“ – perfekt die Waage, beide sind schön dosiert, wirken ungezwungen und nicht deplatziert. Der Handlungsbogen des Buches erinnert an Detektivromane, wobei unser kleiner Detektiv Cym gleich zwei „Fälle“ zu lösen hat. Während der eine ihn tiefer in die Familiengeschichte der Changs führt, dreht sich der andere stärker um rätselhafte Dinge, die in Cyms Schule vorgehen. Beide Handlungsstränge sind spannend und besitzen eine überraschende Auflösung. Der Erzählstil ist – passend zum Protagonisten Cym – umgangssprachlich, sodass sich „Auftauchen“ sehr flüssig lesen lässt. Insgesamt ist „Auftauchen“ ein spannendes Kinder- und Jugendbuch, das ernste und komische Situationen schön miteinander verknüpft und dadurch zu einem besonderen Lesevergnügen wird.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Dystopie trifft auf den Wilden Westen

Scarlett & Browne - Die Outlaws
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Inhalt: Großbritannien (oder was davon übriggeblieben ist). Die Zivilisation, wie wir sie kennen, ist untergegangen. Die Glaubenshäuser beherrschen die wenigen, verbliebenen Städte. Nur Gesetzlose trauen ...

Inhalt: Großbritannien (oder was davon übriggeblieben ist). Die Zivilisation, wie wir sie kennen, ist untergegangen. Die Glaubenshäuser beherrschen die wenigen, verbliebenen Städte. Nur Gesetzlose trauen sich, Nächte außerhalb der sicheren Stadtmauern zu verbringen. So wie Scarlett McCain, die gerade eine Bank ausgeraubt hat. Auf ihrer Flucht entdeckt sie einen von der Straße abgekommenen Bus. Nur eine Person hat den Unfall überlebt: der hilflose und weltfremde Albert Browne, der zu den Freien Inseln reisen möchte. Scarlett hilft ihm, doch als ihnen plötzlich eine Geheimorganisation auf den Fersen ist, zeigt sich, dass das ein Fehler war…

Persönliche Meinung: „Scarlett & Browne – Die Outlaws“ ist ein dystopischer Jugendroman von Jonathan Stroud. Erzählt wird die Handlung wechselweise aus den Perspektiven von Scarlett und Albert, zwei Jugendlichen im Alter von 16/17. Während Scarlett mit allen Wassern gewaschen ist und mit jedem Problem klarkommt, ist Albert eher hilflos und unbedarft. Beide tragen ein Geheimnis mit sich, wodurch Spannung erzeugt wird. Besonders und originell an dem Roman ist sein Worldbuilding. Dystopie trifft hier auf Wilden Westen. Die Handlung spielt zu einem Zeitpunkt in der fernen Zukunft, nachdem die Weltbevölkerung durch die „Große Verheerung“ drastisch verkleinert worden ist. Die verbliebenen Menschen haben sich in einer Form neu organisiert, die an den Wilden Westen erinnert. So trägt (fast) jede Figur einen Revolver und ist in Wild West-Manier gekleidet; Outlaws dringen regelmäßig in die Städte ein und versuchen Banken auszurauben. Gleichzeitig befinden sich aber auch moderne Elemente in der Handlungswelt wie Busse, fortgeschrittene Technologien und die Ruinen der vergangenen Zivilisation (London z.B. existiert nicht mehr. Die Stadt ist zu einer Lagune geworden, aus der die „Großen Ruinen“ der ehemaligen Stadt herausragen). In der Wildnis, außerhalb der Stadtmauern, kreuchen Mutationen von Mensch und Tier. Der Schreibstil ist detailliert, manchmal vielleicht etwas zu ausschweifend, was zu kleineren Längen innerhalb der Handlung führt. Außerdem ist „Scarlett & Browne – Die Outlaws“ der Auftakt einer neuen Reihe, weshalb am Ende der Handlung nicht alle aufgeworfenen Fragen beantwortet werden. Für Folgebände zeigen sich aber schon einzelne Handlungsansätze, in denen großes Potential schlummert. Auch habe ich das Gefühl, dass man noch längst nicht alles vom dystopischen Wild West-Großbritannien gesehen hat. Insgesamt ist „Scarlett & Browne – Die Outlaws“ ein flüssig zu lesender dystopischer Jugendroman mit einem tollen Worldbuilding und zwei Protagonisten, die gegensätzlicher nicht sein könnten.

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Veröffentlicht am 28.05.2021

Ein spannender Roman zwischen Thriller und Phantastik

Imperator
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Inhalt: Rom in den 1960er Jahren. Anna ist auf der Suche nach der Wahrheit, die sich hinter dem Tod ihrer Mutter verbirgt. Zeitgleich wird der Ex-Polizist Palladino, der nun als Privatdetektiv arbeitet, ...

Inhalt: Rom in den 1960er Jahren. Anna ist auf der Suche nach der Wahrheit, die sich hinter dem Tod ihrer Mutter verbirgt. Zeitgleich wird der Ex-Polizist Palladino, der nun als Privatdetektiv arbeitet, von der einflussreichen Contessa Amarante angeheuert, einen bestialischen Mord aufzuklären. Die Wege, die Anna und Palladino einschlagen, führen sie in die Abgründe der Mafia- und Künstlerszene der Ewigen Stadt…

Persönliche Meinung: „Imperator“ von Lisanne Surborg und Kai Meyer basiert auf dem gleichnamigen Audible-Hörspiel. Das Buch ist kein Roman nach dem Konzept „Buch zum Film (oder hier: zum Hörspiel)“, sondern ein eigenständiger, vollwertiger Roman, den man auch ohne das Hörspiel zu kennen lesen kann. Interessant und originell an „Imperator“ sind Handlungszeit und -ort. Das Rom der 1960er ist einerseits das Rom der „Sandalenfilme“. Abgehalfterte, ehemals gefeierte US-amerikanische Schauspieler zogen von Hollywood nach Rom und versuchten dort – mehr oder weniger erfolgreich – an ihre Glanzzeit anzuknüpfen. Andererseits ist dieses Rom allerdings in „Imperator“ auch geprägt von den Auseinandersetzungen zwischen Faschisten und Kommunisten. Die Stadt am Tiber pulsiert, ist voll von obskuren Gestalten und versteckten Machenschaften. Diese beiden zeitgeschichtlichen Themen sind aber nicht nur bloße Kulisse, vor der die Figuren agieren. Im Gegenteil: Handlung und Hintergrund gehen eine symbiotische Verbindung ein, bedingen sich gegenseitig und harmonisieren schön miteinander. Die Handlung von „Imperator“ ist in zwei Erzählstränge aufgeteilt, wobei der eine hauptsächlich Annas Suche behandelt, während der zweite Palladinos Ermittlungen abdeckt. Beide Erzählstränge überschneiden sich punktuell und laufen eher nebeneinander; werden allerdings durch ein bestimmtes auslösendes Moment geklammert, das sich im Laufe der Handlung offenbart. Die Handlung selbst ist durchweg spannend, voller unerwarteten Wendungen und dadurch unvorhersehbar. In „Imperator“ vermengen sich Thriller-Elemente mit leichten phantastischen Elementen, wobei der Roman aber gleichzeitig stellenweise das zeitgeschichtliche Rom der 1960er Jahre atmet. Gerade bei den phantastischen Elementen ist spannend, dass sie während der Handlung zwischen Magie und Wirklichkeit changieren, sodass man sie nicht sicher einem Bereich zuordnen kann. Kai Meyer schreibt im Nachwort, er habe einen magischen Realismus erzeugen wollen, und diese Gattungsbezeichnung trifft es sehr gut. Der Schreibstil ist sehr anschaulich und flüssig zu lesen. Insgesamt ist „Imperator“ ein spannender Genremix mit phantastischen Elementen, einem originellen Setting und einer unvorhersehbaren Handlung.

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