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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.07.2021

Mystery, leichter Horror und Coming of Age

Gwendys Wunschkasten
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Inhalt: Castle Rock. Auf ihrer täglichen Laufroute wird die 12-jährige Gwendy plötzlich von einem Mann mit Melone angesprochen. Er beschenkt sie mit einer wundersamen Kiste, die dazu in der Lage ist, Gwendys ...

Inhalt: Castle Rock. Auf ihrer täglichen Laufroute wird die 12-jährige Gwendy plötzlich von einem Mann mit Melone angesprochen. Er beschenkt sie mit einer wundersamen Kiste, die dazu in der Lage ist, Gwendys Wünsche zu erfüllen. Gleichzeitig geht mir der Kiste allerdings auch eine große Verantwortung einher…
Persönliche Meinung: „Gwendys Wunschkasten“ von Stephen King und Richard Chizmar ist eine Castle Rock-Novelle (ca. 120 Seiten), in der sich Mystery, leichter Horror und Coming of Age mischen. Erzählt wird die Handlung von einem auktorialen Erzähler, der Gwendys Jugend begleitet und mehrmals süffisant kommentiert. Meist schlägt er einen eher gemächlichen Ton ein. Gwendys Jugend wird nicht in voller Gänze dargestellt: Der Fokus der Erzählung liegt auf besonderen Ereignissen in ihrem Leben wie die erste Liebe, Konflikte mit Freunden oder das Erkunden der Funktionen der Kiste. Daher kommt es innerhalb der Handlung häufig zu Zeitsprüngen, wodurch die Erzählung an Unvorhersehbarkeit gewinnt. Die Stärke der Novelle ist, dass sie über die ganze Handlung hinweg im vagen lässt, wie die Kiste einzuordnen ist. Ist sie Fluch oder Segen für Gwendy? Was verlangt die Kiste von ihr? Wie nutzt Gwendy sie „richtig“? Ihre tiefere Bedeutung erhält die Novelle rückwärts motiviert: Was es tatsächlich mit der Kiste auf sich hat, wird zuletzt angedeutet, wodurch rückwirkend leicht moralisch-philosophische Gedanken in die Handlung getragen werden. Insgesamt ist „Gwendys Wunschkasten“ eine spannende Mystery-Novelle, die bis zuletzt einen unheimlichen Sog ausstrahlt.

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Veröffentlicht am 06.07.2021

Ein spannender Kurzthriller

Blutkristalle
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Inhalt: Ella plant mit ihrem neuen Freund Paul eine Winterwanderung. Wolfram begleitet sie – heimlich und ohne deren Zustimmung. Er muss Ella nämlich beschützen. Denn wenn Wolfram Ella rettet, wird sie ...

Inhalt: Ella plant mit ihrem neuen Freund Paul eine Winterwanderung. Wolfram begleitet sie – heimlich und ohne deren Zustimmung. Er muss Ella nämlich beschützen. Denn wenn Wolfram Ella rettet, wird sie endlich erkennen, dass nur er der Richtige für sie ist.

Persönliche Meinung: „Blutkristalle“ ist ein Kurzthriller (ca. 70 Seiten) von Ursula Poznanski, der in der Reihe „Eiskalte Thriller“ erschienen ist, in der noch weitere namhafte Autoren Kurzthriller präsentieren (z.B. Veit Etzold oder Michael Tsokos). Erzählt wird „Blutkristalle“ aus der (Täter-)Perspektive von Wolfram, einem Stalker, der es auf Ella abgesehen hat. Die wirren Gedanken Wolfram werden dabei glaubhaft und anschaulich dargestellt. Spannung entsteht besonders durch die Stimme, die Wolfram permanent hört und mit der er im Disput ist. Zuletzt endet die Handlung mit einem kleineren, überraschenden Twist. Der Thriller lässt sich sehr flüssig lesen. Insgesamt ist „Blutkristalle“ ein unterhaltsamer Thriller für einen spannenden Leseabend.

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Veröffentlicht am 02.07.2021

Ein dystopischer Klassiker

1984
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Inhalt: In einer Welt, in der der Große Bruder durch Teleschirme alles sieht und die Mitmenschen potenzielle Denunzianten sind, versucht Winston Smith seine Nische zu finden. Er ahnt, dass nicht alles ...

Inhalt: In einer Welt, in der der Große Bruder durch Teleschirme alles sieht und die Mitmenschen potenzielle Denunzianten sind, versucht Winston Smith seine Nische zu finden. Er ahnt, dass nicht alles so ist, wie die Sozialistische Partei Englands (kurz: Engsoz) es behauptet, doch wirklich greifen kann er diese Gedanken nicht. Auch, wem er wirklich vertrauen kann, ist unklar. Dies ändert sich, als Winston Julia trifft, wodurch sein Leben eine unerwartete Wendung nimmt…

Persönliche Meinung: Der dystopische Klassiker „1984“ ist das bekannteste und vielzitierteste Werk von George Orwell. Orwell behandelt hier, beeinflusst von den diktatorischen Regimen seiner Zeit, in einer Art Zukunftsvision die Strukturen des totalitären Einparteienstaates „Ozeanien“. Diesen erleben die Leser*innen aus der Perspektive von Winston Smith, eines Angestellten des Ministeriums für Wahrheit (das Ministerium ist dafür zuständig, in medialen Erzeugnissen die Vergangenheit umzuschreiben, sodass sie den gegenwärtigen Bedürfnissen der Partei entspricht und eine gültige „Wahrheit“ geschaffen wird). Viele Kerngedanken, die Orwell in „1984“ einbaut, finden sich bereits in „Farm der Tiere“. So decken beide verschiedene Macht- und Repressionsmechanismen eines totalitären Staats wie z.B. Manipulation, psychische Gewalt und Propaganda auf. Dabei geht „1984“ aber noch einige Schritte weiter als „Farm der Tiere“. Die Mechanismen sind ausgefeilter, in einen größeren (Staats)Zusammenhang eingebettet und stärker darauf bedacht, das Individuum zu brechen und das kollektive Gedächtnis systematisch zu eliminieren. Wie z.B. der alltägliche „Zwei Minuten Hass“: Durch eine zweiminütige Videosequenz soll mithilfe eines akustisch-visuellen Primings der Hass auf den Staatsfeind Nummer 1 gesteigert und die Bindung an die Engsoz erhöht werden. Selbst reflektiertere Menschen, wie Winston Smith, erliegen den infernalischen Lauten und beginnen zu hassen. Auf bedrückende Art faszinierend ist "1984" vor allem aufgrund des Überwachungsstaates "Ozeanien". Dieser ist total, dringt ins Innerste vor und sieht sich selbst als Perfektion des nationalsozialistischen und des sowjetischen Regimes an. In der Welt von "1984" ist nichts mehr privat. Alles, selbst das Ich und seine Gedanken, ist öffentlich und Nischen existieren nicht. Auch in die Sprache greift das Regime in Form von „Neusprech“ ein: Der Wortschatz soll drastisch reduziert, Wörter in ihrer Bedeutung eingeschränkt und durch prägnante Neologismen ersetzt werden, sodass man sich mit einer minimalistischen Anzahl von Begriffen verständigen kann, wodurch letztlich die Freiheit des Denkens vollends verhindert werden soll (ausführlicher thematisiert Orwell „Die Prinzipien von Neusprech“ im Anhang, was aus linguistischer Sicht interessant ist. Die deutsche Übersetzung von Gisbert Haefs ist übrigens sehr gut gelungen und fängt „Neusprech“ gut ein). „1984“ ist im Vergleich zu „Farm der Tiere“ ausufernder, weniger pointiert und handlungsstrukturell nicht so stark durchkomponiert. Dadurch zieht sich die Handlung stellenweise; andererseits werden durch die ausführlichen Beschreibungen die Repressionsmechanismen des Staats eindrücklich und deutlich; die Beklemmung nimmt dabei stetig zu.

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Ein rasanter Thriller

Das Spiel – Es geht um Dein Leben
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Inhalt: Ein brutales Spiel hat begonnen. Jeder - mit dem nötigen Kleingeld - kann sich beteiligen. Die Opfer, normale, unbescholtene Menschen, die noch nichts von ihrer Beteiligung am Spiel wissen, sind ...

Inhalt: Ein brutales Spiel hat begonnen. Jeder - mit dem nötigen Kleingeld - kann sich beteiligen. Die Opfer, normale, unbescholtene Menschen, die noch nichts von ihrer Beteiligung am Spiel wissen, sind bereits von langer Hand ausgewählt und markiert worden. Das Ziel? Möglichst viele Opfer ausschalten, um Punkte für den großen Jackpot zu sammeln. Eher zufällig gerät der Ermittler Christian Brand in das Fahrwasser des Spiels und ist, ehe er es ahnt, bereits mittendrin…

Persönliche Meinung: „Das Spiel“ ist ein Thriller von Jan Beck. Das Besondere an diesem Thriller ist, dass er aus unterschiedlichsten Perspektiven erzählt wird (keine Angst: Man kann der Handlung trotzdem sehr gut folgen, da zu Beginn der einzelnen Kapitel angegeben wird, wann das jeweilige Kapitel spielt und welche Hauptfigur agiert). Nicht nur die Perspektiven der beiden Hauptermittler und der Täterfigur werden eingenommen, sondern auch die der Opfer und eines Journalisten, der auf eigene Faust in Sachen "Spiel" ermittelt. So entsteht für die Leser*innen ein Mosaikbild des Falles, das Stückchen für Stückchen, von Perspektive zu Perspektive vervollständigt wird, bis es in einem großen Finale gipfelt. Die eher kurzen Kapitel enden häufig mit einem Cliffhanger und ihr Wechsel ist rasant, wodurch ein schöner Spannungsbogen erzeugt wird. Trotz aller Informationen, die man bereits sammeln konnte, ist das Ende überraschend. Einzelne Fragen werden hier eher kurz beantwortet und bleiben daher teilweise offen. Das fällt für mich allerdings nicht so sehr ins Gewicht, da das Ende insgesamt stimmig ist. Originell ist die Art, wie die Opfer markiert worden sind: Sie tragen alle unwissentlich ein UV-Tattoo eines Skorpions, allerdings unterscheidet sich jedes Tattoo in einem bestimmten Aspekt, der einen entscheidenden Hinweis darauf gibt, auf welche "Art" man bei dem jeweiligen Opfer Punkte sammeln kann (mehr kann ich nicht verraten). Besonders hat mir der Handlungsstrang von Mavie gefallen. Mavie, ebenfalls unfreiwillig mit einem UV-Tattoo versehen und dadurch auf der Liste des „Spiels“, ist eine Jugendliche, die es aus verschiedenen Gründen nicht leicht hat. In ihrem Handlungsstrang vermischen sich die Flucht und Angst vor dem Mörder mit Elementen des Coming of Age bzw. der Selbstfindung, wodurch Mavie eine größere Tiefe erhält. Der Thriller lässt sich sehr flüssig lesen, sodass man nur so durch die Seiten fliegt. Insgesamt ist „Das Spiel“ ein temporeicher, spannender Thriller, der einige originelle Ideen und einen sehr schönen Erzählstil besitzt.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Ein spannender, vielschichtiger Thriller, dessen Ende mich etwas enttäuscht hat

Der Erlkönig
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Vorab: In der Rezension bleibe ich insgesamt vage, da jede konkrete Information spoilern und das Lesevergnügen schmälern würde. „Der Erlkönig“ ist ein komplexer Thriller, dessen Inhalt weit über den folgenden ...

Vorab: In der Rezension bleibe ich insgesamt vage, da jede konkrete Information spoilern und das Lesevergnügen schmälern würde. „Der Erlkönig“ ist ein komplexer Thriller, dessen Inhalt weit über den folgenden kurzen Teaser hinausgeht.

Inhalt: Als die junge Journalistin Sandrine von einem Rechercheausflug zurückkehrt, erwartet sie eine bedrückende Nachricht. Ihre Großmutter Suzanne, die sie nie kennengelernt hat, ist verstorben und vermacht Sandrine ihren Besitz. Suzanne lebte mit einer Handvoll ehemaliger Arbeitskollegen auf einer kleinen Insel vor der Küste der Normandie, die man nur mit Genehmigung betreten darf. Nach anfänglichem Zögern beschließt Sandrine, der Insel einen Besuch abzustatten. Doch dort ist nichts, wie es scheint…

Persönliche Meinung: „Der Erlkönig“ ist ein Thriller von Jérôme Loubry. Erzählt wird er in mehreren Handlungssträngen auf unterschiedlichen Zeitebenen aus unterschiedlichen Perspektiven. Während die Rahmenhandlung in der Gegenwart (2019) spielt, findet die Haupthandlung in den Jahren 1986 und 1949 statt. Diese beiden Zeitebenen der Haupthandlung sind auf eine besondere Art miteinander verstrickt, wobei die Verweise und Verbindungen zwischen ihnen schön gesetzt sind. Besonders hat mir auch die Darstellung der Insel, auf der Sandrines Großmutter lebte, gefallen. Ihre Atmosphäre ist bedrückend, sie scheint in alternative Lichtverhältnisse getaucht, bestimmte Dinge fallen aus dem Rahmen und irgendwie wirkt sie unwirklich. Der Erzählstil ist anspruchsvoll: Einerseits ist er stellenweise distanziert, was gut zur entrückten Stimmung der Handlung passt. Andererseits ist die Wortwahl eher gehoben und der Satzbau komplex. Die Handlung selbst ist sehr wendungsreich und durchweg spannend. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: die Auflösung der Handlung. Da die Handlung selbst wendungsreich und überraschend ist, hatte ich auch am Schluss mit einem Twist gerechnet, der nicht zu erahnen ist und der mich schockiert bis sprachlos zurücklassen wird. Dem war leider nicht so. [KLEINER SPOILER, DA PERSÖNLICHER EINDRUCK ZUR ART DES TWISTS/KEIN INHALTLICHER SPOILER] Zwar kam ein Twist, allerdings verlief er nach einem Erzählmuster, das in letzter Zeit häufig in Film, Fernsehen und Büchern benutzt wird und dadurch leichter zu erahnen ist bzw. an Wirkkraft einbüßt. [SPOILER ENDE] Insgesamt ist „Der Erlkönig“ aber ein spannender Thriller, der schön durchkomponiert ist und innerhalb der Handlung die ein oder andere Überraschung bereithält – auch, wenn die Auflösung am Ende im Vergleich dazu etwas schwächer ist.

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