Absolut beeindruckend!
Inhaltlich muss ich wahrscheinlich nicht allzu viel zu diesem Weltbestseller sagen, der in diesem Jahr gemeinfrei und in acht Neuübersetzungen erschienen ist. Ich habe mich für die optisch wirklich wunderschöne ...
Inhaltlich muss ich wahrscheinlich nicht allzu viel zu diesem Weltbestseller sagen, der in diesem Jahr gemeinfrei und in acht Neuübersetzungen erschienen ist. Ich habe mich für die optisch wirklich wunderschöne Ausgabe aus dem Manesse Verlag, übersetzt von Gisbert Haefs, entschieden um mich endlich auch einmal an diesen Klassiker heran zu wagen. George Orwell schuf mit „1984“ die Dystopie einer Gesellschaft unter totaler Überwachung durch den omnipräsenten „Großen Bruder“ und dessen Partei nach kommunistischem Vorbild. Die Menschen werden durch ständige Gehirnwäsche gefügig gemacht; die Indoktrination mit alternativen Fakten sowie eine stete Veränderung der Geschichte manipuliert deren Wahrnehmung. Im „Ministerium für Wahrheit“ arbeitet auch Winston Smith, der Protagonist, vernichtet am laufenden Band Beweismaterial und schreibt die Geschichte im Sinne der Partei um; ist aber in seinem Inneren der Liebe und echten Wahrheit verschrieben.
Der Roman ist in drei Teile geteilt. Der erste Teil legt sein Augenmerk auf die Person Winston, auf dessen Gedanken und Gefühle und wir lernen das System und seine perfiden Mechanismen kennen. Im zweiten Teil beginnt Winston eine so leidenschaftliche wie gefährliche Affäre mit Julia, einer Genossin, und die Idee, sich dem geheimnisvollen Widerstand anzuschließen keimt in ihnen auf. Der dritte und düsterste Teil offenbart dann die ganze Grausamkeit des Systems.
Diesen brandaktuellen Roman mit dem Wissen zu lesen, dass er bereits vor 70 Jahren niedergeschrieben wurde, ist ehrlich beeindruckend. Er liest sich wie eine Überspitzung, eine Karikatur der heutigen Gesellschaft und kommt unserer medialen Realität beängstigend nah; der Wunsch nach Macht und Kontrolle ist ein dem Mensch eigener Zug, wie er nur zu oft unter Beweis stellt. Orwell selbst sagte dazu: „Überall auf der Welt haben sich totalitäre Ideen in den Köpfen der Intellektuellen festgesetzt, und ich habe versucht, diese Ideen folgerichtig zu Ende zu denken.“