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Veröffentlicht am 29.01.2023

Eine Sammlung perfekt erzählter Short Stories

O. Henry - Die besten Geschichten
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„Die besten Geschichten“ versammelt 15 Short Stories des amerikanischen Autors William Sydney Porter (Künstlername O. Henry). Die Geschichten besitzen einen vielgestaltigen und abwechslungsreichen Inhalt; ...

„Die besten Geschichten“ versammelt 15 Short Stories des amerikanischen Autors William Sydney Porter (Künstlername O. Henry). Die Geschichten besitzen einen vielgestaltigen und abwechslungsreichen Inhalt; gemein ist ihnen aber, dass sie von alltäglichen Ereignissen handeln. So finden sich Geschichten, in denen die jeweils auftretenden Protagonisten nicht viel besitzen; dennoch versuchen sie oft, sich nicht unterkriegen zu lassen und das Beste aus der Situation zu machen ( wie in „Kleider, Sachen, Leute“, „Das möblierte Zimmer“ oder „Die dritte Zutat“). Andere Geschichten thematisieren alltägliche Missverständnisse, wodurch sie einen humorvollen Zug besitzen (wie „Per Kurier“, „Das Mädchen“ und „Hexenbrot“. Besonders „Das Mädchen“ sticht hier heraus, da in dieser Geschichte auf eine raffinierte Weise mit den Erwartungen der Leserschaft gespielt wird). Weitere Geschichten erzählen von unverhofften Begegnungen („Nach zwanzig Jahren“ und „Die grüne Tür“) – mal mit positiven Folgen, mal mit negativen. Mit „Schweineethik“ und „Das missglückte Monopol“ finden sich außerdem zwei Short Stories, die im Kern Eulenspiegeleien sind. Zudem sind in „Die besten Geschichten“ vier Weihnachtserzählungen versammelt: „Die Gaben der Weisen“ (eine herzergreifende und -erweichende Geschichte), „Der Cop und der Choral“, „Weihnachten in Yellowhammer“ und „Ein Weihnachtsgeschenk von Frio Kid“ (diese vier Geschichten finden sich auch in der ebenfalls im Anaconda Verlag erschienen Henry-Sammlung „Das Geschenk der Weisen und andere Weihnachtserzählungen“). Den Abschluss des Bandes bildet „Das letzte Blatt“, eine Geschichte, die sowohl hoffnungsvoll als auch unendlich tragisch ist. Die Short Stories lesen sich alle recht flott, meist benötigt man 10-20 Minuten pro Geschichte. Trotz ihrer Kürze hallen sie aber lange nach. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass sie oft elementare Gefühle ansprechen. Andererseits sind sie on point erzählt, sodass man sie nicht leicht vergisst: Die Handlung wird jeweils in einem schönen Tempo aufgebaut; oftmals verbirgt sich ein Hintersinn, den man als Lesender nicht direkt durchschaut und der in einem überraschenden Twist offenbart wird. Insgesamt ist „Die besten Geschichten“ eine Sammlung thematisch verschiedenster Short Stories, die immer pointiert erzählt werden und mit einem überraschenden Twist enden.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Ein traumhafter Fantasyroman

Das Kaufhaus der Träume
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Inhalt: Eifrig bereitet Penny sich auf das Vorstellungsgespräch für ihren Wunschjob vor: Im „Kaufhaus der Träume“, in dem Schlafende ihre Träume aussuchen können, ist eine Stelle freigeworden. Doch: Dallergut, ...

Inhalt: Eifrig bereitet Penny sich auf das Vorstellungsgespräch für ihren Wunschjob vor: Im „Kaufhaus der Träume“, in dem Schlafende ihre Träume aussuchen können, ist eine Stelle freigeworden. Doch: Dallergut, der Leiter des Kaufhauses, ist sehr eigen; dementsprechend unvorhersehbar ist das Bewerbungsgespräch. Penny verzweifelt bei der Vorbereitung – bis ihr ein guter Freund einen entscheidenden Tipp für das Bewerbungsgespräch gibt. Und tatsächlich: Penny erhält die Stelle und darf das sagenumwobene „Kaufhaus der Träume“ kennenlernen…

Persönliche Meinung: „Das Kaufhaus der Träume“ ist ein Fantasyroman der koreanischen Autorin Lee Mi-ye. Erzählt wird der Roman aus der personalen Perspektive von Penny. Die Handlung ist in Episoden eingeteilt, in denen wir gemeinsam mit Penny verschiedene Facetten des Kaufhauses, der Traumproduktion und der Träume kennenlernen. So besucht Penny unterschiedliche Abteilungen des Kaufhauses, die jeweils für verschiedene Träume zuständig sind, sie trifft Traumproduzenten, die gewissermaßen wie Filmemacher Träume erstellen, und sie lernt die Eigenheiten einzelner Traumarten kennen. Innerhalb der Episoden wird zudem immer mal wieder die Perspektive der Träumenden eingenommen: Wenn Penny bspw. den Liebestraum kennenlernt, erfahren die Lesenden die Wirkung dieses Traumes anhand von zwei Träumenden, die (heimlich) ineinander verliebt sind. Auf diese Weise werden in „Das Kaufhaus der Träume“ auch viele Gefühle thematisiert (neben Liebe u.a. auch Trauer und Angst). Die „Brüche“ zwischen den Episoden sind nicht groß: Penny und einige andere Figuren kommen in jeder Episode vor, sodass man sich immer zügig einfindet. Die einzelnen Episoden sind also nicht voneinander unabhängig, sondern immer aufeinander bezogen; es gibt nur keine kontinuierliche, bruchlose Handlung. Sehr gut haben mir auch die vielen phantastischen und originellen Gadgets gefallen, die innerhalb der Handlung vorkommen (z. B. die Art und Weise, wie die Kaufhausmitarbeiter den Müdigkeitszustand ihrer Kunden einsehen können). Nicht alle Figuren besitzen in „Das Kaufhaus der Träume“ eine trennscharfe Kontur, auch wird die Funktions- und Arbeitsweise des Kaufhauses/der Träume nicht bis ins kleinste Detail erklärt (tendenziell bleiben sie eher unbestimmt). Das hat mich allerdings wenig gestört: Der gesamte Roman hat einen leichten, vagen – ja: irgendwie traumhaften – Zug, der mir sehr gut gefallen hat. Luftig locker ist auch der Schreibstil von Lee Mi-ye, sodass sich der Roman flüssig lesen lässt. Insgesamt ist „Das Kaufhaus der Träume“ ein eingängig geschriebener und origineller Fantasyroman über Träume.

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Veröffentlicht am 12.01.2023

Eine Lektüre, die perfekt auf das Weihnachtsfest vorbereitet

Der gestohlene Weihnachtsbaum
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„Der gestohlene Weihnachtsbaum“ versammelt vier weihnachtliche Erzählungen von Hans Fallada. Den Beginn macht die titelgebende Geschichte „Der gestohlene Weihnachtsbaum“: Da das Geld knapp ist, versuchen ...

„Der gestohlene Weihnachtsbaum“ versammelt vier weihnachtliche Erzählungen von Hans Fallada. Den Beginn macht die titelgebende Geschichte „Der gestohlene Weihnachtsbaum“: Da das Geld knapp ist, versuchen die Kinder der Familie Rogge auf eigene Faust einen Tannenbaum im Wald zu schlagen – was eigentlich verboten ist. Es folgt „Familienbräuche“. Ein Ich-Erzähler erzählt hier retrospektiv von den (vor-)weihnachtlichen Bräuchen seiner Familie (ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass in dieser Geschichte auch autobiographische Elemente einfließen). Diese Geschichte ist für mich das Highlight des Bandes: Die erzeugte Atmosphäre ist heimelig und stimmungsvoll, die Bräuche liebevoll und die Sehnsucht des Ich-Erzählers nach den Weihnachtsfesten seiner Kindheit ist ebenso greifbar wie die Freude und das Gespanntsein seines kindlichen Ichs. In „Lüttenweihnacht“ bereiten die Kinder des Ortes Baumgarten ein besonderes Fest vor: Ein Weihnachtsfest für die Tiere, wofür sie (im Geheimen) einen Tannenbaum besorgen müssen. Die vierte Geschichte „Fünfzig Mark und ein fröhliches Weihnachtsfest“ handelt von einem frisch verheirateten Ehepaar, das mit wenig Geld versucht, ein schönes Weihnachtsfest zu feiern. Abgerundet wird der Band durch stimmige Illustrationen von Ulrike Möltgen. Insgesamt sind die vier Geschichten, die in „Der gestohlene Weihnachtsbaum“ abgedruckt sind, atmosphärisch und stimmungsvoll erzählt, sodass sie perfekt auf das Weihnachtsfest vorbereiten.

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Veröffentlicht am 12.01.2023

Ein atmosphärischer Thriller mit Mystery-Elementen

SCHNEE
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Inhalt: Eine Gruppe von fünf Freunden begibt sich auf eine Wanderung in das isländische Hochland. Als sie nach einigen Tagen nicht zurückkehren, macht sich ein Rettungsteam auf, sie zu suchen – wobei das ...

Inhalt: Eine Gruppe von fünf Freunden begibt sich auf eine Wanderung in das isländische Hochland. Als sie nach einigen Tagen nicht zurückkehren, macht sich ein Rettungsteam auf, sie zu suchen – wobei das Team eine schreckliche Entdeckung macht. Derweil kommt es anderswo, in einer Radarstation in Stokksnes, zu seltsamen Ereignissen. Die Kameras nehmen Störungen auf, alte Telefone klingeln plötzlich und der Wächter hört das Lachen eines Kindes und das Tapsen kleiner Füße…

Persönliche Meinung: „Schnee“ ist ein Thriller der isländischen Autorin Yrsa Sigurdardóttir. Erzählt wird der Thriller in drei sich abwechselnden Handlungssträngen, jeweils von unterschiedlichen personalen Erzählinstanzen. Im ersten Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt, wird die Suche nach den fünf vermissten Freunden thematisiert. Dabei wird die Perspektive von Jóhanna, einem Mitglied des Rettungsteams, eingenommen. Ebenfalls in der Gegenwart findet der zweite Erzählstrang statt, in dem die ungewöhnlichen Vorkommnisse auf der Radarstation, die der Wärter Hjörvar erlebt, im Mittelpunkt stehen. Der dritte Handlungsstrang spielt eine Woche vor den Ereignissen der beiden genannten Stränge. Hier wird aus der Perspektive von Dröfn das Schicksal der Freundesgruppe beleuchtet. Alle drei Erzählstränge sind atmosphärisch dicht: Die Handlungsorte (v.a. das isländische Hochland und die einsame Radarstation) sind gespenstisch und aufgrund ihrer Verlassenheit drückend; zudem finden sich immer wieder Mystery-Elemente, die zusätzlich für Grusel sorgen. Sehr gut hat mir auch der Aufbau des Buches gefallen. Zunächst erscheint es so, als wären die Erzählstrange (mehr oder weniger) losgelöst voneinander. Während der Lektüre offenbaren sich aber immer wieder Überschneidungen (z. T. in Form von kaum zu erahnenden Aufdeckungen/Wendungen), sodass sich nach und nach ein die Erzählstränge übergreifendes Gesamtbild ergibt. Die Spannungskurve des Thrillers ist hoch: Zwar wird er eher behutsam erzählt, allerdings kommt durch die Mystery-Elemente eine latente Spannung auf, die sich immer weiter steigert. Das Ende des Thrillers besitzt eine Tendenz zur Offenheit; die wichtigsten Fragen werden aber stimmig mit einem sehr überraschenden und nicht zu erahnenden (zweifachen) Twist beantwortet. Insgesamt ist „Schnee“ ein atmosphärisch erzählter Thriller mit einer fesselnden Handlung und Mystery-Elementen, die für zusätzliche Spannung sorgen.

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Veröffentlicht am 12.01.2023

Vier pointiert erzählte Short Stories, deren Lektüre sich nicht nur zu Weihnachten lohnt

Das Geschenk der Weisen und andere Weihnachtserzählungen
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„Das Geschenk der Weisen und andere Weihnachtserzählungen“ versammelt vier weihnachtliche Kurzgeschichten des amerikanischen Autors William Sydney Porter (Künstlername O. Henry). Den Beginn macht die titelgebende ...

„Das Geschenk der Weisen und andere Weihnachtserzählungen“ versammelt vier weihnachtliche Kurzgeschichten des amerikanischen Autors William Sydney Porter (Künstlername O. Henry). Den Beginn macht die titelgebende Geschichte „Das Geschenk der Weisen“, in der Della ein Geschenk für ihren Mann Jim sucht – und dabei ihren wertvollsten Besitz opfert. Ohne zu viel spoilern zu wollen: Diese Geschichte besitzt eine schöne und sehr tiefgehende Botschaft. Es folgt „Der Cop und der Choral“, in der wir den Obdachlosen Soapy begleiten, der – um im Winter ein Dach über den Kopf zu haben – versucht, mit kleinkriminellen Aktionen ins Gefängnis zu kommen – was anders verläuft, als er es sich vorstellt. In „Weihnachten in Yellowhammer“ möchte der Stadtvater des Ortes den Weihnachtsmann spielen und die Kinder beschenken. Das Problem dabei: In Yellowhammer gibt es keine Kinder, sodass sich die Bewohner des Ortes anderweitig behelfen müssen. Die letzte Kurzgeschichte, „Ein Weihnachtsgeschenk von Frio Kid“, handelt von einem Outlaw, der – als Weihnachtsmann verkleidet – ein besonderes Geschenk zu seinem Erzfeind bringt. Der Band schließt mit einer kurzen Ausführung zum Leben von William Sydney Porter. Die im Short Story-Band versammelten Geschichten sind allesamt on point erzählt: Ihre Handlung wird in einem schönen Tempo aufgebaut und ihre genaue Richtung wird vergleichsweise lange offengehalten – bis sie pointiert, mit einem überraschenden Twist, enden. Inhaltlich sind die Geschichten mal humorvoll und ironisch, mal gefühlvoll und tragisch. Insgesamt ist „Das Geschenk der Weisen und andere Weihnachtserzählungen“ eine Sammlung pointiert erzählter Short Stories, deren Lektüre sich nicht nur zu Weihnachten lohnt.

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