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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2020

Zwischen Angst und Hoffnung gefangen

Der Behüter: Thriller
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„Ein Monster war nicht pausenlos ein Monster. Es besaß verschiedene Gesichter, und das Böse blitzte erst dann auf, wenn das Opfer in der Falle saß.“ [44]

Mit „Der Behüter“ von Catherine Shepherd bekommen ...

„Ein Monster war nicht pausenlos ein Monster. Es besaß verschiedene Gesichter, und das Böse blitzte erst dann auf, wenn das Opfer in der Falle saß.“ [44]

Mit „Der Behüter“ von Catherine Shepherd bekommen Max Hartung und Laura Kern vom LKA wieder einen neuen Fall. Die Leser* innen dürfen mit analysieren, spekulieren wer hinter dem Behüter steckt.
Der Start in das neueste Buch gelingt wieder sehr gut. Bereits nach den ersten Sätzen ist man gefesselt, liest weiter, merkt, wie die Spannung und das Tempo mit zunehmender Zeitenzahl allmählich ansteigen. Der flüssige Schreibstil trägt dazu bei, dass die Seiten sehr schnell durch die Finger fliegen. Man begibt sich mit den Protagonisten auf die Suche nach dem Täter, verwirft die Idee, die man gerade hatte und verfolgt eine neue Spur.
Die verschiedenen Sichtweisen tragen dazu bei, dass das Ganze so fesselnd ist, dass man den Thriller in einem Rutsch liest und von der Geschichte gefesselt ist.

Die Überschrift ist ein Zitat aus „Der Behüter“.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Die Dunkelheit, dein Retter

Paradise City
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Die Protagonistin Liina arbeitet für ein nichtstaatliches Nachrichtenportal, quasi „das Feigenblatt für den unabhängigen Journalismus in dem demokratischen Staat.“ [197] Durch ihre akribische Arbeit kommt ...

Die Protagonistin Liina arbeitet für ein nichtstaatliches Nachrichtenportal, quasi „das Feigenblatt für den unabhängigen Journalismus in dem demokratischen Staat.“ [197] Durch ihre akribische Arbeit kommt sie einer brisanten Angelegenheit auf die Spur, welches sie in keinerlei Hinsicht mehr loslässt.
Medikamente wurden vom Markt genommen, „weil es die Krankheiten, die sie heilen sollen, nicht mehr gibt.“ [239] „Nur Gesundheit und Produktivität zählen.“ [269] Es gibt eine Geburtenkontrolle. Das kennt man schon von Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“. Zoë Beck führt diesen Gedanken, in dem Roman „Paradise City“, weiter, fügt technologische Komponenten unserer Zeit hinzu, geht dabei auf brandaktuelle Themen ein. Dies sind unter anderem Fake News und die ständige Überwachung, beziehungsweise Kontrolle durch Staatsschutz, Geheimdienst, Regierung, aber auch der Datenüberwachung durch Apps. In diesem Fall wäre dies eine Gesundheits-App, die weitreichende Folgen mit sich bringt. Aber wie im richtigen Leben, ist den meisten Bewohnern egal was mit ihren Daten passiert, welche durch Apps gesammelt werden.
Sofern man sich dem System fügt, haben weder Presse noch Bewohner etwas zu befürchten.
Wie man sieht, hat sich Beck viele Themen vorgenommen und ansprechend aufgearbeitet. Hier hätte ich mir gewünscht, wenn der Roman noch tiefer gegangen wäre und es ein paar Seiten mehr gewesen wären. Ich schreibe bewusst Roman, denn für einen Thriller war es, in Bezug auf die Spannung, nicht sonderlich atemberaubend spannend. Jedoch entschädigen die Ausführung der oben genannten Themen dafür. Beck schafft es, dass dieser Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft sehr realistisch und atmosphärisch zu den Leser* innen transportiert wird. Die gegensätzlichen Beschreibungen der Megacity Frankfurt und der verlassenen Ortschaften ist sehr faszinierend.
Der Schreibstil ist direkt, kurz und prägnant. Ich hatte das Gefühl, als würde ich den Charakteren wie in einer Reportage folgen. Deswegen bleiben sie auch etwas unnahbar. Die Themen standen für mich im Vordergrund und so bleibt auf jeden Fall auch das Ende spannend, wie sich das beschriebene Szenario weiter entwickeln wird.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Ur-Faschismus

Der ewige Faschismus
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„Der Ur-Faschismus kann in den unschuldigsten Gewändern daherkommen. Es ist unsere Pflicht ihn zu entlarven und mit dem Finger auf jede seiner neuen Formen zu zeigen – jeden Tag, überall in der Welt.“ ...

„Der Ur-Faschismus kann in den unschuldigsten Gewändern daherkommen. Es ist unsere Pflicht ihn zu entlarven und mit dem Finger auf jede seiner neuen Formen zu zeigen – jeden Tag, überall in der Welt.“ [33]
„Der ewige Faschismus“ von Umberto Eco, zählt er doch zu den bedeutendsten Schriftstellern und Wissenschaftlern der Gegenwart, liefert mit diesem Büchlein, es umfasst lediglich 80 Seiten, ein faszinierendes Werk. Es sind Reden, welche der Autor gehalten hatte, deren entscheidende Erkenntnis man kurz mit folgenden Worten zusammenfassen kann: Es wäre ein riesiger Fehler, „den Faschismus als ein ausschließliches historisches Phänomen zu begreifen.“ [10]
Eco bringt dabei vieles sehr pointiert zu den Leser*innen. Dabei geht er nicht nur in der Geschichte ein paar Jahre zurück, sondern blickt auch immer wieder auf seine Kindheit zurück.
Das Werk, seine Rede, regt zum Denken an, erklärt, zeigt anhand von Beispielen, dass es lediglich ein bisschen Toleranz erfordert, einen Blick über den Tellerrand, so dass man mit Denken weiterkommt. Andere sind nicht anders als wir. Vielmehr muss man die Andersartigkeit verstehen und akzeptieren.
Auf eindrucksvolle Weise zeigt Eco, dass man mit offenen Augen, klarem Verstand durchs Leben gehen sollte und dass sich manche Themen leider nie erledigen.
„Die gesamte einstige Propaganda der Nazis und des Faschismus kann heute genauso wieder aufgetischt werden, man braucht sie nur auf ihren plutokratischen Aspekt zu begrenzen.“ [10]

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Veröffentlicht am 24.06.2020

Wie brutal Geschichte sein kann

Ich bleibe hier
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Marco Balzano liefert mit seinem Roman „Ich bleibe hier“ ein spannendes Stück Geschichte, basierend auf Tatsachen und gibt am Ende in den Anmerkungen einen persönlichen Einblick in seine Arbeit/ Recherche.
Graun ...

Marco Balzano liefert mit seinem Roman „Ich bleibe hier“ ein spannendes Stück Geschichte, basierend auf Tatsachen und gibt am Ende in den Anmerkungen einen persönlichen Einblick in seine Arbeit/ Recherche.
Graun im Vinschgau. Ein Dorf wie viele, könnte man meinen. Aber dieses Dorf liefert viel Stoff für eine Geschichte, die ihresgleichen sucht und gleichzeitig auch zeigt, wie brutal Geschichte sein kann. Spannend beschreibt Balzano die Geschehnisse rund um das Dorf. Faschisten, Nazis und ein irrsinniger Staudamm, beziehungsweise dessen Bau. Das Dorf wird von allen Seiten gebeutelt. Und als Leser*innen sind wir mitten im Geschehen. Dass dies so gut funktioniert liegt auch am Schreibstil des Autors. Er zeichnet die Szenen perfekt, lässt die Bilder wirken.
„Wir sollten wegziehen von diesem verfluchten Ort, wo nur eine Diktatur auf die andere folgte und man auch ohne Krieg keinen Frieden mehr fand.“ [144]
Eindrucksvoll zeigt Balzano, dass man für seine Sache kämpfen muss. „Der Faschismus wird enden, diese Leute werden wegziehen, und wir werden wieder unser gewohntes Leben führen.“ [56] Einfach die Augen zu verschließen ist keine Option. „Stillschweigend lassen die Leute jeden Tag zu, dass das Grauen seinen Lauf nimmt.“ [79]
Sein Werk gliedert Balzano in drei Teile, lässt die Charaktere mit Fortgang der Geschichte stärker auftreten und zeigt die zerstörerische Wirkung des Hasses, welche das Dorf mit voller Wucht trifft.
„Wenige in Graun konnten lesen, aber keiner verstand diese Sprache, die nur die Sprache des Hasses war.“ [70]

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Veröffentlicht am 23.06.2020

Auf der Suche nach Sicherheit

Das Dorf (Finsterzeit 1)
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Bei der Dystopie „Das Dorf (Finsterzeit 1)“ von Sandra Toth schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite finde ich die Idee, das Setting sehr spannend und den Schreibstil sehr gut. Die Seiten ...

Bei der Dystopie „Das Dorf (Finsterzeit 1)“ von Sandra Toth schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite finde ich die Idee, das Setting sehr spannend und den Schreibstil sehr gut. Die Seiten fliegen förmlich nur so durch die Finger. Man ist getrieben, will wissen, was alles geschah und noch passieren wird. Unterstützt wird dies durch die drei Handlungsstränge, die einen Einblick aus der Sicht von Lara, Viktor und Walter geben. Und man auch, dass sie ihr Ziel nicht sofort erreichen werden, da es noch zwei Folgebände geben wird.
Und nun kommt das ABER. Meines Erachtens wurde das Setting nicht perfekt ausgearbeitet. Hier könnte man wesentlich mehr daraus machen. Mir fehlt es an zusätzlichen Informationen, wie es dazu kam. Was ist in dieser Welt passiert, wer steckt hinter dem Ganzen, wer profitiert?
Nach einem Drittel des Buches wird leider nicht mehr auf das Setting, den auslösenden Zustand, eingegangen. Ab da ist das Thema lediglich Flucht und zwischenmenschliche Konflikte. Die zuvor konstruierte Welt tritt leider in den Hintergrund und die Gefühlswelt der Protagonisten bleibt außen vor.
Auch blieben die Charaktere mir zu blass. Man konnte sich nicht wirklich in sie hineinversetzen. Es kam mir größtenteils so vor, dass das Ganze aus starker Mann, Thomas, und schwacher Frau, Lara, die dazu noch ein richtiges Naivchen ist, besteht.

Insgesamt hat mir der Tiefgang gefehlt. Vieles erlebte man als Außenstehender und trotzdem bin ich auf die beiden weiteren Teile gespannt.

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