Profilbild von steffywhoelse

steffywhoelse

Lesejury Profi
offline

steffywhoelse ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit steffywhoelse über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2024

aufschlussreich, berührend und tröstlich

Alte Eltern
0

Ein Thema, worüber niemand sich gerne Gedanken macht. Ein Thema, worüber wir uns früher oder später doch Gedanken machen müssen, wenn unsere Eltern gerade noch da sind.

Dieser literarische Essay ist ...

Ein Thema, worüber niemand sich gerne Gedanken macht. Ein Thema, worüber wir uns früher oder später doch Gedanken machen müssen, wenn unsere Eltern gerade noch da sind.

Dieser literarische Essay ist persönlich und bringt dennoch sachkundig viel Wissen und Informationen mit, um es dem Leser zugänglicher zu machen. In der einen Form oder anderen betrifft es uns ja letztlich auch. Und Kitz geht mit diesem schmerzhaftem Thema so offen und ehrlich um. Die Vulnerabilität, mit der der Autor die Trauer über was war und was sein wird zulässt, ist unglaublich tröstlich.

Der Autor begleitet die fortschreitende Demenz seines Vaters. Durch Rückblenden und Retrospektiven, aber auch durch Introspektion und dem Versuch zu verstehen durch wissenschaftlicher Recherche, Belegen und Erläuterungen, wird das Thema des Erinnern und des Nichtmehrseins verständlicher, greifbarer.

Kitz schafft es, für das Unbeschreibliche Worte zu finden, die berühren, bewegen, beruhigen. Zwischen Zeilen von Zweifel, Frustration und Trauer verstecken sich auch kluge, wertvolle Erkenntnisse, die der Autor erfasst. Die Veränderungen mit dem Altern der Eltern und die damit einhergehende Überforderung sind menschlich. Loslassen, wenn es Zeit ist, ist ein gewaltiger Akt, der trotz reichlicher Vorbereitung, niemals leichter sein wird.
Sorgen und Hilflosigkeit werden trotz der Erkenntnisse nicht weniger, doch ist es tröstlich zu wissen, dass man damit nicht alleine ist.

Ein aufschlussreiches, berührendes Buch über ein Thema, das sonst nur Trauer und Angst verspüren lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2024

gewaltig und ergreifend

Nach uns der Sturm
0

Aufwühlend, spannend, zutiefst erschreckend. Wenn man an den zweiten Weltkrieg denkt, ist Malaysia nicht das erste Land, woran man denkt. Umso interessanter finde ich diese Perspektiven, die uns durch ...

Aufwühlend, spannend, zutiefst erschreckend. Wenn man an den zweiten Weltkrieg denkt, ist Malaysia nicht das erste Land, woran man denkt. Umso interessanter finde ich diese Perspektiven, die uns durch "Nach uns der Sturm" gezeigt werden.

Unter der Kolonialherrschaft der Briten geht es dem Land Malaya nicht gut. Schlimmer wird es aber noch durch den Einmarsch von Japan. Zerrüttet und voller Angst, aber auch voller Idealen und Hoffnung, wird Cecily zur Spionin für die Japaner und ihre Handlungen bringen Folgen mit sich. Der Verrat an ihrem Land sowie ihrer Familie nagen an ihr.

Über die Jahre passieren den Menschen, aber für Cecily persönlich, unsagbare Dinge. Dinge, für die sie sich die Schuld gibt und sie letztlich in einer Verfassung erstarren lässt, in der sie nicht mehr den Alltag bewältigen kann.
Der Roman wechselt in den Zeiten. Vor der Invasion Japans und danach. Cecilys Erfahrungen und Gedanken wechseln sich auch mit denen ihrer Kinder ab und uns werden Szenen von Brutalität, Gewalt und Trauer gezeigt.

Graphisch und hautnah werden Bilder gezeichnet, die den Magen Radschläge machen lässt. Der Krieg dehumanisiert die Menschen und Hass und Angst verändern Menschen so schnell, dass sie sich kaum selber mehr erkennen.

Der Schmerz ist präsent und zeigt sich in den Handlungen der Charaktere, welche sehr gut entwickelt sind und deren Motive und Handeln nachvollziehbar machen. Wie bleibt man Mensch, wenn man täglich mit solchen Gewalten konfrontiert wird?

Ein großartiges Debüt. Ein Roman der ergreifend ist, gewaltig in Sprache und Szenerie, in Historie, Recherchearbeit und Aufklärung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2024

atmosphärisch und mysteriös

Cascadia
0

Mysteriös und atmosphärisch tauchen wir in den Alltagstrott von den beiden Schwestern Elena und Sam ein, die mit ihren schlecht bezahlten Jobs versuchen, Berge von Rechnungen zu tilgen und sich nebenher ...

Mysteriös und atmosphärisch tauchen wir in den Alltagstrott von den beiden Schwestern Elena und Sam ein, die mit ihren schlecht bezahlten Jobs versuchen, Berge von Rechnungen zu tilgen und sich nebenher noch um ihre kranke Mutter zu kümmern. Der Bund der beiden Schwestern ist stark und unzertrennlich und es schein zunächst, als könnte sie nichts trennen.

Für mich werden im Laufe der Geschichte Elenas Motive und Handlungen, aber auch Ihre Zuneigung zum Bären nicht ganz verständlich. Man hat häufiger aus Sams Perspektive etwas erfahren, ihre Sorgen und Ängste, welche in dieser Situation in der die beiden sich befinden, natürlich sind. Elenas Faszination für den Bären sind zu Beginn noch einleuchtend, jedoch gleitet ihre Figur nur so hin und wirkt fremd.
Auch für Sam ist Elena nun fremd, denn mit dem Erscheinen des Bären zeigen sich Differenzen auf, die sich vorher nicht bemerkbar gemacht haben.
In Rückblenden erfährt man schnell, wie sich die Beziehung der beiden sonst so innigen Schwestern verändert hat und wie diese Erkenntnisse die Gegenwart beeinflussen. So viele Jahre auf engem Raum und trotzdem weiß man wenig über die Person, von der man denkt, man stehe ihr nahe.

Die Charakterzüge von Sam, aber auch von Elena, kommen deutlich aus der Perspektive von Sam hervor. Die Trauer, das Leid und die Verantwortung, die sie Tag für Tag mit sich schleppen, in der Hoffnung, dass bald alles besser wird. Und trotz unausweichlicher Enden, kommt das Ende immer überraschend.

Julia Philipps schreibt unaufdringlich und doch sehr schön. Das bildhafte San Juan und die Natur, das Meer und die gemütlich vor sich hinbewegende Fähre.

Obwohl ich die langsam fortschreitende Geschichte der beiden Schwestern und dem Bären gerne und überraschend schnell gelesen habe, bleiben immer noch so viele Fragen um den Bären und die Mystik, die er mit sich bringt und ein tragisches Schicksal einfordert. Wie durch den Wald hallt es "Warum?".

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.05.2024

Mehrgenerationen Roman über die Resilienz von afrikanischen Frauen

Issa
0

Ein wirklich aufschlussreicher Mehrgenerationen Roman über das Leben als afrikanisch-deutsche Frau in Deutschland und dem Leben ihrer Familie in Kamerun und wie beide Welten miteinander verbunden sind ...

Ein wirklich aufschlussreicher Mehrgenerationen Roman über das Leben als afrikanisch-deutsche Frau in Deutschland und dem Leben ihrer Familie in Kamerun und wie beide Welten miteinander verbunden sind und man gleichzeitig hier und dort sein kann.

Wir lernen von Issa unglaublich viel über Rituale und Sitten und Polygamie Kameruns. Über ihren Glauben an Ahnen und wie sich der Glaube über Generationen entwickelt und weitergegeben wird. Issa und ihre, Mutter aber vor allem die beiden Omas klären auf über Rassismus, Sklaverei, Krieg und Kolonialisierung in Afrika durch Europa, indem sie von ihrem Leben und den Umständen erzählen. Erschreckend, eindringlich und einfühlsam lernen wir, wie stark der Bund der Familie ist. Vor allem aber, wie stark jede einzelne der Frauen ist. Voller Kraft und Willensstärke überleben diese Frauen Schicksale, Leid, Verlust und geben Mut und Hoffnung an ihre Nachfahren weiter.

Issas Unwohlsein und innerer Konflikt, den sie sowohl in Deutschland, ihrer jetzigen Heimat, aber auch ihrer damaligen Heimat Kamerun mit sich trägt, wird mit der Zeit zu Stolz und Selbstfindung. Zu schwarz für Deutschland, zu deutsch für Afrika. Komplex und doch mit Humor werden Identitätskrise und Ängste Issas dargestellt. Spürbar werden Weisheiten und Klugheit und vor allem die Stärke und Resilienz von Frauen, die zu lange unterdrückt und nicht wahrgenommen wurden.

Ein Debütroman, welches ich sehr gerne gelesen habe und herzlichst weiterempfehle. Ich bin gespannt, was Mirrianne Mahn noch so zu erzählen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2024

Von lieben und Liebe zulassen

Hallo, du Schöne
0

Oh, welch Freude es mir bereitet hat, durch die Seiten zu fliegen!

Napolitano erzählt von einer Familie, die aufgrund der vier Schwestern an den bekannten Roman "Little Women" erinnert, aber dennoch ...

Oh, welch Freude es mir bereitet hat, durch die Seiten zu fliegen!

Napolitano erzählt von einer Familie, die aufgrund der vier Schwestern an den bekannten Roman "Little Women" erinnert, aber dennoch für sich alleine steht.
In "Hallo, du Schöne" erfahren wir von der Liebe und dem Zusammenhalt von und zwischen Geschwistern, von Verlust und Trauer, den Erwartungen der Gesellschaft aber vielmehr noch der Familie, der leider oft auch mit Druck einhergeht. Es wird erzählt von der Schönheit aber auch dem Preis den man für Liebe bezahlt, von Treffen von schwierigen Entscheidungen die das Leben der Menschen verändern kann, die man doch so liebt.

Bewegend und berührend schafft die Autorin ein spannendes Familiendrama und stellt uns dabei vier Schwestern vor, die für sich alleine starke Figuren sind bis der Bund der Schwestern durch Risse von Geheimnissen und Verrat langsam anfängt zu bröckeln.

Mit William, einem weiteren Protagonisten, habe ich gleich mitfühlen können. Seine Eltern haben einen schmerzlichen Verlust erlitten, welcher sich auf Williams Aufwachsen ausprägt. Er trifft auf die älteste der Schwestern und mit ihr und ihrer Familie erfährt William die unerschütterte Liebe und Unterstützung, die er nie erhalten hat. Mit der Zeit verliert er immer mehr zu sich selbst und mit ihm scheinen mehr Brüche in der Familie Padavano zu geschehen.

Ich wollte dieses Buch nicht beenden und doch habe ich es innerhalb von drei Tagen durchgelesen. Die letzten hundert Seiten vergingen wie im Fluge, obwohl ich mir immer wieder Tränen abwischen musste. Für jede einzelne Figur habe ich mir das Beste gewünscht. Jede Geschichte hat mich mitgenommen, mitfühlen lassen und eröffnet, wie Menschen denken und leben. Wie sie sich gegen Liebe wehren und wie sie lernen Liebe zuzulassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere