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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2024

mit Humor und Ehrlichkeit über das Auf und Ab des Lebens

Genau so, wie es immer war
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Claire Lombardo hat es schon wieder geschafft, dass ich ein Buch mit über 700 Seite in die Hand nehme. Und wie auch bei ihrem Debütroman hat sich keine Seite zu viel oder zäh angefühlt. Egal in welcher ...

Claire Lombardo hat es schon wieder geschafft, dass ich ein Buch mit über 700 Seite in die Hand nehme. Und wie auch bei ihrem Debütroman hat sich keine Seite zu viel oder zäh angefühlt. Egal in welcher Lebensphase die Protagonistin Julia Ames sich gerade befand, ihre Geschichte und ihr Leben fühlten sich echt und authentisch an. Die Zweifel, Frustration, das Taubheitsgefühl, wenn alles gut scheint, aber sich nicht gänzlich gut anfühlt.

Man sollte meinen, dass es unserer Protagonistin an nichts fehlt und auch sie kann nicht genau beschreiben, wieso sie sich oft in ihr selbst verloren fühlt. Mit der Zeit und den Rückblenden erfahren wir aber von Julias Kindheit, die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter, die bis ins Erwachsenenleben von Julia immer noch angespannt ist und können langsam erahnen, wie Julias Leben sich in die Richtung entwickelt hat, wie sie uns in der Gegenwart näher gebracht wird.

Wir tauchen tief in die Psyche der Protagonistin ein und obwohl ihr Handeln manchmal unglaublich frustrierend ist, wirkt es nicht überspitzt oder gestellt. Im Gegenteil, ihre Gedanken und Gefühle sind ziemlich verständlich und man wünscht sich für sie, dass sie Zufriedenheit und innere Ruhe findet.

Claire Lombardo schreibt wundervoll. Satz für Satz, die sich aneinanderreihen und eine Geschichte einer Frau, einer Familie, erzählen, über die Ehe und Mutterliebe, über Freundschaft, über Verlust und dem Umgang mit Trauma. Es ist komplex und trotzdem nahbar, banal und genauso intim. Eine Geschichte, die nur das Leben schreiben kann.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

nicht nur schön anzusehen, sondern auch informativ und hilfreich!

Das Möbel-Handbuch
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Also erstmal zum Optischen: super schöner Leineneinband und Coverdesign. Ein schön anzusehendes Coffee table book, welches man gerne in die Hand nimmt.

Nun zum Inhalt: durchstrukturiert, informativ und ...

Also erstmal zum Optischen: super schöner Leineneinband und Coverdesign. Ein schön anzusehendes Coffee table book, welches man gerne in die Hand nimmt.

Nun zum Inhalt: durchstrukturiert, informativ und tolle Tipps. Die Themen auf die eingegangen wurden sind sehr viel tiefgreifender, als man üblich auf Interior Blogs liest. Ich war verblüfft, wie viele Gedanken man sich über die Einrichtung nur machen kann. Neben ein paar geschichtlichen Hintergründen zu Möbeln und Inneneinrichtung lernt man in diesem Buch, wie man für sein Zuhause das passende Möbelstück wählt.

Die Illustrationen zwischendurch finde ich sehr anschaulich gemacht. Auch finde ich hilfreich, dass einem oft zum Ende eines Kapitels in Form eines Tipps eine kleine Gedankenstütze gegeben wird. Die Themen sind sehr aufschlussreich ausgearbeitet und da finde ich die Einteilung der unterschiedlichen Möbel super praktisch.
Ein tolles Nachschlagewerk, um eigene Einrichtungspläne nochmal zu überdenken und zu optimieren, aber auch bei Überlegung von Neuanschaffungen.

Ich habe für mich ein paar sehr nützliche Empfehlungen mitnehmen können und werde nun mit einem ganz anderen Auge auf die Wahl meiner Möbel blicken.
Fachkundig, zugänglich und hilfreich. Ein wirklich schön gestaltetes Buch!

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Veröffentlicht am 14.07.2024

aufschlussreich, berührend und tröstlich

Alte Eltern
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Ein Thema, worüber niemand sich gerne Gedanken macht. Ein Thema, worüber wir uns früher oder später doch Gedanken machen müssen, wenn unsere Eltern gerade noch da sind.

Dieser literarische Essay ist ...

Ein Thema, worüber niemand sich gerne Gedanken macht. Ein Thema, worüber wir uns früher oder später doch Gedanken machen müssen, wenn unsere Eltern gerade noch da sind.

Dieser literarische Essay ist persönlich und bringt dennoch sachkundig viel Wissen und Informationen mit, um es dem Leser zugänglicher zu machen. In der einen Form oder anderen betrifft es uns ja letztlich auch. Und Kitz geht mit diesem schmerzhaftem Thema so offen und ehrlich um. Die Vulnerabilität, mit der der Autor die Trauer über was war und was sein wird zulässt, ist unglaublich tröstlich.

Der Autor begleitet die fortschreitende Demenz seines Vaters. Durch Rückblenden und Retrospektiven, aber auch durch Introspektion und dem Versuch zu verstehen durch wissenschaftlicher Recherche, Belegen und Erläuterungen, wird das Thema des Erinnern und des Nichtmehrseins verständlicher, greifbarer.

Kitz schafft es, für das Unbeschreibliche Worte zu finden, die berühren, bewegen, beruhigen. Zwischen Zeilen von Zweifel, Frustration und Trauer verstecken sich auch kluge, wertvolle Erkenntnisse, die der Autor erfasst. Die Veränderungen mit dem Altern der Eltern und die damit einhergehende Überforderung sind menschlich. Loslassen, wenn es Zeit ist, ist ein gewaltiger Akt, der trotz reichlicher Vorbereitung, niemals leichter sein wird.
Sorgen und Hilflosigkeit werden trotz der Erkenntnisse nicht weniger, doch ist es tröstlich zu wissen, dass man damit nicht alleine ist.

Ein aufschlussreiches, berührendes Buch über ein Thema, das sonst nur Trauer und Angst verspüren lässt.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

gewaltig und ergreifend

Nach uns der Sturm
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Aufwühlend, spannend, zutiefst erschreckend. Wenn man an den zweiten Weltkrieg denkt, ist Malaysia nicht das erste Land, woran man denkt. Umso interessanter finde ich diese Perspektiven, die uns durch ...

Aufwühlend, spannend, zutiefst erschreckend. Wenn man an den zweiten Weltkrieg denkt, ist Malaysia nicht das erste Land, woran man denkt. Umso interessanter finde ich diese Perspektiven, die uns durch "Nach uns der Sturm" gezeigt werden.

Unter der Kolonialherrschaft der Briten geht es dem Land Malaya nicht gut. Schlimmer wird es aber noch durch den Einmarsch von Japan. Zerrüttet und voller Angst, aber auch voller Idealen und Hoffnung, wird Cecily zur Spionin für die Japaner und ihre Handlungen bringen Folgen mit sich. Der Verrat an ihrem Land sowie ihrer Familie nagen an ihr.

Über die Jahre passieren den Menschen, aber für Cecily persönlich, unsagbare Dinge. Dinge, für die sie sich die Schuld gibt und sie letztlich in einer Verfassung erstarren lässt, in der sie nicht mehr den Alltag bewältigen kann.
Der Roman wechselt in den Zeiten. Vor der Invasion Japans und danach. Cecilys Erfahrungen und Gedanken wechseln sich auch mit denen ihrer Kinder ab und uns werden Szenen von Brutalität, Gewalt und Trauer gezeigt.

Graphisch und hautnah werden Bilder gezeichnet, die den Magen Radschläge machen lässt. Der Krieg dehumanisiert die Menschen und Hass und Angst verändern Menschen so schnell, dass sie sich kaum selber mehr erkennen.

Der Schmerz ist präsent und zeigt sich in den Handlungen der Charaktere, welche sehr gut entwickelt sind und deren Motive und Handeln nachvollziehbar machen. Wie bleibt man Mensch, wenn man täglich mit solchen Gewalten konfrontiert wird?

Ein großartiges Debüt. Ein Roman der ergreifend ist, gewaltig in Sprache und Szenerie, in Historie, Recherchearbeit und Aufklärung.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

atmosphärisch und mysteriös

Cascadia
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Mysteriös und atmosphärisch tauchen wir in den Alltagstrott von den beiden Schwestern Elena und Sam ein, die mit ihren schlecht bezahlten Jobs versuchen, Berge von Rechnungen zu tilgen und sich nebenher ...

Mysteriös und atmosphärisch tauchen wir in den Alltagstrott von den beiden Schwestern Elena und Sam ein, die mit ihren schlecht bezahlten Jobs versuchen, Berge von Rechnungen zu tilgen und sich nebenher noch um ihre kranke Mutter zu kümmern. Der Bund der beiden Schwestern ist stark und unzertrennlich und es schein zunächst, als könnte sie nichts trennen.

Für mich werden im Laufe der Geschichte Elenas Motive und Handlungen, aber auch Ihre Zuneigung zum Bären nicht ganz verständlich. Man hat häufiger aus Sams Perspektive etwas erfahren, ihre Sorgen und Ängste, welche in dieser Situation in der die beiden sich befinden, natürlich sind. Elenas Faszination für den Bären sind zu Beginn noch einleuchtend, jedoch gleitet ihre Figur nur so hin und wirkt fremd.
Auch für Sam ist Elena nun fremd, denn mit dem Erscheinen des Bären zeigen sich Differenzen auf, die sich vorher nicht bemerkbar gemacht haben.
In Rückblenden erfährt man schnell, wie sich die Beziehung der beiden sonst so innigen Schwestern verändert hat und wie diese Erkenntnisse die Gegenwart beeinflussen. So viele Jahre auf engem Raum und trotzdem weiß man wenig über die Person, von der man denkt, man stehe ihr nahe.

Die Charakterzüge von Sam, aber auch von Elena, kommen deutlich aus der Perspektive von Sam hervor. Die Trauer, das Leid und die Verantwortung, die sie Tag für Tag mit sich schleppen, in der Hoffnung, dass bald alles besser wird. Und trotz unausweichlicher Enden, kommt das Ende immer überraschend.

Julia Philipps schreibt unaufdringlich und doch sehr schön. Das bildhafte San Juan und die Natur, das Meer und die gemütlich vor sich hinbewegende Fähre.

Obwohl ich die langsam fortschreitende Geschichte der beiden Schwestern und dem Bären gerne und überraschend schnell gelesen habe, bleiben immer noch so viele Fragen um den Bären und die Mystik, die er mit sich bringt und ein tragisches Schicksal einfordert. Wie durch den Wald hallt es "Warum?".

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