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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2021

intensive Sprache, oberflächlicher Inhalt

Unterwasserflimmern
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Es wird sehr viel, sehr lang um Dinge herumgeredet, die letztendlich nicht wirklich relevant für den Verlauf der Geschichte sind. Obwohl es sprachlich hier und da doch sehr ansprechend ist, auf ihre Art ...

Es wird sehr viel, sehr lang um Dinge herumgeredet, die letztendlich nicht wirklich relevant für den Verlauf der Geschichte sind. Obwohl es sprachlich hier und da doch sehr ansprechend ist, auf ihre Art und Weise unglaublich ausdrucksstark und ungefiltert, konnte es mich im Ganzen nicht ganz überzeugen oder etwas abgewinnen.

Gegen die vulgäre Sprache habe ich nichts, doch so richtig hat sie dem Buch auch keinen Mehrwert geben können. Ich mochte dennoch diese offene, direkte Art, mit der wir die Protagonistin näher kennenlernen konnten, auch wenn sie mir beim Lesen doch sehr fremd war. Ihre Gedankengänge, unerwartetes und doch sehr nachvollziehbares Verhalten waren zwar verständlich, doch es fehlte mir etwas mehr Kontext, um Sympathie für diese namenlose Figur entwickeln zu können.

Dadurch, dass sie am Ende ohne Konsequenzen und damit der Aufklärung und Auseinandersetzung zwischen ihr und den anderen Figuren entkommen konnte, bleibt für mich nur der Gedanke, dass sie wieder in ihr Muster zurückfallen wird. Ein Kreislauf des Weglaufens und Sand in den Kopf stecken, egal wie man diese Geschichte fortgeführt hätte. Dass hier eine Frau sich nicht den typischen Erwartungen der Gesellschaft biegen möchte, wie das Heiraten und Kinderbekommen finde ich als Thema spannend und sollte in der heutigen Zeit gar nicht mehr so unkonventionell sein. Die Protagonistin schafft es durch ihr Rumreisen und Wegrennen, sowie der nie wirklich ausgesprochenen Dinge die sie bedrücken aber nicht, diese Message auf den Punkt zu bringen. Stattdessen liest man von überschwinglichen Affären mit jeder dahergelaufenen Person, was völlig in Ordnung ist, aber abgesehen von der Erklärung für Bindungsängste nicht viel hergibt.

Die Sprache und der Schreibstil sind definitiv die Stärken dieses Buchs. Trotz der lapidaren und schleppenden Geschichte wird man in einen Sog mitgerissen, ein Schwimmen und Fließen über Worten die intensiv, eindringlich, bildhaft und sehr authentisch sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2020

eine stimmige Sonntagslektüre

Ein Sonntag mit Elena
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Diese kleine Geschichte erzählt von einer Begegnung so flüchtig wie sie anfing und auch wieder endet, und dennoch großen Nachdruck hinterlässt.

Der Schreibstil ist wirklich schön. Die Erzählerin ist ...

Diese kleine Geschichte erzählt von einer Begegnung so flüchtig wie sie anfing und auch wieder endet, und dennoch großen Nachdruck hinterlässt.

Der Schreibstil ist wirklich schön. Die Erzählerin ist nicht die Hauptfigur selber, sondern dessen Tochter Giulia. Diese arbeitet im Theater und man merkt ihr ihren Beruf durch die bildhafte Erzähltechnik auch an. Metaphern und rundum sehr abgerundete und zarte Formulierungen, die ich mir während des Lesens markiert habe.

Die Kapitel sind kurz und für die eigentliche Handlung nicht chronologisch. Es fließen hin und wieder einzelne Erinnerungen und Rückblenden hindurch. Geschichten aus der Kindheit Giulias und ihrer Geschwister, über das Leben Eltern und die Arbeit ihres Vaters als Brückenbauer, welche eine große Rolle für ihn gespielt hat. Trotz seiner Liebe zu Brücken, scheinen die zu seinen Kindern unüberwindbar zu sein.

Die schwierige Beziehung die die Erzählerin mit ihrem Vater hat wird zwar angedeutet, doch es bleibt alles sehr oberflächlich. Auch die Begegnung und den gemeinsam verbrachten Nachmittag zwischen Elena und ihrem Vater ist nur ansatzweise tiefgreifend. Leider wirkt der Vater einem dennoch sehr fremd.

Es ist ein kleines, feines Buch, das sich an einem Sonntag durchlesen lässt. Es enthält hier und da kleine Lebensweisheiten und im Gesamten ist es eine eher ruhige und doch sehr authentische und hoffnungsvolle Geschichte. Keine großen Höhen oder Tiefen, eine gewisse Melancholie liegt zwischen den Zeilen und eine Warmherzigkeit, die das Lesen doch ganz angenehm macht.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 08.10.2019

Lebensratgeber mit Anekdoten aus Afrika

The Wonderful Wild
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“Ist es nicht so, dass dieses Erbe einen unglaublichen Druck ausübt? Der Druck macht die Sache leider nicht einfacher. Die Frage bleibt: wenn dir alle Türen offen stehen – durch welche gehst du dann?“

Ich ...

“Ist es nicht so, dass dieses Erbe einen unglaublichen Druck ausübt? Der Druck macht die Sache leider nicht einfacher. Die Frage bleibt: wenn dir alle Türen offen stehen – durch welche gehst du dann?“

Ich bin kein großer Fan von Selbsthilfebüchern und Ratgebern, habe mich aber trotzdem darauf eingelassen, da sowohl Cover als auch Afrika und die Wildnis mich angesprochen haben. Leider ist der Ton manchmal sehr belehrend und wiederholend. Es erinnerte mich an Safari des Lebens von John P. Strelecky, was ich mit vielen Schnaufern gelesen habe.

Einige Phasen ihres Lebens konnte ich nachempfinden, so wie seinen Weg in einer Welt finden, wo man ständig das Gefühl hat bis 25 etwas erreicht haben zu müssen. Für die wenigen Zeilen in denen ich mich wiederfinden konnte war ich sehr dankbar und ich fühlte eine kurze Erleichterung.

“Ich habe länger gebraucht, meinen Weg zu finden, als die meisten Menschen, die ich kenne. Und bis vor wenigen Jahren habe ich mich dafür geschönt. Ich wusste immer, wie glücklich ich mich schätzen sollte, so viele Möglichkeiten zu haben, und empfand es als verschwenderischen Luxus, dass ich so lange gebraucht habe, um bei mir selbst anzukommen. Aber ich glaube, dass es genau diese Scham ist, die wir ablegen müssen, damit wir unseren Platz in der Welt einnehmen können.“

Was ich sehr schätze ist, dass die Autorin sich bewusst war, dass ihr Buch nicht für jeden was sein wird, da nicht jeder mit der gleichen Ausgangssituation im Leben beginnt. Demnach war vieles was sie angesprochen hat nicht so einfach auf sich selbst zu übertragen. Ihre Erfahrungen in der Wildnis und Beobachtungen wurden durch Anekdoten sowieso Rückschlüsse bildhaft gemacht. Unter anderem gab es so einiges über die Tiere und Natur Afrikas zu lernen. Ihre Gedanken und Thesen waren klar ausgedrückt. Durch Zitate und Expertenmeinungen wurden diese nochmals unterstrichen. Als Rangerin in Südafrika verdeutlicht die Autorin ihre Ansichten und Tipps fürs Leben indem sie auf ihre Erlebnisse in der Savanne zurückführt und stellt somit Verbindungen und Vergleiche dar. Zwar ist diese Art von Weisheiten verteilen spannender, doch fällt es einem doch schwer die Ratschläge umzusetzen, wenn man nicht selbst diese lebensverändernden Erfahrung machen kann. Ein paar der Denkanstöße und Hinterfragungen sind mir dennoch im Kopf geblieben die ich als sehr positiv empfunden habe. Im Ganzen ist es ein nettes Buch mit Dingen die wir uns öfters bewusst machen müssen, ein Stupser in ein achtsameres Leben und einfach mal Innehalten.

Veröffentlicht am 13.09.2019

tolles Konzept, aber sehr monoton

Laufen
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In dem Roman geht es um eine Frau die das Laufen wieder aufnimmt, um ihren Kopf freizubekommen und über den Verlust ihres Partners hinwegzukommen. Geplagt von Trauer, Schuldgefühlen und Wut versucht sie ...

In dem Roman geht es um eine Frau die das Laufen wieder aufnimmt, um ihren Kopf freizubekommen und über den Verlust ihres Partners hinwegzukommen. Geplagt von Trauer, Schuldgefühlen und Wut versucht sie ihrem Gedankenchaos zu entkommen, verrennt sich dabei aber immer wieder in vergangenem Geschehen.

Währen die Ich-Erzählerin vor sich hinläuft erfährt man nach und nach, wie es zu ihrem Verlust kam, aber auch, wie sie Schritt für Schritt wieder ins Leben findet. Ein Gedanke nach dem anderen reiht sich an, Monologe von Beobachtungen während des Laufens, Erinnerungen die sie aus der Bahn wirft aber auch Begegnungen die ihr Hoffnung bringen. Sie ist ehrlich, lässt ihren Gefühlen freien Lauf, hält sich nicht zurück und man spürt wie sie sich quält.

Das ganze Konzept hat mir ganz gut gefallen, doch ich hab mich nicht ganz abgeholt gefühlt. Nachdem ich ein Kapitel – welcher einer Laufrunde zu entsprechen scheint – beendet hatte, hab ich schon wieder vergessen was dieses Kapitel mir eigentlich sagen wollte. Stilistisch habe ich sowas bisher noch nicht gelesen und bin positiv überrascht, wie die Autorin dies konsequent durchgezogen hat. Dies führte aber auch dazu, dass es nicht ganz packend war, denn es war sehr monoton und einseitig. Ich bin mit der Protagonistin nicht ganz warm geworden, auch wenn ihre Gedankenspiralen sehr realistisch schienen, gab es während des Lesens keine neuen Erkenntnisse oder Überraschungen mehr zu entdecken.

Veröffentlicht am 07.09.2019

wundervolle Aufmachung, nüchterne Geschichte

Der lange Weg zu dir
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Adam kommt über den Verlust seines Hundes nicht hinweg, während Sonia sich mit ihrer Katze auf eine Reise ins Ungewisse begibt. Können diese beiden Kinder sich gegenseitig helfen?

Die Abbildungen sind ...

Adam kommt über den Verlust seines Hundes nicht hinweg, während Sonia sich mit ihrer Katze auf eine Reise ins Ungewisse begibt. Können diese beiden Kinder sich gegenseitig helfen?

Die Abbildungen sind unglaublich schön und detailreich, wenn auch sehr düster. Die Illustrationen sind eher dunkel gehalten, doch gibt es auch mal Seiten die mehr als magisch und traumhaft wirken. Man blättert gerne zwischen den Seiten hin und her, um sich kleine Details nochmal genauer anzusehen und einfach die Bilder auf sich wirken zu lassen.

Die Geschichte selber empfand ich als nicht ganz schlüssig. Es entsteht schnell eine traurige und bedrückende Stimmung was die Thematik von Trauer und Verlust aufgreift, doch war der Abschluss etwas plump. Es fehlte der rote Faden. Während Adam ein behütetes Zuhause hat wandert Sonia auf die andere Seite des Meeres, das die beiden Kinder trennt. Da kommen mir als Erwachsener doch einige Fragen auf. Auch ihre Entscheidung bei einem Fremden mitzufahren fand ich fragwürdig, zumal nicht auf mögliche Konsequenzen hingewiesen wurde.

Als Kinderbuch wirkt es recht märchenhaft und abenteuerreich, es erweckt Hoffnung auf einen Neuanfang und einer blühenden Freundschaft. Das Buch würde ich aber Kindern nur empfehlen, wenn das Thema der Trauerbewältigung verständlich gemacht werden möchte. Andernfalls sind es zwar wirklich wundervolle Bilder zum angucken, die Geschichte selber fand ich aber nüchtern.