Wer regelmäßig Nachrichten guckt, Zeitungen liest oder einfach den Blick durch die Socialmedia-Netzwerke streifen lässt, kommt eigentlich nicht mehr an den großen Problemen der heutigen Zeit vorbei. Klimakatastrophen, Umweltschutz, Unzufriedenheit, Demonstrationen... die Liste an gesellschaftlichen Konflikten, Meinungsverschiedenheiten, Reaktionen der Natur ist wahnsinnig lang geworden und gerade da ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und Menschen für gewisse Themen zu sensibilisieren. Und natürlich gibt es da gerade extrem viele tolle Ideen, Verbote, Vorschriften. Man kann tausende Dinge tun, sollte alles mögliche beachten, klimaneutral leben, dies, das, jenes und doch kann man es am Ende eigentlich eh nie jemandem Recht machen. Irgendwer würde sich immer darüber aufregen, dass du einen Plastikstrohhalm verwendest, den du vielleicht bereits vor Jahren gekauft und noch im Schrank gefunden hast, auch wenn du sonst alles mögliche für die Umwelt und Gerechtigkeit tust. Menschen werden sich auch immer angegriffen fühlen, wenn du ein falsches Wort 'benutzt' oder vielleicht einfach eine andere Meinung hast... Und was hilft? Richtig, wenn es nach der heutigen Gesellschaft geht: Vorschriften, Regeln, Verbote. Einerseits wollen wir alle die Freiheit, andererseits fürchten wir gerade jene und beschränken die Freiheit anderer. Und dabei ist dies einfach der falsche Weg, denn einen in der Wildnis lebenden Tiger, kann man zwar auch zurückdrängen und einschränken, doch er wird damit nie ein glückliches Leben leben. Ein Käfig aus Vorschriften, Regeln und Verboten gleicht die fehlende Empathie nicht aus, doch genau das ist es, woran gerade in der Welt, der Politik, dem Verlangen einzelner getüftelt wird.
Daher bin ich sehr dankbar, dass ich über Gesa Neitzels Buch "The Wonderful Wild - Was ich von Arikas Wildnis fürs Leben lerne" gestolpert bin. Und nein, es ist jetzt kein Ratgeber, der die Taten der Menschheit generell gut heißt oder sagt "weiter so", aber es ist ein Buch, das vieles erklärt, auf das Wesen der Menschheit und Tierwelt eingeht und einem vor Augen führt, wie fragil, kostbar und schön die unberührte Natur und die Erde im Allgemeinen ist. Gesa Neitzel erklärt ihre Sicht auf die Dinge, beschreibt ihre Beobachtungen in der Natur und ihre Anwendung auf die komplexe Welt. Man merkt mit jeder einzelnen Seite, dass sie trotz des großen Tohuwabohus und der Veränderungen der Welt angekommen scheint und ihre Mitte in sich und der Umwelt gefunden hat. In diesem Buch lässt sie uns nun an ihren Gedanken und Beobachtungen teilhaben.
Es reicht aus, wenn jeder etwas Gutes tut, doch dies gelingt eben nur, wenn es jedem Helfenden auch selbst gut geht und es ist einfach nicht möglich eine generelle, weltübergreifende Lösung für alle Dinge zu finden. Und nur weil der eine es sich leisten kann z.B. vegan zu leben, heißt es noch lange nicht, dass eben auch andere aus der Umgebung, der Stadt oder gar anderen Kontinenten dies umsetzen können, müssen oder sollten. Einem jeden sollte eher bewusst werden, warum es sich lohnt die Natur und das Zwischenmenschliche zu bewahren und dafür sein Bestes zu tun und nicht rein nach Vorschriften und Co zu leben und zu handeln. Und wenn du eben am Existenzminimum lebst, versuche erst, dir selbst zu helfen, bevor du anderen hilfst. Denn nur wem es selbst gut geht, kann auch Gutes verteilen und dabei ist es dann beinahe egal, ob du für dein persönliches Glück einen Ferrari brauchst oder eine Villa. Sofern es dir selbst hilft und dich glücklich macht, ist es etwas Gutes und du kannst dein Glück mit anderen teilen und der Welt helfen, sie ein Stück besser machen... Und gerade diesen Gedanken, finde ich sehr toll und ich habe mich über ihre, im Vergleich, sehr weltoffene, über den Tellerrand blickende und verständnisvolle Art sehr gefreut. Gesa Neitzel hat es sogar geschafft, mich etwas aus der alltäglichen Überforderung zu holen, mich zu beruhigen und irgendwie mir die Hand zu reichen und zu sagen 'das was du bereits für die Umwelt machst ist ok'. Und dafür liebe ich diesen Ratgeber, abseits der Du-musst-und-sollst-Bewegung, wirklich sehr. Ich könnte nun auf jeder Seite ein tolles Zitat finden, doch möchte ich gerne dieses allem voran stellen:
"Es gibt viele Filme, Bücher und Geschichten über die Zukunft unseres Planeten. Die meisten erzählen vom Ende der Welt, vom Krieg und Zerstörung und, wenn es gut läuft, von neuen Zivilisationen auf anderen Planeten. Und so spannend und visionär all diese Szenarien auch sein mögen, so erzählen sie selten vom guten Ausgang unserer Geschichte. Vielleicht können wir da ansetzen und anfangen..."
Vielleicht, sollten wir uns auch erst einmal mit uns selbst befassen und auseinandersetzen, bevor wir anderen und der Welt vorschreiben, wie sie zu leben haben. Und leider sind es auch nicht nur Filme und Bücher, die uns mit reichlich Negativem und Katastrophen zuschütten. Wir sind es selbst. Wir und die Medien. Wir und unsere Gedanken. Doch das ist nicht gerade vorteilhaft, denn so gehen wir stets vom Schlimmsten aus, bauen Druck auf, hören auf zu verstehen oder Dinge zu beobachten und rennen los, wollen handeln oder eben auch verbieten, nur um unserem Drang zu handeln gerecht zu werden. Doch ist gerade diese 'Hummel im Arsch' sinnvoll? Sollten wir nicht erst zuhören? Die Welt besser verstehen, schrittweise auf sie eingehen und empathisch handeln?
An diesem Punkt sollte man nun vielleicht erwähnen, dass ich Gesa Neitzels Vorgängerroman, also ihre Geschichte bzw. ihren Weg zur Rangerin in Afrika schon vor einigen Jahren sehr gerne gelesen habe und sie bereits da als Person sehr inspirierend fand. Dieses Buch kann man nun irgendwie als Weiterführung betrachten, aber eben auch als reine Beobachtung, der aktuellen Lage. Gesa ist in Afrikas Wildnis angekommen, lebt mit der Natur und den Tieren, weiß ihren persönlichen 'Luxus' zu schätzen und kann damit sich, ihren Mitmenschen und der Natur auch sehr viel zurückgeben. In "The Wonderful Wild" beschreibt sie dies nun auf ihre lockere Art und Weise und wer vielleicht den ein oder anderen ihrer Talkshowauftritte bereits gesehen hat, hört sie hier von ihrem Alltag und ihren Gedanken erzählen. Vielleicht ist dieses Buch für den einen etwas spirituell, doch gerade die Empathie macht es aus und in ihr liegt wahrscheinlich auch die Zukunft der Welt. Die Logik und das wirtschaftliche Denken, hat uns an diesen Punkt gebracht, doch die technologischen Fortschritte stagnieren allmählich und es wird Zeit andere Wege zu gehen und das Fühlen, die Empathie, die Nähe, das Familiäre wieder wachsen zu lassen. Die Welt, auf der wir leben, ist das schwächste Glied. Wir trampeln tagtäglich auf ihr herum und gerade deshalb sollten wir sie schützen und wie unser eigenes Kind behandeln - alleine, aber auch gemeinsam mit den Menschen um uns herum Gutes bewirken. Es wird noch ein langer Weg, doch ich bin mir sicher, wenn jeder aus diesem Buch auch nur ansatzweise einen Gedanken mitnimmt, wäre uns allen bereits ein großes Stück geholfen.
Tatsächlich sind auf den gerade einmal 252 Seiten sehr viele Gedankenanstöße, wundervolle Beobachtungen, aber auch entsprechende Erklärungen vorhanden. Gesa beschreibt Zusammenhänge, geht auf das 'Ticken' der Menschen und Tiere ein, setzt sie ins Verhältnis, gibt Anregungen, wie wir der Klimakatastrophe, der Müllflut, dem Rassismus und Co begegnen könnten und bietet dabei sehr viel Wärme und Offenheit. Also mir persönlich hat dieses Buch sehr viel gegeben, mich gestärkt und ich hoffe einfach, dass es noch sehr viele Menschen erreichen wird... denn es lohnt sich die Welt zu schützen, nachsichtiger miteinander umzugehen und nicht einfach alles und jeden in einen Käfig oder eine Schublade zu stecken, in der man selbst nie eingesperrt werden möchte.
"Wir werden in Zukunft Gewaltiges stemmen, wenn wir zusammenhalten. Selbst wenn du dich anderer Dinge annimmst als ich, selbst wenn wir scheinbar nichts gemeinsam haben - eines werden wir immer teilen.
Unser Zuhause."