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Veröffentlicht am 13.04.2025

Wahlverwandtschaften

Die Sommerbücherei
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Toms Leben ist ziemlich trist. Seit die Mutter verstorben ist leben er und sein Vater nur noch nebeneinander her und der einzige Trost sind seine Computerspiele. Durch Zufall landet er in der örtlichen ...

Toms Leben ist ziemlich trist. Seit die Mutter verstorben ist leben er und sein Vater nur noch nebeneinander her und der einzige Trost sind seine Computerspiele. Durch Zufall landet er in der örtlichen Bücherei und leiht dort „aus Versehen“ Liebesromane aus, genau die Bücher, die seine Mutter so gerne gelesen hat. Er lernt dort Maggie kennen, deren wöchentlicher Besuch des Buchclubs dort das Highlight ihres Soziallebens ist. Und auch Farah, sein Schwarm, ist häufiger hier anzutreffen. Als die Stadt die Bücherei aus Kostengründen schließen will, rücken sie alle zusammen, um diesen Ort zu retten. Dabei kommt Tom nicht nur Farah näher, auch zu Maggie baut sich ein freundschaftliches Verhältnis auf.

Ich muss sagen, ich habe diese Geschichte wirklich geliebt. Das Verhältnis von Maggie und Tom ist einfach toll, auch wenn beide ihre Macken haben. Maggie hadert mit Entscheidungen aus ihrem Leben und findet mit Tom eine Aufgabe und die Möglichkeit Dinge für sich wieder gut zu machen. Tom wird durch Maggie selbstbewusster und schafft es mit seinem Vater Klartext zu reden und damit den ersten Schritt zur Verbesserung ihrer Beziehung zu machen.

Dazu kommt der Kampf um die Bücherei im Ort, den Maggie vehement kämpft, um sich selbst den Ort des sozialen Miteinanders zu erhalten. Sie schafft es den Ort zu mobilisieren und den Leuten klarzumachen, was die Bücherei für den Ort auch leistet.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Toms und Maggies Sicht geschildert. Dabei sind Toms Teile als Ich-Erzähler geschrieben, die von Maggie in personaler Erzählweise. Damit bekommt man ein ganz unterschiedliches Verhältnis zu den beiden. Während man Toms Teenager Zweifel hautnah miterlebt, steht man Maggie ein wenig distanzierter gegenüber. Wobei mir auch Maggie ans Herz gewachsen ist.

Alles in allem war es ein wunderbares Buch über Freundschaften und Wahlverwandtschaften. Ich kann es auf jeden Fall empfehlen, es ist mehr als nur eine leichte Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 26.03.2025

Wohltuend

Wolkenschiffe tragen dich
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Elin weiß nach dem Winter auf dem Filaperhoff nicht so recht wohin mit sich. Da wird sie von Venja beauftragt ihren Bruder Tede dazu zu bringen ein weiteres Flaschenschiff von Fiete Flömer zu suchen. Da ...

Elin weiß nach dem Winter auf dem Filaperhoff nicht so recht wohin mit sich. Da wird sie von Venja beauftragt ihren Bruder Tede dazu zu bringen ein weiteres Flaschenschiff von Fiete Flömer zu suchen. Da Tede derzeit auf einem Hof arbeitet, der Elin auch beruflich interessiert sagt sie widerstrebend zu. Nachdem sie Tede kennengelernt hat, überzeugt er sie gemeinsam mit ihm nach dem Schiff zu suchen. Der Weg führt sie nach Usedom und dort stellen beide fest, dass oft einfach der Weg das Ziel ist und eines zum anderen führt.

Mit diesem zweiten Band aus der Glückshafen Reihe Reihe erfahren wir nun mehr aus Fiete Flömers Leben. Tede und Elin entdecken auf Usedom Stück für Stück, wie Fiete den Krieg er- und überlebt hat. Dabei finden die beiden auch Klarheit bei dem, was die Zukunft ihnen bringen soll.

Patricia Koelle liefert auch mit diesem Buch wieder einen Wohlfühlroman par Excellence. Ich fand es schön Elin und Tede auf Usedom zu begleiten und Ecken zu entdecken, die nicht ganz so bekannt sind. Bei den Hotels und Unterkünften die im Buch erwähnt werden würde ich auch gerne Urlaub machen. Der Schreibstil war wie immer sehr Bildhaft und das Kopfkino lief von Anfang an mit. Und auch hier treffen wir wieder auf Charaktere aus den anderen Büchern der Autorin.

Von mir also wieder eine absolute Leseempfehlung für dieses wohltuende Buch!

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Veröffentlicht am 24.03.2025

zauberhafte Lesestunden

Die kleine Villa in Italien
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Lia hat gerade von ihrer Mutter erfahren, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater ist. Das und die Ablehnung bei einem großen Auftrag lassen die Textilkünstlerin stark an sich zweifeln. Als der Manager ...

Lia hat gerade von ihrer Mutter erfahren, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater ist. Das und die Ablehnung bei einem großen Auftrag lassen die Textilkünstlerin stark an sich zweifeln. Als der Manager ihres Vaters Raphael sie eiskalt abblitzen lässt, fährt sie an die Amalfi-Küste um zu versuchen dort ihren Vater zu kontaktieren. Doch auch hier tut Raph alles um die vermeintliche Erbschleicherin von seinem Stiefvater fernzuhalten. Der Zufall will es aber, dass die beiden sich doch begegnen und so fühlt sich Raph genötigt Lia zu überwachen. Dass ihm das lieber ist, als er zugeben mag, fällt nicht nur Lia auf.

Julie Caplin nimmt uns dieses Mal mit nach Italien an die Amalfi-Küste. In Positano lernen wir das Dolce Vita kennen, das dort nicht nur die vermögenden Menschen leben. Man kann sich den Ort lebhaft vorstellen und möchte dort auch gerne ein Eis essen und sich am Strand vergnügen. Die Geschichte ist gut konstruiert, und abwechselnd aus Lias und Raphs Sichtweise heraus geschildert. So erfährt man auch, warum er so misstrauisch ist. Es kommt natürlich zu den üblichen Verwicklungen, die es in einem solchen Buch braucht, aber die Auflösung hat mir hier besonders gut gefallen.

Wie immer liegt der Schwerpunkt auch auf dem lokalen Essen, dass man durch die Geschichte besser kennenlernt. Da läuft einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammen. Und auch Lias Kunst aus Textilien klingt unglaublich interessant.

Die Familie Ernestos ist laut und quirlig und mir hat es gut gefallen Lia dabei zu begleiten ihre nicht ganz so kleine Zweitfamilie näher kennenzulernen.

Ich kann also auch diesen Band aus der Romantic Escapes Reihe wieder rundherum empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.03.2025

Nicht Krieg und nicht Freiden

Nacht der Ruinen
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Köln in den letzten Kriegstagen 1945. Bei einem letzten Bombenangriff verschwindet ein amerikanischer Pilot. Joe Salmon soll aufklären was passiert ist. Joe heißt eigentlich Jonathan und ist in Köln groß ...

Köln in den letzten Kriegstagen 1945. Bei einem letzten Bombenangriff verschwindet ein amerikanischer Pilot. Joe Salmon soll aufklären was passiert ist. Joe heißt eigentlich Jonathan und ist in Köln groß geworden. Er musste Köln mit seiner Familie 1939 verlassen und dabei die Freunde Jakub und Hilda zurücklassen. Er begibt sich auf die Suche nach den beiden und deckt dabei nicht nur die Geschehnisse rund um den Bomberpiloten auf.

Der Krieg ist offiziell noch nicht zu Ende, als die Amerikaner im März 45 die linke Rheinseite von Köln besetzten und sich sofort daran machen aufzuräumen und wieder aufzubauen. Wir begleiten Joe durch seine Heimatstadt, vertraut und fremd zugleich. Die Gedanken an seine Freunde lassen ihn nicht los und die Nachforschungen dazu sind anfangs noch unabhängig von den Ermittlungen zu dem Verschwinden des Soldaten.

Cay Rademacher gelingt es hier ein Buch aus der Zeit zwischen Ende des Krieges und dem offiziellen Frieden zu zeigen. Im Rest von Deutschland toben noch die Kämpfe und auch in Köln gibt es noch Menschen, die meinen, dass sich das Blatt noch wenden wird. Dementsprechend ist auch das Auftreten der Kölner. Viele schon sehr unterwürfig den Besatzern gegenüber, andere noch voller Stolz aufs Vaterland.

Mir hat das Buch gut gefallen. Joe ist sehr zerrissen, das Wiedersehen mit seiner Heimatstadt nimmt ihn doch sehr mit und er erinnert sich an die Zeiten, als er hier noch glücklich war. Das macht ihn verwundbar und er muss sich eingestehen, dass er dann doch den falschen Menschen vertraut hat. Ich fand die Geschichte sehr spannend und die Auflösung gut gemacht. Man konnte sich das Köln in diesen Tagen gut vorstellen, als langsam doch die Hoffnung auf ein Ende des Krieges überhand nimmt.

Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, es liest sich flüssig und man kann emotional gut mit Joe mitgehen. Dazu schafft es der Autor auch noch bekannte Persönlichkeiten der Zeit wie George Orwell und Irmgard Keun in seinen Plot glaubwürdig mit aufzunehmen.

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Veröffentlicht am 18.03.2025

Für mich nichts

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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Henni Bartholdy verliebt sich kurz nach dem Krieg in Ed, den Sohn der Arbeitgeber ihrer Mutter. Sie haben große Pläne, doch Henni wird schwanger und damit alleine gelassen. Als sie sich wieder erholt hat, ...

Henni Bartholdy verliebt sich kurz nach dem Krieg in Ed, den Sohn der Arbeitgeber ihrer Mutter. Sie haben große Pläne, doch Henni wird schwanger und damit alleine gelassen. Als sie sich wieder erholt hat, wird sie Hebamme und beschließt Müttern, die nicht mehr weiterkönnen mit einer Babyklappe zu helfen.

Für mich war dieses Buch leider eine Mogelpackung. Ich hatte ein Buch über die Geschichte der Babyklappe im Berlin der Nachkriegszeit erwartet. Bekommen habe ich aber die Geschichte von Henni und Ed, die durch Intrigen und Missverständnisse geprägt ist. Am Ende fand ich eigentlich weder Henni noch Ed wirklich sympathisch, bei beiden war mir dann doch zu viel Eigennutz im Spiel. Das Thema Babyklappe und die Betreuung der Schwangeren in Not blieb mir zu sehr im Hintergrund.

Die zweite Zeitebene hätte ich gar nicht gebraucht. Hier sucht Liv nach ihrer Herkunft. Irgendwie war mir Liv unsympathisch. Sie wurde adoptiert, die Eltern sprechen nicht darüber. Und sie stößt gerade ihre Mutter immer wieder vor den Kopf und kann ihr nicht begreiflich machen, warum es für sie wichtig ist zu wissen, wo sie herkommt. Gleichzeitig wird die Mutter aber auch irgendwie seltsam dargestellt. Ich bin nicht dahinter gekommen, ob sie Liv adoptiert hat um ihr Image aufzupolieren, oder weil sie wirklich dringend Mutter sein wollte.

Außerdem gab es keinerlei Nachwort, daher gehe ich davon aus, dass es hier auch keinerlei historische Zusammenhänge gibt. Was ich ziemlich schade finde, denn ich bin davon ausgegangen, dass hier zumindest die Grundlage der „Erfindung“ der Babyklappe einen historischen Hintergrund hatte.

Von mir daher keine Leseempfehlung

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