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Veröffentlicht am 05.07.2018

Toller Auftakt einer Familiensaga

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Agneta lebt 1913 in Stockholm und studiert Kunst. Da erreicht sie ein Telegramm ihrer Mutter, Vater und Bruder sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. So bleibt Agneta nichts anderes übrig, als nach ...

Agneta lebt 1913 in Stockholm und studiert Kunst. Da erreicht sie ein Telegramm ihrer Mutter, Vater und Bruder sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. So bleibt Agneta nichts anderes übrig, als nach Hause zurückzukehren und die Leitung des Gutes zu übernehmen, soll dieses nicht für die Familie verloren gehen.

Mir ist Agneta von Anfang an ans Herz gewachsen. Sie macht es sich nicht leicht und muss viele schwierige Entscheidungen treffen. Dennoch jammert sie nicht und blickt immer wieder nach vorne, egal mit welchen Schicksalsschlägen sie zurecht kommen muss.
Agnetas Mutter Stella hingegen macht es einem schwer sie zu mögen. Sie wirkt wie eine Eisprinzessin und gibt ihren Gefühlen normalerweise keinen Raum. Aber im Laufe des Buches habe ich auch gelernt, ihre Art zu akzeptieren und später auch zu verstehen.
Das Leben auf dem Gutshof ist toll beschrieben, hier habe ich mich ein wenig an Ulrike Renks Ostpreußen-Saga erinnert gefühlt. Es wird gefeiert und hart gearbeitet, Familie und Dienerschaft sind auf einander angewiesen.

Corina Bomann ist es gelungen eine Gesellschaft wieder auferstehen zu lassen, in der der Adel noch wichtig ist, auf Dinge wie Anstand und Sitte noch großen Wert gelegt wird. Langsam setzen sich fortschrittliche Ideen durch, doch manche Dinge sind schwer zu überwinden. Agneta und ihre Freundin Marit haben sich in Stockholm den Suffragetten angeschlossen und versuchen nicht nur das Frauenwahlrecht durchzusetzen. Dabei stoßen sie immer wieder auf Widerstand und auf wenig Gegenliebe. Die Selbstbestimmung der Frau ist für Agneta ein wichtiges Thema, dass sie immer wieder beschäftigt und sich in ihren Kreisen teilweise nur schwer durchsetzen lässt.

Mir hat dieses Buch außerordentlich gut gefallen, trotz der über 700 Seiten kam keinen Augenblick Langeweile auf. Ich habe Agneta gerne begleitet und beobachtet, wie sie sich von der unbedarften Studentin zur durchsetzungsfähigen Gräfin mausert.
Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Bände dieser Familien Saga, Schwedens Geschichte des letzten Jahrhunderts ist doch eher unbekannt und die Familie bietet noch einigen Stoff, der es wert ist erzählt zu werden.

Von daher von mir eine volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.07.2018

Verliebt in den Hamptons

Verliebt bis in die Fingerspitzen
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Verliebt bis in die Fingerspitzen ist der fünfte Band aus der Manhattan Reihe von Sarah Morgan.

Diesmal begleiten wir Fliss, die aus Manhattan zu ihrer Großmutter in die Hamptons flüchtet, um ihrem Ex-Mann ...

Verliebt bis in die Fingerspitzen ist der fünfte Band aus der Manhattan Reihe von Sarah Morgan.

Diesmal begleiten wir Fliss, die aus Manhattan zu ihrer Großmutter in die Hamptons flüchtet, um ihrem Ex-Mann Seth nicht über den Weg zu laufen. Um es genau dort dann zu tun, denn Seth lebt und arbeitet eigentlich dort.

Sie ist so überrascht, dass sie sich zunächst als ihre Zwillingsschwester Harriet ausgibt und sich damit in einige für sie recht unangenehme Situationen begibt. Doch Seth lässt sich nicht lange täuschen und versucht, die Beziehung zu Fliss wieder zu beleben.

Das ist nicht so einfach, hat Fliss doch gelernt, dass man sich am besten abschottet und keine Gefühle zeigt, damit man nicht verletzt wird.

Ich fand dieses Buch deutlich stärker als den Vorgängerband. Fliss Zerrissenheit und Schuldgefühle fand ich gut dargestellt. Sie will vor allem beschützen, ihre Familie, ihre Freunde und vor allen Dingen sich selbst.

Zu beobachten wie es Seth gelingt sich langsam an sie heranzutasten und Vertrauen aufzubauen war sehr schön.

Dazu kommt natürlich eine tolle Umgebung. Die Hamptons im Sommer sind wohl ein Traumziel und man fühlt sich ein wenig wie im Urlaub.

Von mir gibt es daher für diesen schönen Liebesroman eine dicke Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.07.2018

History at its best

Die Pranken des Löwen
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Robin Hood kennt wohl jeder aus dem ein oder anderen Film. Hier setzt die Geschichte meist bei den Vorgängen im Sherwood Forrest ein.

Mac P. Lorne erzählt uns in diesem Buch die Vorgeschichte dazu. Wir ...

Robin Hood kennt wohl jeder aus dem ein oder anderen Film. Hier setzt die Geschichte meist bei den Vorgängen im Sherwood Forrest ein.

Mac P. Lorne erzählt uns in diesem Buch die Vorgeschichte dazu. Wir lernen Robins Großvater Robert kennen, als ihm im königlichen Palast die Hand abgehackt werden soll. Durch einen glücklichen Zufall wird er jedoch vor diesem Schicksal bewahrt und Matilda, der Tochter von Henry I., als Leibwächter zugeteilt. In dieser Funktion begleitet er Matilda nach Deutschland, wo sie ihrem zukünftigen Mann Heinrich V. zugeführt wird. Er begleitet sie nach Italien, reist mit ihr quer durch Europa und lernt schließlich auch die Liebe seines Lebens kennen. Auch als es in England zum Thronstreit zwischen der inzwischen verwitweten Matilda und ihrem Cousin Stephen kommt, ist er stets an ihrer Seite.

Im zweiten Teil lernen wir dann Robin, seinen Enkel kennen. Er wird in Loxeley groß, dem Gut, dass sein Großvater von Matilda und ihrem Sohn Henry II. bekommen hat.

Als Loxeley aus Willkür niedergebrannt wird, bleibt Robin nicht viel mehr übrig als in die Wälder zu gehen. Und hier beginnt die Geschichte, die wir aus diversen Filmen kennen. Robin nennt sich ab sofort Robin Hood, baut die Truppe seiner Merry Man auf und kämpft für die Armen, vor allem gegen den High Sheriff von Nottingham.

Dieses Buch ist also zwei Bücher in einem. Schon Roberts Leben bietet genug für eines und Robins Geschichte ist nicht minder fesselnd. Mac P. Lorne ist es gelungen eine ferne Zeit vor unserem Auge wieder auferstehen zu lassen. Egal wo wir uns gerade befinden, man hat die Begebenheiten immer vor Augen. Ob Robert in Italien im Investiturstreit mit König Heinrich V. unterwegs ist, oder später in England um Matildas Sache zu unterstützen, immer läuft das Kopfkino. Bei Robins Abenteuern ist das ganz genauso.

Mich hat dieses Buch ob der Vielfalt an Themen sehr begeistert. Zu keiner Zeit hatte man das Gefühl, dass sich der Autor hier etwas ausgedacht hat. Die Figuren machen einen glaubhaften Wandel durch, egal ob historisch belegt oder vom Autoren erdacht.

Von mir daher eine absolute Leseempfehlung für alle Freunde von gut recherchierten historischen Roman!

Veröffentlicht am 28.06.2018

schönes Südfrankreichbuch

Das Strandcafé an der Riviera
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Rosie will ein neues Leben in Cannes anfangen und erfüllt sich ihren Traum von einem eigenen Café. GeeGee lebt von ihrem Job als Immobilienmaklerin mehr schlecht als recht und Emma und ihre Tochter Cammie ...

Rosie will ein neues Leben in Cannes anfangen und erfüllt sich ihren Traum von einem eigenen Café. GeeGee lebt von ihrem Job als Immobilienmaklerin mehr schlecht als recht und Emma und ihre Tochter Cammie leiden immer noch unter dem Tod des Ehemanns und Vaters.
In diesem Buch begleiten wir die vier einen Sommer lang und dürfen erleben, wie sich vieles zum Besseren wendet, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist.

Mir hat das Buch an sich gut gefallen. Die Charaktere waren liebenswert und die Beschreibungen der Landschaft in Südfrankreich farbenfroh und so gut, dass man sich die Gegend gut vorstellen konnte.

Trotzdem hat mir ein bisschen was gefehlt. Irgendwie wirkten die Geschichten um GeeGee und Emma ein wenig zu flach. Ich hätte gerne mehr über die beiden und ihre Wege erfahren.

Rosies Geschichte fand ich hingegen detailreich genug. Wir lernen ihre Familie kennen und ihre Vergangenheit. Auch das Wiederauftauchen des Vaters und seine Versuche, sich mit seiner Tochter auszusprechen fand ich gelungen.
Das sich mit ihrem Nachbarn Seb auch noch ein sympathischer Freund und Wegbegleiter einstellt ist natürlich besonders schön.

Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen jeder der drei Frauen ein eigenes Buch zu widmen. Dann hätte man GeeGees gescheiterte Beziehung und den Tod von Emmas Mann auch ausführlicher darstellen können. Ich mochte die beiden wirklich sehr.

Alles in allem war es ein gut zu lesendes und unterhaltsames Buch. Trotz der genannten Kritikpunkte war es wirklich schön zu lesen.

Von daher von mir durchaus eine Leseempfehlung

Veröffentlicht am 26.06.2018

Ein Stück Medizingeschichte

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Ulrike Schweikert nimmt uns mit ins Berlin der 1830er Jahre in die Charité, dem wohl ältesten und berühmtesten Krankenhaus Berlins.

Wir begleiten Elisabeth, die dort als Wärterin zu arbeiten beginnt und ...

Ulrike Schweikert nimmt uns mit ins Berlin der 1830er Jahre in die Charité, dem wohl ältesten und berühmtesten Krankenhaus Berlins.

Wir begleiten Elisabeth, die dort als Wärterin zu arbeiten beginnt und Dr. Dieffenbach einen, der Ärzte, dort bei ihrer Arbeit. Schon bei den ersten Sätzen wird einem schnell klar, warum es gut ist, nicht mehr in dieser Zeit leben zu müssen. Hygiene, wie wir sie heute in den Krankenhäusern kennen, gab es damals dort in keinster Art und Weise und auch die Behandlungsmethoden waren damals noch eher abenteuerlich zu nennen.

Allerdings merkt man auch hier den Pioniergeist und Wissensdurst der vor allem jungen Ärzte, die auch bereit sind, neue Wege zu gehen. So werden wir Zeugen der ersten plastischen Operationen, die sich mit dem Wiederaufbau von zerstörten Gesichtern beschäftigt, oder von der Heilung von schiefen Hälsen, schielenden Augen und Klumpfüßen. Was für uns heute selbstverständlich ist, war damals noch revolutionär.

Durch die unterschiedlichen Perspektiven von Elisabeth und Dieffenbach erfährt man vieles sowohl aus der Unterschicht, sowie von den betuchteren Gesellschaft, die es sich leisten können einen Privatarzt zu bezahlen. Elisabeths Geschichte ist auch die einer wissbegierigen Frau, die mit Leidenschaft und menschlicher Wärme ihren Beruf als Wärterin, bzw. Diakonisse ausführt und heutigen Zeiten wohl Medizin studiert hätte. Damals war es Frauen nicht möglich zu studieren, geschweige denn als Ärztin zu arbeiten. Auch war der Beruf des Wärters bei weitem nicht das, was wir heute Pfleger nennen würden. Er entsprach wirklich mehr dem Wärter, der die Patienten bewacht.

Ulrike Schweikert ist hier ein facettenreiches Bild dieser Zeit gelungen, sie hat ein Stück Medizingeschichte zum Leben erweckt. Am Ende war ich sehr traurig das Buch zuklappen zu müssen, hätte ich doch gerne noch weiter Zeit mit Dieffenbach, Elisabeth und ihren Familien verbracht.

Von daher eine volle Leseempfehlung von mir für dieses tolle Stück Zeitgeschichte!