Das Schicksal der Meyers
Zeit aus GlasZeit aus Glas schließt direkt an seinen Vorgänger Jahre aus Seide an. Die Progromnacht haben die Meyers glücklicherweise nicht in ihrem Haus verbracht, sie sind bei Freunden untergekommen. Doch das Haus ...
Zeit aus Glas schließt direkt an seinen Vorgänger Jahre aus Seide an. Die Progromnacht haben die Meyers glücklicherweise nicht in ihrem Haus verbracht, sie sind bei Freunden untergekommen. Doch das Haus wurde zerstört und fast alles was darin war und das Leben der Familie Meyer ausgemacht hat.
Allen ist klar, dass sie nun auf irgendeine Art und Weise das Land verlassen müssen. Am liebsten alle zusammen, niemand soll zurück gelassen werden. Doch das ist nicht so einfach, denn einerseits müssen mittlerweile hohe Beträge aufgebracht werden um das Land verlassen zu können. Und was noch schwieriger ist, es muss ein Land gefunden werden, das einen dann auch aufnimmt. Die Meyers haben viel Unterstützung aus der jüdischen Gemeinde und auch die Aretz stehen weiterhin fest zu ihnen. Dennoch ist das Leben sehr beschwerlich geworden und Ruths Mutter ist psychisch nicht sonderlich stabil. So nimmt Ruth es auf sich, sich zu kümmern und zu organisieren. Als sie die Möglichkeit bekommt sich nach England zu bewerben um dort als Haushaltshilfe zu arbeiten, nutzt sie die Chance, immer in der Hoffnung, dass ihr Vater noch vorher eine Möglichkeit für sie alle findet.
Und doch muss sie das Wagnis auf sich nehmen und versuchen in England ihre Familie nach zu holen.
Das Buch ist wahrhaftig kein Wohlfühlbuch, was damals passiert ist eignet sich auch nicht dazu. Und trotzdem schafft es Ulrike Renk einen mitzunehmen und die Angst und die Zweifel von Ruth und ihrer Familie fühlbar werden zu lassen. Die Schwierigkeiten einen Ort zu finden, an dem man wieder sicher leben kann, die Ausreise und vor allem die Einreiseformalitäten zu klären und die Angst, dass am Ende die Zeit nicht reichen könnte. Sie vermittelt aber auch die Hoffnung der alten Leute, die das Land nicht verlassen wollen, weil sie der Meinung sind, dass niemand noch etwas von ihnen will. In diesem Moment möchte man ihnen zurufen: Geht, flieht alle so weit weg wie ihr könnt! Mit dem Wissen von heute ist es teilweise schwer nachzuvollziehen, warum damals teilweise doch noch verharrt wurde in der Hoffnung, das alles nicht so schlimm kommen würde. Aber wer konnte schon ahnen, wie weit die Nazis am Ende gehen würden.
Mich hat dieses Buch unglaublich mitgenommen, nur das Wissen, das Ruth Meyer, später Elcott, ein langes und später wohl auch glückliches Leben in den USA hatte, macht es einfacher diese Lebensgeschichte zu verfolgen. Und doch ist es wichtig genau solche Dinge festzuhalten und immer wieder zu erzählen. Das Buch zeigt auch, dass es trotz staatlichen Terrors auch unglaubliche Solidarität gab und Hilfe, die teilweise auch die Helfer in Gefahr gebracht hat. Nicht alle haben unterstützt was angeordnet wurde und manch einer hat auch im ganz kleinen Rahmen geholfen. So etwas macht dann doch immer wieder Hoffnung.
Für mich ist das Buch definitiv eines meiner Jahreshighlights und ich bin schon auf den nächsten Band gespannt.