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Veröffentlicht am 10.09.2023

Mutterliebe

Sekunden der Gnade
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Der Stadtteil Southie in Boston ist in Aufruhr. Die Wohnviertel und Schulen Bostons sind nach Rassen voneinander getrennt, doch nun steht eine einschneidende Veränderung bevor: Weiße und schwarze Kinder ...

Der Stadtteil Southie in Boston ist in Aufruhr. Die Wohnviertel und Schulen Bostons sind nach Rassen voneinander getrennt, doch nun steht eine einschneidende Veränderung bevor: Weiße und schwarze Kinder sollen fortan gemeinsam in denselben Schulen lernen. Dies soll erreicht werden, indem ein Teil der Schülerschaft mit Bussen in ein anderes Viertel gebracht wird. Auch die 17-jährige Jules ist davon betroffen und alles andere als erfreut darüber, dass sie nun eine Schule im schwarzen Viertel besuchen soll.

Ihre alleinerziehende Mutter Mary Pat ist fest entschlossen, dies gemeinsam mit ihren Nachbarn zu verhindern. Eine Demonstration ist geplant. Doch kurz bevor es dazu kommt, verschwindet Jules. Sie war mit Freunden unterwegs, doch an diesem Abend kommt sie nicht heim. Für Mary Pat zählt nur eins: Ihre Tochter zu finden. Dafür ist ihr jedes Mittel recht. Sie ist sogar bereit gegen die scheinbar unantastbaren Bosse ihres Viertels vorzugehen. Ein Leben ohne ihre Tochter ist für sie schlicht undenkbar.

Der Anfang dieses Buchs ist etwas zäh, doch schon bald ist es hochspannend und es fällt schwer, eine Lesepause einzulegen. Die Protagonistin Mary Pat ist rau und nicht gerade liebenswürdig. Doch im Verlauf der Geschichte entwickelt sie sich zu einer bemerkenswerten Frau, die sich nicht davor scheut, sich mit einer ganzen Mafiabande anzulegen, alles aus Liebe zu ihrer Tochter. Sie geht entschlossen gegen Unrecht vor, und auch wenn sie nicht ganz von ihren Vorurteilen befreit wird, sind doch Momente da, in denen ein zaghaftes Umdenken erkennbar ist.

Das Buch bietet eine eindrucksvolle Darstellung des Zusammenlebens in einem irischen Unterschichtsviertel. Es zeigt den Zusammenhalt der Gemeinschaft, aber auch die Unterdrückung und die sozialen Probleme, die dort herrschen.

Der Protest gegen den erzwungenen Schulwechsel basiert auf tatsächlichen Ereignissen, und der Autor erzählt von seinen eigenen verstörenden Erfahrungen, als er in einen solchen Protest geriet.

Persönlich stört mich an manchen Stellen die Sprache und auch die Darstellung einiger brutalen Szenen, doch auch das passt gut zu dieser Erzählung.

Fazit: „Sekunden der Gnade" ist eine mitreißend erzählte Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Dieser Thriller ist äußerst empfehlenswert und macht einfach Spaß zu lesen.

Veröffentlicht am 07.09.2023

Leben, statt gelebt werden

Du hast da dieses Funkeln
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Was diese Frau macht, scheint zu viel für eine Person zu sein! Doch Jennifer Fulwiler sagt, dass sie glücklich und sehr zufrieden ist mit ihrem Leben, denn sie macht das, was sie zum Funkeln bringt. In ...

Was diese Frau macht, scheint zu viel für eine Person zu sein! Doch Jennifer Fulwiler sagt, dass sie glücklich und sehr zufrieden ist mit ihrem Leben, denn sie macht das, was sie zum Funkeln bringt. In diesem Buch erklärt sie ihren Lesern, wie auch sie ihren Traum entdecken und leben können.

Sie bloggt, schreibt Bücher, reist als Komödiantin von Stadt zu Stadt, hatte bis vor kurzem eine tägliche Radiosendung – und außerdem hat sie einen Mann und sechs Kinder. Sie fühlt sich trotz diesem vollen Leben lebendiger als früher, weil sie entdeckt hat, wofür ihr Herz schlägt. Mit sieben einfachen Fragen, fordert sie ihre Leser auf, ihr eigenes Funkeln zu finden. Das Funkeln eines Menschen definiert sie als die Tätigkeit, die einem leicht fällt, obwohl andere sich schwer damit tun. Es ist das, was einem Kraft und Erfüllung gibt.

Jennifer nennt viele sehr unterschiedliche Beispiele für dieses Funkeln, von Fahrdiensten über kulinarische und kreative Betätigungen, bis hin zum Schreiben und Schauspielern. Nachdem Leser eine Ahnung bekommen haben, worin ihr Funkeln bestehen könnte, motiviert die Autorin sie diesem Funkeln nachzugehen. Sie spricht von Widerständen und Kämpfen, die teil dieses Weges sein werden, aber auch von der Suche nach Unterstützung und von Erfolgen.

Dieses Selbsthilfebuch enthält viele wertvolle Weisheiten. Auch wenn manches vielleicht schon bekannt ist, wird sicher jeder Leser an der einen oder anderen Stelle etwas Neues und Hilfreiches für die eigene Situation entdecken. Der Schreibstil ist ungezwungen und teilweise lustig (was schließlich bei einer Komödiantin zu erwarten ist). Sie scheut sich nicht von ihren eigenen Erfahrungen zu erzählen, selbst wenn sie peinlich sind. Vor allem macht sie Mut, nicht aufzugeben, selbst wenn man mal scheitert, sondern einfach weiter zu probieren, bis man sein ureigenes Funkeln entdeckt hat.

Als gläubige Katholikin spricht sie auch davon, wie der Glaube ihr auf diesem Weg hilft, aber stets in einer Weise, die Lesern die Freiheit lässt, andere Wege einzuschlagen. Hervorragend ist die Betonung, dass unser Funkeln anderen dienen muss, da ein selbstsüchtiges Leben nicht glücklich macht.

Fazit: Ein motivierender Ratgeber, der hilft herauszufinden, wie das eigene Leben reicher und glücklicher werden kann. Sehr empfehlenswert und mit dem wunderschönen Cover auch bestens als Geschenk geeignet!

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Eine gewonnene Wette

Am Ende der Unendlichkeit
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Jill ist eine Mathematikerin, die an der Stanford Universität promovieren will. Ihre Arbeit ist ihr Leben. Mit aller Kraft setzt sie sich in ihrem Fachgebiet ein. Dabei hat sie wenig Zeit für zwischenmenschliche ...

Jill ist eine Mathematikerin, die an der Stanford Universität promovieren will. Ihre Arbeit ist ihr Leben. Mit aller Kraft setzt sie sich in ihrem Fachgebiet ein. Dabei hat sie wenig Zeit für zwischenmenschliche Beziehungen.

Bei einer feierlichen Veranstaltung zu Ehren ihrer begabten Mutter, bemerkt Jill eine Veränderung an ihrer Mutter. Sie spricht undeutlich und teilweise wirr. Jill hat ihre Mutter länger nicht gesehen. Ob sie Alkoholikerin geworden ist? Nach einem selbstverschuldeten Verkehrsunfall stellt sich heraus: Jills Mutter leidet unter einer seltenen Form von Demenz.

Es geht schnell. Jill kann ihre Mutter schon bald nicht mehr ohne Aufsicht lassen. Bei der Suche nach einer geeigneten Betreuung fragt sich Jill, was von ihrer Mutter bleibt, wenn wegen ihrer Krankheit der Verstand verschwindet und ihre Persönlichkeit zerfällt. Ist es wichtig einen geistig stark eingeschränkten Menschen gut zu behandeln, weil der Mensch aus mehr besteht als nur dem Verstand? Oder sollte ihre Mutter einfach in ein Pflegeheim?

Jill findet bei einem Kollegen der Philosophie-Fakultät Antworten. Doch dabei spricht Sam, dieser neue Bekannte, auch immer wieder über Gott. Nach vielen Einwänden lässt sich Jill schließlich auf einen Versuch ein. Sie soll so leben, als ob Gott tatsächlich existieren würde, und sehen, ob sich dabei ihre Fragen nach Glück und Sinn beantworten lassen.

Die Ich-Erzählerin Jill ist am Anfang dieses Buchs nicht besonders sympathisch. Sie wirkt kalt und gefühllos, ist ungeduldig und sieht auf andere herab. Es ist interessant zu sehen, wie sie das nach und nach erkennt und wie ihr die Wertschätzung anderer wichtig wird.

Die Erzählung enthält viele philosophische und christliche Gedanken, die jedoch so gut in die Dialoge eingebettet sind, dass sie natürlich und ungezwungen wirken. Die Romanze in der Geschichte stört ein wenig. Sie ist vorhersehbar und macht die Veränderung Jills weniger glaubwürdig.

Die Beschreibung der Veränderung eines Menschen durch eine Demenz-Erkrankung ist gelungen und macht betroffen. Sehr schön sind die vielen Nebencharaktere, die jede auf ihre Weise einen vorbildlichen Glauben leben. Manche Gedanken dieser Personen fordern beim Lesen heraus.

Fazit: Eine apologetische Erzählung über eine junge Frau, die sich wegen der Krankheit ihrer Mutter auf die Suche macht nach Antworten auf Lebensfragen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 06.09.2023

Vom Bordell zur Kanzel

Freigekauft
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Dany heißt eigentlich Gudrun. Wie sie zu diesem Namen kam und warum sie nicht mehr so heißt, ist nur eine der spannenden Geschichten, die sie in diesem Buch erzählt. Vor allem aber berichtet sie davon, ...

Dany heißt eigentlich Gudrun. Wie sie zu diesem Namen kam und warum sie nicht mehr so heißt, ist nur eine der spannenden Geschichten, die sie in diesem Buch erzählt. Vor allem aber berichtet sie davon, wie Gott ihr Leben grundlegend verändert hat.

In Danys Kindheit ist der Glaube an Gott immer präsent. Sie fährt auf Freizeiten mit, besucht Gemeindeveranstaltungen. Doch was bei ihr hängen bleibt, ist vor allem Gesetzlichkeit und Heuchelei. Auch ihr Elternhaus empfindet sie als kalt und streng. Dazu kommt, dass sie nach dem Schulabschluss eine Hauswirtschaftsausbildung machen soll und dabei in einem Schwesternwohnheim lebt. Auch hier gibt es strenge Regeln, und es fällt Dany sehr schwer sich einzufügen.

Ihr Versuch auszureißen endet in einer Katastrophe. Der nette junge Mann, der sie in seiner Wohnung aufnimmt, entpuppt sich nach wenigen Tagen als Zuhälter. Das Leben, das Dany nun führt, ist schrecklich. Eine Flucht scheint unmöglich. Doch in ihrer Verzweiflung hat sie plötzlich eine Idee, wie sie auf ihre Not aufmerksam machen kann.

In dieser Biografie geht es um viel mehr, als um die schwierigen Jugendjahre der Autorin. Sie findet Freude an einem ungewöhnlichen Beruf, und sie erlebt bei einem schweren Unfall Gottes Bewahrung. Die tiefgreifendste Veränderung für sie kommt jedoch bei dem Besuch eines Alpha-Kurses. Sie staunt über Gottes Liebe und möchte ihm nun mit ihrem ganzen Leben dienen.

Es ist spannend zu lesen, wie Gott das Leben von Dany verändert hat. Sie berichtet sehr ehrlich von schweren Zeiten in ihrem Leben, und auch über die Heilung von Lebenswunden und was es bedeutet neu anzufangen. Es ist ein sehr persönliches Buch, nicht nur was ihre Jugend betrifft, sondern auch in den späteren Kapiteln, in denen sie davon erzählt, wie sie Gott erlebt. Beim Lesen ist deutlich zu spüren, wie sehr ihr Herz sie dazu drängt jede Gelegenheit zu nutzen, ihren Glauben zu bezeugen. Das ist beeindruckend und herausfordernd.

Fazit: Eine spannende Lebensgeschichte, die zeigt, wie Gott ein Leben verändern kann. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.09.2023

Aller Menschenwürde beraubt

»Mein Überleben musste einen Sinn haben«
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Er ist einer der letzten Überlebenden, und das macht sein Zeugnis umso wertvoller und dringlicher. Zusammen mit seiner Familie muss er als Jugendlicher sein Zuhause verlassen. Die deutschen Eroberer Polens ...

Er ist einer der letzten Überlebenden, und das macht sein Zeugnis umso wertvoller und dringlicher. Zusammen mit seiner Familie muss er als Jugendlicher sein Zuhause verlassen. Die deutschen Eroberer Polens schicken ihn von einem Arbeitslager ins nächste. Als er nach Jahren befreit wird, hat er alles verloren, was ihm lieb ist.

Josef ist erst 16, als er im Jahr 1942 zusammen mit seiner Familie die schrecklichste Reise seines Lebens antreten muss. Zusammengepfercht in Viehwaggons, werden sie zu einem großen Platz im Freien gebracht. Dort hungern und frieren sie, doch das ist erst der Anfang. Am nächsten Tag müssen sich alle in Reihen aufstellen, und dann wird entschieden, wer leben und wer sterben wird. Josef sieht hier seine Mutter und Geschwister zum letzten Mal.

Zusammen mit seinem Vater kommt er in ein Arbeitslager. Das Leben, das er dort führt, ist unbeschreiblich grausam. Ständige Angst vor willkürlichen Erschießungen, Hunger, Kälte, menschenunwürdige Unterkünfte. Jeder letzte Rest Menschenwürde ist schnell verschwunden.

Insgesamt überlebt Josef sechs verschiedene Lager. Immer mit der Ungewissheit, was werden sie jetzt mit uns tun? Er erinnert sich an die Ankunft in einem dieser Lager: „Es zeigte sich, dass sie einen Job für uns hatten. Umbringen konnten sie uns später immer noch.“

Nach drei Jahren, endlich die Befreiung. Doch die vergebliche Suche nach Familienangehörigen schmerzt noch mehr als alle Entbehrungen der letzten Jahre. Und die bohrende Frage bleibt: Warum habe ich überlebt und andere nicht?

In diesem Buch erzählt Josef von allen wichtigen Stationen seines Lebens, von seiner Kindheit bis hin zu seinem Lebensabend in Israel. Besonders die Beschreibung seiner Erlebnisse in den Lagern sind eindrücklich. Immer wieder spricht der Autor den Leser an, wie ein großväterlicher Freund, der jüngere Generationen an seinen Erlebnissen teilhaben lassen will, damit sie das Unrecht nachvollziehen und daraus lernen können. Wegen diesem Schreibstil ist es an einigen Stellen etwas schwerer der Erzählung zu folgen, teilweise gibt es zeitliche Sprünge, an anderen Stellen schweift der Autor aus, doch beides passt zur Stimme des Erzählers und stört darum weniger.

Josef erzählt gern und ehrfurchtsvoll von dem Einen, der in schweren Zeiten sein Halt und seine Hoffnung war. Der Glaube an diesen Gott ist ihm ebenso wichtig, wie die Bewahrung jüdischer Traditionen und Kultur.

Fazit: Ein besonderes Buch, das eine außergewöhnliche Lebensgeschichte erzählt. Sehr empfehlenswert!