Platzhalter für Profilbild

sveso

Lesejury Star
offline

sveso ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sveso über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2023

Zweite Chance für die Liebe

The Love Test – Versuch’s noch mal mit Liebe
0

Endlich geht einer von Allisons Träume in Erfüllung: Mit ihrer großen Leidenschaft für mittelalterliche Literatur kämpft sie schon lange für einen Platz im Promotionsprogramm, den sie nun endlich ...

Endlich geht einer von Allisons Träume in Erfüllung: Mit ihrer großen Leidenschaft für mittelalterliche Literatur kämpft sie schon lange für einen Platz im Promotionsprogramm, den sie nun endlich bei ihrer Lieblingsprofessorin ergattert hat. Doch kurz nach dem Start läuft sie Colin über den Weg. Colin, ihr Exfreund, der ihr das Herz gebrochen hat, ihr damals eine wichtige Chance weggenommen hat und nun in direkter Konkurrenz zu ihr steht. Denn die Professorin kann leider nur einen von beiden betreuen, sodass beide um den heiß begehrten Job an der Uni kämpfen und sich beweisen müssen. Dabei stehen nicht nur fachliche Hürden, sondern auch längst vergessen gedachte Gefühle im Weg.

Sehr schnell wird thematisiert, dass Allison eine kurvige Figur hat - ob oder wie mehrgewichtig sie tatsächlich ist, wurde mir an keiner Stelle klar, obwohl ihr Aussehen, ihr Gewicht und damit verbundene Hemmungen oder Einschränkunen - gerade in Bezug auf Jungs - wirklich ständig Thema waren. Fast schon, als wäre es ein Kompliment oder ein Wunder, dass Colin sie attraktiv finden könnte.
Grundsätzlich mag ich Bücher, in denen es um zweite Chancen geht oder thematisiert wird, dass ein Paar zu einer bestimmten Zeit nicht funktioniert hat, dies zu einem späteren Zeitpunkt allerdings sehr wohl möglich ist. Hier fand ich sowohl Allisons als auch Colins Verhalten oftmals nicht nachvollziehbar. Allison deutet sehr viel, so wie Dinge für sie eben sein müssen, und Colin nutzt selten die Gelegenheit, diese Missverständnisse klarzustellen. So tänzeln die beiden lange umeinander herum, nähern sich an, um dann wieder verletzt zu sein und sich dann doch wieder amourösen Gefühlen hinzugeben.

Jenny L. Howes Schreibstil ist flüssig und ich mochte das Unisetting sehr. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses stetige Rangeln um das Zulassen der Gefühle einige Young-Adult-Leser
innen abholt, für meinen Geschmack hätte es gern etwas weniger sein dürfen!

Veröffentlicht am 13.06.2023

Spannendes Epos

Fünf Winter
0

Joe McGrady, Detective beim Honolulu Police Department, wird im Dezember 1941 wegen Personalmangels zu einem Tatort gerufen. Dort hängt der Neffe des Oberbefehlshabers der Pazifikflotte grausam ...

Joe McGrady, Detective beim Honolulu Police Department, wird im Dezember 1941 wegen Personalmangels zu einem Tatort gerufen. Dort hängt der Neffe des Oberbefehlshabers der Pazifikflotte grausam ermordet an einem Fleischerhaken. In der Hütte finden die Detectives ebenfalls die grausam zugerichtete Leiche dessen Freundin, eine junge Japanerin. Der Fall hat sofort eine starke politische Brisanz und schnell gibt es auch einen Verdächtigen - einen John Smith, auf dessen Fersen sich McGrady begibt und ihm bis nach Hongkong folgt. Allerdings wird Hongkong gerade von den Japanern eingenommen, weshalb McGrady als potentieller Spionin nach Japan verschleppt wird und dort gegen seinen Tod ankämpfen muss. Der Diplomat Takahashi Kansei und rettet ihn und versteckt McGrady gemeinsam mit Tochter Suchi, bis Japan kapituliert. Fünf Winter später kann McGrady wieder nach Honolulu zurückkehren und begibt sich als Privatdetektiv erneut an die Aufklärung des damaligen Falles.

"Fünf Winter" erzählt nicht nur von dem Mordfall an dem Paar - der gerät während des Kriegsgeschehens sogar zeitweise ganz schön in den Hintergrund -, sondern auch vom Finden von Freundschaft, der großen Liebe und der stetigen Gefahr, der das Trio ausgesetzt ist.
James Kestrel konnte mich mit der stetigen Spannung, die auch in entspannteren Kapiteln subtil im Unterton vorhanden war, und seinem epischen Erzählstil überzeugen. Auch wenn Kriegsthematik eigentlich nicht mein Ding ist, konnte ich "Fünf Winter" kaum aus den Händen legen und habe McGradys Erlebnisse gebannt verfolgt.

Wer Spannung und Genre-Mix mag, ist mit diesem Epos sicherlich gut bedient!

Veröffentlicht am 07.06.2023

Ratgeber für das Erkennen und den Ausweg

Wenn Liebe toxisch wird. Wie du Warnsignale erkennst, dich aus einer toxischen Beziehung befreist und wieder zu dir findest. Trennungsberatung bei emotionalem Missbrauch und Gewalt in der Beziehung
0

Sandra Günther und Ruth Marquardt beschreiben und erläutern in "Wenn Liebe toxisch wird" die Mechanismen, Strukturen und Erkennungszeichen toxischer und gewaltvoller Beziehungen. Dabei schildern sie eigene ...

Sandra Günther und Ruth Marquardt beschreiben und erläutern in "Wenn Liebe toxisch wird" die Mechanismen, Strukturen und Erkennungszeichen toxischer und gewaltvoller Beziehungen. Dabei schildern sie eigene Erfahrungen, die Geschichten und Erfahrungen von Frauen, mit denen sie gearbeitet haben sowie ihre Expertise aus beruflicher/sachlicher Sicht. Der Aufbau des Buches gefällt mir gut. Zunächst wird klargestellt, dass es sich um einen Ratgeber von Betroffenen für Betroffene oder Angehörige von Betroffenen handelt. Dabei wird zu keinem Zeitpunkt ein Zeigefinger erhoben, sondern einfühlsam und anschaulich aufgzeigt, wann eine Beziehung als toxisch einzustufen ist, wie die Mechanismen erkannt werden können und welche Auswege es aus toxischen Beziehungen gibt.

Der Wechsel der Perspektiven, von Betroffenensicht zu Expert*innensicht, hat mich zu Anfang irritiert, daran habe ich mich jedoch recht schnell gewöhnt und konnte die Inhalte entsprechend einordnen. Ich selbst war nie in einer toxischer Beziehung, habe sie jedoch im engeren Umfeld miterlebt und konnte daher die Erläuterungen hier gut einordnen und nachvollziehen. Die Unterfütterung der persönlichen Erfahrungen durch wissenschaftliche Studien und Fakten waren dafür sehr anschaulich.

Ein guter Ratgeber, der an die Hand nimmt und viele Menschen hoffentlich unterstützt und ermutigt, sich aus zerstörerischen Beziehungen zu befreien.

Veröffentlicht am 04.06.2023

Freundschaft im kriminellen Milieu

Mit zitternden Händen
0

Im Stockholmer Vorort Rönnviken ertönt ein Schuss. Der 14-jährige Billy wurde nachts auf dem Spielplatz erschossen. Ein Zeuge sieht Dogge, den besten Freund von Billy, wegrennen und in einen Bus steigen. ...

Im Stockholmer Vorort Rönnviken ertönt ein Schuss. Der 14-jährige Billy wurde nachts auf dem Spielplatz erschossen. Ein Zeuge sieht Dogge, den besten Freund von Billy, wegrennen und in einen Bus steigen. Die beiden Jungen haben sich als Kinder auf diesem Spielplatz kennengelernt und sich angefreundet. Billy lebt in dem ärmlicheren Viertel, seine Mutter ist Migrantin und gibt alles, um Billy und seine Geschwister versorgen zu können. Dogge hingegen kommt aus dem wohlhabenderen Stadteil und musste sich um Geld nie wirklich Gedanken machen. Bei ihm zuhause fehlt es hingegen an Liebe - Liebe, die er bei Billys Familie erlebt.
Die beiden Jungen wachsen in dem Vorort auf, und verbringen immer mehr Zeit mit Mehdi und dessen Jungs. Mehdi, der kriminell ist und Billy und Dogge zu immer größeren Aufgaben verpflichtet.

Die Entwicklung der Freundschaft und das Abrutschen in die Kriminalität beschreibt Malin Persson Giolito auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart wird ermittelt und der Frage nachgegangen, ob und weshalb Dogge auf Billy geschossen haben könnte. In Rückblenden wird aus der Vergangenheit, dem Elternhaus, der Herkunft und dem sozialen Umfeld der beiden Jungen erzählt.

Mir gefällt der eher nüchterne Schreibstil, den ich so häufig in schwedischen Büchern lese. Genretechnisch würde ich das Buch fast schon als Kriminalroman einstufen, da die Auflösung von Billys Tod und des Tathergangs im Fokus steht.

Die Figuren waren für mich wenig nahbar beschrieben. Es waren eher die Mechanismen und die psychologischen Faktoren und Entwicklungen, die mich gebannt haben.

Ein spannender und schockierender Roman über eine Freundschaft, die gegen sämtliche Herausforderungen ankämpfen musste.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.06.2023

Die ersten Frauen bei der Polizei

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
0

Im Jahr 1969 wird in Düsseldorf ein Novum bei der Polizei eingeläutet: Sechs Frauen sollen zur Polizeianwärterinnen ausgebildet werden und werden dazu auf die verschiedenen Abteilungen aufgeteilt. Lucia ...

Im Jahr 1969 wird in Düsseldorf ein Novum bei der Polizei eingeläutet: Sechs Frauen sollen zur Polizeianwärterinnen ausgebildet werden und werden dazu auf die verschiedenen Abteilungen aufgeteilt. Lucia Specht, 22 Jahre alt, gelernte Sekretärin und mit Ambitionen abseits der Hauswirtschaft oder der dörflichen Enge ihrer Heimat, startet ihre Ausbildung zur Kriminalistin bei der Mordkommission. Bereits an ihrem ersten Tag wird sie zu einem Tatort gerufen: Lena, eine junge Studentin und offenbar Angehörige der sogenannten Hippie-Szene liegt tot in ihrer Wohnung. Während Potthoff, Lucias Vorgesetzter, zunächst von einem Suizid ausgeht, erkennt Lucia erste Anzeichen für einen Mord. Diese These wird durch wenig später von der Rechtsmedizin bestätigt und die Ermittlungen beginnen.

Mathias Berg hat mit Lucia Specht eine sympathische Protagonistin geschaffen. Auch die anderen Anwärterinnen mochte ich und genoss die privaten Einblicke und die Äußerungen über das Frauenbild der damaligen Zeit. Die Erwartungen an Frauen, das Missfallen von Frauen in gewissen Arbeitsbereichen und deren Kompetenzfrage werden hier im Setting des Präsidiums und der laufenden Ermittlungen gut behandelt.

Neben dem vielversprechenden Plot sowie der authentischen Darstellung der späten 60er Jahre gefiel mir auch der flüssige Schreibstil und die Erzählung aus wechselnden Perspektiven.

Ein spannender Kriminalroman mit sympathischen Figuren und der Hoffnung auf einen weiteren Teil. Eine gute Empfehlung an alle Kriminalromanliebhaber*innen.