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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2024

Gut durchdachtes Katz-und-Maus-Spiel

Wer zuerst lügt
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Lucca Marino startete ihre berufliche Karriere als Trickbetrügerin - damals aus finanzieller Not wegen ihres Lebens im Wohnwagenpark - und gerät in eine brenzlige Situation. Daraus wird sie von ...

Lucca Marino startete ihre berufliche Karriere als Trickbetrügerin - damals aus finanzieller Not wegen ihres Lebens im Wohnwagenpark - und gerät in eine brenzlige Situation. Daraus wird sie von Mr. Smith gerettet, der ihre neuer Boss wird und für den sie immer krassere Aufträge erledigen muss. Derzeit ist sie als Evie Porter in einer Beziehung mit Ryan, über den sie Informationen sammeln und weitergeben soll. Alles scheint schön zu sein, sie zieht in Ryans Villa und lernt seine Freundinnen kennen. Auf einer Party stellt sich die Begleiung einer seiner Freunde als Lucca Mariono vor und Evie ist klar: Das ist eine Warnung, offenbar hat es jemand auf sie abgesehen. Als die angebliche Lucca stirbt und Evie auch noch wegen Mordes angeklagt wird, ist klar: Sie muss schneller sein als ihre Gegnerinnen.

Ashley Elston hat mit Evie eine bodenständige und clevere Protagonistin geschaffen. Auch wenn sie moralisch nicht einwandfrei handelt und sich sicherlich strafbar gemacht hat während ihrer Aufträge, mochte ich sie gern. Erzählt wird einerseits in der Gegenwart, in der Evie und Ryan ihr Glück feiern und Evie gegen ihre Widersacher antritt. Andererseits wird in Rückblenden auch aus Luccas früherem Leben und ihren bisherigen Aufträgen unter Mr. Smith erzählt. Mit jedem Kapitel kommen neue Erkenntnisse über die Zusammenhänge und die Verbindungen der einzelnen Figuren ans Licht.
Ashley Elston schreibt flüssig, konnte mich mit dem Plot und den immer temporeicheren Geschehnissen fesseln und mich durch die Wendungen und Offenbarungen überraschen und begeistern.

„Wer zuerst lügt“ ist ein spannender Thriller um eine clevere Protagonistin, die für sich selbst einsteht und um ihre Identität kämpfen muss.

Veröffentlicht am 27.05.2024

Drei Schicksale und die Suche nach Glück

Die Halbwertszeit von Glück
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In "Die Halbwertszeit von Glück" erzählt Louise Pelt von drei verschiedenen Frauen zu unterschiedlichen Zeiten, die jeweils ein eigenes Schicksal erleben. Alle sind jedoch auf der Suche nach dem großen ...

In "Die Halbwertszeit von Glück" erzählt Louise Pelt von drei verschiedenen Frauen zu unterschiedlichen Zeiten, die jeweils ein eigenes Schicksal erleben. Alle sind jedoch auf der Suche nach dem großen Glück und bewegen sich auf eigenen Wegen dorthin.
Mylène lebt 2019 in Paris und heiratet bald ihre große Liebe. Doch dann findet sie einen Brief mit einer Enthüllung, die alles auf den Kopf stellt.
Johanna lebt 1987 im Grenzgebiet der DDR und findet dort im Wald, in der Nähre ihrer Hütte, ein 17-jähriges Mädchen, das sie vor den Grenztruppen versteckt und dadurch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird und sich die Fragen nach Schuld und verpasstes Glück stellen muss.
Die dritte Frau ist Holly, für die in Los Angeles im Jahr 2003 die Kollegin Jay einspringt, verunglückt und stirbt. Aus Schuldgefühlen nähert sie sich Jays Freund und ihrem Sohn an, um ihnen etwas zurückzugeben und mit ihrem schlechten Gewissen klarzukommen.

Während ich den Strang um Johanna sehr gebannt gelesen habe, war ich von Mylènes und Hollys Erzählstrang weniger begeistert. Die beiden Stories haben mich nicht so sehr gepackt, waren oft konstruiert und beinhalteten für meinen Geschmack sehr viele Klischées. Johannas Vergangenheit, ihre Gedanken, Emotionen und Handlungen fand ich hingegen sehr interessant.
Lange habe ich mich gefragt, wie Johanna, Holly und Mylène zueinander in Beziehung stehen. Die Auflösung folgte recht spät, war für mich jedoch schlüssig.

Veröffentlicht am 27.05.2024

Absolut berechtigter Hype

Yellowface
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June Hayward und Athena Liu sind Autorinnen, die sich ihren Platz in der Literaturszene suchen und beide auf einen guten Treffer hoffen. Athena, die ihre chinesisch-amerikanischen Wurzeln in ihren Büchern ...

June Hayward und Athena Liu sind Autorinnen, die sich ihren Platz in der Literaturszene suchen und beide auf einen guten Treffer hoffen. Athena, die ihre chinesisch-amerikanischen Wurzeln in ihren Büchern thematisiert, ist dabei erfolgreicher als June, die eher im Schatten agiert. Während die beiden einen gemeinsamen Abend in Athenas Wohnung ausklingen lassen, erstickt Athena und stirbt. Kurzentschlossen stiehlt June Athenas gerade fertig gewordene Manuskript, auf das sie angestoßen hatten. Es ist ein Roman über chinesische Arbeiter während des Ersten Weltkriegs. Kurzerhand ändert June einige Stellen und veröffentlich es unter einem neuen Pseudonym: Juniper Song. Ihrer Meinung nach ist es nicht wichtig, von wem die Geschichte erzählt oder veröffentlicht wird - die Leserschaft sieht das allerdings teilweise anders und erste kritische Stimmen gegen Juniper Song werden laut, was immer größere Kreise zieht.

Ich hatte bereits die Leseprobe zu "Yellowface" gelesen und war daher sehr gespannt auf die Lektüre.
Rebecca F. Kuang hat einen eindrucksvollen Blick hinter die Kulissen des Verlagswesen gewährt - die Konkurrenz, den Druck, die Missgunst untereinander, die Kriterien und Auswahlmöglichkeiten von Autor*innen, PR-Aktionen etc.
Weder Athena noch Juniper waren für mich sympathische Figuren, was die fesselnde Wirkung auf mich jedoch nicht beeinflusst hat. Ganz im Gegenteil: Ich wollte unbedingt erwahren, wie lange Juniper mit ihrem Geheimnis durchkommt, wie Rebecca F. Kuang den Diebstahl der Story über die chinesischen Arbeiter, zu denen Juniper überhaupt keinen Bezug hat, bewertet und Reaktionen darauf laut werden lässt.
Ich möchte zur Handlung gar nichts sagen, um nicht zu spoiler, kann jedoch den Hype um das Buch absolut nachvollziehen.
Ich wurde überrascht, der Spannungsbogen war durchgehend gestrafft und mir gefiel das Ende ebenfalls sehr gut.

Veröffentlicht am 26.05.2024

Konnte mich nicht überzeugen

Gspusis, Gspür und wilde Gschichten
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Omar Khir Alanam erzählt in "Gspusis, Gspür und wilde Geschichten" von seinen Erfahrungen mit Dating, Kennenlerngeschichten, Beziehungen und Liebe. Dabei bezieht er sich zum einen auf seine syrische Herkunft ...

Omar Khir Alanam erzählt in "Gspusis, Gspür und wilde Geschichten" von seinen Erfahrungen mit Dating, Kennenlerngeschichten, Beziehungen und Liebe. Dabei bezieht er sich zum einen auf seine syrische Herkunft und zum anderen auf seine Erfahrungen in Österreich. Er erzählt locker, fast schon einfach drauflos, was zunächst an eine Erzählung von Freund*innen erinnert, mich nach den ersten Seiten jedoch auch nicht weiter begeistert hat. Es gibt zwar Zwischenüberschriften, aber generell konnte ich keine Struktur oder eine Aufteilung nach Themen feststellen. Omar Khir Alanam erzählt von seinen Liebes-Geschichten, schweift dabei aus, geht an einigen Stellen ins Detail oder öffnet einen Seitenaspekt, generell bleibt er jedoch sehr oberflächlich.

Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht überzeugen, weil ich es als oberflächlich, wirr und nicht bereichernd empfand. Es hat mir ein paar lockere Lesestunden beschert und an der einen oder anderen Stelle konnte ich schmunzeln, bin jedoch auch oft mit meinen Gedanken abgeschweift, was ein Zeichen dafür ist, dass mich das Buch nicht fesseln konnte.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Eine Wucht

Geordnete Verhältnisse
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Im Nachhinein habe ich mich gefragt, ob der Titel "Geordnete Verhältnisse" ein gewisses Maß an Zynik enthält oder ob ich das nur retrospektiv hineinlese.
Lana Lux hat jedenfalls einen einnehmenden, erschütternden ...

Im Nachhinein habe ich mich gefragt, ob der Titel "Geordnete Verhältnisse" ein gewisses Maß an Zynik enthält oder ob ich das nur retrospektiv hineinlese.
Lana Lux hat jedenfalls einen einnehmenden, erschütternden und realistisch anmutenden Roman geschrieben, der mich mit voller Wucht getroffen hat. Von Cover, Titel und Klappentext hätte ich nicht mit diesem Ausmaß und dieser Wirkung gerechnet. Wer mit dysfunktionalen, von Abhängigkeiten und Kontrolle geprägten Beziehungen ein Problem hat, sollte das Buch besser nicht lesen.
Inhaltlich möchte ich gar nicht so viel sagen: Philipp lernt Faina in der Schule kennen und beschließt, dass sie seine Freundin sein soll. Er verbringt die Schulzeit, Faina lernt Deutsch und die gegenseitige Abhängigkeit wird schnell deutlich, verstärkt sich mit den Jahren und wird ergänzt durch Wut und Obsession.
Erzählt wird wechselnd aus drei Perspektiven: Faina, Philipp und einer dritten Erzählstimme.
Ich war von der ersten Seite an gebannt, wollte gar nicht aufhören zu lesen und war erschreckt von dem Ausmaß und der Entwicklung der Beziehung der beiden.
Ein wichtiges Buch, das gelesen und dessen Inhalt verinnerlicht werden und nachklingen sollte.