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Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein Roadtrip durch Deutschland

Tschick
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Wolfgang Herrndorf berichtet in "Tschick" von Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, die in ihrer Klasse Außenseiterpositionen besetzen und dadurch zusammenfinden, weil sie beide ...

Wolfgang Herrndorf berichtet in "Tschick" von Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, die in ihrer Klasse Außenseiterpositionen besetzen und dadurch zusammenfinden, weil sie beide nicht zur Geburtstagsparty der beliebten Mitschülerin eingeladen werden, in die Maik verliebt ist.
Obwohl beide minderjährig sind, "leihen" sie sich einen Lada, den Tschick fährt und starten einen Roadtrip quer durch Deutschland. Ihr ursprüngliches Ziel ist die Walachei, wo sie Tschicks Verwandtschaft besuchen wollen. Diverse Stops und Hindernisse bringen sie jedoch davon ab.

Wolfgang Herrndorfs Schreibstil ist so leicht und locker wie die Sommerluft in den Sommerferien, wenn Pläne geschmiedet werden. Er bringt die Sehnsüchte und Wünsche der beiden Jungen in den Dialogen und den Beschreibungen ihrer Reise sehr gut zum Ausdruck. Obwohl nicht viel passiert, passiert so einiges. Maik und Tschick lernen nicht nur Deutschlands Ecken, den Umgang mit Autos und den Hindernissen, die ein gestohlener Wagen mit sich bringen kennen, sondern auch sich selbst. Der Leser erlebt, welche Ziele sich die beiden 14-Jährigen stecken, welche Ansichten sie haben und was sie aus dem Sommer machen wollen. Das Buch ist gespickt mit einem leichten, jugendlichen und zugleich leicht melancholischem Ton, der ausgezeichnet zum Inhalt passt.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Versunken

VERSUNKEN
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Marcus Taylors Karriere als Rettungssanitäter wird durch seine Drogenprobleme beendet. Der Verlust seiner Frau und seines Sohnes lassen ihn in ein tiefes Loch aus Gleichgültigkeit fallen. Er arbeitet als ...

Marcus Taylors Karriere als Rettungssanitäter wird durch seine Drogenprobleme beendet. Der Verlust seiner Frau und seines Sohnes lassen ihn in ein tiefes Loch aus Gleichgültigkeit fallen. Er arbeitet als Telefonist in der Notrufzentrale, wo er Rebecca Kingstons Anruf annimmt. Die steht kurz vor der Scheidung von ihrem gewalttätigen Mann und wird auf dem Weg zu einem Wochenendtrip mit ihren Kindern von der Straße abgedrängt. Im Auto eingeklemmt und nicht in der Lage, sich oder ihre Kinder zu befreien, bleibt ihr nur der telefonische Kontakt zu Marcus, der alles an ihre Rettung setzt.

Der Einstieg hat bereits einige Längen, die zwar die Protagonisten sehr genau vorstellen, aber die Handlung und somit die Spannung hinauszögern. Spannend wird es, wenn es um Rebeccas Unfall und deren Rettung geht.
Der weitere Verlauf ist durch zuvor eingeworfene Äußerungen vorhersehbar und birgt leider keinen großen Überraschungseffekt, sodass mir der Ausgang recht schnell klar war.
Das Ende schlägt eine kitschig-romantische Richtung ein und ist somit sehr dick aufgetragen.

"Versunken" ist für mich kein Thriller. Der spannende Teil beschränkt sich leider auf maximal ein Drittel des Buches. Der Rest ist ein Bericht von Marcus' Drogenproblemen und Rebeccas Verhältnis zu ihrem baldigen Ex-Mann, der mit den Seiten immer unspektakulärer wird.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Das Auerhaus, ein Ort der Freundschaft und des Lebens

Auerhaus
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Bov Bjerg, Schriftsteller, Kabarettist und Begründer einiger Lesebühnen, berichtet in seinem zweiten Roman „Auerhaus“ über Freundschaft, Jugendlichkeit und die damit verbundene Widersetzung der dörflichen ...

Bov Bjerg, Schriftsteller, Kabarettist und Begründer einiger Lesebühnen, berichtet in seinem zweiten Roman „Auerhaus“ über Freundschaft, Jugendlichkeit und die damit verbundene Widersetzung der dörflichen Enge.

Der Ich-Erzähler Höppner erzählt von dem Jahr, das er und seine Freunde im Auerhaus verbringen. Dazu gehören Frieder, Höppners kleptomanische Freundin Vera, die es mit der monogamen Liebe nicht so ernst nimmt, und die strebsame und reiche Tochter Cäcilia. Später nehmen sie die Brandstifterin Pauline, die Frieder in der Psychiatrie kennenlernt, und den kiffenden, schwulen Harry auf, der sich neben der Lehre zum Elektriker am Stuttgarter Bahnhofsstrich zusätzliches Geld verdient.

Der Grund für den Einzug in das Auerhaus ist Frieders Suizidversuch, über den er sagt: „Ich wollte mich nicht umbringen. Ich wollte bloß nicht mehr leben. Ich glaube, das ist ein Unterschied.“ Sein Therapeut rät ihm einen Auszug von Zuhause und da er nicht allein wohnen soll, ziehen seine Freunde mit ihm in das Bauernhaus seines Großvaters. Dort wollen sie zusammen den Moment leben, das „richtige Leben“. Für sie hat es große Priorität achtzehn zu werden, denn „nicht achtzehn zu werden, war scheiße. Wenn man nicht achtzehn wurde, war alles umsonst.“

Während die Sechs ihre gemeinsame Zeit im Auerhaus verbringen, in dem sie füreinander sorgen, sich im sogenannten ‚Einkaufen‘ unterrichten, damit sie der Dorfpolizist nicht erwischt, und über das Leben reden, fühlen sich die anderen Oberstufenschüler auf dem Gymnasium heimisch: „Hätte man sie vor einer Klausur gefragt: ‚Wozu lebst du eigentlich?‘, hätten sie geantwortet: ‚Das kommt nicht dran, das müssen wir nicht wissen.‘“ Während die anderen Oberstufenschüler sich also darauf vorbereiten, in die (beruflichen) Fußstapfen ihrer Eltern zu treten, hat die Schüler-WG andere, beziehungsweise noch keine konkreten Pläne: Höppner heftet die Einladungen zur Musterung lieber in seinem Ordner ab, statt ihnen nachzugehen, weil er bei der Bundeswehr kein „Spezial-Schwachmat“ werden, sondern lieber nach Berlin gehen möchte.

Bov Bjerg lässt den Ich-Erzähler die eigenen Regeln, die im Auerhaus herrschen, und die Ansichten über die Außenwelt, vertreten durch die Lehrer, Mitschüler, Eltern, Bundeswehr und den Dorfpolizisten, darstellen. Die Beobachtungen über die Welt, die die Freunde formulieren sind immer pointiert, teils nüchtern: „Die klügsten und freundlichsten Frauen hatten die dümmsten Arschlöcher zum Mann“, teils zynisch: „Ich sucht doch dauernd nach dem Sinn. Hier, Suchscheinwerfer. Könnt ihr überall suchen damit“, teils scharfsinnig: „Ein Gehirn mit Depressionen, das war wie ein Fahrrad mit einem kaputten Tretlager. Man konnte strampeln, wie man wollte, aber man kam doch nicht vom Fleck.“

Der Roman lässt den Leser durch den jugendlich-lockeren und zugleich ernsthaften, oft zynischen, Ton der Protagonisten zu einem Teil des Auerhauses werden und bringt so die jugendliche Mentalität in der westdeutschen Provinz der 80er Jahre zum Ausdruck.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Leons Erbe

Leons Erbe
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Katja wird der Boden unter den Füßen weggerissen: Ihr Sohn Leon stirbt, weil er von einem Auto überfahren wurde. Sechs Monate zuvor ist Katjas Schwester Nicci verschwunden. Nach der Trauerfeier ihres Sohnes ...

Katja wird der Boden unter den Füßen weggerissen: Ihr Sohn Leon stirbt, weil er von einem Auto überfahren wurde. Sechs Monate zuvor ist Katjas Schwester Nicci verschwunden. Nach der Trauerfeier ihres Sohnes wird sie von einem Notar kontaktiert, der ihre Niccis Armband überreicht. Leon hat es dort für sie hinterlegt. Katja macht sich auf die Suche nach der Wahrheit der Tragödie und bekommt immer mehr Antworten...

Der Schreibstil ist sehr fesselnd, die Sätze sind kurz gehalten und lassen sich sehr gut lesen. Auch die Kapitel sind sehr kurz und enden jeweils oft mit einer offenen Frage seitens des Lesers. Daher habe ich das Buch in einem Rutsch gelesen, da ich unbedingt wissen wollte, was hinter Leons Tod und Niccis Armband steckt.
Im Verlauf des Buches steigt der Spannungsbogen und die Zusammenhänge, die dem Leser offenbart werden, lassen auf einige Theorien schließen. Im letzten Drittel erfolgt dann die Auflösung, für meinen Geschmack zu schnell. Die Fakten und Entwicklungen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben, werden sehr schnell und nahezu lapidar dargelegt. Vieles finde ich in der Form sehr konstruiert und unglaubwürdig dargestellt.
Zwar gibt es einen roten Faden und die Puzzleteilchen passen am Ende zusammen, der Weg dorthin ließ mich allerdings stolpern.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Leuchtturmmord

Leuchtturmmord
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Bei Romy Beccares neuem Fall handelt es sich um die Leiche einer jungen Frau, die auf Rügen gefunden wird. Das Ermittlerteam findet heraus, dass frühere Freunde der Toten ebenfalls verstorben sind. Romy ...

Bei Romy Beccares neuem Fall handelt es sich um die Leiche einer jungen Frau, die auf Rügen gefunden wird. Das Ermittlerteam findet heraus, dass frühere Freunde der Toten ebenfalls verstorben sind. Romy macht sich auf die Suche nach Zusammenhängen. Parallel dazu taucht in Stralsund die Leiche eines Boxers auf, die an frühere Fälle erinnert...

Der Krimi ist spannend und flüssig geschrieben, sodass er sich sehr gut lesen lässt. Die Vorgängerbände habe ich nicht gelesen, hatte jedoch keine Probleme damit, die Ermittler richtig zuzuordnen.
Da sich die beiden aufzuklärenden Fälle (Merles Leiche auf Rügen und der tote Boxer in Stralsund) lokal unterscheiden, hatte ich auch bei der Verfolgung der einzelnen Entwicklungen keinerlei Verständnisprobleme oder -schwierigkeiten.
Der Krimi baut eine gelungene Spannungskurve auf, indem in beiden Fällen neue Erkenntnisse auftauchen, die Vermutungen beim Leser erzeugen. Er besticht durch die Komplexität und durch schlüssige Entwicklungen, und das bis zum Schluss.