Platzhalter für Profilbild

sveso

Lesejury Star
offline

sveso ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sveso über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2019

Eher Erotikroman als spannender Thriller

Tödlich ist die Versuchung
0

Emanuela Wolf ist nicht nur eine erfolgreiche Psychologin mit einem hervorragenden Job, sondern ist so attraktiv, dass ihr die Männer scharenweise hinterherschauen. Doch seit ihre Jugendliebe Rasmus sie ...

Emanuela Wolf ist nicht nur eine erfolgreiche Psychologin mit einem hervorragenden Job, sondern ist so attraktiv, dass ihr die Männer scharenweise hinterherschauen. Doch seit ihre Jugendliebe Rasmus sie ohne Erklärung von jetzt auf gleich verlassen hat und ihr Bruder Peter kurz darauf starb, bindet sie sich nicht an längerfristige Beziehungen.
Aus Interesse sucht sie den Beziehungscoach Bernhard Rett auf, der vermeintlich fragwürdige Therapiemethoden anwendet, und dem sie gern auf den Zahn fühlen will. Bereits von der ersten Sitzung an gibt er ihr Hausaufgaben auf: Sie soll auf verschiedene Arten unterschiedliche Männer verführen. Während sich Emanuela und der Coach in den Sitzungen näher kommen, sterben nach und nach die Männer, mit denen sie geschlafen hat.

Die Ausgangsstory birgt großes Potential für einen spannenden Thriller, der mit erotischen Szenen gespickt ist. Gina Jacobsen hat das Verhältnis hier jedoch gedreht und eher einen Erotikroman mit Thrill-Momenten geschrieben.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und daher ist das Buch formal sehr angenehm zu lesen. Allerdings hatte ich meine Schwierigkeiten mit den Figuren und den Handlungsabläufen. Emanuela ist auf der einen Seite absolut intelligent, tough und lässt sich nicht unterkriegen. Andererseits ist sie unsicher und naiv. Sowohl die einzelnen Figuren, ihre Verhältnisse zueinander und das Verwobensein in den weiteren Handlungsablauf wirkt vor allem konstruiert. Es ist zwar ein roter Faden erkennbar, daneben sind es jedoch auch viele andere Ebenen, die angerissen werden. Grund dafür ist wohl, dass die Autorin viele (große) Themen in das Buch einarbeiten wollte: wissenschaftliche Studien, psychologische Denkmuster, Persönlichkeitsstörungen, verschiedene Männer und Flirttypen - verpackt sowohl in Thrill als auch in Erotik. Für die knapp 300 Seiten ist das einfach zu viel.
Die erotischen Szenen treffen nicht immer meinen Geschmack, sind jedoch in sich weitestgehend schlüssig. Die Entwicklungsschritte sind oftmals wirr, teilweise an den Haaren herbeigezogen oder zu konstruiert. Der Thrill kommt fast ausschließlich am Schluss zum Tragen. Der ist jedoch spannend und hält eine Überraschung bereit.

Der Plot ist vielversprechend, allerdings konnte sich keiner der vielen eingearbeiteten Aspekte insofern entfalten als eine in sich geschlossene, nachvollziehbare, spannende und erotische Geschichte entstanden ist.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Leons Erbe

Leons Erbe
0

Katja wird der Boden unter den Füßen weggerissen: Ihr Sohn Leon stirbt, weil er von einem Auto überfahren wurde. Sechs Monate zuvor ist Katjas Schwester Nicci verschwunden. Nach der Trauerfeier ihres Sohnes ...

Katja wird der Boden unter den Füßen weggerissen: Ihr Sohn Leon stirbt, weil er von einem Auto überfahren wurde. Sechs Monate zuvor ist Katjas Schwester Nicci verschwunden. Nach der Trauerfeier ihres Sohnes wird sie von einem Notar kontaktiert, der ihre Niccis Armband überreicht. Leon hat es dort für sie hinterlegt. Katja macht sich auf die Suche nach der Wahrheit der Tragödie und bekommt immer mehr Antworten...

Der Schreibstil ist sehr fesselnd, die Sätze sind kurz gehalten und lassen sich sehr gut lesen. Auch die Kapitel sind sehr kurz und enden jeweils oft mit einer offenen Frage seitens des Lesers. Daher habe ich das Buch in einem Rutsch gelesen, da ich unbedingt wissen wollte, was hinter Leons Tod und Niccis Armband steckt.
Im Verlauf des Buches steigt der Spannungsbogen und die Zusammenhänge, die dem Leser offenbart werden, lassen auf einige Theorien schließen. Im letzten Drittel erfolgt dann die Auflösung, für meinen Geschmack zu schnell. Die Fakten und Entwicklungen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben, werden sehr schnell und nahezu lapidar dargelegt. Vieles finde ich in der Form sehr konstruiert und unglaubwürdig dargestellt.
Zwar gibt es einen roten Faden und die Puzzleteilchen passen am Ende zusammen, der Weg dorthin ließ mich allerdings stolpern.

Veröffentlicht am 06.12.2020

Ein einziges, nicht überschaubares Chaos

Die Djurkovic und ihr Metzger
0

Willibald Metzger will nach 13 gemeinsamen Jahren nun endlich seine Danjela Durkovic zur Frau nehmen. Kurz vor der Hochzeit wird er zwecks angekündigter Überraschung und gesteigerter Spannung aus der gemeinsamen ...

Willibald Metzger will nach 13 gemeinsamen Jahren nun endlich seine Danjela Durkovic zur Frau nehmen. Kurz vor der Hochzeit wird er zwecks angekündigter Überraschung und gesteigerter Spannung aus der gemeinsamen Wohnung ausquartiert und von seiner Liebsten direkt vorm Altar verlassen. Wortlos geht sie mit einem, Metzger bis dato unbekannten Mann, davon. Metzger fällt in ein tiefes Loch, gibt sich dem Alkohol hin und folgt schließlich doch dem hoffnungsvollen Gedanken, dass es für ihr Verschwinden eine Erklärung geben muss.

Thomas Raab gilt als Kult-Autor mit feiner Gesellschaftskritik und cleveren Wortwitzen. Leider habe ich für seinen Humor offenbar keinen Sinn. Auch mit seinem Schreibstil konnte Raab mich und meine Erwartungen an einen Krimi absolut nicht abholen. Während verschiedene Erzählarten zunächst aufregend und abwechslungsreich wirken, entpuppen sie sich bald als eine einzige Verwirrungstaktik. Es gibt rasche Orts-, Zeit- und Personenwechsel, ich konnte zu keinem Zeitpunkt einen guten Überblick gewinnen und das Buch leider nicht durchdringen. Die Stilwechsel, viele (unnötige) Informationen und hochgestochene Schachtelsätze verhinderten mir den Zugang - den ich auch zu Humor und Witz nicht finden konnte.

Spannung kam erst auf den letzten 20 Seiten auf, zu diesem Zeitpunkt waren mir die groben Zusammenhänge allerdings klar und kleinere Twists konnten mich auf den letzten Metern auch nicht mehr überraschen oder gar beigeistern.

Leider war dies absolut kein passender Krimi für mich.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Absolut enttäuschend und langweilig

Im Morgengrauen
0

Henry Farrell ermittelt im von Wäldern geprägten Pennsylvania. Der Schreiner Kevin O'Keeffe meldet ihm seine drogenabhängige Freundin Penny Pellings als vermisst und räumt ein, jemanden erschossen zu ...

Henry Farrell ermittelt im von Wäldern geprägten Pennsylvania. Der Schreiner Kevin O'Keeffe meldet ihm seine drogenabhängige Freundin Penny Pellings als vermisst und räumt ein, jemanden erschossen zu haben. Henry stürzt sich also in die drogengeprägten gesellschaftlichen Abgründe.

Auch ich war vor den Abgründen beim Lesen nicht sicher. Statt prägnanter Handlung, kohärenter Entwicklungen und Spannungsmomenten - von einem Spannungsbogen gar nicht zu sprechen - erwartete mich ein unprofessioneller Ermittler, der absolut nicht nachvollziehbar ermittelt, sich beispielsweise unbefugten Zugang zu einer Wohnung beschafft, eine andere Polizeiaktion sprengt und kopflos handelt. Daneben steht das Thema Fracking zwar im Klappentext, ist im Buch dann nicht wirklich aufzufinden. Dafür sind Drogen sehr präsent - auch Henry ist ihnen gegenüber nicht abgeneigt.
Wer auf wenige, charakterstarke Personen im Fokus des Geschehens setzt, ist hier falsch. Selbst der Ermittler bleibt eher schwammig im Gedächtnis, daneben werden sämtliche Personen und weitere Handlungsstränge eingefügt - die Personen bleiben sehr blass und wurden von mir in keinerlei größeren Zusammenhänge gesetzt, sondern kurz nach dem Lesen bereits wieder vergessen, und die Handlungsstränge sind rückblickend betrachtet überwiegend nicht relevant für die Entwicklung des Falls.
Generell wird der Vermisstenfall Penny in den Hintergrund gerückt, Ermittlungen finden auf lauwarme und eigenartig unprofessionelle Art und Weise statt.
Das Ende bleibt für mich eher wirr und unverständlich als aufschließend und spannend. Das mag an meiner mangelnden Aufmerksamkeit beim Lesen oder aber an der Fülle der blass gebliebenen Personen und fehlender Spannung.
Einzig schön zu lesen waren die Landschaftsbeschreibungen - deretwegen ich jedoch nicht zum Krimi greife.
Leider von meiner Seite aus keine empfehlenswerte Lektüre, sondern wirr, langweilig und langatmig.
Hätte ich das Buch nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen, wäre ich wohl nicht über Seite 50 hinausgekommen...


Veröffentlicht am 10.02.2019

Mein Gang durch die Hölle

Mein Gang durch die Hölle
0

Der Klappentext lässt auf ein Internatsleben am Abgrund schließen, dem Koby ausgesetzt ist.

Leider konnte mich das Buch keineswegs überzeugen oder fesseln.
Der Protagonist wird zu Beginn der Lektüre vorgestellt, ...

Der Klappentext lässt auf ein Internatsleben am Abgrund schließen, dem Koby ausgesetzt ist.

Leider konnte mich das Buch keineswegs überzeugen oder fesseln.
Der Protagonist wird zu Beginn der Lektüre vorgestellt, noch bekommt der Leser Informationen über sein soziales Umfeld, seine Persönlichkeit und seine Wünsche - ich habe praktisch nichts über Koby erfahren. Außer, dass er in seiner Zeit im Internat auf vielschichtige Art und Weise misshandelt wird und sich erst sehr spät dazu entscheidet, sein Schweigen zu brechen.
Die Figur bekommt für mich keinerlei Tiefe, was zum einen an mangelnden bzw. oberflächlichen Beschreibungen seines Inneren und seines Charakters liegt. Zum anderen hemmt der Schreibstil eher beim Lesen, als dass er mich bewegt, mitgenommen oder gefesselt hat.
Renée Wum berichtet über die Missbrauchsgeschichte eines Jugendlichnen - und zwar in Berichtform. Es werden die (oft oberflächlichen und ungenauen) Beschreibungen aneinandergereiht, mit vorwurfsvollem Unterton, sodass insgesamt mein Eindruck von einer Anklage, Vorwurf und Schuldzuweisung geschieht.
Mir fehlte ein Fokus in der Erzählung, da der Leser weder in Kobys Gedanken- und Gefühlswelt, noch in die der Täter, der Eltern oder der Lehrer mitgenommen wurde. Ich kann weder eine Intention, noch einen roten Faden noch einen Mehrwert erkennen.
Abgesehen davon, dass der Schreibstil eintönig und stockend ist, und ich Kobys Geschichte daher nicht flüssig, gut strukturiert und mit harmonischer Erzählung erleben konnte, werden viele Dinge wiederholt, dabei jedoch nicht präzisiert, und andere Angaben gemacht als zuvor, was irritierend und unglaubwürdig ist.

Außerdem hatte ich beim Lesen den Eindruck, wie bereits angedeutet, dass die Autorin zu sehr in Kobys Geschichte verwickelt und daher (emotional) befangen ist. Ihr fehlt meines Erachtens der Abstand, mit dem man Kobys Internatserlebnisse betrachten müsste, um die Geschichte (literarisch) gut umsetzen zu können.
Und auch wenn auf dem Cover "Nach einer wahren Geschichte" steht, muss es sich beim Inhalt nicht um einen Tatsachenbericht handeln. Auch ein Missbrauchsfall kann in Romanform, mit Fokus auf den Protagonisten, dargestellt werden und den Leser so vielleicht eher berühren als durch einen nüchternen Bericht, der anklagend wirkt und dem Leser keinerlei Fragen beantwortet, sondern mit mehreren als zu Beginn der Lektüre zurücklässt.