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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2019

Feministin sagt man doch!

Feministin sagt man nicht
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Hanna Herbst widmet sich mit ihrem Buch "Feministin sagt man nicht" sowohl den positiven als auch den kritischen Seiten von Feminismus.
Einleitend sei gesagt, dass es sich bei dem Begriff "Feminismus" ...

Hanna Herbst widmet sich mit ihrem Buch "Feministin sagt man nicht" sowohl den positiven als auch den kritischen Seiten von Feminismus.
Einleitend sei gesagt, dass es sich bei dem Begriff "Feminismus" oder "Feministin" um einen meist negativ konnotierten handelt, in dem viele männerhassende, haarige, emanzipierte Frauen sehen.
Doch Hanna Herbst räumt mit diesem Klischee auf und erklärt, dass es sich dabei weder um eine Beleidigung noch um Hass handelt. Vielmehr werden Strukturen im Patriarchat offengelegt, die Frauen benachteiligen und eine Gleichberechtigung in vielen Bereichen (noch) behindert.
Dabei geht die Autorin beispielsweise auf Frauen ein, die sich zuhause um die Kinder kümmern (müssen), weil der Mann mehr verdient als sie, die metoo-Debatte oder die Stereotype und Rollenbilder, die Pornographie vermittelt.
Anstatt plakativ mit Hass gegen bestehende Strukturen oder Männer im Allgemeinen vorzugehen, legt sie Fakten und Studien offen, erklärt und zeigt diejenigen Situationen und Bereiche auf, in denen Feminismus sinnvoll ist. Dabei gibt sie Ausblicke auf mögliche Verbesserungen, lobt andererseits, was Vorreiter*innen bereits erreicht haben.
Untermalt wird der faktenbasierte Schreibstil von humorvollen und sarkastischen Tönen und Zitaten berühmter Persönlichkeiten, die Hanna Herbsts Aussagen unterstützen oder pointiert formulieren.

Ich habe in letzer Zeit das ein oder andere Buch über Feminismus gelesen, von denen dieses hier eindeutig das beste war. Es ist inhaltlich sehr gut, vermittelt ein positives und bestärkendes Gefühl, gibt konkrete Sachverhalte und Ansätze an die Hand und kommt vor allem zu dem Schluss, dass man Feministin auf jeden Fall sagen sollte.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Spannend, aber sehr viele Längen

Dornenherz
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Meredith Fallon ist Kinder- und Jugendpsychologin und kümmert sich vor allem um sexuellen Missbrauch und Misshandlung. Als sie in Begleitung einer ihrer Schützlinge Opfer eines Mordanschlags wird, beginnen ...

Meredith Fallon ist Kinder- und Jugendpsychologin und kümmert sich vor allem um sexuellen Missbrauch und Misshandlung. Als sie in Begleitung einer ihrer Schützlinge Opfer eines Mordanschlags wird, beginnen Adam Kimble und sein Team zu ermitteln. Und schon bald tauchen weitere Leichen auf.

Wer Karen Rose kennt, weiß wie flüssig und packend sie schreiben kann. In der Regel stehen in ihren Thrillern ein Mann und eine Frau mit einer gewaltigen Vergangenheit im Fokus und kommen sich näher - verbunden durch den Fall, den sie währenddessen lösen. Es tauchen in "Dornenherz" sehr viele Figuren aus den Vorgängern auf, die einen festen Platz in Merediths Leben haben. Gerade wenn man die Vorgänger nicht gelesen hat, oder das schon eine Weile her ist, kann die Zuordnung der entsprechenden Personen herausfordernd sein. Und auch wenn das nicht auf Anhieb gelingt, beeinflusst das die Lektüre und das Verständnis der Handlung kaum.
Karen Rose hat einen packenden Anfang gewählt, der einen starken Spannungsbogen aufbaut. Leider gehören viele Passagen der Annäherung und Vereinigung von Meredith und Adam. Zum einen waren mir die Dialoge oft zu lang, zu konstruiert und haben sich wiederholt. Zum anderen wurde für mich der Spannungsbogen unterbrochen und ich empfand viele Passagen als Längen. Trotzdem ist es der Autorin gelungen, die Handlungen des Täters anschaulich zu beschreiben und den Spannungsbogen weiterzuführen. Selbstverständlich gipfelt das Buch in einem fulminanten Finale, das mit einem großen Knall alles auflöst.

Karen Roses Schreibstil ist toll, sie weiß, wie sie spannende Fälle erschafft und aufzieht. Und obwohl ich die Lektüre sehr genossen und das Buch verschlungen habe, haben mich die Längen gestört.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Ein Briefroman, der berührt

Das Versprechen, dich zu finden
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Tina, Landfrau aus England, erinnert sich an den Tollund-Mann, der in einem dänischen Museum ausgestellt ist. Professor Glob, der ihn damals im Moor gefunden hat, beeindruckte sie und ihre Schulfreundin ...

Tina, Landfrau aus England, erinnert sich an den Tollund-Mann, der in einem dänischen Museum ausgestellt ist. Professor Glob, der ihn damals im Moor gefunden hat, beeindruckte sie und ihre Schulfreundin Bella so sehr, dass sie beschlossen haben, den Tollund-Mann eines Tages gemeinsam anzuschauen. Doch dazu kam es bis zu Bellas Tod nicht. In Erinnerung an diesen gemeinsamen Traum schreibt Tina einen Brief an Professor Glob. Statt ihm antwortet jedoch der dänische Kurator Anders. Langsam entsteht eine Brieffreundschaft zwischen den Beiden, wechselt der Ton vom Förmlichen ins Persönliche und die Geschichten von der Oberflächlichkeit in die Tiefe.

Anne Youngson kann mich mit den langsamen und leisen Tönen, mit denen sie die Briefe von Tina und Anders schreiben lässt, berühren. Es wird schnell klar, dass Anders und Tina sich trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und ihres Lebensstils dieselben Fragen stellen. Fragen an sich selbst und an das Leben. Haben sie die richtigen Entscheidungen getroffen? Leben sie das Leben, das sie sich vorgestellt haben? Haben sie sich ihre Träume erfüllt?
Von Brief zu Brief kann sich der Leser den beiden nähern, lesen, wie sich beide öffnen und Fragen aufgeworfen werden, die sich der Leser vielleicht selbst stellt.

Die Geschichte von Anders und Tina ist bewegend und berührt durch ihre Intensität. Anne Youngson hat einen wunderbaren Schreibstil, indem sie sehr malerisch und anschaulich schreibt. Viele Lebensweisheiten verpackt sie punktgetreu in einem knappen Bild.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Solider Krimi

Kälter als die Angst
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Carla Delbrück wird mit einem Zimmermannshammer erschlagen aufgefunden. Zunächst gehen die Ermittler von einer Beziehungstat aus und nehmen den Ehemann ins Visier der Ermittlung. Schnell erfahren die ...

Carla Delbrück wird mit einem Zimmermannshammer erschlagen aufgefunden. Zunächst gehen die Ermittler von einer Beziehungstat aus und nehmen den Ehemann ins Visier der Ermittlung. Schnell erfahren die Ermittler Charlotte Schneidmann und Peter Käfer, dass Carla Delbrück Drohbriefe bekam, die ihr Angst gemacht und zu einem Umzug bewogen haben.
Charlotte Schneidmanns Bekannte Katrin Ortrup, die nach der Scheidung mit ihren zwei Söhnen in Delbrücks ehemalige Wohnung gezogen ist, bekommt nun auch Drohbriefen, die auf einen vermeintlichen Mord anspielen, der sich im Keller des Hauses abgespielt hat.

Für mich war "Kälter als die Angst" der erste Krmi von Christine Drews, sodass ich mit den Verweisen auf denn alten Fall um Katrin Ortrup nichts anfangen konnte. Das störte mich jedoch nicht und hatte keinerlei Auswirkung auf das Verständnis der Handlung.
Die Figuren sind alle gut gezeichnet und entfalten sich entsprechend innerhalb des Falls. Gerade die Momente der Angst werden deutlich und für den Leser und die Auswirkungen auf die Figuren nachvollziehbar.
Christine Drews hat einen sehr flüssigen Schreibstil, baut früh Spannung auf, die sich kontinuierlich bis zum überraschenden Ende hält. Die Kapitel sind kurz, werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und sorgen so für einen flotten und dynamischen Lesefluss.
Ein spannender Krimi, der unabhängig von der Kenntnis der Vorgänger absolut empfehlenswert ist!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Ruft sowohl Tränen als auch Schmunzler hervor

Unter uns nur Wolken
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Bei Florian wird Alzheimer diagnostiziert. Das macht nicht nur ihm zu schaffen, weil er immer mehr vergisst und sich selbst fremd wird, sondern auch seinem Enkel Tom. Der springt zwischen Florian in der ...

Bei Florian wird Alzheimer diagnostiziert. Das macht nicht nur ihm zu schaffen, weil er immer mehr vergisst und sich selbst fremd wird, sondern auch seinem Enkel Tom. Der springt zwischen Florian in der Wohnung und der eigenen Bar hin und her. Die Pflegerinnen, die einziehen um Florian zu betreuen, vergrault dieser erfolgreich auf perfide Art. Auch Anika versucht ihr Glück: gepeinigt von Liebeskummer, ohne Bleibe und Geld auf dem Konto scheint der Job ihr bester Ausweg. Sie ist keine gelernte Pflegerin und hat es mit dem grummeligen Florian und seinen fiesen Attacken daher umso schwerer als ihre Vorgängerinnen.

Das Autorenduo, das hinter dem Pseudonym "Anna Pfeffer" steckt, hat eine wundervolle, zarte Geschichte geschaffen, die sowohl die Ernsthaftigkeit und Tragik der Krankheit verarbeitet, als auch die Komik einzelner Momente, die Angst, Überforderung und vor allem das Bedürfnis nach Liebe, das in jedem Menschen zu stecken scheint.
Der Schreibstil ist flüssig, locker und unterhaltsam, sodass die Seiten nur so durch die Finger fliegen. Anika, Tom und Florian sind tolle Figuren, scharf gezeichnet und mit großem Entwicklungspotential, das sie im Verlauf der Handlung zu nutzen wissen.

Mich hat "Unter uns nur Wolken" oftmals zum Schmunzeln und Lachen gebracht, jedoch auch die eine oder andere Träne aufkommen lassen. Ein berührender Roman, der das Thema Alzheimer gut umsetzt und für unterhaltsame Lesestunden sorgt!