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Veröffentlicht am 10.05.2024

Richtig spannende Fortsetzung!

Foxglove – Das Begehren des Todes (Belladonna 2)
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Foxglove knüpft nahtlos an das Ende von Belladonna an – und wer das gelesen hat, erinnert sich vielleicht an den überraschenden Cliffhanger. Wir werden also unmittelbar in die Geschichte reingeworfen.
Danach ...

Foxglove knüpft nahtlos an das Ende von Belladonna an – und wer das gelesen hat, erinnert sich vielleicht an den überraschenden Cliffhanger. Wir werden also unmittelbar in die Geschichte reingeworfen.
Danach lässt die Geschwindigkeit leider erstmal wieder etwas nach. Wie im ersten Buch bleibt es ruhiger und eher mysteriös als actionreich. Auch hier weiß man anfangs noch nicht ganz, was auf einen zu kommt. Aber mit der Zeit kommt die Fahrt wieder auf und es wird richtig spannend. Zuletzt konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die Handlung selbst ist Belladonna relativ ähnlich – auch hier gibt es wieder einen seltsamen Vorfall, den Signa auflösen muss. Elijah Hawthorne wird eines Mordes verdächtigt. Nicht nur Blythe zuliebe muss Signa versuchen, den wahren Mörder ausfindig zu machen, um ihn vor der Hinrichtung zu bewahren. Mit ihren Schnitter-Fähigkeiten und dem Tod an ihrer Seite sollte das ja wohl kein Problem sein, aber ihre Fähigkeiten machen plötzlich nicht mehr ganz das, was sie sollen und natürlich hat das Schicksal da seine Finger im Spiel.

Überraschenderweise fand ich die Handlung trotz dieser Ähnlichkeiten so selbständig und unabhängig von Band 1, dass es mich nicht gestört hat. Alles hat sich weiterentwickelt. Auch hier hat Signa neben dem Vorfall mit ihren Fähigkeiten zu kämpfen, aber anstatt die gleiche Geschichte noch einmal aufzurollen, ist es dieses Mal auf eine ganz andere Art und Weise. Alle Schwierigkeiten werden gut begründet, so dass es nicht nur so scheint, als hätte die Autorin nicht gewusst, was sie noch schreiben soll.
Insbesondere war dies auch in Bezug auf das Ende der Fall (ohne zu viel zu verraten). Das hat mich ganz besonders begeistert – obwohl es sehr leicht gewesen wäre, sich an Band 1 zu orientieren, hat Adalyn Grace es geschafft, das Buch bis zum Ende interessant zu behalten und etwas neues auszuprobieren.
Was das Schicksal angeht – erst war ich etwas unsicher über den neuen Charakter und was es für eine Bedeutung für die Welt haben könnte, aber ich konnte mich schnell mit ihm anfreunden. Er ist einfach richtig interessant und fairerweise ist es schwer, irgendeinen sinnvollen Antagonisten zu erstellen, wenn man im wahrsten Sinne des Wortes unsterblich ist und den Tod an der Seite hat. Zumal seine Rolle schon in Belladonna angekündigt wurde.
Zwar gibt es ein paar Handlungspunkte, die das Schicksal in diesem Band mit sich trägt, die mich nicht zu 100 % überzeugt haben, aber im Großen und Ganzen kann ich sie dennoch akzeptieren.
Generell wurden sämtliche Plottwists gut gelöst. Manche waren vorhersehbarer als andere, aber bei keinem einzigen hätte ich von Anfang an die Auflösung voraussagen können. Darunter waren auch einige, die mich in anderen Büchern schon sehr frustriert haben, aber hier waren sie wirklich toll.

Was mir an diesem Band auch noch sehr gut gefallen hat, war Blythes Rolle. Im ersten Band war sie fast dauerhaft krank. Obwohl sich die Geschichte stark um sie gedreht hat, war sie selbst oft nervig und frustrierend, auch wenn sie ihre Momente hatte. In diesem Band blüht sie richtig auf. Nicht nur, dass sie endlich wieder am Leben teilnehmen kann; sie hat auch die Aufgabe auf sich genommen, gemeinsam mit Signa ihren Vater retten zu wollen. Trotzdem leidet sie noch unter ihren Nahtoderfahrungen und spürt genau, dass etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Immer wieder gibt es Kapitel aus ihrer Perspektive und ich habe angefangen, sie wirklich zu mögen.

Was das Ende angeht – huiuiui. Das hat mir richtig gut gefallen! Wenn der Anfang nicht so langsam gewesen wäre, hätte das Buch garantiert 5 Sterne bekommen. Zwar ist der Cliffhanger nicht ganz so fies wie in Band 1, aber ich hätte jetzt gerne dringend den nächsten Band. Ich bin unfassbar gespannt, was da noch passieren wird.

Herzlichen Dank, NetGalley und arsEdition für ein Rezensionsexemplar im Gegenzug zu einer ehrlichen Rezension.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Kindisch und klischeehaft

The Ruby Circle (1). All unsere Geheimnisse
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Disclaimer: Ich habe dieses Buch als Hörbuch angehört. Evtl. hat das meine Bewertung etwas beeinflusst.

Ursprünglich habe ich das Buch zum ersten Mal in der Buchhandlung gesehen und es ist mir durch das ...

Disclaimer: Ich habe dieses Buch als Hörbuch angehört. Evtl. hat das meine Bewertung etwas beeinflusst.

Ursprünglich habe ich das Buch zum ersten Mal in der Buchhandlung gesehen und es ist mir durch das echt hübsche Cover aufgefallen. Der Klappentext klang aber wie jedes x-beliebige Academy-Buch, also hab ich es nicht gekauft.
Das zweite Mal bin ich über die Social Media Seite der Autorin darauf gestoßen, die es angepriesen hat, als ein realistisches Pferdebuch mit Romance, das man, obwohl es YA ist, auch als Erwachsener hervorragend noch lesen kann.
Das war für mich eine Überraschung - aus dem Klappentext ging für mich nicht hervor, dass Pferde eine große Rolle spielen würden und ich hätte es eher für Dark Academia oder Mystery, vielleicht sogar Fantasy gehalten. Absolute Fehlanzeige. Pferderomanze in YA hätte ich niemals erwartet.
Riesiger Minuspunkt an das Marketing-Team.
Mit der Beschreibung der Autorin hat es mich somit deutlich mehr angesprochen und ich hab mich kurzerhand entschieden, es einfach mal auszuprobieren.
Naja, was soll ich sagen. Vielleicht hätte ich es doch lassen sollen.

Ach du Schande. Das war mein erster Gedanke, nachdem ich gerade mal die ersten fünf Kapitel angehört hatte. Wie klischeehaft kann ein Buch sein? Gegen das ein oder andere Klischee hab ich wirklich nichts, aber hier war es eins nach dem anderen.
Angefangen mit der Handlung. Wirklich nichts besonderes. Was mich daran am meisten gestört hat, war, dass die eigentliche Handlung ungefähr in den letzten fünf Kapiteln erst vorkommt. Natürlich nur, damit es einen schönen Cliffhanger geben kann. Warum wurde das nicht schon viel früher angedeutet? Also, gewissermaßen wurde es das, aber auf eine Art und Weise die mich absolut kalt gelassen hat. Somit war es mir am Ende dann auch egal. Und der Cliffhanger war für mich ganz offensichtlich nur noch ein Stilmittel, damit die Leser auf jeden Fall weiterlesen - weil ganz ehrlich, einen anderen Anreiz dafür hab ich in diesem Buch nicht gefunden.
Und alles, was in der ersten Hälfte des Buchs relevant war, wurde gegen Ende einfach vergessen. Klar, damit sollen die späteren Bände noch gefüllt werden, aber ich hasse so etwas. Wenn etwas wichtig ist, kümmert man sich gleich drum, oder man lässt es von vornerein solange im Hintergrund, bis es relevant wird. Man tut nicht so, als wäre es die gesamte Handlung, nur um sich plötzlich um 180° zu drehen.

Was das Setting des Elite-Internats angeht - noch so ein Klischee. Mag ja sein, dass es solche Schulen gibt, aber es war ziemlich übertrieben dargestellt. Dazu hat Louisa natürlich keine Ahnung, wie ihr Wohngebäude aussieht, weil sie ihre Schule im gesamten Bewerbungsverfahren scheinbar noch nie gegoogelt hat und sich nicht vorstellen kann, wie ein exklusives Internat aussehen könnte. Weil natürlich beschäftigt man sich nicht mit dem Ort, an dem man womöglich die nächsten Jahre leben wird.
Sie selbst ist logischerweise komplett anders, als die anderen, weil sie ja eine Stipendiatin ist und sich wirklich für das Pferdewohl interessiert und keine Ahnung von Mode hat und in jedes Fettnäpfchen tritt und gar nicht reich und berühmt sein möchte.
Aber von Anfang an denkt sie, dass sich alles nur um sie dreht und kann es nicht akzeptieren, wenn jemand kein Interesse an ihr hat.
Spannenderweise haben die anderen Schüler aber zum größten Teil tatsächlich nichts anderes als Gossip im Kopf - man sollte ja meinen, dass es auf so einem Internat wichtigeres gibt, aber gut.
Auch sonst sind die anderen Schüler unglaublich klischeehaft. Von den reichen Zicken, die auf sie herabschauen und ihr das Leben zur Hölle machen wollen, bis hin zu den attraktiven Typen, die ihr entweder hinterherrennen oder grundlos unhöflich sind.

Dafür, dass das Internat so großartig ist, ist es übrigens richtig seltsam. Teilweise hab ich mich wirklich gefragt, wie so etwas legal sein kann und in was für einer Sekte Louisa da gelandet ist, aber komischerweise wurde das seltsame Verhalten von kaum jemandem hinterfragt. Nicht nur, dass sich die ganzen Schüler wie eine Mischung aus Kindergarten und Untergrund benehmen, die Schulleitung spielt scheinbar noch komplett unbekümmert mit.

Was den Teil der Handlung um die Pferde angeht - ich weiß es zu schätzen, dass die Autorin sich offensichtlich mit Pferden auskennt und das auch zeigt. Ihrem Social Media Account nach, hat sie wirklich Ahnung und kann etwas. Aber was das Buch angeht... realistisch würde ich es nicht wirklich nennen. Dafür, dass Louisa so eine großartige und einfühlsame Reiterin ist, die ein Reiter-Stipendium erhalten hat, kann sie irgendwie relativ wenig und hat überraschend wenig Ahnung von Pferden. Noch nie den Begriff Working Equitation gehört, unfassbar beeindruckt, von einer simplen Freiheitsdressur, obwohl sie mit ihrem eigenen Pferd das angeblich sogar auch schon ausprobiert hat? Haut für mich alles nicht ganz hin.
Was Theo angeht - ich bin ja wirklich ein Fan von alternativen Methoden beim Reiten, aber das ist auch keine Zauberei. Theos Ritte ohne Sattelzeug klangen etwas zu übertrieben. Vom Aufwärmen hat er scheinbar auch noch nie was gehört. Und dass Freiheitsdressur etwas ist, was auch ein Pferd nicht sofort perfekt kann, sondern erst lernen muss - davon merkt man in diesem Buch wenig. Denn natürlich funktioniert alles sofort, wenn man nur die richtige Verbindung zu einem Pferd hat und die richtige Einstellung.
Somit weiß ich wirklich nicht, für welche Zielgruppe dieses Buch gedacht ist. Für Leute, die mit Pferden nichts zu tun haben, ist der Schwerpunkt wahrscheinlich viel zu groß gesetzt. Für Reiter*innen - naja. Wie gesagt, realistisch heißt für mich etwas anderes.

Was den YA-Anteil angeht - ich lese wirklich viel YA. Ich habe kein Problem mit jüngeren Charakteren. Aber dieses Buch fand ich richtig anstrengend. Vielleicht hätte ich es mit 13 richtig großartig gefunden - aber in meinem jetzigen Alter fand ich es furchtbar. Und wie gesagt, das von jemandem, der wirklich viel YA liest.
Louisa und eigentlich alle ihrer Mitschüler sind unfassbar kindisch. Eine schlechte Entscheidung nach der anderen, Kommunikation scheint ein Fremdwort zu sein. Sie stellt sich taub gegen jeden guten Ratschlag, teilweise einfach nur aus Prinzip (und das ist mein voller Ernst). Egal, ob man gestresst ist und andere Gedanken hat, so benimmt man sich doch nocht!
Dafür, dass ihr die Schule so unfassbar wichtig ist, lässt sie sich außerdem ziemlich leicht davon ablenken. Kaum schaut ihr ein gutaussehender Typ hinterher, vergisst sie, wie man atmet (auch das ist nicht wirklich eine Übertreibung).
Ich hatte mehrere Rezensionen gelesen, in denen Louisas reifes Verhalten gelobt wurde und muss mich wirklich fragen, ob wir hier das gleiche Buch gelesen haben. Für mich klang sie nicht wie eine 17-jährige, sondern hätte sehr gut 13 sein können. Über ihr Verhalten habe ich mich einen großen Teil des Buches über einfach nur aufgeregt.

Was das Ende angeht - es wurde einfach nur lächerlich. Als das große Finale kam und alles unfassbar dramatisch werden sollte, konnte ich einfach nicht aufhören, darüber zu lachen, wie unrealistisch das alles ist. Wie aus einem schlechten Film. Und das passt wiederum gar nicht in dieses scheinbar so realistisch aufgebaute Internat.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass das hier immer noch das Elite-Internat voller reicher Promi-Kinder ist, die die besten Anwälte aus der Tasche ziehen könnten.
Ein gewisser Mystery-Aspekt kommt durchaus in die Handlung, aber ich glaube nicht, dass mich die Auflösung davon in einem späteren Buch überraschen wird. Einige Punkte wurden offen gelassen - ich lege keinen großen Wert darauf, sie weiter zu verfolgen.

Was ich dem Buch lassen muss - zwischendurch gab es durchaus ein paar Szenen, die mir echt gut gefallen haben, schön geschrieben und nicht ganz so klischeehaft waren. Eine Vollkatastrophe war es nicht. Zwischendurch hab ich sogar beinahe noch 4 Sterne in Erwägung gezogen, aber mit Hinblick auf das Ende kann ich nicht mal mehr 3 verantworten.
Vielleicht hätte ich das Buch besser gefunden, wenn ich es gelesen und nicht angehört hätte - Hörbücher mag ich wirklich nicht. Und wie gesagt, mit 13 hätte es mir womöglich richtig gut gefallen. Evtl. waren meine Erwartungen auch einfach zu hoch.

Insgesamt kann ich aber nur sagen, dass es furchtbar unrealistisch und klischeehaft ist. Ich habe aktuell wirklich kein Interesse daran, mir den zweiten Band auch noch anzutun.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Coole Idee, wenig dahinter

A Tempest of Tea
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Das Cover und der Titel haben mich zunächst auf das Buch aufmerksam gemacht. Es ist wirklich sehr hübsch, mit dem Farbverlauf, und der Zeichenstil gefällt mir gut. Dazu sieht man sofort, in welcher Zeit ...

Das Cover und der Titel haben mich zunächst auf das Buch aufmerksam gemacht. Es ist wirklich sehr hübsch, mit dem Farbverlauf, und der Zeichenstil gefällt mir gut. Dazu sieht man sofort, in welcher Zeit man sich bewegt - und so eine viktorianisch angehauchte Welt finde ich ganz großartig. Das ganze noch in einem Teehaus.
Als dann vom Klappentext und den ersten Kapiteln deutlich wurde, dass es sich dazu um ein Vampir-Buch handelt, und oben drauf noch um eine Neuerzählung der Artussage, war ich wirklich begeistert. Es klang sehr vielversprechend.

Leider hat mich das Buch nicht überzeugt. Die Idee wurde nicht gut umgesetzt. Die Handlung hat sich viel zu sehr gezogen, meistens hat mir der rote Faden gefehlt. Es war einfach nicht spannend.
Auch die Charaktere haben mich nicht interessiert - es wurde keine vernünftige Beziehung aufgebaut, alle waren mir herzlich egal.

Auch der Schreibstil hat es nicht rausgerissen. Generell zwar nicht schlecht, aber es wurden von Anfang an zu viele Sachen vorgestellt, die nicht unmittelbar relevant wurden. So war es langweilig und man konnte sich bei weitem nicht alles merken.

Gegen Ende wurde es dann doch noch spannend - ein paar coole Twists, wobei diese auch nicht wirklich überraschend waren.

Insgesamt muss ich leider sagen, dass das Buch trotz der innovativen Idee einfach nichts besonderes war. Es hat zu sehr versucht, interessant zu wirken und dabei nur das Gegenteil erreicht.


Allerdings muss ich sagen, dass mich auch bisherige Bücher von Hafsah Faizal nicht überzeugt haben. Wer die mochte, wird vermutlich auch an diesem hier seinen Spaß haben.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Übertrieben romantisiert und unrealistisch

Die Hofreiterin – Der Traum von Freiheit
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Wer mich kennt, weiß, dass Pferde ein sehr wichtiger Teil meines Lebens sind. Die Spanische Hofreitschule mit ihren tanzenden Hengsten ist eine Einrichtung, die mich absolut begeistert und mit der ich ...

Wer mich kennt, weiß, dass Pferde ein sehr wichtiger Teil meines Lebens sind. Die Spanische Hofreitschule mit ihren tanzenden Hengsten ist eine Einrichtung, die mich absolut begeistert und mit der ich mich bereits ausführlich befasst habe. Nicht nur, dass die akademische Reitweise in den vergangenen Jahren mein besonderes Interesse geweckt hat, ich liebe auch die Geschichte des Kaiserlichen Pferdes, die Namensgebung der Lipizzaner und habe mich bereits mit der dortigen Ausbildung zum Bereiter befasst.
Als ich gesehen habe, dass es ein Buch über die Spanische Hofreitschule gibt, musste ich es somit natürlich lesen.

Die Handlung klang spannend. Es ist bekannt, dass die Hofreitschule noch nicht seit langem Frauen in die Bereiter-Ausbildung aufnimmt und ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie unfair die vorherige Regelung für interessierte Reiterinnen war. Irma verkleidet sich allerdings als Mann und schleust sich in die Ausbildung ein, um bei ihrem Pferd bleiben zu können. Das verspricht eine sehr interessante Handlung über die Geschichte der Hofreitschule und die harte Bereiterausbildung mit einem feministischen Twist. Ich habe erwartet, dass Irma darunter leidet, ihre Identität verbergen zu müssen, sich schweigend an andere Frauen gerichtete sexistische Kommentare anhören muss, aber die Zähne zusammen beißt, um sich selbst zu beweisen, dass sie ihren Platz verdient hat.
Es kommt aber ganz anders. Irmas größtes Problem ist ihre einfache Herkunft. Allerdings gibt es auch nur genau zwei Personen an der Hofreitschule, die ihr deswegen Probleme bereiten und ganz offensichtlich die Antagonisten darstellen. Irma hat überhaupt keine Schwierigkeiten damit, einzige Frau unter Männern zu sein und kann ihre Identität auch ohne Probleme verbergen, verschwendet kaum mehr einen zweiten Gedanken daran. Feministisch ist dieses Buch wirklich nicht.
Auch über die Hofreitschule selbst wird kaum berichtet und was erzählt wurde, hat mich nicht überzeugt. Es gibt nur wenige Szenen in denen Irma reitet – viel lieber wird ihre Vergangenheit, ihr Liebesleben und die Probleme des Gestüts ihrer Mutter diskutiert. Und was man sieht, ist problematisch.
Die Grundlagen stimmen – es wird über die Haltung der Hengste gesprochen, auf welchen Grundsätzen die Reitlehre beruht und wie die Eleven ausgebildet werden. Aber es kann doch nicht sein, dass Irma, die ach so tierfreundlich ist und angeblich in einigen Punkten weiter ist als die anderen Eleven, mit ihrem fünfjährigen Hengst bereits piaffiert und der Ausbilder sie dafür auch noch lobt. Das entspricht überhaupt nicht der Ausbildungsskala und der Herangehensweise der Hofreitschule, den Pferden Zeit für physische und geistige Entwicklung zu lassen. Mit fünf Jahren piaffieren an der Hand beginnen - meinetwegen. Aber schon eine perfekte Piaffe unter dem Reiter verlangen? Gerade mit dem heutigen Problem von zu jung eingerittenen Pferden sollte anders an so ein Thema herangegangen werden.
Es wird auch betont, dass Irma die Grundlagen fehlen, aber natürlich muss sie bereits von Anfang an die schwersten Lektionen perfekt zeigen können. Da fehlt mir der reiterliche Hintergrund. Kritisch finde ich auch den Punkt über Tierquälerei in der Hofreitschule. Das ist ein Thema, was durchaus thematisiert werden könnte, da die hohe Schule nicht nur von manchen Nichtreitern als Tierquälerei angesehen wird. Aber so, wie hier damit umgegangen wurde, halte ich es nicht für sinnvoll. Die tatsächlich interessanten Aspekte wurden mit keinem Wort angesprochen, die vorliegende Situation war unrealistisch und einfach unglaublich gestellt.

Was mich richtig gestört hat, ist der romantische Aspekt. Irma ist eine Frau unter vielen Männern (auch wenn diese davon nichts wissen). Aus rein dramaturgischen Gründen musste sie sich natürlich in jemanden verlieben. Aber die ganze Umsetzung… nein. Abgesehen von der Verschiebung des Machtverhältnisses spürt der entsprechende Herr natürlich auch eine ganz besondere Verbindung zu diesem jungen Mann, nutzt jede Gelegenheit, ihn unauffällig zu berühren – aber natürlich wird betont, dass er nicht homosexuell und diese Verbindung auf keinen Fall romantischer Art ist. Jedenfalls, bis dann doch rauskommt, dass Irma eine Frau ist, da wird es plötzlich ganz schnell doch romantisch. Dieser Punkt wird sehr gerne bei solchen Geschichten angesprochen. In den meisten Fällen finde ich die Kritik etwas übertrieben. Aber in diesem Buch war es lächerlich auffällig.

Was ich für keinen großen Spoiler halte, ist, dass Irmas Identität natürlich irgendwann doch öffentlich wird. Aber die Art und Weise wie das geschieht, halte ich einfach für dumm. Und wie dann damit umgegangen wird – zu dem Punkt hat die Geschichte mich endgültig verloren. Einerseits in Bezug auf die Romantik – man sollte ja meinen, dass man nach langer gemeinsamer Zusammenarbeit ein gewisses Vertrauen aufgebaut hat und bereit wäre, ein gewisses Risiko einzugehen. Aber der Entdecker des Geheimnisses verschwendet kaum einen zweiten Gedanken daran, was Irma für Gründe gehabt haben könnte und hat offensichtlich weniger Gefühle als ein Stein. Aber wenn dann auch noch Sissi auftaucht, wird es einfach nur lächerlich.
Apropos. Ja, wir befinden uns in der Hofreitschule. Aber das heißt wirklich nicht, dass plötzlich an jeder Ecke Sissi auftauchen und mitmischen muss. Eine kleine Szene hätte ich akzeptiert – aber sie hat eine tatsächliche Rolle gespielt und das hat mich nicht überzeugt.
Insgesamt hat mir aber gerade die Aufdeckung von Irmas Geheimnis gezeigt, wie wenig feministisch das Buch eigentlich ist. Niemand hinterfragt die bestehenden Strukturen oder überlegt wenigstens, ob man das Geheimnis einfach unter den Tisch kehren und vergessen könnte. Charaktere, die vorher als so großherzig und modern dargestellt wurden, akzeptieren die Situation mit einem Schulterzucken und sind vollkommen bereit, Irma rauszuschmeißen. Es ergibt einfach überhaupt keinen Sinn.
Wenn man das so gewollt hätte, gäbe es einige andere Charaktere, die das Geheimnis besser herausgefunden hätten, so dass es auch tatsächlich zusammenpasst.

Wen ich aber mochte, waren Johann und Mizzi. Beide waren richtig sympathisch. Mizzi war dazu auch noch ein recht interessanter Charakter, aber ich konnte sie bis zum Ende nicht wirklich einschätzen. Ihre Ausdrucksweise hat nicht ganz in die Zeit gepasst, aber dann wiederum weiß ich nicht genug über diese Persönlichkeit, um zu kritisieren, wie die Autorin sie vorgestellt hat.

Das Ende vom Buch hat mich einfach nur noch richtig geärgert. Sowohl in Bezug auf Irmas Dasein an der Hofreitschule und ihre Bereiterausbildung, als auch in Bezug auf ihre persönlichen Hintergründe. Bei beidem hatte das Ende überhaupt keinen Mehrwert und ein großer Anteil des Buches wurde für mich dadurch ganz einfach ruiniert. Es hat keinen Sinn ergeben, hat nicht die vorherigen Charakterisierungen der einzelnen Personen widergespiegelt, sondern einfach was völlig neues und unpassendes eingebracht.
Dazu war mir das Ende zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen. Sämtliche Probleme wurden mit einem Fingerschnipsen gelöst, alle haben sich vertragen. Irma hat nichts dafür getan, alles wurde ihr geschenkt. Pures Glück. Mit solchen Büchern kann ich wenig anfangen, das ist mir schlichtweg zu unrealistisch.

Insgesamt kann ich also sagen – das Buch war komplett anders, als erwartet. Wer eine überdramatisierte historisch angehauchte Romanze möchte, könnte damit seine Freude haben, aber wer das Buch wegen des Settings und den tatsächlichen geschichtlichen Hintergründen liest, könnte enttäuscht werden.
Leider hat es mich nicht überzeugt.

Vielen Dank an NetGalley und den dtv-Verlag für ein Rezensionsexemplar im Gegenzug zu einer ehrlichen Rezension.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Richtig süßer Spin off für Emily Seymour!

School of Myth & Magic, Band 1: Der Kuss der Nixe
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Nachdem ich schon so begeistert von Emily Seymour war, musste ich natürlich auch das neuste Buch von Jennifer Alice Jager lesen. Dem Klappentext habe ich es nicht angemerkt, aber tatsächlich spielt School ...

Nachdem ich schon so begeistert von Emily Seymour war, musste ich natürlich auch das neuste Buch von Jennifer Alice Jager lesen. Dem Klappentext habe ich es nicht angemerkt, aber tatsächlich spielt School of Myth and Magic in der gleichen Welt wie Emily Seymour und könnte somit als Spin-off bezeichnet werden. Muss man Emily zwingend vorher lesen? Nicht unbedingt, würde ich sagen. Die Geschichte steht unabhängig von den Geschehnissen in Emily Seymour und die Hintergründe muss man nicht unbedingt kennen.
Ich würde es aber trotzdem empfehlen. Erstens, um einen besseren Einblick in das World Building zu bekommen. Zwar sind auch diese Fakten nicht zwingend notwendig für den Kuss der Nixe, aber Neuleser könnten sich evtl daran stören, dass manche Informationen einfach nicht weiter ausgebaut werden. Außerdem kommen durchaus ein paar Charaktere aus Emily Seymour vor. Zwar nur in kleinen Rollen, und wie gesagt, ihre Hintergründe muss man nicht unbedingt kennen, aber wer mag es nicht, die Easter Eggs zu erkennen? Zuletzt könnte Emily Seymour sehr gut dabei helfen, das Ende dieses Buches zu verstehen. Da gibt es nämlich durchaus ein paar Gemeinsamkeiten. Generell wird alles erklärt, was man wissen muss, aber die Zusatzinformationen können einem einiges an Rumgrübeln ersparen.

Das Buch fängt langsam an, sehr viel langsamer als Emily, bei der von Beginn an der Einsatz hoch ist. Unsere Nixe führt ein deutlich gewöhnlicheres Leben - Devin findet bei einem unglücklichen Zwischenfall an ihrem Geburtstag heraus, dass sie eine magische Kreatur ist, und wird auf eine Schule in Norwegen geschickt, wo sie ihre Fähigkeiten besser kennenlernen soll. Keine Lebensgefahr, kein drohender Krieg, nur die gewöhnlichen Probleme eines übernatürlichen Jugendlichen. In dem Internat lernt sie einen Haufen interessanter, wenn auch etwas klischeebehafteter Leute kennen. Es gibt den starken, attraktiven Kerl mit seinem lustigen besten Freund, die großherzige Außenseiterin, die aufgestylte Oberzicke. Das Internatsleben ist simpel gehalten, mit Unterrichtseinheiten, in denen Devin über ihre eigene und andere Spezies lernt, Frühstück im Speisesaal und Zickenkrieg.
Zwar ist die Handlung nur ein bisschen vor sich hin geplätschert, aber gelangweilt habe ich mich nicht. Schön fand ich dabei wie immer den Schreibstil. Humorvoll und locker, sehr angenehm zu lesen. Der hat es einem leicht gemacht, durch die alltäglichen Geschehnisse zu fliegen. Ich mochte es auch, mehr über die verschiedenen magischen Kreaturen zu erfahren – Nekromanten kamen hier kaum vor, der Fokus liegt natürlich in erster Linie auf Nixen. Aber auch Faune, Drachen, Vampire, Hexen und Sirenen haben kleinere oder größere Rollen gespielt. Insgesamt wurde das World Building also etwas weiter ausgereift. Zeit- und Kulturreisen durch die Raumfalten gibt es dafür weniger. Wobei ich auch hier positiv anmerken muss, dass das Buch nicht einfach in den USA oder in Großbritannien spielt, sondern nach Norwegen verfrachtet wird. Es gibt zwar keine ganz so große Dosis Kultur wie in anderen Büchern, aber immer wieder wird auf die norwegische Natur angespielt - das Setting macht sich also durchaus bemerkbar.
Vielleicht hätte ich den Mangel an Raumfalten-Handlungen schade gefunden, aber das Potential wurde in Emily Seymour bereits so schön ausgeschöpft. Wer das immer noch nicht gelesen hat und mehr über Raumfalten erfahren möchte – unbedingt lesen! So gesehen fand ich es eigentlich sogar erfrischend, den Fokus auf etwas anderes zu lesen. Wenn es das gleiche Szenen-Hopping gegeben hätte, wäre es evtl. langweilig geworden, so sehr mir das in Emily auch gefallen hatte.
Devins Charakter war mir auch sehr sympathisch. Teilweise hätte ich wahrscheinlich andere Entscheidungen getroffen, aber ich konnte ihre Sichtweise stets nachvollziehen. Natürlich verhält sie sich ihrem Alter entsprechend – aber ich fand es angenehm, dass sie so gar keine Lust hatte, auf den Zickenkrieg einzugehen. Man hat ja auch größere Probleme im Leben.

Als die Handlung dann langsam Fahrt aufnimmt, war ich bereits komplett in der Geschichte drinnen. Gerne hätte es etwas früher losgehen können, auch wenn die Handlung von Beginn an angeteasert wurde. Aber wirklich problematisch fand ich das Tempo nicht. Dafür wurde es dann auch gut spannend, vielleicht auch gerade dadurch, dass immer nur kleine Häppchen gefüttert wurden und man nie ganz wusste, was noch auf einen zukommt. Ein paar mysteriöse Rätsel, Charaktere, die nicht so sind, wie sie zu sein scheinen, überraschende Erkenntnisse… ich fand es großartig.

Der romantische Aspekt des Buches war in Ordnung. Ab und zu wollte ich den Charakteren einen kleinen Schubs geben, aber im Endeffekt war ich doch ganz zufrieden. Aber nur, wenn im nächsten Band dann auch genau das passiert, was ich mir erhoffe.

Es fällt mir wirklich schwer, nicht zu viel in dieser Rezension zu spoilern, aber ich kann ankündigen, dass das Ende fies ist. Nicht so fies wie in Emily, würde ich sagen, aber ich hätte jetzt gerne den zweiten Band, bitte danke. Insbesondere über eine ganz bestimmte Person möchte ich dringend mehr lesen. Da erwarte ich noch einiges zu erfahren.

Honorary Mentioning of Seth Cardeles. Ich will nicht zu viel verraten, weder für Neuankömmlinge in diesem Universum, noch für Emily-Leser, aber ich liebe ihn inzwischen ziemlich. Können wir bitte ein Buch über ihn kriegen? Das fände ich toll.

Herzlichen Dank an NetGalley und den Ravensburger Verlag für ein Rezensionsexemplar im Gegenzug für eine ehrliche Rezension!

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