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Veröffentlicht am 23.10.2024

Ein Krimi wie aus einer Zeitkapsel

Alte Taten, neuer Zorn
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Kriminalinspektor Carl Bruns hat im Mai 1949 in Essen einen brisanten Fall zu lösen. Der Richter Dr. Vahrendonk ist vergiftet worden. Carl ermittelt unter Hochdruck, doch für einige Kollegen des Richters ...

Kriminalinspektor Carl Bruns hat im Mai 1949 in Essen einen brisanten Fall zu lösen. Der Richter Dr. Vahrendonk ist vergiftet worden. Carl ermittelt unter Hochdruck, doch für einige Kollegen des Richters forscht er dabei zu viel in der Vergangenheit des Toten. Immer wieder wird er ausgebremst. Neben den vielen Hinterbliebenen der Opfer seiner Todesurteile gibt es auch einige Leute aus seinem heutigen Umfeld, die allen Grund hätten, ihn zu hassen. Carl läuft die Zeit davon, denn auch seine Hochzeit mit Anne steht bevor. Da taucht plötzlich ein ehemaliger Kamerad von Annes totgeglaubtem Ehemann auf und behauptet, daß Heinz noch lebt. Das stellt natürlich die Lebensplanung von Anne und Carl total auf den Kopf. Auch Annes Schwestern Frieda und Lotti haben Probleme, die sie aber gemeinsam lösen wollen. So hoffen sie alle auf ruhigere Zeiten.

Die Romane von Eva Völler sind immer ein Garant für tolle Geschichten. Auch diesmal ist ihr mit dem zweiten Teil ihrer Nachkriegskrimiserie aus dem Ruhrgebiet "Alte Taten, neuer Zorn" ein spektakuläres Buch gelungen. Darin prangert sie die Karrieren vieler Richter und Staatsanwälte an, die nach Kriegsende sofort wieder in den Staatsdienst übernommen wurden. Der Krimi ist überaus spannend und auch das menschliche kommt darin nicht zu kurz. Aus heutiger Sicht kann man sich kaum vorstellen, mit wie wenig die Menschen damals zufrieden waren. Eva Völler beschreibt die Schicksale dieser Leute mit ganz viel Herz. Der Leser fühlt sich deshalb sofort mit den Menschen in diesem Roman verbunden. Bis zum Schluß bleibt man über die Lösung des Falles im Unklaren. Genau so sollte ein realistischer Krimi sein: Spannend und trotzdem menschlich.

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Veröffentlicht am 22.10.2024

Frisch ermittelt- der Name ist Programm

Frisch ermittelt: Der Fall Hartnagel
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Martha Frisch betreibt eine Heißmangel in Leer. Ihr Geschäft ist ein beliebter Platz, um sich über den neuesten Klatsch auszutauschen. Da ihr Großneffe Franz Polizist ist, ist Martha immer gut informiert. ...

Martha Frisch betreibt eine Heißmangel in Leer. Ihr Geschäft ist ein beliebter Platz, um sich über den neuesten Klatsch auszutauschen. Da ihr Großneffe Franz Polizist ist, ist Martha immer gut informiert. Als eines Tages der Arzt Dr. Rudolf Hartnagel tot im Park des von ihm geleiteten Kinderheimes liegt, ist die Aufregung groß. Er starb durch Zyankali. Kriminalkommissar Onnen, der Vorgesetzte von Hans, möchte den Fall gern als Selbstmord zu den Akten legen, doch Hans und seine Tante Martha sehen das ganz anders. Durch Marthas Untermieter Karl Frerichs, einem Volontär bei der Leeraner Zeitung, kommen sie an Informationen, die den Fall in ein ganz neues Licht stellen. Der Tote hat nach außen hin ein biederes Leben geführt, aber hinter den Kulissen hatte er einiges zu verbergen. So sind es schließlich Martha Frisch und ihr Neffe Hans, die diesen Fall lösen!

Das Autorenduo Christiane Franke und Cornelia Kuhnert hat mit ihrer Krimireihe "Frisch ermittelt" genau ins Schwarze getroffen. Auch das neue Buch "Der Fall Hartnagel" ist wieder sehr gelungen. Der Reiz daran ist auch die Zeit. Gerade die 50er Jahre geben eine besondere Kulisse für diese Krimis. Die Autorinnen fangen diese Zeit hervorragend ein, indem sie ihre Geschichte mit wahren Begebenheiten verbinden. Sie beschreiben darin den Aufbruch in ein neues Leben, obwohl die Vergangenheit noch längst nicht aufgearbeitet wurde. Die Person Martha beinhaltet beides. Sie sieht mutig nach vorne, aber sie denkt oft auch an ihren verstorbenen Mann. Der Krimi ist sehr spannend und voller Wendungen. Das Ende überrascht und stimmt auch etwas traurig. Ein Krimi, der nachdenklich macht!

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Spannung, Humor und viel Gefühl

Schwestern im Geiste
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In Diedenhofen ist Pauline Martin im Jahr 1911 froh, daß sie eine neue Lehrerin in ihrem Pensionat begrüßen kann. Die Irin Rhona O'Meally ist eine junge Frau, die sofort von den Schülerinnen geliebt wird ...

In Diedenhofen ist Pauline Martin im Jahr 1911 froh, daß sie eine neue Lehrerin in ihrem Pensionat begrüßen kann. Die Irin Rhona O'Meally ist eine junge Frau, die sofort von den Schülerinnen geliebt wird und auch Pauline glaubt zunächst, daß sie eine gute Wahl getroffen hat. Doch bald kommen ihr Zweifel, denn die rebellischen Ansichten der jungen Irin können dem Ruf des Pensionats sehr schaden. Dann mehren sich aufrührerische Sprüche an den Wänden der Kleinstadt Diedenhofen und an der preußischen Kaserne. Dazu kommt es zu Diebstählen im Pensionat. Pauline befürchtet, daß man ihre Schule schließen wird und wendet sich mal wieder hilfesuchend an den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz. Nur zu gerne folgt er ihrem Ruf nach Unterstützung, denn zwischen ihm und Pauline ist inzwischen mehr als nur Freundschaft entstanden. Doch noch immer trennen sie Welten!

Mit dem Titel "Schwestern im Geiste" geht die Trilogie über "Das Pensionat an der Mosel" weiter. Die Autorin Marie Pierre oder auch Maria W. Peter ist mit der Region um die deutsch-französische Grenze sehr verbunden und das kann man sofort merken. Sie bringt ihren Lesern dieses Gebiet so liebevoll nahe, daß man glauben könnte, selbst dort gewesen zu sein. Der Roman führt den Leser in die Zeit um 1911 und somit in das deutsche Kaiserreich. Die Arroganz der Mächtigen trug nicht gerade dazu bei, die angespannte Lage zu befrieden. Wenn man dann noch bedenkt, unter welchen Zwängen die Menschen leben mußten, kann man sie nicht beneiden. Marie Pierre bringt dieses genau auf den Punkt. Sie beschreibt die Personen in ihrer Geschichte sehr lebensnah. Man findet sofort ein paar Freunde unter ihnen.

Der zweite Teil von "Das Pensionat an der Mosel" ist ein wunderschöner Roman. Er enthält Spannung, Humor und viel Gefühl. Genau richtig, um sich in eine andere Welt zu träumen.

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Veröffentlicht am 16.10.2024

Ein schonungsloser Bericht

Die Bahnhofsmission
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Als in Berlin im Jahr 1945 der Krieg vorbei ist, sieht Alice Hardtleben das Elend der Vertriebenen und Kriegsheimkehrer. Spontan beschließt sie deshalb, die Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof wieder ...

Als in Berlin im Jahr 1945 der Krieg vorbei ist, sieht Alice Hardtleben das Elend der Vertriebenen und Kriegsheimkehrer. Spontan beschließt sie deshalb, die Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof wieder aufzubauen. Da der Bezirk von den Russen besetzt ist, muß sie sich mit dem Kommandeur Oberst Alexej Wolkow einigen. Der Oberst ist sehr hilfsbereit und gegen ihren Willen fühlt Alice sich zu ihm hingezogen. Sie bemüht sich zunächst gemeinsam mit ein paar Frauen, die Not der Menschen zu lindern. Doch nach und nach kommen immer mehr Helferinnen dazu. Auch ein Arzt ist dabei. Alice bemerkt aber bald, daß dieser ein Geheimnis hat und alles dafür tut, daß dieses nicht ans Licht kommt. Doch die Frauen halten fest zusammen und so ist die Bahnhofsmission bald ein fester Anlaufpunkt für alle, die in Not sind.

Die Reihe "Die Bahnhofsmission" von Veronika Rusch geht mit dem Roman "Eines Menschen Leben" weiter. Diese Geschichte ist sehr bewegend. Sie beschreibt schonungslos das Leid und Elend in der Nachkriegszeit. Daß in diesen wirren Zeiten die schwarzen Schafe leicht untertauchen konnten, ist logisch. Veronika Rusch gibt den Charakteren in ihrem Roman eine besondere Persönlichkeit. Ihre Schicksale lassen einen nicht kalt, denn man leidet unwillkürlich mit ihnen. Besonders eindrucksvoll fand ich, daß die russischen Soldaten nicht nur als Monster dargestellt wurden. Entgegen allen Horrorberichten gab es wahrscheinlich auch anständige Menschen unter ihnen. Es ist allerdings mutig, dies so in einer Geschichte zu verarbeiten. Dieses Buch ist ein bewegender Bericht über das Leben und Überleben in den ersten Monaten der Nachkriegszeit. Ich habe es mit Bewunderung für die Menschen von damals gelesen.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Spannender Krimi mit brisantem Thema

Schlick
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An der Elbe werden mehrere Menschen ermordet. Zeugen wollen einen mysteriösen Wassermann gesehen haben. Kommissar Knudsen stellt fest, daß alle Opfer in beruflicher Verbindung zum Hafen stehen. Zusammen ...

An der Elbe werden mehrere Menschen ermordet. Zeugen wollen einen mysteriösen Wassermann gesehen haben. Kommissar Knudsen stellt fest, daß alle Opfer in beruflicher Verbindung zum Hafen stehen. Zusammen mit seinem Team und seinem alten Freund La Lotse will Knudsen so schnell wie möglich Erfolge vorweisen. Und auch in seinem anwährenden Fall des Plastinators Hellberg bekommt das Team neue Ermittlungsansätze...

"Schlick" ist der neue spannende Hamburg-Krimi von Kester Schlenz und Jan Jepsen. Diesmal ermitteln Knudsen und sein Team in einem sehr brisanten Fall, der seine Wellen bis in höchste Kreise zieht. Dabei greifen die Autoren das brisante Thema "Elbvertiefung" auf und machen deutlich, was diese Maßnahmen für die Elbe in Wirklichkeit bedeuten. Hier werden Details thematisiert und verdeutlicht, über die man sonst nie etwas erfährt. Dieses Buch öffnet somit in gewisser Weise die Augen und macht für diese Thematik sensibel. Eingebettet ist dies Thema in einen extrem spannenden Krimi, der den Leser einfach sofort packt und nicht mehr los lässt. Zum einen bekommt man es hier mit den Morden an der Elbe zu tun, zum anderen geht die Handlung rund um den Plastinator Hellberg weiter. Beide Fälle sind absolut spannend und gerade Hellberg zieht sich wie ein roter Faden durch diese Serie, so daß man hierbei natürlich noch intensiver dabei ist. Natürlich kann sich La Lotse auch diesmal nicht aus den Ermittlungen heraushalten- und das ist auch gut so. Zu sympathisch ist dieser Mann und er und Knudsen sind ein absolutes Dreamteam! Dieser Krimi besticht auch durch seinen wundervollen Lokalkolorit. Man erlebt Hamburg hautnah, erfährt einige Anekdoten gerade über den Hafen und bekommt das richtige hanseatische Feeling.

Mir hat dieser Krimi wieder sehr spannende Lesestunden beschert!

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