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Veröffentlicht am 14.09.2023

Eine düstere Geschichte, aber gut

Als wir an Wunder glaubten
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Edith und Annie leben in einem kleinen Dorf mitten im norddeutschen Moor. Sie waren schon immer Freundinnen und als ihre Männer in den Krieg mußten, sind sie gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Am ...

Edith und Annie leben in einem kleinen Dorf mitten im norddeutschen Moor. Sie waren schon immer Freundinnen und als ihre Männer in den Krieg mußten, sind sie gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Am Kriegsende hoffen nun beide Frauen, daß ihre Männer gesund nach Hause kommen. Aber nur Annies Mann Josef kommt zurück. Er ist schwer verwundet und hat sein Gedächtnis verloren. Josef ist fest davon überzeugt, daß Edith seine Frau ist und will von Annie nichts wissen. Annie tut alles für ihn, aber obwohl die Erinnerung langsam zurückkommt, fühlt Josef sich zu Edith hingezogen. Da erinnert Annie sich an einen alten Aberglauben, der schon seit Jahrhunderten im Dorf herumgeistert. Sie ist davon überzeugt, daß Edith ihren Mann verhext hat. Sie steigert sich immer tiefer in ihren Wahn und merkt nicht, daß sie unaufhaltsam in eine Katastrophe schlittert.

Das Buch "Als wir an Wunder glaubten" verbreitet eine düstere Stimmung. Helga Bürster beschreibt darin die Trostlosigkeit eines kleinen Dorfes mitten im Moor. Die Menschen leiden noch sehr unter den Folgen des Krieges. Man spürt ganz deutlich ihre Stimmungen. Die einen wollen den Fortschritt um jeden Preis und damit den Krieg vergessen, die Anderen stecken in ihren Erinnerungen fest und haben Schuldgefühle. Die Geschichte zeigt auch, wie sehr die Menschen ein Ventil für ihre Gefühle brauchen. Das finden sie in ihren alten Bräuchen, die auf einem fest verwurzelten Aberglauben beruhen. Helga Bürster erzählt sehr realistisch, was daraus entstehen kann, wenn die Menschen dem blinden Haß verfallen. Die Handlung geht unter die Haut. Es wäre viel zu einfach, die Menschen zu belächeln, denn die Lage ihres Dorfes mitten im Moor trägt bestimmt auch zu ihrem alten Aberglauben bei. Das Buch zeigt, wozu Menschen fähig sind, wenn sie einen Sündenbock brauchen.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Etwas zu viel Probleme

Der Weg ins Apfelreich
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Der Herbst hat in Kivik in Südschweden Einzug gehalten. Sallys Pension ist immer ausgebucht und mit Peter hat sie endlich auch in der Liebe ihr Glück gefunden. Vanja bereitet ihre Kunstausstellung vor. ...

Der Herbst hat in Kivik in Südschweden Einzug gehalten. Sallys Pension ist immer ausgebucht und mit Peter hat sie endlich auch in der Liebe ihr Glück gefunden. Vanja bereitet ihre Kunstausstellung vor. Bei der Eröffnung begegnet sie unerwartet ihrer Jugendliebe Leif. Sofort sind die Erinnerungen an längst vergessen geglaubte Zeiten wieder da. Josefin hat neben ihrer Arbeit auf dem Hof eine Vintage-Boutique eröffnet, die aber keine Beachtung in der Gegend findet. Verzweifelt sucht sie deshalb die Bekanntschaft zu der herrischen Cilla, um in deren Freundeskreis zu kommen. Daß sie damit für ihre Familie eine Lawine von Problemen auslöst, kann sie nicht ahnen. Ebensowenig ahnt Sally, daß sie mit ihren Nachforschungen zu Vanjas Kindheit die Beziehung zu ihrer Mutter aufs Spiel setzt. Jede der drei Frauen sucht für sich den Weg in eine glückliche Zukunft. Bis sie merken, daß sie das gemeinsam am Besten schaffen, ist es ein steiniger Weg.

In der Jahreszeiten-Saga von Anna Fredriksson ist "Der Weg ins Apfelreich" der letzte Teil. Es wäre interessant gewesen zu erfahren, wie sich das Zusammenleben der Menschen in diesem Roman weiter entwickelt. Ich hatte gehofft, daß ich Vanja im letzten Teil besser verstehen könnte. Leider war das nicht der Fall. Ihre Art macht sie für mich nicht sympathisch. Wenn sie jemanden braucht, ruft sie ihn zu sich, aber sobald ihr irgendwas gegen den Strich geht, stößt sie den Menschen von sich. Ich möchte sie nicht zur Freundin haben. Das ist auch für Sally ein Problem, denn daß sie ihre Familie kennenlernen will, ist nur verständlich. Deshalb sitzt Josefin immer zwischen den Stühlen. Sie mag ihre Großmutter, möchte aber auch, daß ihre Mutter glücklich ist. Diese Dreierbeziehung wird von Anna Fredriksson sehr lebensnah beschrieben. Man stellt sich in der Geschichte sehr schnell auf die eine oder andere Seite und erlebt die Probleme hautnah mit. Auch wenn nicht immer alle logisch agieren, kann man sich in die Handlung hineinversetzen. Das Buch beleuchtet Mutter-Tochter-Beziehungen, die ja sehr oft problematisch sind. Ob sie allerdings so krass sein müssen, ist die Frage.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Eine legendäre Band wird gewürdigt

Roxette
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Roxette - das waren Per Gessle und die unvergessene Marie Fredriksson. Jeder wird wohl einige Hits von ihnen noch heute im Ohr haben. Denn Hits wie "The Look", Joyride", "Fading like a flower" oder "It ...

Roxette - das waren Per Gessle und die unvergessene Marie Fredriksson. Jeder wird wohl einige Hits von ihnen noch heute im Ohr haben. Denn Hits wie "The Look", Joyride", "Fading like a flower" oder "It must have been love" sind unsterblich und noch heute aktuell. Mit seinem Buch "Roxette - Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten" würdigt der ehemalige Bravo-Chefredakteur Alex Gernandt dieses Musikphänomen, das sich über Jahrzehnte gehalten hat. Er schreibt unheimlich interessant und man spürt, daß er stets sehr nah an "Pelle" und "Majsan" dran war. Gefühlt so nah, wie kein anderer Redakteur oder Reporter. Er durfte sie zu Hause besuchen, war bei den Konzerten dabei und kennt ein paar bisher unbekannte Details. Er beginnt seine Erzählung mit Pers und Maries Leben vor Roxette. Bis aus ihnen Roxette wurde. In Schweden ein sofortiger Erfolg - der Rest der Welt wurde erst durch das Album "Look Sharp!" auf die Band aufmerksam. Fortan war Alex Gernandt fast ständiger Begleiter von ihnen. Man wird mitgenommen in die Welt der großen Musiker, bekommt Einblicke in die ungewöhnlichen Konzerte in China und Moskau, ist mit dabei, wenn Bravo zu Shows einlädt. Natürlich beinhaltet das Buch durch diese Nähe einige wunderbare Fotos, die das Fanherz höher schlagen lassen. Ganz nebenbei räumt der Autor noch mit Gerüchten auf, erzählt witzige Anekdoten und liefert Fakten in tabellarischer Form über Roxette, ihren Werdegang und das Jahr 1989 - das Jahr ihres Durchbruches. Ein Kapitel ist einem großen der heutigen Zeit gewidmet - Chris Harms, Frontman der Band "Lord of the Lost". Der bekennende Roxette-Fan beschreibt hier mit sehr persönlichen Worten, was Roxette ihm bedeutet hat, welche Kindheitserlebnisse er mit der Band verbindet und welch Trauer er beim Tod von Marie empfand. Wer weiß, ob er seinen erfolgreichen Weg ohne Roxette so eingeschlagen hätte. Maries Tod wird von Alex Gernandt auf sehr einfühlsame Weise erzählt. Ihr jahrelanger Kampf gegen den Krebs, ihr Comeback und schließlich doch der Tod rühren zu Tränen. Aber es ist gut, so wie es beschrieben wurde. Eherbietend - so wie Marie es verdient hat.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Die Bank deines Vertrauens

Prost, auf die Pfennigfuchser
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Hauptkommissar Tischler wollte mit seiner Freundin Britta eigentlich einen ruhigen Sonntag verbringen, als seine Nachbarin Frau Kneidinger vor seiner Tür steht. Sie macht sich Sorgen um ihre Freundin Frau ...

Hauptkommissar Tischler wollte mit seiner Freundin Britta eigentlich einen ruhigen Sonntag verbringen, als seine Nachbarin Frau Kneidinger vor seiner Tür steht. Sie macht sich Sorgen um ihre Freundin Frau Zettlwieser, mit der sie zu einer Wanderung des Frauenbundes verabredet ist. Doch diese ist nicht gekommen. Frau Kneidinger läßt nicht locker, so daß Tischler mit ihr zum Haus von Frau Zettlwieser fährt. Dort findet Tischler die Filialleiterin einer Privatbank ermordet vor. Tischler und seinem Kollegen Fink sitzt nun nicht nur Polizeioberrat Schwenk im Nacken, auch Frau Kneidinger treibt die beiden Kommissare an, sich mit ihren Ermittlungen zu beeilen. Doch Tischler hat noch mehr zu erledigen - Britta will endlich eine gemeinsame Wohnung und Förster Ferstel sucht für seine Resi ein neues Zuhause.

Tischler, Fink und Dackel Resi mischen Brunngries auch in ihrem neuesten Fall "Prost, auf die Pfennigfuchser" wieder gewaltig auf. Friedrich Kalpenstein hat einfach immer wieder tolle Ideen, die mich perfekt unterhalten. Tischler und seine Britta, Fink und seine Marie, Ferstel und Resi sowie alle Brunngrieser Bewohner sind mir schlichtweg ganz fest ans Herz gewachsen. Sie passen und halten zusammen, auch wenn so mancher lieber etwas verheimlicht. Letzendendlich kommt dann doch alles ans Licht. Tischler und Fink sorgen wie gewohnt mit ihren kleinen gegenseitigen Sticheleien für so manchen humorvollen Dialog. Man merkt, daß sich beide sehr gut verstehen. Auch Dackeldame Resi spielt hier wieder mit - und sie kann froh sein, daß sie ihren Kommissar hat! Aber schließlich ist sie wieder indirekt diejenige, die den Mörder überführt. Also ohne sie geht ja mal gar nichts! Und das weiß sie in ihrer dackeleigenen Manier auch deutlich zu verstehen zu geben. Schön ist es, daß diesmal Frau Kneidinger eine größere Rolle bekommt. Sie ist gar nicht die arme, hilflose alte Frau, die man bisher vor Augen hatte. Im Gegenteil. Hier blüht sie richtig auf und hilft auf ihre Art bei den Ermittlungen. Mit diesem Krimi bekommt man einen spannenden Fall, der sehr verzwickt ist, zum miträtseln animiert und einige Überraschungen parat hat. Für mich habe ich hier die perfekte Unterhaltung gefunden: die traumhafte Kulisse des Chiemgaus, sympathische Charaktere, Humor, Spannung und vor allem - Dackeldame Resi!

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Lebhafter Krimi mit italienischem Flair

Trattoria Mortale - Der Tote im Palazzo
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Die Einwohner von Volterra sind in heller Aufregung. Der Ort hat sich um den Preis für die schönste Stadt der Toskana beworben. Damit der Wettbewerb gewonnen wird, hat der Stadtrat den bekannten Designer ...

Die Einwohner von Volterra sind in heller Aufregung. Der Ort hat sich um den Preis für die schönste Stadt der Toskana beworben. Damit der Wettbewerb gewonnen wird, hat der Stadtrat den bekannten Designer Luigi Leonetti beauftragt, frischen Wind in die alten Gassen zu bringen. Doch seine Ideen kommen bei den Menschen nicht immer gut an. Dann wird Leonetti erschlagen aufgefunden. Die Tatwaffe ist ausgerechnet eine berühmte Statuette aus dem Etrusker- Museum, die der Direktor kurz vorher als gestohlen gemeldet hat. Agente Sergio Panda ist klar, daß er schnell den Fall aufklären muß, denn sonst wird Volterra auf keinen Fall den Wettbewerb derStädte gewinnen. Aber auch Sergios Vater braucht Unterstützung. In seiner Trattoria hat man bei Bauarbeiten interessante Funde gemacht. Jetzt wollen die Archäologen die Trattoria schließen. Sergio Panda muß alles geben, um Volterra und die Trattoria seines Vaters zu retten.

Die "Trattoria Mortale" - Serie ist um eine Folge reicher. "Der Tote im Palazzo" ist ein toller Krimi, der das Leben in einer Kleinstadt in der Toskana herrlich beschreibt. Luca Fontanella gelingt es auch diesmal, die Stimmung dort ganz genau so wiederzugeben, wie man sich Italien so vorstellt. Die Menschen sind fröhlich, lassen sich nicht unterkriegen und können gut improvisieren. Und ganz wichtig: Die Familie geht über alles! Beim Lesen bekommt man sofort Lust darauf, dort zu leben. Die Geschichte ist sehr lebhaft und das Tempo der Handlung ist rasant. Bis zum Ende rätselt man über die Lösung des Falles. Der wird dann ganz nach Art des Sergio Panda geklärt und man kann darüber nur Schmunzeln. "Der Tote vom Palazzo" ist ein unterhaltsamer Krimi und ich hoffe, daß es noch viele aus dieser Serie geben wird.

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