Gnadenlos ehrlich
Das Leben wie sie es liebtenWien 1946: Loretta mußte aus Reichenberg fliehen. Ihr Vater war dort Leiter einer Nervenheilanstalt. Dort hat sie auch den jungen Arzt Marek kennengelernt und ihn bald geheiratet. Jetzt lebt sie in Wien ...
Wien 1946: Loretta mußte aus Reichenberg fliehen. Ihr Vater war dort Leiter einer Nervenheilanstalt. Dort hat sie auch den jungen Arzt Marek kennengelernt und ihn bald geheiratet. Jetzt lebt sie in Wien bei ihrer Tante. Verzweifelt versucht sie Marek zu finden, denn sie sind von den russischen Besatzern getrennt worden. In die Wohnung der Tante wird auch Ingrid eingewiesen, denn Wohnraum ist knapp. Die Frauen müssen sich erst zusammenraufen. Durch die Notlage der Hausmeisterin Paula und ihrer kleinen Tochter kommen sie sich dann doch näher. Zu ihnen stößt auch noch die Postbotin Ursula. Die wartet genau wie Loretta auf ein Lebenszeichen von ihrem Mann. Diese Frauen versuchen nun verzweifelt irgendwie zu überleben. Sie trotzen gemeinsam dem Hunger und der Kälte. Dabei hütet eine von ihnen ein dunkles Geheimnis.
Ich gebe zu, ich mußte mich erst an dieses Buch gewöhnen. Der Schreibstil ist irgendwie anders. Aber dann hat mich die Geschichte nicht mehr losgelassen. Der Überlebenskampf der Menschen in der Nachkriegszeit war auch in Wien wohl extrem hart. Dazu kam noch die Ungewissheit, was aus ihren Liebsten geworden ist. Die Verzweiflung war sehr deutlich zu spüren, so daß man beim Lesen manchmal eine Gänsehaut bekommt. Es ist heute kaum vorstellbar, daß eine so wunderschöne Stadt wie Wien einmal so zerstört war. In Deutschland habe ich davon kaum etwas gehört. Die Geschichte zeigt auf schockierende Art, wie es doch immer wieder einigen Menschen gelingt, ihre Fahnen in den Wind zu hängen. Diese Typen gibt es in jeder Zeit und das Schlimme ist, daß sie damit durchkommen. Deshalb mußte ich das Ende erst einmal sacken lassen.
Wer bereit ist, einen ehrlichen Bericht aus Wien über die Zeit nach dem Krieg zu lesen, sollte sich auf "Das Leben wie sie es liebten" einlassen. Anni Bürkl hat dazu ein hervorragendes Buch geschrieben.