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Veröffentlicht am 12.10.2022

Die Abartigen

Karawane nach Cood
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In einer Welt, in der jeder so leben kann, wie er mag, in der Schule gelehrt wird, dass alle Menschen gleich sind, müssen Mikail und seine Familie ein schwerwiegendes Geheimnis bewahren, ein Geheimnis, ...

In einer Welt, in der jeder so leben kann, wie er mag, in der Schule gelehrt wird, dass alle Menschen gleich sind, müssen Mikail und seine Familie ein schwerwiegendes Geheimnis bewahren, ein Geheimnis, das ans Licht zu kommen droht, wenn er die sicheren Stadtmauern verlässt. Als es eines Tages so weit ist und er gemeinsam mit seinem besten Freund Loris an einer Karawane teilnehmen darf, die sie in die Stadt Cood führt, der Stadt am Meer weit weg von seiner Heimatstadt Or, doch der Weg dorthin ist weit und gefährlich.

Achtung, der folgende Text kann Spuren von Spoilern enthalten.

Bisher kannte ich von dem Autor Sascha Raubal nur seine humorvollen Bücher über den Privatdetektiv Kurt Odensen, um so gespannter war ich auf Die Abartigen, einer Fantasyreihe, die in einer auf den ersten Blick fast perfekten Welt spielt, sieht man von den Unwägbarkeiten der Natur einmal ab, mit denen sich die Bewohner dieser Welt aber gut arrangiert haben.

Jeder darf leben wie er will, solange er niemandem schadet, er darf lieben, wen er will und das erzählt der Autor mit einer erfrischenden Selbstverständlichkeit, das war schon mal der erste Pluspunkt von vielen, den diese Geschichte von mir erhält, den zweiten Pluspunkt bekommt sie wegen der einfachen und klaren Sprache, die das Buch auch für jüngere Leser gut verständlich macht und sie trotzdem nie das Gefühl haben werden nicht ernst genommen zu werden. Nun muss niemand damit kommen, dass auch Sex und Gewalt in diesem Buch vorkommen, beides hält sich in Grenzen und im Werbefernsehen bekommt man heute mehr zu sehen.

Weitere Pluspunkte sind der Schreibstil, die Handlung, die liebevoll beschriebenen Protagonisten, die Ortsbeschreibung, eigentlich ist mir nichts Negatives aufgefallen.

Jedoch ist in dieser Welt aber auch nicht alles nur Friede, Freude, Eierkuchen, ab und an kommen Kinder zur Welt, die anders sind, die mit einem Makel geboren werden: Die Abartigen
Was mit diesen Kindern geschieht, wird zunächst nur angedeutet und auch was das mit ihren Eltern macht, erfahren die Leser erst nach und nach. Diese Kinder müssen dem Rat gemeldet werden, sobald sie diesen Makel feststellen, geschieht dies nicht, sehen die Reinheitsgesetze genaue Strafen dafür vor. Mehr verrate ich an dieser Stelle aber nicht. Ich komme jetzt zu den Protagonisten.

Da ist zunächst einmal Mikail, er ist noch nicht ganz 20 Jahre alt, als er seinen Freund Loris auf der Karawane begleiten darf, zwar erschreckt ihn die Situation, aber sie erfüllt ihn auch mit Vorfreude und Stolz. Sein Leben verläuft bisher in ruhigen Bahnen, geprägt von harter Arbeit auf dem elterlichen Hof und der Liebe seiner Eltern. Mikail ist verliebt in Lia, der jüngeren Schwester Loris, für ihre Gesellschaft ungewöhnlich, wollen die beiden sich füreinander aufsparen, bis sie zu Gefährten werden, das heißt auch das sie keine anderen Gelegenheiten zum Sex mit anderen wahrnehmen, das spricht für Mikail, denn niemand würde so ein Verhalten missbilligen. Lieben und Lieben lassen.

Loris ist das genaue Gegenteil, er hat seine Bestimmung im Leben noch nicht gefunden, weder was seinen Beruf angeht noch, was Frauen betrifft, er lässt keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen. Die einzige Konstante in seinem Leben ist die Freundschaft zu Mikail und seine Familie. Allerdings steht er staunend vor den technischen Errungenschaften in Cood, deren Aufbau und Funktion er sich genau erklären lässt und die er mit erstaunlicher Auffassungsgabe auch versteht, seine Auffassungsgabe und seine Gabe Situationen schnell zu erkennen und entsprechend zu handeln lassen mich so einiges vermuten.

Dafür, dass das Buch gerade mal 243 Seiten umfasst, habe ich erstaunlich viel geschrieben und ich könnte noch eine Weile so weiter machen, so sehr hat mich die Geschichte begeistert. Die Abartigen gehört zu den Büchern, die uns trotz aller Unterhaltung zum Nachdenken anregen, darüber, wie wir mit denen umgehen, die nicht in unser Weltbild passen, weil sie vielleicht von der Norm abweichen. Aber ihr solltet das Buch natürlich selber lesen.

Ich vergebe für Die Abartigen ein

Absolut lesenswert

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Veröffentlicht am 23.09.2022

Wenn der Nebel schweigt

Wenn der Nebel schweigt
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Das Tal, so wird der Ort genannt, an dem Jana aufwuchs, was so idyllisch klingt, ist in der Realität ein nebliger ungemütlicher Ort, den Jana seit Jahren meidet, nichts zieht die junge Frau nach Hause. ...

Das Tal, so wird der Ort genannt, an dem Jana aufwuchs, was so idyllisch klingt, ist in der Realität ein nebliger ungemütlicher Ort, den Jana seit Jahren meidet, nichts zieht die junge Frau nach Hause. Zu ihrem Vater hat sie kaum noch Kontakt und ihre Mutter ist seit Jahren tot, sie wurde ermordet und der Täter wurde nie ermittelt, obwohl ihr Vater der Hauptverdächtige war, konnte ihm der Mord nie nachgewiesen werden. Eines Tages erhält Jana eine dringende Nachricht von einem Freund ihres Vaters, sie müsse sofort nach Hause kommen, um ihren Vater stünde es schlimm. Widerwillig kehrt sie heim und erlebt einen Schock, ihr Elternhaus ist bis unters Dach vermüllt. Beim Versuch etwas Ordnung zu schaffen macht sie eine Entdeckung, die alles verändert.

Ich habe mich sehr auf das neuste Werk Roman Klementovic gefreut, ich kannte schon frühere Werke des Autors und mag die Art und Weise wie er schreibt sehr, seine Storys sind immer wieder für eine Überraschung gut, als Leser weiß man nie was als nächstes passiert, überraschende Wendungen sorgen für Abwechslung und seine ruhige Art zu erzählen hebt sich wohltuend von vielen reißerischen und bluttriefenden Thrillern ab. (nicht falsch verstehen, die liebe ich auch, aber Abwechslung verhindert Leseflauten). Seine Charakterbeschreibungen lassen die Personen lebendig werden und zwingt einen schnell dazu Sympathien und Antipathien zu verteilen, ob die Einordnung immer gerechtfertigt ist, eröffnet sich erst während des Lesens, also wie im richtigen Leben.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

DIE TOTE IM EISBLOCK

Die Tote im Eisblock
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Die Tote im Eisblock ist tatsächlich schon der 19. Band der Reihe um Dave Robicheaux, allerdings muss man nicht alle Vorgängerbände gelesen haben, ich kenne auch noch nicht alle und war trotzdem gleich ...

Die Tote im Eisblock ist tatsächlich schon der 19. Band der Reihe um Dave Robicheaux, allerdings muss man nicht alle Vorgängerbände gelesen haben, ich kenne auch noch nicht alle und war trotzdem gleich zu Beginn wieder ganz nah an Dave und Clete. Das möchte ich schon mal vorausschicken.



Burke lässt in diesem Band nichts aus, Korruption, Missbrauch, Mord, Drogenhandel, Folter, Rassismus, alles, was die Palette der Verbrechen zu bieten hat, mit all dem haben Dave und Clete zu tun. Und dabei dringen sie in die feinsten Kreise der Gesellschaft ein und einigen Geschäftsleuten treten sie gewaltig auf die Füße, so gewaltig, dass sie selbst und auch Daves Familie in Gefahr geraten.

Es dauert etwas, bis Dave und Clete alle Zusammenhänge aufdecken können und auch als Leser braucht man etwas Geduld, aber das macht nichts, es ist mörderisch spannend, quasi in Echtzeit dabei zu sein, bei den Ermittlungsfortschritten, aber auch bei den Rückschlägen, denn die gehören in Burkes Krimis dazu, seine Figuren scheinen mitten aus dem Leben gegriffen, sie lachen und weinen, sie bluten, sie kämpfen mit ihren inneren Dämonen und sie lieben und hassen. Ihre Methoden sind nicht immer ganz im Rahmen der Legalität, aber sie stehen immer auf der Seite derer, die sich nicht selbst wehren können und sie wissen, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer die gleiche Seite der Medaille sind.

Dave und Clete sind mir in den vorigen Bänden sehr ans Herz gewachsen, Dave ist schwierig, impulsiv, stur und löst Probleme auch gern mal mit Gewalt, während er auf der anderen Seite, sensibel und einfühlsam ist, doch während er sein privates Glück mit seiner Ziehtochter Alafair und seiner Frau Molly gefunden hat, hat Clete immer mehr mit seinem Vietnam Trauma zu kämpfen, dazu belasten ihn gesundheitliche Probleme und auch die Beziehung zu seiner Tochter gestaltet sich kompliziert von seinem nicht vorhandenen Glück mit Frauen muss man gar nicht erst sprechen.

Aber auch die weiteren Protagonisten sind sehr interessant beschrieben, auf den ersten Blick sind sie gebildet, anständig und wohlerzogen, doch das alles ist nur Fassade, ein Blick dahinter, wie ihn uns Burke ermöglicht, zeigt, was sie wirklich sind: Abschaum, sie leben in ihrer ganz eigenen Welt, als wären sie immun gegen Strafverfolgung, sie blicken mit einer Selbstverständlichkeit auf andere herab und begehen Verbrechen an Mensch und Natur ohne eine Spur von Schuld oder Reue zu empfinden, die bei jedem anderen ein Gefühl von Übelkeit auslöst.

Ich bin wieder einmal begeistert von Burkes Sprachgewalt, seinen authentischen Dialogen.

Ich zitiere mich an dieser Stelle einmal selbst, denn das beschreibt: Die Tote im Eisblock, genau.

Die Story ist wie ein Spinnennetz, alles ist irgendwie miteinander verbunden und wenn man an einer Stelle drauf tippt, zittert es an einem ganz anderen Ende.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Wer mit den Toten spricht

Wer mit den Toten spricht
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Cassie Raven, Assistentin der Rechtsmedizin mit einer Vorliebe für Piercings und Tattoos, ist für gewöhnlich hart im Nehmen. Als ihre geliebte Großmutter ihr jedoch gesteht, sie jahrelang über den Tod ...

Cassie Raven, Assistentin der Rechtsmedizin mit einer Vorliebe für Piercings und Tattoos, ist für gewöhnlich hart im Nehmen. Als ihre geliebte Großmutter ihr jedoch gesteht, sie jahrelang über den Tod ihrer Eltern belogen zu haben, ist Cassie tief erschüttert. Denn es gab nie einen tödlichen Autounfall, als sie noch klein war – stattdessen wurde ihr Vater für den brutalen Mord an ihrer Mutter verurteilt und saß 17 Jahre im Gefängnis.

Mithilfe von DS Phyllida Flyte - ihrer Beinahe-Freundin - stellt Cassie Recherchen an, die jedoch immer mehr Fragen aufwerfen. Dann taucht ihr plötzlich bei Cassie auf und behauptet unschuldig zu sein. Nur die Toten können die ganze erschütternde Wahrheit enthüllen.



Cassie Raven arbeitet als Assistentin der Rechtsmedizin, für die sympathische junge Frau mit einer Vorliebe für Tattoos, Piercings und schwarzer Kleidung ist ihr Job eine Berufung, sie will, dass den Toten der Respekt entgegengebracht wird, den sie verdienen. Ihr neuster Kunde, wie sie die Toten nennt, ist der 15-jährige Bradley Appleton, der Junge hat augenscheinlich Selbstmord begangen, doch die Gründe dafür liegen im Dunklen. Ebenso im Dunkeln liegt die Wahrheit über den Tod ihrer Mutter, von der Cassie bisher dachte, sie wäre gemeinsam mit ihrem Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Nach einem Schlaganfall gesteht ihr ihre Großmutter, bei der die junge Frau aufwuchs, dass diese Geschichte nicht stimmt, ihr Vater wurde des Mordes an ihrer Mutter für schuldig befunden und saß 17 Jahre im Gefängnis, bis er bei ihr auftaucht und seine Unschuld beteuert. Nach anfänglichem Zögern sucht Cassie nach der Wahrheit.

Wer mit den Toten spricht ist der zweite Band der Reihe um Cassie Raven und mein erster, ich habe allerdings nichts vermisst, das spricht definitiv für das Buch, das gemächlich beginnt und dann mehr und mehr Fahrt aufnimmt.

Ich mochte Cassie von Beginn an, ihre empathische Art, mit den Menschen, die sie umgeben umzugehen, egal ob sie nun lebendig oder schon tot sind, macht sie sehr liebenswert, ihre Figur zeigt den Lesern auch wieder einmal auf, dass man nicht vorschnell über jemanden urteilen darf, nur weil er sich unkonventionell kleidet. Ihr Gegenpol ist DS Phyllida Flyte, die Polizistin ist manchmal überkorrekt und weniger gefühlsbetont als Cassie, was sie aber nicht weniger sympathisch macht.
Besonders ans Herz gewachsen ist mir aber Weronika, Cassies polnische Großmutter, eine Großmutter wie aus dem Bilderbuch, ihre Art mag ich sehr.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Blut der Drachen

Blut der Drachen
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Mit dem vierten Teil finden die Regenwildnis-Chroniken einen würdigen Abschluss, auch wenn die Autorin hier noch einiges der Fantasie ihrer Leser überlässt. Die Autorin nimmt uns mit nach Kelsingra, der ...

Mit dem vierten Teil finden die Regenwildnis-Chroniken einen würdigen Abschluss, auch wenn die Autorin hier noch einiges der Fantasie ihrer Leser überlässt. Die Autorin nimmt uns mit nach Kelsingra, der Stadt der Drachen, die nach und nach ihre Geheimnisse preisgibt und damit immer greifbarer wird, die Stadt erwachte vor meinem inneren Auge mehr und mehr zum Leben. Allerdings hat Kelsingra auch am Ende der Reihe noch längst nicht alle Geheimnisse preisgegeben, doch so wie mein Bild der Stadt wuchs, so wuchs auch mein Bild der Protagonisten, da ist Alise, die zunächst dagegen war, dass Kelsingra von den Hütern und Drachen in Besitz genommen wurde, sie will alles bewahren so wie sie es vorgefunden hatten, um die Stadt und ihre Geheimnisse zu erforschen, doch im Laufe der Zeit muss sie einsehen, dass sie sich eine andere Aufgabe suchen muss denn Kelsingra gehört den Drachen und den Uralten.
Und da ist da natürlich noch Thymara, die sich lange selbst im Wege stand, ihre Erziehung und die Regeln ihrer Heimat blockierten ihre innere Freiheit, was sie meiner Meinung nach auch daran hinderte sich entweder für Tats oder Rapskal zu entscheiden.

Und die Drachen?

Es war eine Freude ihre Entwicklung zu verfolgen, von erschöpften Seeschlangen über missgestaltete Drachen zu den Herrschern der Lüfte, die stolz und arrogant und so gar nicht liebenswert nur auf ihre Bedürfnisse achten, ihre Hüter sind nur dazu da sie zu pflegen und zu nähren und sie im schlimmsten Fall mit dem eigenen Leben zu verteidigen und doch konnte ich nicht genug von ihnen bekommen. Und ich muss zugegeben, ihren Rachegedanken gegen ihre Peiniger aus Chalced durchaus begrüßt habe.

Die Regenwildnis-Chroniken sind ein besonderes Leseerlebnis das ich gern weiterempfehle.



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