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Veröffentlicht am 28.09.2018

Bis auf den Showdown am Ende wieder top!

Rachewinter
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Endlich ist er da - der dritte Band rund um Walter Pulaski und Evelyn Meyers. Montaelang habe ich dem neuen Thriller meines Lieblings-Thriller-Autoren Andreas Gruber entgegen gefiebert und wie gewohnt ...

Endlich ist er da - der dritte Band rund um Walter Pulaski und Evelyn Meyers. Montaelang habe ich dem neuen Thriller meines Lieblings-Thriller-Autoren Andreas Gruber entgegen gefiebert und wie gewohnt hat er mich nicht enttäuscht!
Vorweg an alle Leser, die Band 1 und 2 nicht kennen: Man kann "Rachewinter" (im Gegensatz zur Todesreihe mit Maarten S. Sneijder) auch ohne Vorkenntnisse lesen.

Wie üblich ist man bei Andreas Gruber ab der ersten Seite mitten im Geschehen. Wir befinden uns in Wien. Zwei Dachdecker werden bei ihrer Arbeit auf eine heiße Sexszene im gegenüberliegenden Penthouse aufmerksam. Sie beginnen mitzufilmen und erleben bald darauf einen großen Schock. Sie werden Zeuge eines Mordes. Als die Polizei eintrifft ist der Mörder bereits geflohen. Doch die Aufnahme liefert den Täter schnell ans Messer. Es soll sich um Michael Kotten handeln, der seinen Lebensgefährten Johann Wulf ermordet hat. Dieser steht kurze Zeit später im Büro von Anwältin Evelyn Meyers und bittet sie seine Verteidigung zu übernehmen. Michael Kotten erklärt Evelyn, dass er unschuldig sei, denn er ist nicht schwul, sondern Transgender und stecke mitten in seiner Verwandlung vom Mann zur Frau. Außerdem hat er den Mord nicht verübt. Evelyn und ihr neuer Assistent Florian Zock, genannt Flo, nehmen sich dem Fall an und entdecken schnell, dass ihr Verdächtiger aus einer mächtigen Familie kommt. Sein Vater, Richard von Kotten, betreibt ein Glücksspielimperium, sein Onkel ist Politiker, die Tante ist Ärztin. Michael sei außerdem das schwarze Schaf der Familie und sein Vater hasst ihn. Von Richard von Kotten sei deswegen keine Hilfe zu erwarten. Doch kurze Zeit später legt Michael Kotten ein Geständnis ab....

Im zweiten Handlungstrang in Leipzig wird Kommissar Walter Pulaski zu einem Toten in einem Motel gerufen. Der Geschäftsmann Klaus Hinze wird mit einer Schere im Ohr im Bad seines Hotelzimmer tot aufgefunden. Pulaski glaubt nicht, wie die Gerichtsmedizin, an einem Unfall. Diese geht davon aus, dass er aus der Dusche kommend beim Barthaar schneiden, ausgerutscht ist. Doch die fehlenden Leichenflecken und kleine Blutspritzer in der Unterhose erhärten seinen Verdacht. Pulaski ist noch immer im Kriminaldauerdienst, sprich er darf einen neuen Mordfall nur kurz nach dem Auffinden der Leiche bearbeiten und muss ihn danach abgeben. Wer den knurrigen und zynischen Kommisar kennt, weiß auch, dass er sich selten daran hält. Als er entdeckt, dass der Tote der Vater von Nina, der Freundin seiner Tochter Jasmin ist, recherchiert er auf eigene Faust weiter. Und auch Nina und Jasmin versuchen die letzten Tage und Stunden des Mordopfers zu ergründen und stoßen auf eine mysteriöse Frau im roten Kleid. Als weitere Morde geschehen und dieselben unerklärlichen Blutflecken auftauchen, legt Pulaski alle Hemmungen ab und ermittelt...

Wie bereits in den Vorgängerbänden des Autors werden wieder zwei Handlungsstränge verknüpft, die erst gegen Ende des Thrillers zusammenlaufen. Auch Personen und Handlungsorte sind ident, denn es handelt sich um Evelyn Meyers, Anwältin aus Wien, und Kriminalhauptkommissar Walter Pulaski aus Leipzig.
Der Wiener Erzählstrang ist dabei etwas präsenter, als der deutsche. Bis sich beide Handlungsstränge zum Finale in Leipzig treffen, verfolgt man mit angehaltenem Atem die temporeiche Geschichte und hofft auf ein positives Finale. Dabei hat der Autor diesmal einige interessante Gedanken und Inhalte in petto. Vorallem muss ich ein großes Lob betreffend dem Thema der Transsexualität aussprechen. Andreas Gruber hat sehr gut recherchiert und die Unterschiede immer wieder in verschiedenen Situationen dem Leser verständlich gemacht. Außerdem finde ich es klasse, dass sich ein Autor dem Thema widmet und noch dazu in einem Thriller.

Andreas Gruber überrascht wirklich in jedem neuen Buch mit verrückten Tatwaffen oder grausamen ungewöhnlichen Morden. Auch diesmal ist es so. Woher er die Ideen dazu nimmt, möchte ich gar nicht wissen ;)

Doch warum gebe ich meinem Lieblings-Thriller-Autor diesmal keine 5 Sterne?
Es ist das Ende, das mir einfach zu unrealistisch war. Ab dem Zeitpunkt des finalen Showdowns in der Villa hatte ich leichte Probleme mit der Glaubwürdigkeit des Ganzen. Die Spannung war zwar auf dem absoluten Höhepunkt und bis zu diesem Grande Finale war ich wieder absolut begeistert von Grubers gefinkelten Morden und überraschenden Wendungen. Jedoch war der für mich etwas konstruierte Schluss eine kleine Enttäuschung. Das bedeutet diesmal "nur" 4 1/2 Sterne statt meiner üblichen vollen 5 Sterne.

Schreibstil:
Der Autor schreibt gewohnt temporeich, bildhaft und rasant. Verblüffende Wendungen und ein konstant aufbauender Spannungsbogen lassen dem Leser an die Seiten fesseln. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Dazu erhöhen kurze Kapitel, die mit Datum versehen sind, so wie die wechselnden Perspektiven die Intensivität der Geschichte.
Die Charaktere sind nicht stereotyp, sondern facettenreich und lebendig.

Fazit:
Spannend von der ersten Seite an - ein echter Gruber eben! Überraschende Wendungen und überaus fantasievolle Mordpraktiken ließen mich kaum das Buch aus der Hand legen. Nur das Ende hat mich diesmal nicht zu 100% überzeugt. Deswegen sind es "nur" 4 1/2 Sterne statt 5, die ich bei Portalen, die nur ganze Sternebewertungen haben, gerne aufrunde.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Gelungene Familiensaga

Der Gutshof im Alten Land
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1919. Der Große Krieg ist zu Ende. Viele Familien beklagen mindestens einen Toten. Auch am Gutshof der Familie von Voss kehren beide Söhne nicht zurück. Gerrit, der Ältere, ist bereits vor dem Krieg nach ...

1919. Der Große Krieg ist zu Ende. Viele Familien beklagen mindestens einen Toten. Auch am Gutshof der Familie von Voss kehren beide Söhne nicht zurück. Gerrit, der Ältere, ist bereits vor dem Krieg nach einem Streit in die USA ausgewandert; Lennart, der Jüngere wird in Frankreich vermisst. Tochter Finja versucht so gut wie möglich das Gut zu leiten, denn Gutsherr, Edzard von Voss, liegt seit einem Schlaganfall im Sterben. Immer wieder fragt er nach seinem jüngsten Sohn Lennart. Sein skrupelloser und geldgieriger Neffe Roland, der Tochter Finja, heiraten soll, möchte am liebsten sofort die Domäne übernehmen. Als einziger männlicher Nachkomme der Familie ist er erbberechtigt. Da taucht plötzlich ein Fremder auf, der Lennart täuschend ähnlich sieht. Dieser junge Mann, Clemens Curtius, war ein Kriegskamerad des Gutsherrensohnes und bringt den Eltern seine Papiere. Gutsherrin Caroline nutzt jedoch die Gunst der Stunde und gibt ihn bei ihrem Mann als Lennart aus. Doch die Lüge verbreitet sich schneller als erwünscht und bald wird im ganzen Ort über die Rückkehr von Lennart gesprochen, der charakterlich so ganz anders erscheint, als vor Kriegsbeginn. Aber auch Finja hofft der Hochzeit mit Roland entgehen zu können. Doch wie lange wird Clemens Curtius diese Scharade mitspielen? Und wie wird seine Zukunft nach dem Tod des Gutsherren aussehen?

Nachdem ich jetzt den Klappentext gelesen habe, (ich vermeide es schon länger die Inhaltsangabe zu lesen, bevor ich das Buch aufschlage!) fällt mir gerade auf, dass dieser gar nicht zu 100% stimmt. Genau das ist einer der Gründe, warum ich nur mehr bei der Buchvorstellung die Kurzbeschreibung lese und danach nicht mehr.
Aber zurück zur Geschichte, die von der ersten Seite an fesseln kann. Micaela Jary bietet in ihrer Familiensaga "Der Gutshof im Alten Land" einiges an Liebe, Hoffnung und schlimmen Intrigen. Während Clemens im Zwiespalt steckt, wie er aus dieser Sache wieder herauskommt, sehnt er sich aber gleichzeitig nach Familienanschluss, nachdem er keine eigene mehr hat. Dieser Gefühlswirrwarr des jungen Mannes wird hervorragend wiedergegeben. Aber auch von anderer Seite droht ihm Gefahr. Dienstmädchen Käthe, die ein Auge auf Roland geworfen hat, vermutet ein Geheimnis und gibt Informationen über Clemens weiter. So weiß Roland bald, dass Lennert/Clemens wegen seiner Kriegsverletzung starke Schmerzen hat und sich aus Hamburg Opiate holt. Diese Nachricht weiß er zu seinen Gunsten zu nutzen...

Die Charaktere sind authentisch und facettenreich. Besonders die Darstellung der Arzttochter Christine fand ich äußerst gelungen. Christine ist eine junge Frau, die vor Lebendigkeit sprüht und nicht auf den Mund gefallen. Sie ist hilfsbereit und überfürsorglich. Dies bringt Clemens desöfteren in Bedrängnis, denn die junge Dame hat ein Auge auf ihn geworfen - fest in der Annahme Lennart vor sich zu haben. Aber auch Ariana, die Tochter eines Reeders und die ehemalige Verlobte von Gerrit, ist überrascht vom positiven Charakterwechsel ihres zukünftigen Ex-Schwagers. Sie verfällt ebenfalls seinem Charme. Finja ist eine starke Frau, die versucht den Hof vor Schaden zu bewahren, obwohl sie weiß, dass sie ihn nicht erben kann. Ihren Wunsch Tierärztin zu werden musste sie während des Krieges bereits ad acta legen.
Gefühle und Stimmungen sind wunderbar beschrieben und nehmen den Leser gefangen. Die starken Frauenfiguren, allen voran Finja und Christine, überzeugen auch in einer Zeit, in der Frauen erst vor kurzem das Wahlrecht erhalten haben. Man merkt den Umschwung in der Gesellschaft, auch wenn es langsam voran geht.

Einziger Störfaktor der Geschichte war für mich die Glaubwürdigkeit des Verwirrspieles rund um Clemens/Lennart. Dass Roland seinen Vetter Lennart früher nie zu Gesicht bekommen hat, fand ich nicht hundertprozentig glaubwürdig. Auch dass die Dienstboten das gebotene Schau- und Verwirrspiel nicht durchschauen, kam mir etwas blauäugig vor. Ansonsten eine gelungen Familiensaga, die einige Überraschungen bereit hält.

Zum Roman gibt es eine 100 Seiten lange Vorgeschichte, die man nur als eBook lesen kann.

Schreibstil:
Der angenehme und bildhafte Schreibstil lässt einem nur so durch die Seiten fliegen. Der Roman besteht aus zwei Teilen, wobei der zweite Teil au den letzten hundert Seiten des Romans bestehen. Micaela Jary erzählt abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven, wobei Finja und Clemens den Hauptpart übernehmen.
Die Gegend rund um das Alte Land wurde sehr lebendig und mit viel Liebe zum Detail dargestellt. Hier spürt man auch die Verbundenheit der Autorin zur Gegend rund um Hamburg. Micaela Jary hat das Leben der Menschen zu dieser Zeit hervorragend recherchiert und dargestellt.
Plattdeutsche Sätze, die sie in die Geschichte eingestreut hat, vermitteln Lokalkolorit. Sie waren zu 90% auch für mich als Österreicherin verständlich ;)

Fazit:
Eine gelungene Familiensaga, die wunderbar unterhält. Die Atmosphäre und Stimmung der Zeit und der Gegend hat die Autorin hervorragend transportiert. Hier wäre ich einem weiteren Band nicht abgeneigt! Potenzial wäre auf jeden Fall da!

Veröffentlicht am 27.09.2018

War mir zu skuril und hatte zu wenig Spannung

Der letzte Sterz
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"Der letzte Sterz" (Sterz bezeichnet eine Zubereitungsart einfacher Gerichte in kleinbröckeliger Form aus Buchweizenmehl, Maisgrieß, Roggenmehl, Weizengrieß, Kartoffeln oder Bohnen, die in Bayern, Österreich, ...

"Der letzte Sterz" (Sterz bezeichnet eine Zubereitungsart einfacher Gerichte in kleinbröckeliger Form aus Buchweizenmehl, Maisgrieß, Roggenmehl, Weizengrieß, Kartoffeln oder Bohnen, die in Bayern, Österreich, Kroatien und Slowenien verbreitet ist) ist bereits der dritte Fall rund um die Kommissare Hawelka und Schierhuber, aber mein erster der Reihe.
Der Krimi ist auch erstmals im Emons Verlag erschienen, die beiden Vorgänger im Haymon Verlag. So erkennt man nicht gleich auf den ersten Blick, dass es sich hier um eine Reihe handelt. Aber keine Bange - man kann Band 3 getrost auch alleinstehend lesen.

Der Mordfall, der die beiden schrägen Polizisten nach Stainz in die Weststeiermark katapultiert, ist äußerst spektakulär. Statt der Statue des Erherzog Johanns steht eine Betonfigur, die dem Stainzer Herwig Mitteregger ähnelt auf dessen Sockel. Tatsächlich steckt darin die Leiche des besagten Mannes. Unterhalb wurde der Satz "Nicht Johann sollst du ehren, sondern Leuthold" mit Blut draufgeschmiert. Der Tote war im Ort nicht wirklich beliebt und so gestaltet sich die Suche nach dem Täter etwas schwierig. Gründe Mitterhuber zu töten hätten so einige. Doch Hawelka und Schierhuber stoßen auf eine Wand des Schweigens, denn die Einheimischen wollen nicht wirklich etwas mit "den Weanern" zu tun haben. Dabei ist Schierhuber genauso maulfaul, wie die ansäßigen Weststeirer. Wie kommen die beiden Polizisten nur dem Täter auf die Spur? Ist es ein Racheakt an Mitterhuber ? Oder am Bauunternehmer Gautsch, der demnächst die Region zu einem steirischen Disneyland umfunktionieren möchte ? Aber auch der Kommunist ist einer der Verdächtigen.....

Der Kriminalfall plätschert vor sich hin und nicht nur Hawelka und Schierhuber treten auf der Stelle, sondern auch mir geht es beim Lesen der Geschichte nicht wirklich anders. Die Spannung hält sich in Grenzen und kommt erst zum Showdown...genau am heiligen Abend. Das Ende fand ich dann wiederum zu überspitzt und unglaubwürdig.

Einiges an Gesellschaftskritik hat der Autor humorig verpackt, was mir sehr gut gefiel. Besonders gelungen fand ich auch die Gegenüberstellung der Einheimischen zu den aus Wien angereisten Polizisten. Dabei sind Schierhuber und Hawelka gar keine Wiener, sondern sind aus dem nördlichen Niederösterreich, dem Waldviertel, nach Wien in die Zentrale gewechselt. Das Lokalkolorit spielt hier eine große Rolle.

Gefallen hat mir auch die sehr facettenreiche Personenbeschreibung der einzelnen Figuren. Sie sind köstlich in Szene gesetzt und sehr lebendig beschrieben. Hier sticht vorallem Herta, das allwissende Auskunftsbüro in Wien, heraus.
Aber leider wurde ich mit dem Schreibstil von Günther Pfeifer nicht wirklich warm. Er schreibt humorvoll, seine Charaktere sind dabei ziemlich überspitzt. Es lag auch nicht am Dialekt, denn so viel Unterschied zwischen den Dialekten in der Steiermark und dem westlichen Niederösterreich gibt es nicht. Totzdem hatte ich Mühe in die Geschichte zu kommen und dranzubleiben.

Ich denke ich sollte in Zukunft doch meine Finger von humorvollen Krimis lassen und mich mehr dem blutigen Genre widmen.....

Fazit:
Für mich leider kein Pageturner und auch kein wirklich herausragender Krimi. Mir fehlte es an Spannung und die Geschichte war mir teilweise zu skuril. Hingegen punkten Charakterbeschreibung, Humor und die versteckte Sozialkritik. Wer humorige Krimis mit viel Lokalkolorit schätzt, kann zugreifen. Ich werde wohl wieder vermehrt zu Psychothriller oder Blutigem greifen....

Veröffentlicht am 24.09.2018

Skandal um Rosie

Das Ludwig Thoma Komplott
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Das Ludwig Thoma Komplott ist bereits der zweite Teil rund um den Münchner Kommissar Tom Perlinger. Für mich war es der erste Krimi aus der Feder von Sabine Vöhringer und ich habe mir bereits Band 1 der ...

Das Ludwig Thoma Komplott ist bereits der zweite Teil rund um den Münchner Kommissar Tom Perlinger. Für mich war es der erste Krimi aus der Feder von Sabine Vöhringer und ich habe mir bereits Band 1 der Reihe nachgekauft. Sagt doch schon alles, oder?

Während Tom an einem alten Cold Case aus dem Jahr 1972 arbeitet, der plötzlich von seinem Vorgesetzten ad acta gelegt wird, meldet sich seine ehemalige Schulfreudin, die Verlegerin Julia Frey, bei ihm. Im Nachlass ihres Großvaters hat sie in einem alten Manuskript des bayrischen Schriftstellers Ludwig Thoma, welches nie veröffentlicht wurde, Paralellen zu genau diesen alten Mordfällen gefunden. Der mutmaßliche Mörder wurde damals verurteilt und ist mittlerweile verstorben. Für Julia könnte diese Fortsetzung des Erfolges "Ein Münchner im Himmel", die Rettung ihres Verlages sein, der kurz vor der Pleite steht. Doch es scheint als hätte eine Person etwas dagegen, denn als sich Julia auf den Weg zu Tom macht, wird auf sie geschossen. Die Aktenmappe mit dem Manuskript wird ihr entrissen und mitgenommen. Der Schusswechsel ist für Julia tödlich. Bei ihrer Leiche findet Tom dieselbe handgeschnitzte Mini-Harfe, welche auch damals bei der Mordserie an Prostituierten in den Siebziger Jahren gefunden wurden. Tom ist sich sicher, dass der alte Fall und Julias Entdeckung zusammenhängen. Außerdem ist er es seiner alten Schulfreundin schuldig den Mörder zu finden...

Zu Schulzeiten waren Tom, Julia, Marcel, Carolyn, Franziska und Sebastian eine eingeschworene Clique. Aus Julia und Marcel, sowie aus Franziska und Sebastian wurde später ein Ehepaar. Doch beide Ehen scheinen nicht glücklich. Franziska trinkt, Sebastian betrügt sie, Julia und Marcel stehen vor dem Konkurs. Carolyn und Sebastian haben hingegen Erfolg im Beruf und Tom hat nun die Aufgabe einen seiner ehemaligen Freunde als Täter zu entlarven. Oder ist es doch der merkwürdige Pfarrer? Sein ehemaliger Kollege Claas, der plötzlich wieder auftaucht? Oder jemand ganz anders? Kollegin Jessica und der mürrische Mayerhofer, der gerne Tom's Job hätte, ermitteln...

Wir begleiten Tom durch die Straßen und Plätze von München. Die bayrische Landesmetropole wird sehr lebendig und bildhaft dargestellt. Auch die Charaktere sind facettenreich und detailliert beschrieben. Der Spannungsbogen bleibt konstant.

Als Leser rätselt man bei der sehr komplexen Geschichte von Anfang an mit. Manche Leser hatten am Anfang der Leserunde kleine Schwierigkeiten die vielen Personen auseinanderzuhalten und richtig zuzuordnen. Obwohl es mein erster Tom Perlinger Krimi war, gab es für mich diese Probleme nicht wirklich. Sabine Vöhringer ist es hervorragend gelungen immer wieder neue Wendungen einzubauen. Meine Tatverdächtigen wechselten von Kapitel zu Kapitel...naja, fast ;) Fragwürdige Figuren gibt es jede Menge und man überlegt lange Zeit, wie die beiden Handlungsstränge am Ende wohl zusammenlaufen sollen. Sabine Vöhringer löst dies am Ende großartig und vorallem glaubwürdig.

Das Münchner Hofbräuhaus am Cover spielt auch im Buch eine Rolle und wer wie ich in den 80-igern Teenager war, kennt sicherlich den Song der Spider Murphy Gand "Skandal um Rosie", der mich als Ohrwurm das ganze Buch über begleitet hat.

Schreibstil:
Sabine Vöhringer schreibt sehr bildhaft, detailliert und mit einem Schuss Humor. Besonders gefallen hat mir ihre Beschreibung der unverwechselbaren Charaktere und der Stadt München. Der Krimi bietet viel Lokalkolorit. Die Autorin hat perfekt recherchiert und uns einen Blick zurück in die Siebziger Jahre gewährt. Um die Location noch besser kennenzulernen gibt es am Ende der Klappenbroschur einen Plan der Handlungsorte.

Fazit:
Ein komplexer Regionalkrimi, der viel Lokalkolorit und einen interessanten Plot bietet. Die Spannung kommt dabei ebenfalls nicht zu kurz und als Leser rätselt man gerne mit. Das Ende ist stimmig und gut gelöst.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Toller Debütroman

Wie Nebel in der Sonne
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Der Debütroman von Astrid Töpfner überzeugt mit viel Gefühl und Herz, ohne dabei kitschig zu werden. Der Einstieg in die Geschichte ist zuerst kein leichter, denn unsere Protagonistin Susanna hat eine ...

Der Debütroman von Astrid Töpfner überzeugt mit viel Gefühl und Herz, ohne dabei kitschig zu werden. Der Einstieg in die Geschichte ist zuerst kein leichter, denn unsere Protagonistin Susanna hat eine schwere Zeit. Ihre Mutter ist an Krebs erkrankt. Ihr tagesablauf besteht im Moment nur aus der Pflege dieser und ihrem Job in einer Gärtnerei. Ihre Schwester Amaia verwirklicht sich seit Jahren in Indien selbst und reagiert nicht auf Susannas Bitten nach Hause zu kommen. Auch ihr Freund Sven fühlt sich durch die Zeit, die sie ihrer Mutter widmet, vernachlässigt. Beide sind keine große Hilfe oder Stütze in dieser schwierigen Situation. Als Susanna erfährt, dass Sven sie betrügt, ist sie am Tiefpunkt angelangt. Kurz darauf stirbt ihre Mutter. Susanna ist gefangen in ihrer Trauer, als Amaia doch noch pünktlich zum Begräbnis auftaucht. Gemeinsam verabschieden sie die Mutter, als Susanna sich entschließt die Asche in ihre Heimat zu bringen. Sie nimmt sich Urlaub, um die Urne nach Spanien zu überführen - an den Ort, wo ihre Mutter als Kind glücklich war....

Mark und Susanne treffen zufällig in einer spanischen Weinstube aufeinander. Ein kleiner Flirt und zu viel Alkohol führen zu einer spontanen Entscheidung. Susanna bietet Mark die Mitreise nach Spanien an. Zu Beginn der Reise bereuen sie beide, so vorschnell gehandelt zu haben, doch mit der Zeit wird der Roadtrip von Zürich nach Nordspanien eine emotionale Tour mit Höhen und Tiefen. Beide Charaktere haben viel aufzuarbeiten. Immer wieder gibt es kurze Rückblicke in die Vergangenheit, die uns nach und nach mehr über Susanna und Mark offenbaren. Diese sind in kursiver Schrift gehalten. Erst allmählich öffnen sie sich gegenüber dem Anderen und geben immer mehr von ihren Gedanken und Gefühlen preis. So erkennen Mark und Susanna am Ende, was im Leben wirklich zählt.
Dazu kommt noch ein kleines Familiengeheimnis, das Susannas Welt auf den Kopf stellt. Trauer, Liebe und Schuldgefühle sind der rote Faden in der Geschichte.

Susanna und Mark sind zwei sympathische Protagonisten, wobei Mark kurzfristig etwas an Sympathie einbüßt, als seine Geschichte näher beleuchtet wird. Er ist ein richtiger "Halodri", der es mit den Frauen nicht sehr ernst meint und eine Entscheidung trifft, die er später bereut. Er ist charmant und überzeugt von seiner Ausstrahlung auf Frauen. Doch hinter seiner coolen Fassade steckt ein junger Mann mit Herz und einer tragischen Geschichte.
Susanna kann nicht loslassen und ihre Trauer nicht zulassen. Zu lange hat sie alleine gekämpft, um die Tage zu überstehen. Auch von den Männern wurde sie schon zu oft enttäuscht und auch diesmla ist sie sich sicher, dass auch Mark etwas zu verbergen hat.
Astrid Töpfner gelingt es sehr gut die innere Zerissenheit der beiden Figuren darzustellen. Jeder kämpft gegen seine eigenen Dämonen. Dabei zieht der Roman den Leser aber nicht in eine melancholische Lesestimmung, sondern man bekommt das Gefühl, dass die Charaktere aus den dichten Nebel herausfinden und sich am Ende einen Platz an der Sonne sichern.

Schreibstil:
Astrid Töpfner schreibt sehr gefühlvoll und diaoglastig. Der warmherzige, aber melancholische Roman hat ein trauriges Thema, welches die Autorin jedoch gekonnt mit einigen witzigen Dialogen mischt und den Leser nicht hinabzieht. Die Beschreibung der Landschaft ist bildhaft und lebendig.
Susannas spanische Herkunft mütterlicherseits wird durch spanische Worte immer wieder hervorgehoben. Es ist gerade so viel, dass auch Leser, die wie ich nicht der Sprache mächtig sind, den Sinn verstehen.

Fazit:
Ein warmherziger Roman über Liebe, Verlust und Schuldgefühle, der durch den teilweise witzigen Roadtrip an Melancholie verliert. Die Autorin versteht es mit einer etwas anderen Liebesgeschichte zu überzeugen, die zugleich schön und trautig ist. Ein toller Debütroman!