Der Duft der Provence
LavendelträumeJulia ist gelernte Grafikerin und lebt mit ihrem Partner Frank in München. Mit ihrer besten Freundin Maren betreut sie Immobilienprojekte, die Maren vermittelt und die durch Julias Zeichnungen den Kunden ...
Julia ist gelernte Grafikerin und lebt mit ihrem Partner Frank in München. Mit ihrer besten Freundin Maren betreut sie Immobilienprojekte, die Maren vermittelt und die durch Julias Zeichnungen den Kunden bildhafter dargestellt werden. Das Immobiliengeschäft ist hart, denn beide lieben ihre Eigenständigkeit. Doch Julias Leben gerät völlig aus der Bahn, als ihre Mutter bei einem Autounfall verstirbt und ihr Freund Frank nicht mit ihrer Trauer umgehen kann. Sie fühlt sich verlassen und schuldig am Tod ihrer Mutter, mit der sie telefonierte, als das Unglück geschah. Beim Ausräumen des Kleiderschrankes findet sie einen Schließfachschlüssel für ein Postfach. Darin befindet sich eine Schachtel mit dem Lieblingsparfum ihrer Mutter und eine kleine geheimnisvolle Liebesbotschaft, unterzeichnet von einem mysteriösen "A". Ihre Mutter hat nie ein anderes Parfum als "La vie" getragen, der Duft der sich in diesem Postfach befand. Doch wer hat ihr die romantischen Zeilen geschrieben?
Julia beschließt in das Dorf in der Provence zu fahren, in dem der Parfümeur von "La vie" wohnt. Sie möchte wissen, ob er etwas mit den Zeilen an ihre Mutter zu tun hat. Als sie in Roquefort-les-Pins ankommt, trifft sie nur mehr den Sohn des Mannes an, der den Duft ihrer Mutter kreierte. Nicolas ist ebenfalls gelernter Parfumeur, jedoch in der Zwischenzeit ein angesehener Maler. Erst vor wenigen Tagen hat er seinen Vater zu Grabe getragen und Julia kann Antoine nicht mehr wegen ihrer Mutter fragen. Deswegen beschließt sie Nicolas nicht sofort mit der angbelichen Liebesbotschaft seines Vaters an ihre Mutter zu konfrontieren. Julia beginnt sich langsam im Dorf einzuleben und fühlt sich auch von den Menschen in Roquefort-les-Pins angenommen. Die Gespräche mit Nicolas und die malerische Gegend lassen Julias Mauern langsam bröckeln. Das Innehalten und neue Kraft schöpfen tut ihr gut. Sie erhält Zuversicht und Zuspruch, gewinnt Selbstvertrauen und entdeckt neue Wege für sich selbst. Julia versinkt im Reich der Düfte und Farben und vergisst immer mehr den Grund ihrer Reise. Als Frank ankündigt zu ihr in die Provence zu reisen, muss sie endlich eine Entscheidung treffen und sich der Vergangenheit ihrer Mutter stellen.
Was für eine zauberhafte Geschichte! Gabriele Diechler ist eine Magierin der Worte. Der Roman besticht nicht nur durch seinen zauberhaften Inhalt, sondern vorallem durch den intensiven, gefühlvollen und warmherzigen Schreibstil. Denn die Idee über ein Familiengeheimnis zu schreiben, ist nicht wirklich neu. Die Romane zu diesem Thema vermehren sich wie von selbst und unterscheiden sich nur durch die Qualität der Geschichte und der Erzählweise. Und die stimmt hier einfach! Der warmherzige und großartige Schreibstil ließ Bilder im Kopf entstehen, die wunderbar lebendig wurden. Er verzauberte mich derart, dass ich gemeinsam mit Julia in die Provence gereist bin, mit ihr initensive Düfte gerochen und mich ebenfalls in Nicolas verliebt habe. Selten habe ich ein Buch gelesen, welches so mit den Worten spielt und diese ganz besondere Atmosphäre erweckt. Gleichzeitig erfährt der Leser mehr über die Arbeit eines Nischenparfümeurs.
Die Erzählung läuft allerdings nicht nach dem gewohnten 08/15 Schema ab, sondern hat noch einiges in petto. Dabei überrascht die Autorin mit geschickten Wendungen und unerwarteten Überraschungen. Einzig die letzte Wendung war mir dann fast zu viel - ist aber laut der Autorin nach einer wahren Begebenheit von ihr für den Roman übernommen worden.
Charaktere:
Auch die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet und entwickeln sich weiter. Julia ist sehr gefühlsbetont, künstlerisch begabt und doch sehr verunsichert. Sie versucht wieder ihr altes Leben aufzunehmen, doch die Schuldgefühle nagen an ihr.
Maren ist nach außen hin eine eher flippige und extrovertierte Frau, die jedoch noch immer nach der wahren Liebe sucht. Sie ist immer für Julia, aber auch für Frank da. Die Abschnitte mit Maren sind voller Leichtigkeit, Wortwitz und Elan. Aber auch in Maren sitzt eine verunsicherte Seele.
Frank ist Versicherungsmathematiker, ein Pragmatiker und Kopfmensch. Er versteht Julias zu lange Trauer um ihre Mutter nicht. Er ist allerdings ein offener Mensch, der sich wirklich große Mühe gibt.
Nicolas ist ein guter Zuhörer, künstlerisch begabt und eine "Nase"...ein Mensch mit einem absoluten Geruchsinn. Er ist einfühlsam und eher introvertiert, obwohl er viele Freunde hat.
Die übrigen Figuren wie Julias Vater Jakob, Camille, Anouk oder Pierre, Nicolas bester Freund, sind allesamt liebenswert und sind weit mehr als Nebenfiguren.
Die Autorin hat bei der gemeinsamem Leserunde mit all ihrem Herzblut kommentiert und sich wirklich für jeden Leser Zeit genommen...einfach wunderbar! Wäre nur jede Leserunde so, wie diese!
Fazit:
Ein Roman, der in diesem Genre heraussticht, da er zwar emotional, aber nicht kitschig ist und besonders durch den wundervollen Schreibstil der Autorin glänzt. Man wird als Leser abgeholt und taucht erst wieder nach 410 Seiten wieder auf. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!