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Veröffentlicht am 14.03.2018

Schwesternliebe - Schwesternhass

Die andere Schwester
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Das neue Buch von Kristin Hannah ist allerdings nicht ganz so neu, als man vermutet. Es wurde bereits 2006 unter dem Titel "Wer zu lieben wagt" im Ullstein Verlag veröffentlicht....und das merkt man! Wer ...

Das neue Buch von Kristin Hannah ist allerdings nicht ganz so neu, als man vermutet. Es wurde bereits 2006 unter dem Titel "Wer zu lieben wagt" im Ullstein Verlag veröffentlicht....und das merkt man! Wer also von "Der Nachtigall" absolut begeistert war, muss sich hier mit einem älteren Werk zufriedengeben und mit einer leichteren Thematik, als es bei der Nachtigall der Fall war. Es geht eher in die Richtung Frauenroman und Liebesgeschichte, auch wenn das Schicksal auch hier wieder zuschlägt....

Die beiden Schwestern Meghann und Claire könnten nicht unterschiedlicher sein. Als Kinder waren sie unzertrennlich, vorallem weil ihre exzentrische Mutter kaum für ihre Mädchen da war. Meg wurde daraufhin zum Mutterersatz für die viel jüngere Claire. Doch als Erwachsene haben die beiden Frauen kaum mehr Kontakt zueinander.

Die schwere Kindheit hat sowohl Meghann, als auch Claire gezeichnet. Meghann lebt nur für ihre Karriere als Scheidungsanwältin. Sie gehört zu den Besten ihrer Branche und sie hat den Ruf knallhart zu sein. Sie glaubt nicht an die Liebe, denn sie hat in ihrem Beruf bereits zu viele Ehen scheitern gesehen - einschließlich ihrer eigenen.
Claire ist ebenfalls Single, hat aber jede Menge Freundinnen und lebt für die Wohnwagensiedlung, in der sie mit ihrem Vater und ihrer kleinen Tochter Alison lebt. Sie liebt die Natur und das einfache Leben. Als Claire den charismatischen Sänger Bobby kennenlernt, beschließen die Beiden innerhalb kurzer Zeit zu heiraten. Bei Meghann schrillen alle Alarmglocken und sie macht sich nach Jahren von Seattle auf in Claires Wohnwagenpark in den Wäldern Washingtons.

Man verfolgt auf den kommenden Seiten, wie sich die Schwestern wieder langsam annähern. Allerdings dauert dies einige Zeit und Kristin Hannah versteht es sehr gut, die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere von Claire und Meghann, gegenüberzustellen. Während Meg genug Geld hat und nur das Beste gut genug ist, muss sie auf der anderen Seite feststellen, dass Reichtum nicht alles ist. In besonders einsamen Nächten geht sie in die naheliegende Bar und holt sich einen Toyboy für eine Nacht, um sich für kurze Zeit nicht mehr alleine zu fühlen.
Mit dem Auftauchen der Mutter der beiden Frauen ist dem Leser schnell klar, wie die Kindheit der Mädchen damals aussah und wer für die verlorenen Seelen von Meg und Claires verantworlich ist. Doch was ist damals passiert, dass sich die Schwestern so entfernt haben ?

Kristin Hannah erzählt die Geschichte aus drei Perspektiven und zwar aus der Sicht von Meg, Claire und Joe. Letzterer lässt sich für den Leser lange Zeit nicht einordnen, nimmt aber im Laufe der Geschichte immer mehr Bedeutung ein. Auch Joe hat das Schicksal übel mitgespielt....
Die Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und man darf an ihrer Gefühlswelt wirklich teilhaben. Vorallem die fünfjährige Alison schließt man sofort ins Herz. Aber auch Meg, der man anfänglich nicht unvoreingenommen gegenübertritt, klettert die Sympathieleiter bald hinauf. Claire mag man von Beginn an, aber ihre Entscheidungen konnte ich trotzdem nur schwer nachvollziehen. Beide haben ihre Dämonen, die sie zu bezwingen versuchen...

Es dauert ein bisschen bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Leider hatte ich sehr schnell den richtigen Riecher in welche Richtung der Roman gehen wird. Deswegen waren mir doch einige Handlungen zu vorhersehbar. Einzig ein Charakter konnte mich am Ende wirklich überraschen.
Im letzten Drittel konnte mich die Autorin dann wirklich an die Geschichte fesseln und ich mochte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bevor ich es nicht beendet hatte.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Kristin Hannah ist wieder sehr emotional und berührend. Hier kann ich absolut nichts aussetzen, denn auch schon in ihren anderen Romanen war ich immer beeindruckt von ihrer Kunst - sogar mich als eher unromantische Leserin - emotional so berühren zu können. Auch bei diesem Werk ist es ihr gelungen und trotzdem fand ich einige Passagen zu vorhersehbar.

Fazit:
Ich liebe den Schreibstil der Autorin, doch diese Neuauflage hat mich nicht ganz überzeugt. Man merkt, dass es sich um ein früheres Werk der Autorin handelt. Es war mir zu vorhersehbar und manchmal zu kitschig. Man sollte wissen, dass der Roman eher dem Frauenroman/Liebesroman zuzuordnen ist und man die Geschichte nicht mit ihrem letzten Buch "Die Nachtigall" vergleichen kann. Trotzdem bleibe ich der Autorin treu und ich bin schon sehr auf ihren kommenden - wirklich neuen - Roman gespannt.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Die Geschichte Hoseas

Die Liebe ist stark
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Die ersten Seiten sind nicht wirklich leicht zu lesen, da sie ziemlich zu Herzen gehen. Die kleine Sarah erfährt bereits in ihren jungen Jahren nur Ablehnung. Ihre Mutter ist eine sehr schwache Frau, die ...

Die ersten Seiten sind nicht wirklich leicht zu lesen, da sie ziemlich zu Herzen gehen. Die kleine Sarah erfährt bereits in ihren jungen Jahren nur Ablehnung. Ihre Mutter ist eine sehr schwache Frau, die sich in einem verheirateten Mann verliebte und mit Sarah schwanger wurde. Ihr Vater lehnt das Mädchen allerdings ab und verlässt später auch seine Geliebte, die nicht über die Trennung hinwegkommt. Als Sarahs Mutter stirbt, verkauft sie ihr Lebensgefährte an einem Bordellbesitzer. Das kleine Mädchen ist erst 8 Jahre alt, als dieser sie misshandelt und missbraucht. Dieser Prolog hat mich wirklich ziemlich mitgenommen....
Danach blendet die Autorin ins Jahr 1850. Zehn Jahre sind vergangen und aus Sarah wurde "Angel". Sie ist die schönste und begehrteste Prostituierte weit und breit. Der Goldrausch führt viele abenteuerlustige Männer nach Kalifornien, so auch Michael Hosea. Der gottesfürchtige Farmer hat seine Schwester auf dem Weg in den Westen verloren und versucht auf seiner kleiner Farm Lebensmittel anzubauen, die er in der nächsten größeren Stadt verkauft. Dort begegnet er Angel, die mit ihrem Leibwächter spazieren geht. Michael will sie auf der Stelle heiraten, auch als er erfährt, dass diese wunderschöne Frau die begehrteste Prostituierte der Stadt ist. Er sucht sie im Bodell auf, rührt sie aber nicht an und kauft sie frei. Angel lehnt zuerst ab, doch Michael bleibt hartnäckig und holt sie zu sich auf die Farm. Doch Angel hat zu keinem Mann Vertrauen und glaubt nicht an die Liebe. Mit viel Geduld und Gottvertrauen versucht Michael Zugang zu Angel zu finden. Doch erst durch die Bekanntschaft zur Familie Altmann, erfährt Angel langsam, was echte Zuneigung bedeutet und wie ein normales Familienleben aussehen kann.

Angels innere Leere und Hoffnungslosigkeit, ihre Abgestumpftheit, die sie sich zwangsläufig zulegen musste, um überhaupt überleben zu können, wird sehr gefühlvoll erzählt. Die Kapitel rund um die Prostitution und das erbarmungswürdige Leben der Frauen, die sich in der Spirale von Gewalt und Abhängigkeit befinden, wird sehr gut beschrieben. Hier wird nichts beschönigt. Das Leben rund um den Goldrausch und die Ansiedlung im Westen der USA wird spannend erzählt und ergibt einen interessanten Konsens.
Die christliche Komponente nimmt einen großen Teil ein. Michael führt immer wieder Zwiesprache mit Gott und versucht Angel seinen Glauben näher zu bringen. Man leidet mit Angel mit. Die Dämonen der Vergangenheit lassen sich nicht so schnell vertreiben, wie Michael sich das wünscht. Angel vetraut niemanden und kommt ihrer Meinung gut damit zurecht. Immer wieder bricht sie aus und verlässt Michael. Bis sie sich eines besseren besinnt, dauert es sehr lange. Diese Wandlung hat die Autorin gekonnt vermittelt. Trotzdem war mir der Roman an manchen Stellen zu kitschig - vorallem zum Ende hin.

"Pretty Woman" zur Zeit des Goldrausches mit vielen christlichen Weisheiten, die die Autorin geschickt in die mitreißende Geschichte gepackt hat. Wie das geht? Lest selbst!

Schreibstil:
Francines Rivers Roman "Die Liebe ist stark" ist ihr erster christlicher Roman, dem weitere folgten. Der Schreibstil ist eher einfach, aber flüssig und emotional. Die Autorin schreibt sehr dialoglastig. Die Geschichte lässt sich wunderbar lesen und man fiebert mit Angel und Michael mit. Einige Passagen waren mir zu klischeehaft, die Figuren oft zu sehr schwarz-weiß gemalt.

Fazit:
Ein intensiver historischer Roman über den Goldrausch, Prostition und den Glauben an Gott. Sehr emotional (vorallem zu Beginn sehr berührend), spannend, aber auch etwas zu schwarz-weiß gemalt.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Leider noch immer Realität

Samy
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Zdenka Becker hat einen wahren, sehr ähnlichen Fall, als Grundgerüst für ihr neues Buch "Samy" angewendet. Diese Aussage hat mich umso betroffener gemacht, denn in diesem Roman geht es um Rassismus in ...

Zdenka Becker hat einen wahren, sehr ähnlichen Fall, als Grundgerüst für ihr neues Buch "Samy" angewendet. Diese Aussage hat mich umso betroffener gemacht, denn in diesem Roman geht es um Rassismus in vielen Formen. Der Inhalt macht bestürzt und nachdenklich und hält uns allen einen Spiegel vor.

Die Geschichte beginnt vor der Wende in der kommunistischen Tschechoslowakei, genauer in Bratislava, der heutigen Hauptstadt der Slowakei. Dort wurde auch die Autorin geboren und gibt uns deshalb einen sehr authentischen Blick in die Zeit von 1970 bis heute.

Samy Slowak ist der uneheliche Sohn einer tschechischen und linientreuen Studentin und einem indischen Medizinstudenten, der in Wien lebt und studiert. Die beiden lernen sich in Ostberlin kennen, doch der Kontakt bricht nach einer kurzen Romanze ab. Olga stellt fest, dass sie schwanger ist und zieht ihren Sohn alleine auf.
Als Mischlingskind mit dunkler Hautfarbe wird er von klein auf abgelehnt. Sogar seine Großeltern wollen anfangs nichts mit dem Kind zu tun haben. Die immer wiederkehrende Feindseligkeit gegen "Zigeuner", wie Samy oft beschimpft wird, erfährt er bereits als Kleinkind und versteht sie nicht. Egal ob im Kindergarten, wo die Kindergärtnerin die Ausgrenzung bewusst herbeiführt, als auch in der Schule, bleibt Samy ein Außenseiter. Olga, seine Mutter, die nach der Wende als Sozialarbeiterin mit sozial schwachen Kindern, die auf die schiefe Bahn geraten zu tun hat, erkennt die Nöte und Hilflosigkeit ihres eigenes Sohnes nicht. Sie verharmlost das Verhalten der anderen Kinder ebenso, wie die der Erwachsenen. Dies macht den Leser sprachlos! Samy hat eigentlich von Anfang an keine Chance, obwohl er ein aufgeweckter und intelligenter Junge ist. Alleine durch sein andersartiges Aussehen ist er immer derjenige, der Schwierigkeiten macht und sofort als Täter abgestempelt wird.
Einzig die kurze Zeit mit seiner Freundin verschafft ihm etwas Glück und sein Selbstvertrauen wird gestärkt. Aber auch dieser Liebe stehen andere Menschen negativ gegenüber...

Samys Suche nach seiner Identität, nach Liebe und Freundschaft, wird ihm immer wieder unmöglich gemacht. Diese erschütternde Geschichte macht sprachlos und traurig.
Immer wieder findet man Parallelen zur heutigen Zeit - die Verhaltensweisen vieler Menschen hat sich seit der 1970er nicht wirklich verändert.

Einzig der zu schnelle Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der oft übergangslos mitten im Geschehen passierte, hat mich öfters verwirrt zurückgelassen. So wurde man hin und wieder unsanft aus der Geschichte gerissen. Auch zum Ende hin konnte ich Samys Verhalten nicht mehr ganz verstehen, der sich der Wirklichkeit immer mehr entfernte. Trotzdem lässt dieser Roman von Zdenka Becker den Leser erschütternd und sprachlos zurück. Ich wünsche der Autorin viele Leser für ihre eindringliche Geschichte!

Fazit:
Erschütternd, verstörend und leider noch immer brandaktuell. Kein einfacher Roman, der einem wütend, traurig und sprachlos zurücklässt.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Toller historischer Wien-Krimi

Der zweite Reiter
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Wien 1919 - kurze Zeit nach Ende des 1. Weltkrieges. Die Monarchie ist Geschichte, die Menschen leiden unter Hunger und Kälte. Viele sind an der Spanischen Grippe gestorben oder haben ihr Zuhause verloren. ...

Wien 1919 - kurze Zeit nach Ende des 1. Weltkrieges. Die Monarchie ist Geschichte, die Menschen leiden unter Hunger und Kälte. Viele sind an der Spanischen Grippe gestorben oder haben ihr Zuhause verloren. Der Schleichhandel auf dem Schwarzmarkt blüht.
Auch Rayonsinspektor August Emmerich ist ein Kriegsversehrter. In seinem Bein steckt noch immer ein Granatsplitter, der ihm oftmals Beschwerden macht. Doch Emmerich hat den dringenden Wunsch in die Abteilung "Leib und Leben" zu wechseln. Noch muss er "niedrige" Polizeiarbeit verrichten, die ihm gar nicht schmeckt. Sein verletztes Bein ist ihm nur hinderlich. Deswegen hilft er sich mit Heroin, das zu dieser Zeit noch als Husten- bzw. Schmerzmittel verschrieben wurde.
Sein Chef setzt ihn auf Schleichhändler an und bekommt den jungen Assistenten Ferdinand Winter zur Seite gestellt, der aus verarmten Adel stammt. August Emmerich ist alles andere als erfreut darüber.
Als ein Toter im Stadtwald gefunden wird, der Selbstmord verübt haben soll, glaubt Emmerich nicht an Suizid. Der Tote war nämlich "Kriegszitterer". Wie wäre es diesen armen Mann möglich gewesen sich selbst zu richten? Doch sein Chef glaubt nicht an Mord und so ermittelt Emmerich auf eigene Faust weiter.....schließlich möchte er in Zukunft sowieso nicht mehr im Innendienst arbeiten, sondern Mordfälle bearbeiten. Emmerich und Winter kommen nach und nach einigen seltsamen Vorfällen auf die Spur und geraten, schneller als ihnen lieb ist, in Gefahr.
Neben seiner schmerzenden Kriegsverletzung und seinen unüberlegten Schnüffeleien hat der Rayonsinspektor bald ein weiteres Problem. Als der totgeglaubte Ehemann seiner Lebensgefährtin aus der Kriegsgefangenschaft unvermutet zurückkehrt, verliert er nicht nur seine Geliebte, sondern auch sein Heim. Doch das ist erst der Beginn seiner Schwierigkeiten....

August Emmerich hat nämlich auch im Job seine eigenen Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit. Es dauert nicht lange und er selbst steht auf der Liste der Verdächtigen. Ferdinand Winter hat anfangs seine Problem mit Emmerichs Auslegung der Gesetze, doch bald erkennt er, dass sein Kollege den richtigen Riecher hat....

Mit viel Vergnügen habe ich August Emmerich und Ferdinand Winter bei ihren Recherchen begleitet. Die Spannung setzt schon bei den ersten Kapiteln ein und bleibt bis zum Ende bestehen. Mit einigen überraschenden Wendungen kann die Autorin den Spannungsbogen zum Ende hin noch heben.

Alex Beer versteht es, nicht nur die stimmige Atmosphäre aus dieser Zeit wiederzubeleben, sondern auch ein Bild der Adeligen zu zeichnen, die nicht an den Zerfall der k.u.k. Monarchie glauben wollten. Die Menschen sind unentschlossen, versuchen so gut es geht zu überleben und träumen von einem besseren Leben. Die Stimmung wird wunderbar eingefangen und auch auf August Emmerichs Nöte und Sorgen wird eingegangen und machen die Figur noch lebendiger.

Hinter dem Pseudonym Alex Beer steckt die österreichische Autorin Daniela Larcher. Mit "Der zweite Reiter" hat sie den Auftakt zur neuen Krimireihe rund um Ermittler August Emmerich vorgelegt. Die Fortsetzung "Die rote Frau" erscheint im Mai und wird definitiv von mir gelesen werden.

Schreibstil:
Alex Beer hat einen sehr intensiven und flüssigen Schreibstil. Man wird automatisch in die Zeit nach der Jahrhundertwende versetzt und hat die Schauplätze vor Augen, die sehr bildhaft beschrieben sind. Der Leser unternimmt eine Reise durch die Straßen und Ecken von Wien, die teilweise auch heute noch ein Begriff sind. Die Autorin hat wunderbar recherchiert. Durch eingestreute Dialektwörter erhält der Krimi mehr Lokalkolorit. Die Figuren sind facettenreich und haben Ecken und Kanten.

Fazit:
Ein absolut gelungener Auftakt zu einer historischen Krimireihe, die in der Wiener Zwischenkriegszeit spielt. Tolle Atmosphäre und eine spannende Verfolgungsjagd durch die Straßen von Wien mit einem sehr speziellen Ermittler. Ich freue mich schon auf Teil 2!

Veröffentlicht am 04.03.2018

Witziger Roadtrip durch Kuba

Mit Hanna nach Havanna
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Theresia Graw's neuer Roman lädt uns zum Träumen ein, denn sie entführt uns in die
Karibik ?. Gerade bei der sibirschen Kälte der letzten Woche träumt man sich gerne in wärmere Gefilde.

Bis wir uns aber ...

Theresia Graw's neuer Roman lädt uns zum Träumen ein, denn sie entführt uns in die
Karibik ?. Gerade bei der sibirschen Kälte der letzten Woche träumt man sich gerne in wärmere Gefilde.

Bis wir uns aber auf den Weg nach Kuba machen, lernen wir Katrin kennen, die beim Sender "Hello TV" Moderatorin ist. Als sie ihre Sendung "Spaziergang mit Katrin" wegen zu geringer Einschaltquoten verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Ihre neue Aufgabe ist die Moderation des Seniorenmagazines "Kaleidoskop" - und das mit Mitte Dreißig! Doch dann erreicht sie ein Leserbrief einer alten Dame. Die fast 80-jährige Hanna Maria Henriette Wagner von Trottau ist begeisterte Anhängerin ihrer alten Sendung und unterbreitet ihr ein Angebot: Katrin soll sie nach Kuba begleiten und dort ihre große Liebe Julian aufspüren. Dieser wanderte vor 50 Jahren von einem Tag auf den anderen aus und schloss sich der Revolution an. Jeder andere würde hier sofort zugreifen, doch Katrin hat weder Lust auf Sonne, Sand und Meer, Salsarythmen und Cubra Libres, noch auf die Aussicht sich mit einer Renternin auf einen Roadtrip zu begeben. Katrin möchte einzig und allein ihre Jobchancen forcieren und den Journalistenpreis, den "Goldener Griffel", gewinnen. Erst Freundin Trixie kann sie überzeugen nach Kuba zu fliegen und schlägt ihr vor mit einem Interview von Julian über die politische Lage Kubas für den Preis anzutreten. Mit einem pinken Cadillac machen sich die beiden Frauen auf eine Rundreise von Havanna nach Santiago de Cuba.......

Katrin ist eine eher untypische Protagonistin, die auch nicht wirklich sympathisch rüberkommt. Sie ist total von sich selbst überzeugt und lebt nur für ihre Arbeit. Sie ist mehr Wissenschaflerin als Journalistin; ihr Leben ist durchgeplant und besteht aus Logik, Gefühle kommen darin nicht vor. Auch Freizeit ist ein Wort, das für Katrin völlig überbewertet wird. So hat sie auch nur eine Freundin, Trixie, die ebenfalls beim Sender arbeitet und ihre Kollegin ist. Trixi ist das totale Gegenteil von Katrin: ein bunter Vogel voller Ideen und Optimismus.
Mit der fast 80-jährigen Hanna lernt sie ebenfalls eine sehr positive und weltoffene Frau kennen. Diese genießt die Reise mit all ihren Sinnen, tanzt Salsa, trinkt Mojitos, genießt die abenteuerliche Reise.
Wie die beiden so unterschiedlichen Frauen zurechtkommen, ist sehr unterhaltsam. Dabei hilft noch die eine oder andere unvorhersehbare (Auto) Panne....

Die Rundreise durch Kuba beschreibt die Autorin großartig. Man bemerkt sofort, dass sie selbst vor Ort war. Am liebsten hätte ich mit Hanna diverse Cuba Libres getrunlen, den Sonnenuntergang am Strand unter Palmen genossen und in der Tabakplantage Zigarren gedreht. Während Hanna voller Lebenslust sprüht und die Reise genießt, hat Katrin nur das Interview mit Julian vor Augen. Ihr Ziel ist es einzig und allein den Journalistenpreis "Goldener Griffel" zu gewinnen.. Doch nach und nach wächst ihr Hanna ans Herz und sie beginnt ihren Horizont etwas zu erweitern. Die langsame persönliche Entwicklung von Katrin wird überzeugend und nicht übertrieben dargestellt. Sie wird keine vor Lebenslust sprühende Frau wie Hanna, jedoch beginnt sie endlich auch andere Alternativen, als ihren Job, wahrzunehmen und beginnt die schöne Landschaft und die Einwohner von Kuba ins Herz zu schließen.

Schreibstil:
Theresia Graw schreibt mit viel Humor, sehr lebendig und lässt die Reise auf Kuba zu einem wahrhaft abenteuerlichen Roadtrip werden. Die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, die Tücken von Touristenfallen und die Herzlichkeit der Kubaner werden von der Autorin authentisch dargestellt. Man bemerkt sofort, dass Thereisa Graw vor Ort gewesen ist und einige Erfahrenswerte in ihre Geschichte eingeflossen sind.
Die Kapitel sind eher kurzgehalten, Katrin erzählt aus der Ich-Perspektive.
Zu Beginn gibt es eine Landkarte von Kuba zur Orientierung und am Ende einige leckere Rezepte.

Fazit:
Ein launiger Roadtrip durch das unbekannte Kuba, der mich die sibirische Kälte draußen vergessen ließ. Mit viel Witz und Humor erzählt die Autorin über eine ungewöhnliche Freundschaft und über den Sinn des Lebens. Absolut gelungen!