Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2017

Starker Beginn mit schwacher zweiten Hälfte

Die Tochter des Seidenhändlers
0

Bei der Lesejury durfte ich die letzten Wochen in einer Leserunde diesen exotischen Landscape Roman lesen. Er erzählt von Vietnam in den 1950-iger Jahren, als das Land noch Indochine hieß und unter französischer ...

Bei der Lesejury durfte ich die letzten Wochen in einer Leserunde diesen exotischen Landscape Roman lesen. Er erzählt von Vietnam in den 1950-iger Jahren, als das Land noch Indochine hieß und unter französischer Herrschaft stand. Eine Zeit, aus der wir eigentlich viel zu wenig wissen und die mich vorallem an diesem Roman gereizt hat.

Der erste Leseabschnitt erfüllte auch zu 100% meine Erwartungen und ich tauchte in die exotische Welt von Hanoi ein. Mit Nicole und Sylvie lernte ich zwei Schwestern kennen, die nicht nur vom Aussehen, sondern auch von ihrem Charaktere her sehr unterschiedlich sind. Sylvie, die Ältere der Schwestern, hat ihr französisches Aussehen von ihrem Vater geerbt, der als Seidenhändler sein Imperium an sie überträgt, um sich mehr der Politik widmen zu können. Nicole, die schon immer im Schatten ihrer Schwester stand und das vietnamesiche Aussehen ihrer, bei der Geburt verstorbenen, Mutter geerbt hat, erhält nur einen kleinen Stoffladen. Dieser liegt im Viertel der Einheimischen. Nicole versucht das Beste daraus zu machen und fühlt sich immer mehr zwiegespalten, was ihre Herkunft anbelangt. Als "Métisse", die Bezeichnung für Kinder gemischter Abstammung, wird sie beschimpft und fühlt sich keinem Kulturkreis richtig zugehörig. So widmet sie sich mehr und mehr ihren Seidenladen, denn die bunten Stoffe verzaubern sie schon seit ihrer Kindheit. In O-Lan, die im Nebenhaus wohnt, findet sie eine wunderbare Freundin. Ihr Kousin Tran versucht Nicole ihre vietnamesischen Wurzeln näher zu bringen, doch der junge Widerstandskämpfer der Vietminh verfolgt damit auch seine eigenen Ziele. Als sich die politische Lage immer mehr zuspitzt und sie erfährt, dass ihr Vater in dunkle Machenschaften verwickelt ist, muss sich Nicole entscheiden....

Ein großartiger Plot, der mich sofort mitgerissen hat. Die Autorin hat die Beschreibung der bunten Seidenstoffe, des Viertels mit seinen Menschen und Düften und den Bräuchen des Landes zu Beginn noch großartig eingefangen. Ich konnte auch den Kampf von Nicole verstehen, die sich weder als Französin, noch als Vietnamesin fühlt. Von ihrem Vater wird sie eher kühl behandelt. Auch von ihrer Schwester, die Nicole gegenüber immer bevorzugt wird, kann sie kaum auf Verständnis hoffen. Vorallem Sylvie verhält sich ihr gegenüber oftmals komisch, begegnet ihr manchmal liebevoll und dann wieder herablassend. Nicole's einzige Vertraute ist die Köchin Lisa, die für sie die Ersatzmutter ist. Als sich Nicole in Mark, einem amerikanischen Seidenhändler verliebt, der zu oft mit ihrer Schwester Sylvie gesehen wird, spitzt sich die Situation zu.....

Leider verliert der Roman ab der Hälfte all diese positiven Eigenschaften, die mich zuvor noch verzaubert haben. Die wunderbaren exotischen Beschreibungen weichen immer mehr der Liebesgeschichte, die Figuren und ihre Taten erschlossen sich mir immer weniger. Auch einzelne Handlungsstränge verlaufen im Nichts.
Der Titel des Romans spielt ebenfalls nicht mehr wirklich eine Rolle, denn die Handlung führt den Leser in eine ganz andere Richtung, die mir nicht gefallen hat. Daher bleibt von der Faszination kaum mehr etwas übrig, was ich sehr schade fand.

Auch die Charaktere konnten mich mit Ausnahme von O-Lan nicht überzeugen. Sylvie ist eine unsympathische, egoistische junge Frau, die nur auf ihre Vorteile bedacht ist. Nicoles Vater lässt gegenüber Nicole nur Gefühlskälte walten und Mark spielt eine sehr undurchsichtige Rolle in der Geschichte. Mit ihm konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Genauso mit Tran, der zwar voll hinter seiner politischen Gesinnung steht, aber sein wahres gesicht gut zu verhüllen weiß.
Aber auch Nicole brachte mich manchmal zum Verzweifeln und ich konnte ihr Handlungen nicht nachvollziehen. Ich hatte öfters Schwierigkeiten mich in die Figuren hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Die Umsetzung ihrer Gefühle ist der Autorin nur teilweise gelungen.

Positiv und sehr lebendig fand ich die Beschreibung des Landes, der Kultur und den politischen Unabhängigkeitskampf. Am Ende gibt es noch einen historischen Abriss des Landes von 1787 an bis in die Gegenwart.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin konnte mich zu Beginn fesseln. Sie schreibt flüssig und sehr bildhaft, doch fühlte sich zum Ende hin der Schreibstil etwas holpriger an. Die politischen und kulturellen Informationen sind interessant und sehr lebendig erzählt. Zum Ende hin hatte ich aber immer mehr Schwierigkeiten die Längen zu überbrücken und die Charaktere sympathisch zu finden. Nicoles Handeln konnte ich nicht immer verstehen und fand es teilweise unglaubwürdig.


Fazit:
Ein exotischer Roman, der uns in die Nachkriegszeit nach Vietnam entführt und die politischen Unruhen in den 1950-iger Jahren sehr deutlich aufzeigt. Der Beginn ist faszinierend und fesselnd, doch aber der Mitte lässt die Geschichte stark nach und verliert sich in Nebensächlichkeiten. Es gibt offene Handlungsstränge, die nicht zu Ende geführt werden und ich begann die anfängliche bildhafte Beschreibung zu vermissen, die mich an den Roman fesselte. Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück, denn das großartige erste Drittel verlor sich immer mehr in einer Handlung, die mich mit dem Ansteigen der Seitenanzahl immer weniger begeisterte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Dramaturgie
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.07.2017

Blühende Barbara-Zweige bringen Glück

Winterblüte
0

Da der Klappentext eigentlich alle nenneswerten Hintergrundinformationen zur Geschichte liefert, werde ich diesmal keine weiteren Details verraten, denn sonst ist auch schon der komplette Roman erzählt.

Die ...

Da der Klappentext eigentlich alle nenneswerten Hintergrundinformationen zur Geschichte liefert, werde ich diesmal keine weiteren Details verraten, denn sonst ist auch schon der komplette Roman erzählt.

Die Geschichte spielt im Jahre 1902 im Kurort Ostseebaad Heiligendamm.
Während ich erst vor kurzem den Roman "Das Hotel auf dem Drachenfels" (meine Rezi klick) gelesen habe, der ebenfalls zur Jahrhundertwende spielt, hatte ich mir etwas ähnliches vorgestellt, da das Setting ebenfalls in einem Hotel/Gästehaus spielt. Jedoch bleibt bei "Winterblüte" dieses Thema fast außen vor, auch wenn wir einen kurzen Einblick in das Leben der Dienstboten bekommen.
Der Großteil der Geschichte dreht sich hier jedoch um Christian und Johanna Baabe, die Kinder der Hoteliersfamilie. Während sich Christian in die unbekannte Schiffbrüchige verliebt, freundet sich auch Johanna trotz des Verbotes ihre Mutter mit dem Mädchen an. Sie lernt dadurch den Brauch des Barbara Zweiges kennen, durch den sich Johanna Glück erhofft. Ihre Eltern wollen nämlich beim großen Winterball ihre Verlobung bekannt geben. Die beiden Kandidaten, die ihre Mutter dafür ins Auge gefasst hat, sind für Johanna indiskutabel, denn ihre heimliche Liebe gilt dem Sohn der einzigen Familie, die seit Generationen mit den Baabe's verfeindet ist.
Wer sich nun auf einen Roman a la "Romeo und Julia" erwartet, wird bald ernüchtert sein. Aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Die Idee des Plots fand ich wirklich interessant und mir ist dieser Brauch auch bekannt....heiße ich doch nach meiner Oma im zweiten Vornamen auch Barbara =). Trotzdem fand ich die Erzählung rund um den Brauch des Barbara-Zweiges leider etwas vorhersehbar.
Die oft verwendeten zwei Zeitebenen gibt es in diesem Roman nicht. Die Geschichte spielt ausschließlich im Jahr 1902. Trotzdem machten sich auf den nicht ganz 400 Seiten einige Längen breit, die mir das Gefühl gaben in der Geschichte dahin zu dümpeln. Überraschende Wendungen habe ich vermisst und das äußerst merkwürdige Verhalten der Mutter von Christian und Johanna, die das gestrandete Mädchen von Beginn an ablehnt, wirkt etwas überzogen. Ihre Taten konnte ich nicht nachvollziehen.

Die Figuren wirken diesmal leider etwas klischeehaft und sind mir zu schwarz-weiß gezeichnet. Außer der jungen schiffbrüchigen Frau, die Johanna und Christian "Barbara" nennen, bleiben die restlichen Charaktere sehr an der Oberfläche. Vorallem Johanna's Gedanken kreisen nur um ihre baldige Verlobung. Sie scheint keinerlei anderen Interessen und Freundinnen zu haben.
Obwohl sich das alles eher negativ anhört, hatte ich ein paar nette Stunden mit der Geschichte rund im die Irrungen und Wirrungen der Familie Baabe....

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin lässt sich angenehm lesen, ist flüssig und bildhaft. Ich kenne auch ihre anderen Romane und bin immer wieder überrascht wie unterschiedlich ihre Geschichten geraten. Die einen sind fesselnd und interessant, die anderen sehr klischeehaft und vorhersehbar. Es gibt nur eine einzige weitere Autorin bei der ich nie weiß, was mich erwarten wird und das ist Marian Keyes.

Fazit:
Mit den wunderbaren Roman der Autorin "Die Jasminschwestern", den ich wirklich empfehlen kann, hat "Winterblüte" leider wenig gemeinsam. Trotzdem ist es ein netter Roman, der sich dem Brauch des Barbara-Zweiges widmet und der ruhige Stunden auf der Couch verspricht. Für Zwischendurch und in der Vorweihnachtszeit zu empfehlen, aber einen bleibenden Eindruck hat das Buch bei mir leider nicht hinterlassen.

Veröffentlicht am 09.07.2017

Der gläserne Sarg

Engelsschlaf: Thriller
0

Von Catherine Shepherd habe ich bereits den ersten Band der Zons Krimis gelesen, die auf zwei Zeitebenen spielen und leicht mystisch angehaucht sind. Aber auch den Thriller "Mooresschwärze", der mir sehr ...

Von Catherine Shepherd habe ich bereits den ersten Band der Zons Krimis gelesen, die auf zwei Zeitebenen spielen und leicht mystisch angehaucht sind. Aber auch den Thriller "Mooresschwärze", der mir sehr gut gefallen hat. Mit "Engelsschlaf" hat die Autorin nun den Folgeband zu "Krähenmutter", das ich noch nicht gelesen habe, vorgelegt. Ich hatte allerdings keine Schwierigkeiten neu einzusteigen und hatte den Thriller in einem Rutsch durch.

Statistisch gesehen gibt es 10 Scheintote im Jahr in Deutschland. Lebendig begraben zu werden ist wohl der Albtraum schlechthin. Und doch wäre eine junge Frau, die nachts auf einer Parkbank liebevoll auf einem Kissen gebettet aufgefunden wird, fast für tot erklärt worden. Durch einen Notruf werden Laura Kern, ihr Kollege Max und Freund Taylor, der ebenfalls bei der Kriminalpolizei arbeitet, zum nahegelegenen Park des Domenikus-Krankenhauses in Berlin gerufen. Der Notarzt stellt bereits den Totenschein aus, als Taylor ein Lebenszeichen entdeckt. Die Frau überlebt, kann sich jedoch an nichts erinnern. In ihrer Blutbahn werden Medikamente gefunden, die ihre Lebensfunktionen stark heruntergesetzt haben und sie mehr tot als lebendig wirken lässt. Wenige Tage später geht ein weiterer Notruf ein und es wird neuerlich eine junge Frau, genauso zugedeckt und auf ein Kissen gebettet, gefunden. Laura ahnt, dass es nicht das letzte Entführungsopfer sein wird, doch ihr Chef sieht keine Eile und zieht sogar Max vom Fall ab. Die nächste junge Frau, die gefunden wird, ist allerdings nicht mehr scheintot, sondern wirklich gestorben. ...und die Zeit läuft....

Die Spannung ist bereits auf den ersten Seiten greifbar. Die Identität des Täters bleibt lange im Unklaren, jedoch steht schon früh fest, dass wir diesen in Rückblenden bereits zu Beginn näher kennenlernen. Die Kapitel aus der Vergangenheit beginnen vor fünfundzwanzig Jahren und reichen bis in die Gegenwart und erzählen von einem kleinen Jungen und seiner Schwester, die einige schwere Schicksalschläge hinnehmen müssen. Sein Name ist unbekannt, aber in seiner Gedankenwelt erlebt der Leser, was ihn antreibt. Wir erhalten Einblicke in sein Leben, in die der Opfer und natürlich in die der Ermittler. Dabei kommt auch das Privatleben nicht zu kurz, nimmt aber nicht zu viel an Raum ein. So bleibt die Handlung ausgewogen.
Die Autorin versteht es den Leser auf viele falsche Fährten zu schicken. Ich rätselte die ganze Zeit, wer der Täter sein könnte und welches Motiv er hat. Die Spannung wird immer weiter aufgebaut und ich hatte den Thriller in zwei Tagen ausgelesen.

Einzig und allein muss ich hier genau daselbe bemängeln, wie schon in "Mooresschwärze". Ich liebe es mitzurätseln und man blickt den Täter die ganze Zeit über die Schulter, aber am Ende erkennt man leider, dass man keine Chance hat ihn zu überführen, weil er namentlich nie genannt wird. Dies ist ein Punkt, den ich schon bei "Mooresschwärez" kritisiert habe und zu einem Stern Abzug führte. Diesmal ziehe ich nur einen halben Stern ab, denn das Buch hat mich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt....

Schreibstil:
Catherine Shepherds Schreibstil ist fesselnd und anschaulich. Die Spannung ist die ganzen 352 Seiten über greifbar. Die kurzen Kapitel lassen sich schnell weglesen und die Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Überraschende Wendungen und einige falsche Fährten werden gekonnt eingestreut.

Fazit:
Auch in Catherine Shephers neuem Thriller "Engelsschlaf" wird wieder Spannung und Thrill vom Feinsten geboten. Einzig beim Ende habe ich dieselbe Kritik anzubringen, wie schon bei "Mooresschwärze" und ziehe deshalb einen halben Stern ab. Trotzdem eine Leseempfehlung für Thrillerfreunde!

Veröffentlicht am 04.07.2017

Träume dein Leben

Erzähl mir was von Liebe ...
0

Das Debüt der österreichischen Autorin Carina Posch hat mich sehr berührt. Ich weine sehr selten bei Büchern - eher bei Filmen - aber hier hatte ich auf den letzten Seiten doch etwas mehr Tränenflüssigkeit ...

Das Debüt der österreichischen Autorin Carina Posch hat mich sehr berührt. Ich weine sehr selten bei Büchern - eher bei Filmen - aber hier hatte ich auf den letzten Seiten doch etwas mehr Tränenflüssigkeit in meinen Augen....
Obwohl man schon bei der Beschreibung des Romans erahnen kann, dass dieses Buch eventuell nicht gut ausgeht, habe ich in eine gänzlich andere Richtung gedacht, als es schlussendlich kam.

Wir begegnen Rachel im Sommer 1988. Es ist ihr letzter Tag in einem typischen irischen Pub, wo sie als Kellnerin arbeitet, um ihren großen Traum finanzieren zu können. Sie möchte Schriftstellerin werden und hinaus in die weite Welt - endlich das kleine Kaff in Irland, in dem sie wohnt, verlassen. Ihr Eltern sind Schafzüchter und ihre beste Freundin ist ein bester Freund: Liam. Sie verbindet seit Kindheit ein ganz besonderes Band. Als die Beiden kurz bevor Rachel Irland in Richtung Amerika verlässt feststellen, dass sie doch mehr als Freundschaft füreinander empfinden, sind sie zu verunsichert um sich dieser neuen Stufe ihrer Beziehung zu stellen. In New York werden Rachels Manuskripte abgelehnt und die junge Frau bleibt etwas desillusioniert zurück. Kurze Zeit später lernt sie jedoch Eric Cunningham kennen, einen netten und vorallem reichen Mann, der sich augenblicklich in sie verliebt. Er legt ihr die Welt zu Füßen und finanziert ihr ein Wirtschaftstudium, doch Rachels Herz ist in Irland geblieben. Als sie ein Kind erwartet und Eric ihr einen Heiratsantrag macht, willigt sie ein. Doch die Ehe steht von Anfang an unter keinem guten Stern.....

Ich habe das Buch gestern Abend in einem Rutsch durchgelesen und das Ende hat mich sehr berührt. Die Autorin erzählt eine einfühlsame Geschichte, die direkt aus dem Leben gegriffen ist und in ähnlicher Form und Weise sicherlich schon öfters passiert ist.
Wir begleiten Rachel über 20 Jahre ihres Lebens und nehmen Teil an ihrer verzweifelten Suche nach Liebe und Bestätigung. Man erlebt hautnah mit, wie sie die falschen Entscheidungen trifft, die sie auf einen Weg führen, den sie gar nicht einschlagen wollte und den sie nicht mehr rückgängig machen kann. Die anfangs lebenslustige und sympathische junge Frau, die voller Träume steckt, verliert sich selbst und ihre große Liebe. Nichts hat sich so entwickelt, wie sie es sich vorgestellt hatte. Rachel wird zum Workaholic, eine richtige Karrierefrau, die zu sich selbst hart ist und keine Gefühle offenbart. Mann und Kind treten an zweiter Stelle, nur zu Liam hält sie auch in dieser Zeit noch Kontakt. Wir lernen eine Rachel kennen, die mir völlig fremd wurde, obwohl man weiterhin Anteil an ihren Gedanken und Gefühlen hat. Erst zum Ende hin ändert sich das wieder und ich konnte ihre letzte Entscheidung absolut nachvollziehen.

Auch hier finde ich wieder John Lennons Zitat "Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist Pläne zu machen" sehr passend, denn Rachel hat seit ihrer Kindheit Pläne, wie ihr Leben verlaufen soll. Und doch hat das Schicksal etwas anderes vorgesehen und Rachel erkennt erst zu spät, dass man seine Wünsche und Träume leben und nicht auf die lange Bank schieben soll. Nichts ist im Leben und in der Liebe planbar, nicht ist berechenbar....

Die letzten sechs Kapitel aus der Sicht von Kayla konnten mich nicht ganz überzeugen. Kayla blieb mir den ganzen Roman über fremd. Einige Passagen des Buches wurden mir zu oberflächlich abgehandelt: Die Zeitspanne in Amerika wurde wie in einem Zeitraffer abgehandelt. Hier wäre es eindeutig besser gewesen mehr Seiten zu füllen und genauer auf einige Handlungsstränge einzugehen. Dies hätte dem Roman noch mehr Potential gegeben.
Trotz dieser Kritik fand ich dieses Debüt wirklich gelungen. Leider hat aber auch noch das Lektorat keine gute Arbeit geleistet, denn es sind doch einige gravierende Fehler im Buch zu finden.

Charaktere und Schreibstil:
Die Entwicklung der Protagonistin Rachel hat Carina Posch hervorragend skizziert. Ich konnte mit ihr mitfühlen und obwohl ich viele Entscheidungen nicht ganz nachvollziehen konnte, verstand ich auf irgendeine Weise, warum sie sich so entschieden hat.
Alle anderen Charaktere sind authentisch, jedoch mehr oder weniger
Der Schreibstil ist lebendig und dialoglastig. Kurze und klare Sätze, schnörkellos und kitschfrei erzählt Carina Posch eine emotionale Geschichte, die zum Großteil in der Ich-Form aus der Sicht von Rachel erzählt wird.

Fazit:
Ein emotionales und berührendes Debüt, kitschfrei und aus dem Leben gegriffen. Der Roman regt zum Nachdenken an und zeigt uns, dass das Leben einfach passiert. Ein wundervolles Debüt!

Veröffentlicht am 04.07.2017

Einladung zum Sockenstrickkurs

Die Maschen des Schicksals
0

Im zweiten Band der Reihe rund um die Blossom Street und dem Wollgeschäft "A Good Yarn" von Debbie Macomber stehen wieder Lydia, die Besitzerin des mittlerweile erfolgreichen Lädchens, und eine neue Strickrunde ...

Im zweiten Band der Reihe rund um die Blossom Street und dem Wollgeschäft "A Good Yarn" von Debbie Macomber stehen wieder Lydia, die Besitzerin des mittlerweile erfolgreichen Lädchens, und eine neue Strickrunde im Mittelpunkt. Aber wir treffen auch Jacqueline, Alix und Carol wieder, die wir aus dem ersten Band kennen.
Deswegen würde ich auch empfehlen mit "Das Muster der Liebe" zu beginnen, sonst werdet ihr nämlich mächtig gespoilert!!!

Lydia bietet diesmal einen Sockenstrickkurs an und die bunt zusammengewürfelte Gruppe erscheint zu Beginn noch kurioser als beim Strickkurs aus Band 1.
Die kürzlich in Rente gegangene Elise, die bereits ihre Wohnung gekündigt und Zeit ihres Lebens auf ein ein eigenes Häuschen gespart hat, steht nach dem Konkurs des Bauunternehmens nun ohne Unterkunft da. Sie zieht deswegen schweren Herzens bei ihrer Tochter ein. Als sie erfährt, dass ihr Exmann ebenfalls kurzfristig einziehen wird, ist sie empört. Ihre Ehe ging vor Jahren wegen seiner Spielsucht in die Brüche. Elise sucht nach Ablenkung und außerhäuslichen Tätigkeiten, um ihren Ex so wenig wie möglich über den Weg zu laufen. Da entdeckt sie den Aushang zum Sockenstrickkurs bei Lydia und meldet sich an.

Bethanne sucht ebenfalls Zerstreuung. Ihr Mann hat sie eben erst wegen seiner Sekretärin verlassen und sie sitzt mit ihren beiden Kindern im schwierigen Teenageralter zuhause. Das große Haus soll weiterhin finanzierbar bleiben, doch seit der Geburt der Kinder war Bethanne Mutter und Hausfrau. Wie soll sie nur nach all den Jahren zuhause einen Job finden? Ihre Tochter rebelliert und ihr Mann will seine Unterhaltszahlungen minimieren. Beim Stricken will sie ihre Sorgen vergessen....

Courtney ist vom anderen Ende der USA nach Seattle zu ihrer Großmutter gezogen. Nach dem Tod der Mutter muss ihr Vater noch mehr arbeiten und ist im Ausland unterwegs. Die älteren Geschwister sind am College untergebracht und so soll Courtney ihr Abschlussjahr in Seattle machen. Courtney kämpft mit Übergewicht und Einsamkeit. Da nimmt sie ihre überaus agile Großmutter mit ins Schwimmbad und zum Strickkurs. Dort nehmen sich die älteren Damen dem Küken in der Runde an und Bethanne versucht Courtney mit ihren Kindern bekanntzumachen...

Aber auch Lydia hat Sorgen, denn Brad geht zu seiner Exfrau zurück, ihre Mutter erkrankt und ihre Schwester scheint etwas vor ihr zu verschweigen....

Probleme gibt es im zweiten Band der Blossom Street Reihe also wieder zuhauf und natürlich erleben wir auch diesmal wieder ein Happy End für alle Beteiligten. Die Geschichte wird wie beim Vorgänger abwechselnd aus der Sicht der jeweiligen Frauen erzählt und jeder ein Kapitel gewidmet. Die Charaktere sind sehr bildhaft dargestellt und Themen wie Verlust, Angst, Gewichtsprobleme, Einsamkeit, Spielsucht, Schulden und Krankheit nehmen die gesamte Geschichte ein. Wie die ebenfalls sehr unterschiedlichen Frauen und Courtney noch gute Freundinnen werden, erzählt Debbie Macomber auf diesen 416 Seiten in ihrer gewohnten Art.

Leider fand ich "Die Maschen des Schicksal" sehr ähnlich gestrickt wie "Das Muster der Liebe". Es ist zwar wieder äußert vergnüglich zu lesen, wie sich alle Frauen aus der Strickrunde gegenseitig unterstützen und gegen ihre Probleme ankämpfen, doch kam mir die Auflösung diesmal noch schneller und zu vorhersehbar vor. Die Geschichte ist unterhaltsam und nett zu lesen, doch zwei Romane ganz nach dem selben Muster gestrickt, finde ich doch etwas einfallslos. Sicherlich handelt es sich um einen Fortsetzungsroman und die Autorin kann auch das Rad nicht neu erfinden, aber im Großen und Ganzen ist die Geschichte sehr vorhersehbar.
Schön war allerdings das Wiedersehen mit den Charakteren aus Band Eins, die sich jeden Freitag treffen und für Wohlfahrtsorganisationen stricken.

Schreibstil:
Am Schreibstil der Autorin kann man rein gar nichts bemängeln, denn jedes Buch von ihr lässt sich wirklich super gut und flüssig lesen. Die Charaktere sind sehr lebensnah und bildhaft beschrieben, auch die Umgebung, in der sie wohnen, wird lebendig beschrieben. Wie schon im Vorgängerband stehen die jeweiligen Namen der Frauen, aus deren Leben wir gerade lesen, am Kapitelanfang.
Am Ende gibt es wieder eine Strickanleitung, diesmal natürlich für Socken.

Fazit:
Wieder sehr warmherzig und emotional geschrieben, jedoch finde ich, dass die Geschichte Band Eins zu sehr ähnelt. Also entweder Band 2 alleine lesen, da sowieso alles aus dem Vorgänger nochmals erzählt wird oder sich damit abfinden, dass"Die Maschen des Schicksals" eher ein Abklatsch von "Das Muster der Liebe" ist. Wohlfühlgeschichten, die sich leicht lesen lassen, sind beide Bücher und für Strickbegeisterte sicherlich eine wundervolle Lektüre, die sich um ihr liebstes Hobby dreht. Zum abschalten und genießen.