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Veröffentlicht am 14.08.2017

Die Sonntagsblümchen

Die Dame mit dem blauen Koffer
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"Die Dame mit dem blauen Koffer" ist der Debütroman der französischen Fotografin und Drehbuchautorin Valérie Perrin. Wer schon einige - für mich so typisch französische Romane, wie z. Bsp. die Bücher von ...

"Die Dame mit dem blauen Koffer" ist der Debütroman der französischen Fotografin und Drehbuchautorin Valérie Perrin. Wer schon einige - für mich so typisch französische Romane, wie z. Bsp. die Bücher von Antoine Laurin oder Lorraine Fouchet gelesen hat, der findet auch dieses Flair und den Charme hier wieder.
Trotzdem konnte mich diesmal die Geschichte nicht wirklich packen....

Mit der 21-jährigen Justine lernen wir eine sehr eigenwillige junge Frau kennen. Wie viele ihre Altersgenossen geht sie am Wochenende gerne in den nahegelegenen Club tanzen und ist auch One-Night-Stands nicht abgeneigt. Während der Woche arbeitet sie als Altenpflegerin im Haus Hortensie in der nur 400 Seelengemeinde Milly, wo sie auch wohnt. Sie unterscheidet sich aber vorallem darin von ihren Altersgenossen, dass sie in ihrem Beruf aufgeht und immer ein offenes Ohr für alte Menschen hat. Sie liebt die Geschichten ihres Lebens, die diese bereitwillig Justine erzählen. Besonders ans Herz gewachsen ist ihr die 90jährige Hélène, die in ihren Gedanken noch immer in Südfrankreich am Strand auf ihre große Liebe Lucien wartet.

In Rückblenden erfährt man mehr über diese große Liebe und wie Hélène und Lucien durch den Krieg getrennt wurden. Eine Geschichte, die sich wohl zu Hunderttausenden abgespielt hat, aber trotzdem berührt. Dennoch konnte ich vorallem bei der jungen Hélène diese Gefühle nicht wirklich nachempfinden. Mir fehlten hier weitgehend die Emotionen. Auch die Darstellung der Geschehnisse im Krieg sind nur kurz angerissen. Hier hätte ich mir einfach viel mehr Hintergrundgeschichte gewünscht.

Abwechselnd zu den Rückblenden erfahren wir auch mehr über Justine, die mit ihrem Kousin Jules bei den Großeltern wohnt. Die Väter der Beiden waren Zwillingsbrüder und sind 1996 gemeinsam mit ihren Ehefrauen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem kümmern sich die Großeltern um Justine und Jules. Während Justine Stück für Stück die Lebensgeschichte von Hélène für ihren Enkelsohn Roman niederschreibt, beginnt sie sich auch mit ihrer eigenen Lebensgeschichte mehr auseinanderzusetzen. Durch einen Satz des Ortsgendarmes irritiert, der den Unfallhergang ihrer Eltern als ungewöhnlich titulierte, beginnt Justine nachzufragen. Doch sowohl Polizei, als auch ihre Großeltern schweigen. Sie beginnt Nachforschungen anzustellen, dessen Ergebnis überraschend und schockierend sind. Dieser Teil des Buches wartet mit einem erschreckenden Ergebnis auf und gefiel mir wesentlich besser, als der Rest des Buches.

Amüsant fand ich auch die Episoden rund um die sogenannten "Sonntagsblümchen". Dies sind jene Heimbewohner im Haus Hortensie, die nicht einmal am Sonntag Besuch von ihrer Familie bekommen. Der Originaltitel "Les oubliés du dimanche", was ungefähr übersetzt "die Vergessenen des Sonntags" heißt, spielt darauf an. Diese Vergessenen bekommen aber durch einen anonymen Anrufer, der ihren Familien mitteilt, dass sie verstorben sind, wieder Aufmerksamkeit. Eine amüsante Geschichte in der Geschichte. Die Auflösung hingegen war doch etwas plump.


Charaktere:
Justine ist eine sehr eigenwillige junge Frau. Die Autorin hat sie wunderbar gezeichnet und dennoch wurde ich nicht richtig warm mit ihr. Meine Tochter ist ebenfalls Einundzwanzig und sicherlich sind Menschen verschieden, aber bei Justine hatte ich wirklich nie das Gefühl, dass sie das Alter hat, das ihr die Autorin gegeben hat. Meistens kam sie mir älter vor und dann wieder absolut unreif. Ich konnte viele ihrer Handlungen nicht wirklich verstehen und nachvollziehen, wie ihre Beziehung zu "Ich-weiß-seinen-Namen-nicht. Wenn man monatelang mit jemanden ins Bett geht, kann ich mir nicht vorstellen, dass man den Namen desjenigen nicht kennt oder nie nachfragt. Aber vielleicht soll dies auch ein besonders gelungene Idee der Autorin sein, die ich anscheinend nicht verstanden habe...
Auch bei Hélène konnte ich mich nicht wiederfinden. Das ist zwar auch nicht Sinn und Zweck eines Buches, aber ich konnte diese großen Gefühle, die beschrieben wurden, einfach nicht nachvollziehen. Ich fand keine wirkliche Bindung zu den beiden Hauptprotagonistinnen, was ich sehr schade finde.

Schreibstil:
Valérie Perrins Schreibsil ist keineswegs poetisch, sondern eher geradlinig mit kurzen und schnörkellosen Sätzen. Mir fehlte es vorallem an den Emotionen, die zwar beschrieben wurden, die ich aber nicht richtig fühlen konnte. Mit der Zeit findet man aber immer mehr in die Geschichte rund um Justine und Hélène hinein.
Der Romans ist teilweise im Präsens und in der Ich-Form (Justines Part), als auch in der Vergangenheit (Hélènes Part) geschrieben. Letzterer hebt sich auch durch kursive Schrift vom Gegenwartsstrang ab.

Fazit:
Eine etwas andere Geschichte, die Potenzial hat, die mich allerdings emotional nicht erreichen konnte. Mir fehlte die Atmosphäre, sowie einfach das Gefühl in die Geschichte abzutauchen. Trotzdem hat die Geschichte auch Charme. Am Besten ihr macht euch einen eigenen Eindruck und liest die Geschichte von Justine und Hélène selbst....

Veröffentlicht am 14.08.2017

Familiendrama um Verlust, TRauer und Lügen...

Die Bucht, die im Mondlicht versank
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Titel und Cover vermitteln hier einen lockeren Sommerroman. Dies trifft jedoch bei diesem Roman so gar nicht zu! Wer allerdings den Klappentext gelesen hat weiß, dass es sich hier mehr um ein Familiendrama, ...

Titel und Cover vermitteln hier einen lockeren Sommerroman. Dies trifft jedoch bei diesem Roman so gar nicht zu! Wer allerdings den Klappentext gelesen hat weiß, dass es sich hier mehr um ein Familiendrama, als um eine locker leichte Geschichte handelt.

Isla und Sarah sind seit ihren Teenagerjahren die besten Freundinnen. Beide hatten in ihrer Jugend einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften und gaben sich gegenseitig Halt. Später erfüllen sich die Beiden einen langgehegten Traum: Eine eigene Strandhütte auf der Sandbank in Longstone an der englischen Küste, wo sie sich kennergelernt haben.
Isla möchte aber auch die Welt bereisen. Deswegen nimmt sie sich nach dem Studium eine kleine Auszeit um fremde Länder kennenzulernen, auch wenn sie sich deswegen von ihrem Freund Nick trennen muss. Sarah und Nick treffen sich weiterhin auf der Sandbank und aus der anfänglichen Freundschaft wird Liebe. Sarah ist bereits schwanger, als Isla, ebenfalls in guter Hoffnung, von ihrer Weltreise nach 18 Monaten zurückkehrt. Die Freundschaft der beiden Frauen bleibt trotzdem bestehen. Ihre beiden Söhne, Marley und Jacob, werden im selben Jahr geboren und sind ebenfalls unzertrennlich.
Zehn Jahre später schwimmen die Beiden an Jacobs Geburtstag ins offene Meer hinaus und geraten in Schwierigkeiten. Nur Sarah's Sohn Jacob kann gerettet werden, während Isla's Marley ertrinkt. Genau sieben Jahre später verschwindet auch Jacob nach einer Strandparty.....

Lucy Clarke hat mit ihrem neuen Roman eine sehr fesselnde und emotionale Geschichte geschrieben, die sämtliche Eigenschaften eines Dramas beinhaltet. Die traumhafte Kulisse, die ich in meinen Gedanken wirklich nicht in England angesiedelt hatte, sondern irgendwo im Süden Europas, Asiens oder im Südwesten der Staaten, wurde von der Autorin sehr bildhaft eingefangen. Sie erzählt den Roman abwechselnd aus Sarahs und Islas Sicht in der Ich-Form. Der ständige Perspektivenwechel und das Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart sorgt für Spannung und Dramatik. Während die Tragödie ihren Lauf nimmt und immer mehr Geheimnisse aufgedeckt werden, rätselt man, was hinter den Beiden Vorfällen steckt. Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, was damals wirklich vorgefallen ist und wohin Jacob plötzlich verschwunden ist.

Trotzdem hat die Geschichte auch ihre Schwächen. Ich bin selbst Mutter und obwohl ich die Verzweiflung und die Schuldgefühle der beiden Frauen sehr gut nachvollziehen konnte, blieben sie mir trotzdem irgendwie fremd. Sarah wirkte oftmals sehr kühl und distanziert auf mich, während ich wiederum einige Handlungen von Isla überhaupt nicht nachvollziehen konnte.

Die Autorin hat den Roman sehr vielschichtig und komplex angelegt und mit Themen wie Freundschaft, Loyalität, Hoffnung, Vertrauen, aber auch mit Schuldgefühlen, Verlust, Trauer und Neid bestückt. Geheimnisse und Lügen stellen die Freundschaft der beiden Frauen auf eine harte Probe bis sie zum Ende hin endgültig auseinanderbricht.

Das Tempo ist nicht sehr hoch und so kommt es mitunter zu einigen Längen. Das ist schade, denn der Plot ist wirklich großartig und die vielen Themen, die hier angesprochen werden, sind interessant und vielschichtig. Auch die Location wurde sehr stimmungsvoll beschrieben. Generell lässt sich der Schreibstil der Autorin wunderbar lesen, ist atmosphärisch und dicht. Die Stärke des Romans liegt eindeutig in der emotionalen Tiefe und dem wunderbaren Schreibstil.

Wer sich nicht vom Cover und Titel irreführen lässt und eine locker leichte Geschichte erwartet, erhält einen sehr emotionalen und vielschichten Roman, der trotz kleiner Längen überzeugen kann.

Zum deutschen Cover möchte ich noch sagen, dass ich die mit Seesternen bedruckte Schnittkante wirklich wunderschön finde und dem Buch das gewisse Etwas gibt.

Fazit:
Ein Familiendrama, das trotz einiger kleiner Längen, mit emotionaler Tiefe, einem interessanten Plot und stimmungsvollen Beschreibungen punkten kann. Keine locker-leichte Geschichte, sondern ein vielschichtiges Drama rund um eine Frauenfreundschaft.

Veröffentlicht am 10.08.2017

Komm in die Puppenstube

Das Porzellanmädchen
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Nachdem ich die Reihe rund um den Ermittler Nils Trojan noch nicht gelesen habe, Band 1 "Der Federmann" aber noch in meinem SuB Regal steht, dachte ich mir mit einem Stand alone des Autors kann man nun ...

Nachdem ich die Reihe rund um den Ermittler Nils Trojan noch nicht gelesen habe, Band 1 "Der Federmann" aber noch in meinem SuB Regal steht, dachte ich mir mit einem Stand alone des Autors kann man nun nichts falsch machen und ich kann ihn endlich kennenlernen.
Gleich vorweg kann ich sagen, dass der Spannungslevel wirklich hoch war und der Autor mit der Psyche des Leser gekonnt spielt. Und trotzdem fehlte mir irgendetwas, das mir das Gefühl gab, dieser Thriller ist Extraklasse und hat 5 Sterne verdient. Aber liest selbst....

Der erste Teil der Geschichte spielt im Jahre 2003 und geht über die ersten fünf Kapitel des Buches. In diesem Abschnitt wird ein junges Mädchen von einem Mann entführt, der sich mit einer Gasmaske unkenntlich macht und den sie "das Insekt" nennt. Im Zimmer ihres Martyriums sitzt neben ihr eine alte Porzellanpuppe mit zwei unterschiedlich blauen Augen. Diese hat, wie das entführte Mädchen, dunkle Haare und eine sehe helle Haut und wirkt irgendwie gruselig. Trotzdem ist sie für sie eine Art "Bezugsperson". Dem Mädchen gelingt es zu entkommen, doch der Entführer wird nie überführt und das entlegene Haus nicht gefunden.
Im zweiten Teil lernen wir die damals Entführte als erfolgreiche Thrillerautorin Luna Moor kennen. In ihren Büchern versucht sie die damalige Tat zu verarbeiten. Für ihren neuersten Thriller hat sie sich selbst die Latte sehr hoch gelegt, denn Luna zieht in den Schuppen des Hauses, indem einst ihr Martyrium begann. Als zweiwöchigen Mitbewohner hat sie den fünzehnjährigen Leon an ihrer Seite, den Sohn ihrer Freundin Anna, die in die Vereinigten Staaten reisen musste und sie bat Leon diese Zeit aufzunehmen. Luna ist dies gar nicht recht, denn sie möchte den Täter von damals reizen und ihre eigene Geschichte in ihrem neuen Thriller verpacken. Sie möchte ihn aus der Reserve locken und endlich überführen....

In zwei Handlungssträngen lässt Max Bentow den Leser an den Ereignissen rund um Luna und ihren Roman teilhaben. Einmal erzählt er die Geschichte, wie Luna mit Leon in den Schuppen des Hauses einzieht, indem sie damals gefangen gehalten wurde. Die düstere und unheimliche Stimmung des einsam gelegenen Anwesens und die Tatsache, dass darin ein Mord passiert ist, sorgt schon für leichte Gänsehaut.
Im zweiten Handlungsstrang begeben wir uns in die Story, die Luna schreibt und lesen praktisch ein Buch im Buch. Wir erhalten durch Leon Einblick in Lunas Manuskript, der sich verbotener Weise auf seinen Stick eine Kopie zieht. Was Leon liest, lässt ihn fortan nicht mehr los. Lunas Hauptprotagonistin, die sie Maria nennt, erlebt eine Geschichte, die der von Luna sehr ähnelt, doch Maria sinnt auf Rache. Sie hat keine Hemmungen das Beil, das sie immer mit sich herumträgt, auch einzusetzen und zieht eine Blutspur durch Berlin. Gemeinsam mit Leon rätselt man und fragt sich insgeheim: Was ist hier Wahrheit und was Fiktion? Dieses Übereinandergreifen von Realität und Fantasie ist der Stoff, auf den der Autor aufbaut. Die sprechende Porzellanpuppe tut dazu ihr Übriges....

Der Autor kommt in seinem Thriller ohne große Rahmenhandlung und mit nur wenigen Protagonisten aus. Die Geschichte wirkt spektakulär und manchmal auch absurd, sie ist gespickt mit kleinen Horrorelementen, die für mich trotzdem zu wenig waren, dass ich mich richtig gruseln hätte können (und ich bin eigentlich kein Leser des Horror-Genres...noch nicht). Mit unvorhersehbaren Wendungen hält Max Bentow den Leser an der Stange, die Spannungskurve bleibt konstant oben und auch ich habe mir den einen oder anderen Fingernagel abgekaut.

Leider bleiben auch die Figuren etwas an der Oberfläche, obwohl die Personenzahl sehr beschränkt ist. Während Luna gut charakterisiert wird und man ihr ihre Ängste und den Zweifel an ihrer eigenen Zurechnungsfähigkeit abnimmt, hätte ich mir von den Nebenfiguren doch etwas mehr erhofft. Auch Leon erschien mir als Fünfzehnjähriger doch etwas zu erwachsen.
Der Autor hat den Fokus eher auf die Spannung und die Psyche des Lesers angelegt und das ist ihm großteils auch gelungen. Den Täter habe ich trotzdem in der zweiten Hälfte des Buches erraten....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr einfach und nicht wirklich anspruchsvoll. Bei einem Thriller lege ich normaler Weise keinen großen Wert auf den Schreibstil, aber hier fiel mir doch die eher anspruchslose und schlichte Wortwahl auf. Trotzdem gelingt es dem Autor mithilfe der kurzen Sätze und Beschreibungen das Haus, die Umgebung und vor allem die Puppen sehr bildhaft darzustellen.
Die Kapitel sind ebenfalls kurz gehalten, die Schrift ist eher groß und diese Faktoren ermöglichen das Ruck-zuck-weglesen der Inhalts. Spannung ist sehr wohl vorhanden, aber mit seiner Art des Schreibens konnte mich der Autor nicht wirklich gewinnen.

Fazit:
Die vier Sterne vergebe ich für Spannung, Nervenkitzel und die düstere, unheimliche Stimmung des einsam gelegenen Anwesens, welche der Autor grandios eingefangen hat. Der Schreibstil und die etwas abstruse Handlung, die manchmal ein bisschen mystisch angehaucht ist, konnte mich allerdings nicht gänzlich überzeugen.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Gutes Buch, aber die hype kann ich nicht ganz nachvollziehen

The Hate U Give
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Bei sehr gehypten Büchern bin ich immer etwas skeptisch, aber "The Hate U Give" stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste nachdem ich bei einer Bloggerin eine total begeisterte Rezension dazu gelesen ...

Bei sehr gehypten Büchern bin ich immer etwas skeptisch, aber "The Hate U Give" stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste nachdem ich bei einer Bloggerin eine total begeisterte Rezension dazu gelesen habe, die den Roman bereits auf Englisch verschlungen hatte. Deswegen habe ich mich umso mehr gefreut, als ich es vom Bloggerportal tatsächlich zugeschickt bekommen habe.

Es fällt mir schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben, die meine Gedanken beim Lesen wiedergeben. Es sind sehr viele Gefühle vertreten: Ohnmacht, Wut, Trauer, Unverständnis, aber auch Freude, Hoffnung und Glaube an das Gute im Menschen.
Ich fand sehr schnell Zugang zur Geschichte, die mich von Beginn an packen konnte. Man lernt Starr, eine 16-jährige Schwarze und ihre Familie kennen, die in Garden Heights, einen Armenviertel lebt.
Ich spoilere hier nicht, wenn ich schreibe, dass ich fassungslos die Szene verfolgte, als Starr im Auto sitzt und zusehen muss, wie Khalil, ihr Freund aus Kindertagen, ohne Vorwarnung von einem weißen Polizisten erschossen wird. Diese Ungerechtigkeit und die vorschnelle Verurteilung ließen mich einfach nur sprachlos zurück. Trotzdem liest man aber immer wieder von solchen Fällen in der Zeitung, die in manchen Gegenden der USA zum "Alltag" gehören. Dieser Roman ist ein Plädoyer an die Gerechtigkeit und gegen Rassismus!

Bis dahin konnte ich mir nicht vorstellen, Todesangst vor der Polizei zu haben. Wir kennen zwar das mulmige Gefühl, wenn einem die Polizei aufhält und man sich fragt, ob man wohl ein Verkehrszeichen übersehen oder zu schnell gefahren ist und ob man den Führerschein heute morgen in die richtigen Tasche gepackt hat (das ist mir passiert). Aber hier erlebt man hautnah den Moment mit, der für viele Menschen aus diesen Vierteln tägliche Realität ist und die tatsächlich um ihr Leben fürchten müssen, wenn der Deputy ans Fenster klopft. Diese Stellen im Buch hinterließen bei mir einen dicken Knoten im Hals. Solche Szenen kann ich mir hier im friedlichen ländlichen Teil von Österreich überhaupt nicht vorstellen.
Die Autorin zeigt in beeindruckender Weise auf, wie sich das Leben in manchen Teilen einer Großstadt in den Vereinigsten Staaten abspielt. Dabei malt sie keineswegs das übliche Schwarz-Weiß-Bild von den Figuren im Roman, sondern zeigt viele Grauschattierungen. Da ist etwa Starrs Onkel Carlos, der schwarz und Polizist ist. Chris, der weiße Boyfriend von Starr oder Kousin Devante, der nicht automatisch kriminell sein möchte, obwohl sein Vater ein berüchtigter Gansterboss ist. Die Charaktere sind teilweise sehr lebendig gestaltet, manche bleiben aber leider an der Oberfläche.

Ebenso versteht es Angie Thomas den Zwiespalt in dem Starr lebt, wenn sie morgens in die Privatschule der Weißen zum Unterricht geht und abends zuhause in Garden Heights die Drogendealer das Straßenbild beherrschen, glaubwürdig zu vermitteln. Den Wunsch ihrer Mutter diese Gegend endlich zu verlassen, konnte ich nur zu gut verstehen. Diese beiden Welten prallen immer wieder aufeinander und lassen Starr mehr und mehr verzweifeln. Einerseits möchte sie Gerechtigkleit für Khalil, andererseits aber verleugnet sie anfangs, dass dieser Khalil, der in den Medien als Drogendealer hingestellt wird, ihr Freund war. Starr selbst ist nicht immer die starke und gerechte Hauptprotagonistin. Vorallem wie sie sich ihrem Freund gegenüber verhält, fand ich nicht ganz nachvollziehbar und in Ordnung.

Gut miteinbezogen hat die Autorin auch die Parts der Presse, der Justiz und der Polizei. Hier hätte ich mir alleridngs ein bisschen mehr Seiten zum Gerichtsurteil gewünscht, welches in nur einem Satz abgehandelt wurde, nachdem man kapitelweise darauf hingefiebert hat.

Obwohl das Thema der Geschichte sehr ernst und der Plot oft düster ist, schwingt trotzdem viel Humor im Roman mit. So wird das schwierige Thema auch für die Zielgruppe etwas "leichter" und durch den jugendlichen Schreibstil lockerer. Die Geschichte ist nachvollziehbar und authentisch und hat eine sehr wichtige Thematik. Die Hype kann ich aber nicht ganz nachvollziehen.

Schreibstil:
Die Autorin hat in ihrem Debütroman den Schreibstil der Altersklasse angepasst, der sich eher einfach und flapsig präsentiert. Die Geschichte wird in der Ich-Pespektive aus der Sicht von Starr erzählt. So erlebt man ihre Gefühlswelt hautnah mit.
Der typische amerikanische Slang und auch diverse Produkte, die immer wieder genannt werden und bei mir oftmals nur Fragezeichen hinterließen, können vielleicht jüngere Leser besser nachvollziehen.... Es gibt viele Dialoge, die manchmal die sehr emotionale Erzählung etwas auflockern.
Die Slang-Begriffe, die verwendet werden, sind in einem Glossar am Ende des Romans näher erläutert.

Fazit:
Ein sehr vielschichtiger Roman in jugendlicher Sprache, der von allen Altersgruppen gelesen werden sollte. Trotzdem konnte er mich nicht ganz überzeugen. Das Thema Rassismus ist und bleibt immer ein Brennpunkt und sollte auch nie in Vergessenheit geraten. Trotzdem fand ich nicht alles an diesem Roman gelungen und vergebe deswegen 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Cold Case #1 für Evie Blackwell

Evie Backwell - Stadt der Verschwundenen
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Die Romane aus dem Francke Verlag konnten mich bis jetzt immer begeistern und als ich diesen Spannungsroman lesen durfte, habe ich mich sehr darüber gefreut. Mir ist noch die tolle Alaskan Courage Reihe ...

Die Romane aus dem Francke Verlag konnten mich bis jetzt immer begeistern und als ich diesen Spannungsroman lesen durfte, habe ich mich sehr darüber gefreut. Mir ist noch die tolle Alaskan Courage Reihe von Dani Pettrey im Gedächtnis, die eine Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte mit christlichen Elementen ist und die mir richtig gut gefallen hat.
Auch bei "Stadt der verschwundenen Kinder" erhoffte ich mir eine ähnliche Zusammensetzung von Krimispannung und einer netten Geschichte drumherum. Mein Wunsch wurde großteils erfüllt, aber nicht ganz, denn es fehlte mir vorallem im Mittelteil etwas an Spannung. Trotzdem hat die Autorin hier einen Roman geschrieben, der mir gut gefallen hat und noch Ansätze für Folgeromane hat, die ich natürlich gerne lesen würde.

Der Einstieg gelang mir gut. Der Roman beginnt mit der Ankunft der Ermittlerin Evie Blackwell in Clarin, die etwas anders als geplant abläuft. Durch einen Wildunfall verliert sie zuerst die Kontrolle über ihr Auto und irrt mit ihren beiden Hunden verletzt in der Gegend umher. Dabei hatte sie Glück im Unglück, denn sie hat nur kleine Blessuren davongetragen. Der Grund für ihren Aufenthalt in der Kleinstadt in Illinois ist beruflich. Der Gouverneur möchte in Zukunft eine eigene Task Fource für unaufgelöste Vermisstenfälle einrichten und schickt deshalb Evie für kurze Zeit für zwei "Probefälle" nach Carin. In der Kleinstadt sind ein sechsjähriges Mädchen, das mit ihren Eltern unterwegs war und die nur für einen kleinen Zwischenstop hielten, sowie die gesamte Familie eines Polizisten von einem Tag auf den anderen verschwunden. Keine leichte Aufgabe für die smarte Evie, die frischen Wind in den Ort bringt. Dadurch, dass sie keinen persönlichen Bezug zu den Vermissten hat, sieht sie die beiden Fälle aus einer anderer Sicht als Sheriff Gabriel Thane oder der Rest der damals ermittelnden Polizei. Die sehr ehrgeizige Evie ist auch schnell erfolgreich und hat bald einige neue Spuren gefunden....

Der Roman lebt vorallem durch die Ermittlungsarbeit und den vielschicthtigen Beziehungen, sowie den großen Zusammenhalt der Familie Thane und den Einwohnern der Kleinstadt. Die Charaktere werden sehr lebendig und detailliert beschrieben. Man bekommt als Leser ein sehr gutes Bild von den Personen, die einen wichtigen Teil im Handlungsstrang einnehmen.
Während Josh Thane als ehemaliger Soldat sehr zurückgezogen lebt, steht Gabriel Thane, der in die Fußstapfen seines Vaters als Ortssheriff gestiegen ist, eher im Mittelpunkt. Er ist auch derjenige, der mit Evie zusammenarbeitet. Mit Ann und deren Mann Paul, einem FBI Ermittler, kommen noch weitere Spezialisten für die Task Force hinzu. Will Thane, der ältere der Brüder, liebt Karen, die im Café arbeitet, aber ein Geheimnis hütet.... Und Grace kommt aus Chicago nach Clarin zurück, das sie als Kind von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Sie möchte das Elternhaus verkaufen und vermutet die Leichen ihrer Eltern auf dem Grundstück verscharrt. Josh nimmt sich der Suche an, der schon im Kindergarten in Grace verknallt war.

Obwohl es Hinweise auf die eine oder andere mögliche Lovestory im Buch gibt, fehlt hier die Romanze gänzlich und der Fokus liegt bei den zwischenmenschlichen freundschaftlichen Beziehungen. Abwechselnd begleiten wir die drei Thane Brüder Gabriel, Will und Josh, sowie Evie und Ann, bei ihren Versuchen hinter das Verschwinden der Polizistenfamilie und der kleinen Ashley zu kommen. Diese Personenwechsel werden im Buch sofort ersichtlich, denn der Name der Figur steht zu Beginn jedes Abschnittes ersichtlich über den weiteren Textverlauf. Schon bald deuten Hinweise in eine Richtung, die eine grausame Wahrheit ans Licht bringen. Diese neuen Fakten werfenallerdings wieder neue Frage im zweiten Cold Case Fall auf und hieraus entwickeln sich weitere Handlungsstränge. Leider blieb einer davon offen, der meiner Ansicht nach einen tollen Plot hatte und der der Handlung etwas mehr Schwung hätte geben können.
Während die Geschichte im Mittelteil etwas vor sich hindümpelt und man sich fragt, wohin die Handlung driftet, wartet sie mit einem spannenden Finale und einem unerwarteten Ende auf, das mir sehr gut gefallen hat und die kleinen Längen im Mittelteil damit etwas vergessen lassen.

Ich habe bereits gesehen, dass es im englischen bereits einen weiteren Teil rund um Evie Blackwell und neuen Cold Cases gibt und hoffe auf einen etwas höheren Spannungsanteil im Folgeband.


Fazit:
Ein christlicher Kriminalroman mit kleinen Längen im Mittelteil und noch etwas Luft nach oben, aber mit einem spannenden und unerwarteten Ende, das mich absolut überzeugen konnte. Ich bin schon neugierig auf den Folgeband und hoffe auf einen höheren Spannungsanteil.