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Veröffentlicht am 09.07.2017

Der gläserne Sarg

Engelsschlaf: Thriller
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Von Catherine Shepherd habe ich bereits den ersten Band der Zons Krimis gelesen, die auf zwei Zeitebenen spielen und leicht mystisch angehaucht sind. Aber auch den Thriller "Mooresschwärze", der mir sehr ...

Von Catherine Shepherd habe ich bereits den ersten Band der Zons Krimis gelesen, die auf zwei Zeitebenen spielen und leicht mystisch angehaucht sind. Aber auch den Thriller "Mooresschwärze", der mir sehr gut gefallen hat. Mit "Engelsschlaf" hat die Autorin nun den Folgeband zu "Krähenmutter", das ich noch nicht gelesen habe, vorgelegt. Ich hatte allerdings keine Schwierigkeiten neu einzusteigen und hatte den Thriller in einem Rutsch durch.

Statistisch gesehen gibt es 10 Scheintote im Jahr in Deutschland. Lebendig begraben zu werden ist wohl der Albtraum schlechthin. Und doch wäre eine junge Frau, die nachts auf einer Parkbank liebevoll auf einem Kissen gebettet aufgefunden wird, fast für tot erklärt worden. Durch einen Notruf werden Laura Kern, ihr Kollege Max und Freund Taylor, der ebenfalls bei der Kriminalpolizei arbeitet, zum nahegelegenen Park des Domenikus-Krankenhauses in Berlin gerufen. Der Notarzt stellt bereits den Totenschein aus, als Taylor ein Lebenszeichen entdeckt. Die Frau überlebt, kann sich jedoch an nichts erinnern. In ihrer Blutbahn werden Medikamente gefunden, die ihre Lebensfunktionen stark heruntergesetzt haben und sie mehr tot als lebendig wirken lässt. Wenige Tage später geht ein weiterer Notruf ein und es wird neuerlich eine junge Frau, genauso zugedeckt und auf ein Kissen gebettet, gefunden. Laura ahnt, dass es nicht das letzte Entführungsopfer sein wird, doch ihr Chef sieht keine Eile und zieht sogar Max vom Fall ab. Die nächste junge Frau, die gefunden wird, ist allerdings nicht mehr scheintot, sondern wirklich gestorben. ...und die Zeit läuft....

Die Spannung ist bereits auf den ersten Seiten greifbar. Die Identität des Täters bleibt lange im Unklaren, jedoch steht schon früh fest, dass wir diesen in Rückblenden bereits zu Beginn näher kennenlernen. Die Kapitel aus der Vergangenheit beginnen vor fünfundzwanzig Jahren und reichen bis in die Gegenwart und erzählen von einem kleinen Jungen und seiner Schwester, die einige schwere Schicksalschläge hinnehmen müssen. Sein Name ist unbekannt, aber in seiner Gedankenwelt erlebt der Leser, was ihn antreibt. Wir erhalten Einblicke in sein Leben, in die der Opfer und natürlich in die der Ermittler. Dabei kommt auch das Privatleben nicht zu kurz, nimmt aber nicht zu viel an Raum ein. So bleibt die Handlung ausgewogen.
Die Autorin versteht es den Leser auf viele falsche Fährten zu schicken. Ich rätselte die ganze Zeit, wer der Täter sein könnte und welches Motiv er hat. Die Spannung wird immer weiter aufgebaut und ich hatte den Thriller in zwei Tagen ausgelesen.

Einzig und allein muss ich hier genau daselbe bemängeln, wie schon in "Mooresschwärze". Ich liebe es mitzurätseln und man blickt den Täter die ganze Zeit über die Schulter, aber am Ende erkennt man leider, dass man keine Chance hat ihn zu überführen, weil er namentlich nie genannt wird. Dies ist ein Punkt, den ich schon bei "Mooresschwärez" kritisiert habe und zu einem Stern Abzug führte. Diesmal ziehe ich nur einen halben Stern ab, denn das Buch hat mich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt....

Schreibstil:
Catherine Shepherds Schreibstil ist fesselnd und anschaulich. Die Spannung ist die ganzen 352 Seiten über greifbar. Die kurzen Kapitel lassen sich schnell weglesen und die Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Überraschende Wendungen und einige falsche Fährten werden gekonnt eingestreut.

Fazit:
Auch in Catherine Shephers neuem Thriller "Engelsschlaf" wird wieder Spannung und Thrill vom Feinsten geboten. Einzig beim Ende habe ich dieselbe Kritik anzubringen, wie schon bei "Mooresschwärze" und ziehe deshalb einen halben Stern ab. Trotzdem eine Leseempfehlung für Thrillerfreunde!

Veröffentlicht am 04.07.2017

Träume dein Leben

Erzähl mir was von Liebe ...
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Das Debüt der österreichischen Autorin Carina Posch hat mich sehr berührt. Ich weine sehr selten bei Büchern - eher bei Filmen - aber hier hatte ich auf den letzten Seiten doch etwas mehr Tränenflüssigkeit ...

Das Debüt der österreichischen Autorin Carina Posch hat mich sehr berührt. Ich weine sehr selten bei Büchern - eher bei Filmen - aber hier hatte ich auf den letzten Seiten doch etwas mehr Tränenflüssigkeit in meinen Augen....
Obwohl man schon bei der Beschreibung des Romans erahnen kann, dass dieses Buch eventuell nicht gut ausgeht, habe ich in eine gänzlich andere Richtung gedacht, als es schlussendlich kam.

Wir begegnen Rachel im Sommer 1988. Es ist ihr letzter Tag in einem typischen irischen Pub, wo sie als Kellnerin arbeitet, um ihren großen Traum finanzieren zu können. Sie möchte Schriftstellerin werden und hinaus in die weite Welt - endlich das kleine Kaff in Irland, in dem sie wohnt, verlassen. Ihr Eltern sind Schafzüchter und ihre beste Freundin ist ein bester Freund: Liam. Sie verbindet seit Kindheit ein ganz besonderes Band. Als die Beiden kurz bevor Rachel Irland in Richtung Amerika verlässt feststellen, dass sie doch mehr als Freundschaft füreinander empfinden, sind sie zu verunsichert um sich dieser neuen Stufe ihrer Beziehung zu stellen. In New York werden Rachels Manuskripte abgelehnt und die junge Frau bleibt etwas desillusioniert zurück. Kurze Zeit später lernt sie jedoch Eric Cunningham kennen, einen netten und vorallem reichen Mann, der sich augenblicklich in sie verliebt. Er legt ihr die Welt zu Füßen und finanziert ihr ein Wirtschaftstudium, doch Rachels Herz ist in Irland geblieben. Als sie ein Kind erwartet und Eric ihr einen Heiratsantrag macht, willigt sie ein. Doch die Ehe steht von Anfang an unter keinem guten Stern.....

Ich habe das Buch gestern Abend in einem Rutsch durchgelesen und das Ende hat mich sehr berührt. Die Autorin erzählt eine einfühlsame Geschichte, die direkt aus dem Leben gegriffen ist und in ähnlicher Form und Weise sicherlich schon öfters passiert ist.
Wir begleiten Rachel über 20 Jahre ihres Lebens und nehmen Teil an ihrer verzweifelten Suche nach Liebe und Bestätigung. Man erlebt hautnah mit, wie sie die falschen Entscheidungen trifft, die sie auf einen Weg führen, den sie gar nicht einschlagen wollte und den sie nicht mehr rückgängig machen kann. Die anfangs lebenslustige und sympathische junge Frau, die voller Träume steckt, verliert sich selbst und ihre große Liebe. Nichts hat sich so entwickelt, wie sie es sich vorgestellt hatte. Rachel wird zum Workaholic, eine richtige Karrierefrau, die zu sich selbst hart ist und keine Gefühle offenbart. Mann und Kind treten an zweiter Stelle, nur zu Liam hält sie auch in dieser Zeit noch Kontakt. Wir lernen eine Rachel kennen, die mir völlig fremd wurde, obwohl man weiterhin Anteil an ihren Gedanken und Gefühlen hat. Erst zum Ende hin ändert sich das wieder und ich konnte ihre letzte Entscheidung absolut nachvollziehen.

Auch hier finde ich wieder John Lennons Zitat "Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist Pläne zu machen" sehr passend, denn Rachel hat seit ihrer Kindheit Pläne, wie ihr Leben verlaufen soll. Und doch hat das Schicksal etwas anderes vorgesehen und Rachel erkennt erst zu spät, dass man seine Wünsche und Träume leben und nicht auf die lange Bank schieben soll. Nichts ist im Leben und in der Liebe planbar, nicht ist berechenbar....

Die letzten sechs Kapitel aus der Sicht von Kayla konnten mich nicht ganz überzeugen. Kayla blieb mir den ganzen Roman über fremd. Einige Passagen des Buches wurden mir zu oberflächlich abgehandelt: Die Zeitspanne in Amerika wurde wie in einem Zeitraffer abgehandelt. Hier wäre es eindeutig besser gewesen mehr Seiten zu füllen und genauer auf einige Handlungsstränge einzugehen. Dies hätte dem Roman noch mehr Potential gegeben.
Trotz dieser Kritik fand ich dieses Debüt wirklich gelungen. Leider hat aber auch noch das Lektorat keine gute Arbeit geleistet, denn es sind doch einige gravierende Fehler im Buch zu finden.

Charaktere und Schreibstil:
Die Entwicklung der Protagonistin Rachel hat Carina Posch hervorragend skizziert. Ich konnte mit ihr mitfühlen und obwohl ich viele Entscheidungen nicht ganz nachvollziehen konnte, verstand ich auf irgendeine Weise, warum sie sich so entschieden hat.
Alle anderen Charaktere sind authentisch, jedoch mehr oder weniger
Der Schreibstil ist lebendig und dialoglastig. Kurze und klare Sätze, schnörkellos und kitschfrei erzählt Carina Posch eine emotionale Geschichte, die zum Großteil in der Ich-Form aus der Sicht von Rachel erzählt wird.

Fazit:
Ein emotionales und berührendes Debüt, kitschfrei und aus dem Leben gegriffen. Der Roman regt zum Nachdenken an und zeigt uns, dass das Leben einfach passiert. Ein wundervolles Debüt!

Veröffentlicht am 04.07.2017

Einladung zum Sockenstrickkurs

Die Maschen des Schicksals
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Im zweiten Band der Reihe rund um die Blossom Street und dem Wollgeschäft "A Good Yarn" von Debbie Macomber stehen wieder Lydia, die Besitzerin des mittlerweile erfolgreichen Lädchens, und eine neue Strickrunde ...

Im zweiten Band der Reihe rund um die Blossom Street und dem Wollgeschäft "A Good Yarn" von Debbie Macomber stehen wieder Lydia, die Besitzerin des mittlerweile erfolgreichen Lädchens, und eine neue Strickrunde im Mittelpunkt. Aber wir treffen auch Jacqueline, Alix und Carol wieder, die wir aus dem ersten Band kennen.
Deswegen würde ich auch empfehlen mit "Das Muster der Liebe" zu beginnen, sonst werdet ihr nämlich mächtig gespoilert!!!

Lydia bietet diesmal einen Sockenstrickkurs an und die bunt zusammengewürfelte Gruppe erscheint zu Beginn noch kurioser als beim Strickkurs aus Band 1.
Die kürzlich in Rente gegangene Elise, die bereits ihre Wohnung gekündigt und Zeit ihres Lebens auf ein ein eigenes Häuschen gespart hat, steht nach dem Konkurs des Bauunternehmens nun ohne Unterkunft da. Sie zieht deswegen schweren Herzens bei ihrer Tochter ein. Als sie erfährt, dass ihr Exmann ebenfalls kurzfristig einziehen wird, ist sie empört. Ihre Ehe ging vor Jahren wegen seiner Spielsucht in die Brüche. Elise sucht nach Ablenkung und außerhäuslichen Tätigkeiten, um ihren Ex so wenig wie möglich über den Weg zu laufen. Da entdeckt sie den Aushang zum Sockenstrickkurs bei Lydia und meldet sich an.

Bethanne sucht ebenfalls Zerstreuung. Ihr Mann hat sie eben erst wegen seiner Sekretärin verlassen und sie sitzt mit ihren beiden Kindern im schwierigen Teenageralter zuhause. Das große Haus soll weiterhin finanzierbar bleiben, doch seit der Geburt der Kinder war Bethanne Mutter und Hausfrau. Wie soll sie nur nach all den Jahren zuhause einen Job finden? Ihre Tochter rebelliert und ihr Mann will seine Unterhaltszahlungen minimieren. Beim Stricken will sie ihre Sorgen vergessen....

Courtney ist vom anderen Ende der USA nach Seattle zu ihrer Großmutter gezogen. Nach dem Tod der Mutter muss ihr Vater noch mehr arbeiten und ist im Ausland unterwegs. Die älteren Geschwister sind am College untergebracht und so soll Courtney ihr Abschlussjahr in Seattle machen. Courtney kämpft mit Übergewicht und Einsamkeit. Da nimmt sie ihre überaus agile Großmutter mit ins Schwimmbad und zum Strickkurs. Dort nehmen sich die älteren Damen dem Küken in der Runde an und Bethanne versucht Courtney mit ihren Kindern bekanntzumachen...

Aber auch Lydia hat Sorgen, denn Brad geht zu seiner Exfrau zurück, ihre Mutter erkrankt und ihre Schwester scheint etwas vor ihr zu verschweigen....

Probleme gibt es im zweiten Band der Blossom Street Reihe also wieder zuhauf und natürlich erleben wir auch diesmal wieder ein Happy End für alle Beteiligten. Die Geschichte wird wie beim Vorgänger abwechselnd aus der Sicht der jeweiligen Frauen erzählt und jeder ein Kapitel gewidmet. Die Charaktere sind sehr bildhaft dargestellt und Themen wie Verlust, Angst, Gewichtsprobleme, Einsamkeit, Spielsucht, Schulden und Krankheit nehmen die gesamte Geschichte ein. Wie die ebenfalls sehr unterschiedlichen Frauen und Courtney noch gute Freundinnen werden, erzählt Debbie Macomber auf diesen 416 Seiten in ihrer gewohnten Art.

Leider fand ich "Die Maschen des Schicksal" sehr ähnlich gestrickt wie "Das Muster der Liebe". Es ist zwar wieder äußert vergnüglich zu lesen, wie sich alle Frauen aus der Strickrunde gegenseitig unterstützen und gegen ihre Probleme ankämpfen, doch kam mir die Auflösung diesmal noch schneller und zu vorhersehbar vor. Die Geschichte ist unterhaltsam und nett zu lesen, doch zwei Romane ganz nach dem selben Muster gestrickt, finde ich doch etwas einfallslos. Sicherlich handelt es sich um einen Fortsetzungsroman und die Autorin kann auch das Rad nicht neu erfinden, aber im Großen und Ganzen ist die Geschichte sehr vorhersehbar.
Schön war allerdings das Wiedersehen mit den Charakteren aus Band Eins, die sich jeden Freitag treffen und für Wohlfahrtsorganisationen stricken.

Schreibstil:
Am Schreibstil der Autorin kann man rein gar nichts bemängeln, denn jedes Buch von ihr lässt sich wirklich super gut und flüssig lesen. Die Charaktere sind sehr lebensnah und bildhaft beschrieben, auch die Umgebung, in der sie wohnen, wird lebendig beschrieben. Wie schon im Vorgängerband stehen die jeweiligen Namen der Frauen, aus deren Leben wir gerade lesen, am Kapitelanfang.
Am Ende gibt es wieder eine Strickanleitung, diesmal natürlich für Socken.

Fazit:
Wieder sehr warmherzig und emotional geschrieben, jedoch finde ich, dass die Geschichte Band Eins zu sehr ähnelt. Also entweder Band 2 alleine lesen, da sowieso alles aus dem Vorgänger nochmals erzählt wird oder sich damit abfinden, dass"Die Maschen des Schicksals" eher ein Abklatsch von "Das Muster der Liebe" ist. Wohlfühlgeschichten, die sich leicht lesen lassen, sind beide Bücher und für Strickbegeisterte sicherlich eine wundervolle Lektüre, die sich um ihr liebstes Hobby dreht. Zum abschalten und genießen.

Veröffentlicht am 04.07.2017

3110 Tage

Babydoll
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Diesmal finden wir - meiner Meinung nach - eine umgekehrte Situation vor: Ein Buch, das als Roman betitelt wird und fast als Psychothriller durchgehen könnte. Denn obwohl "Baby Doll" erst dort beginnt, ...

Diesmal finden wir - meiner Meinung nach - eine umgekehrte Situation vor: Ein Buch, das als Roman betitelt wird und fast als Psychothriller durchgehen könnte. Denn obwohl "Baby Doll" erst dort beginnt, wo andere Bücher enden, fand ich den Verlauf der Geschichte und die Erzählweise der Autorin richtig gut. Das zeigt sich auch daran, dass ich den Roman in einem Rutsch durchgelesen und meine Fingernägel abgekaut habe.

Wie schon im Klappentext beschrieben beginnt die Geschichte kurz vor der Flucht des Entführungsopfers und der Rückkehr zu ihrer Familie. Schon zu Beginn waren deswegen meine Nerven angespannt, auch wenn man aus der Kurzbeschreibung herauslesen kann, dass Lily entkommen kann. Man bekommt auf diesen ersten Seiten bereits einen kleinen Einblick in Lilys Martyrium der letzten acht Jahre und wie sie manipuliert wurde. Diese Rückblenden werden im Laufe des Romans immer wieder eingebunden, obwohl der Augenmerk auf der Zeit nach Lilys Rückkehr und den Folgen der Entführung liegt.

Die Autorin lässt die Protagonisten abwechselnd aus ihrer Sicht aus der Ich-Perspektive erzählen. Man blickt in die Seelen der entführten Lily Riser, ihrer Zwillingsschwester Abby, ihrer Mutter Eve und in die des Täters, Rick Hanson.
Besonders verstörend und grausam sind die Einblicke in die Gedanken des Entführers. Er zeigt keinerlei Reue und empfindet sich noch immer im Recht. Er versteht es die Menschen in seinem Umfeld perfekt zu manipulieren. Rick versteht es nach außen hin den perfekten und hilfbereiten Bürger vorzugeben. Als Lehrer an seiner Schule ist er sowohl bei Kollegen, als auch bei den Schülern beliebt. Doch hinter seiner Fassade schlummert das Böse. Ich fieberte die ganzen 352 Seiten, ob es Rick vom Gefängnis aus gelingen wird, sich an Lily und ihrer Familie zu rächen.

Die Folgen der Entführung werden sehr eindringlich erzählt und man erhält eine perfekte Einsicht in die Gefühle jedes Einzelnen. Besonders Lilys Schicksal ging mir sehr nahe, aber auch das ihrer Zwillingsschwester Abby, denn Zwillinge haben ein ganz besonderes Band. Lily ist eine Kämpfernatur und unglaublich stark. Besonders berührend wird die innige Beziehung zu ihrer Tochter Sky erzählt, die sie in Gefangenschaft bekommen hat und von ihrem Entführer gezeugt wurde.
Für die Familie ist es auch nach dem Wiederauftauchen unmöglich an ihr altes Leben anzuschließen, denn die Folgen der Entführung haben bei allen tiefe Wunden hinterlassen. Diese Auswirkungen hat die Autorin gekonnt beschrieben und veranschaulicht.

Oftmals musste ich beim Lesen an Natascha Kampusch denken und an dem Tag, als ich im Radio hörte, dass sie flüchten konnte und wieder aufgetaucht ist. Ein Szenario, das man sich kaum vorstellen kann! Der Presserummel war enorm und auch bei den Riser Zwillingen spielt die Presse in diesem Roman oftmals eine entscheidende Rolle, indem sie die Familie mit unbedachten Äußerungen in Konflikte und große Gefahr stürzt. Während die Familie versucht zur Normalität zurückzukehren, zieht Rick die Schlinge immer enger.
Im letzten Drittel gibt es noch ein paar überraschende Wendungen, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe und die zu einem spannenden Finale führen. Obwohl auf dem Cover "Roman" steht, ist vorallem am Ende die Spannung oft greifbarer, als in manchen Krimi.

Charaktere und Schreibstil:
Hollie Overton hat die Emotionen und Gefühle der Familie Riser gekonnt dargestellt. Ihr Schreibstil ist flüssig und lässt sich prima lesen. Die Kapitel haben eine perfekte Länge und die abwechselnden Sichtweisen der handelnden Personen sind authentisch dargestellt.
Die Charaktere sind großartig ausgearbeitet und haben Ecken und Kanten. Bei allen Personen hat die Entführung tiefe Wunden hinterlassen und das Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Wie jede Figur damit umgeht, hat Hollie Overton einfach grandios beschrieben.

Fazit:
Ein emotionaler Roman, der mich positiv überrascht hat und den ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Grandiose Ausarbeitung der Charaktere und eine bewegende Story, die mich überzeugt hat. Ein erstklassiges Debüt!

Veröffentlicht am 26.06.2017

Oxfords Geheimngesellschaften

Die Schule der Nacht
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Bei diesem Buch hat mich die Inhaltsangabe wirklich sehr neugierig gemacht und so landete der Roman sehr schnell auf meiner Wunschliste. Ehrlich gesagt wusste ich aber nicht genau welchem Genre ich "Die ...

Bei diesem Buch hat mich die Inhaltsangabe wirklich sehr neugierig gemacht und so landete der Roman sehr schnell auf meiner Wunschliste. Ehrlich gesagt wusste ich aber nicht genau welchem Genre ich "Die Schule der Nacht" zuordnen sollte, denn alleine von der Beschreibung des Inhaltes konnte es sich um Fantasy/Mystery, als auch um Gegenwartsliteratur handeln. Auch die Frage, ob Jugendbuch oder Erwachsenenliteratur stellte sich.
Wer nun genauso neugierig ist wie ich, dem kann ich verraten, dass es sich hier eher um Gegenwartsliteratur im Erwachsenenbereich mit kleinen Mysteryelementen zum Ende hin handelt. Da ich eher kein Fantasyleser bin, war es für mich perfekt und stimmig. Ähnliche Elemente findet man auch in der "Diana & Matthew Trilogie" von Deborah Harkness. Für ausgesprochene Fantasyleser wird dieser Roman aber sicher eine Enttäuschung sein.

Unsere Protagonistin Cassandra, genannt Cassie, hat eine schwere Kindheit hinter sich. Nachdem ihre Mutter Selbstmord begangen hat, wuchs sie in verschiedenen Pflegefamilien auf. Erst ein mysteriösen Päckchen aus England rüttelt sie wach. Die Botschaft an ihre verstorbene Mutter lautet: »Du kannst dich nicht für immer vor der Wahrheit verstecken. Bitte komm zurück, und bring alles zu einem guten Ende.«
Dabei liegt ein Foto ihrer Mutter in der Robe der Raleigh University in Oxford. Um an diese priviligierte Universität zu gelangen, benötigt Cassie allerdings eine passende Schulausbildung. Sie gibt ihr verpfuschtes Leben auf und beginnt die Schule nachzuholen, bis sie zu den besten Studentinnen gehört. Ihr Ziel ein Auslandstipendium an der Raleigh University zu bekommen lässt sie nie aus den Augen, denn sie muss unbedingt herauszufinden, was diese mysteriöse Botschaft bedeuten soll und warum ihre Mutter England plötzlich verlassen und ihren Namen geändert hat. Mit Mitte Zwanzig hat Cassie ihr Ziel erreicht und erhält das begehrte Auslandssemester....
Ich muss zugeben, dass mir diese Erklärung, wie Cassie es doch noch nach England geschafft hat, etwas unglaubwürdig erschien. Da aber das Raleigh College eine fiktive Universität ist, drücke ich hier mal ein Auge zu.

Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Cassie in Oxford. Die junge Frau versucht sich einzuleben und die Abläufe an der Universität kennenzulernen. Anna A. McDonald führt dabei die Leser langsam in die Umgebung ein. Das Leben an der Uni wird sehr detailliert beschrieben und nimmt nur sehr langsam an Fahrt auf. Von Beginn an steht Cassie im Mittelpunkt und erst nach und nach lernt man weitere Charaktere kennen - genauso wie Cassie sich wohl selbst als neue Mitstudentin fühlen muss. Sie ist eine eher zurückgezogene junge Frau, die in ihrem Leben schon jede Menge erlebt hat. Immer ihr Ziel vor Augen forscht sie in alten Unterlagen und stöbert in Kellern und Bibliotheken. Erst nach und nach findet sie Anschluss. Ihre Mitbewohnerin Evie versucht sie in ihrem Freundeskreis zu integrieren, die alle der höheren Gesellschaftsschicht angehören. Hier lernt sie auch Olivia und ihren Kusin Hugo kennen, einen gut aussehenden jungen Mann mit einer dunklen Aura, von der sie zugleich angezogen und abgestoßen wird. Und sie hört das erste Mal von der Schule der Nacht, über die auch Evie ihre Abschlussarbeit schreiben möchte. Doch Cassie tritt mit ihren Nachforschungen auf der Stelle....leider nicht nur unsere Hauptprotagonistin, sondern an dieser Stelle auch der Leser.
Denn nach der Einführung begleiten wir Cassie nur während ihres Studiums an der Universiät und der Bibliothek, so dass sich immer mehr Längen einschleichen. Ich hoffte auf etwas mehr Spannung und Tempo.
Doch dann gibt es einen Paukenschlag und ab der Hälfte kommt nun endlich die erhoffte Dramatik auf. Es geschehen Dinge, die Cassandra in große Gefahr bringen. Die düstere Atmosphäre, die zuerst unterschwellig vorhanden ist, nimmt immer mehr zu und spannende Wendungen und unvorhersehbare Ereignisse ließen mich wieder zurück in die Geschichte finden. Die Geheimnisse rund um die Schule der Nacht, eine Geheimgesellschaft unter den Mauern des alten Colleges, in der Prestige, Ehre und Tradition über alles gestellt wird, werden spannend erzählt, aber erst im letzten Drittel richtig aufgegriffen. Eine Liebesgeschichte gibt es im Roman nicht, was ich gut fand, auch wenn es zwei Männer gibt, die Cassies Leben ein bisschen durcheinander bringen.
Der Roman hat seine Auf und Abs, hat mich eigentlich gut unterhalten, aber insgesamt fehlte mir jedoch das gewisse Etwas...

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, anschaulich und sehr bildhaft. Während Cassie sehr authentisch beschrieben wurde, blieben die anderen Figuren für mich eher blass. Punkten kann die Autorin allerdings mit einer sehr bildhaften Beschreibung der Orte und Umgebung. Ich hatte die Universität immer vor Augen, ebenso die unheimlichen unteriridischen Gänge oder die Parks und Gärten in den Cassie ihre Joggingrunden drehte.


Fazit:
Ein Roman, der erst ab der Hälfte an Fahrt aufnimmt. Die tollen Ortsbeschreibungen und die düstere Atmosphäre in der Erzählung hat mir gut gefallen, während der Rest ein bisschen auf der Stelle tritt. Meiner Meinung kamen die Geheimnisse rund um die Schule der Nacht etwas zu kurz, das Collegeleben wurde hingegen sehr detailliert beschrieben. Mich hat der Roman gut unterhalten, aber insgesamt fehlte mir das gewisse Etwas.