Hat noch Luft nach oben
Der Preis des LebensVom Benevento Verlag bekam ich die Anfrage den Debütkrimi von Bernhard Kreutner zu lesen und zu rezensieren. Das Thema illegaler Organhandel hat mich sofort gepackt und Bücher von neuen österreichischen ...
Vom Benevento Verlag bekam ich die Anfrage den Debütkrimi von Bernhard Kreutner zu lesen und zu rezensieren. Das Thema illegaler Organhandel hat mich sofort gepackt und Bücher von neuen österreichischen Autoren bin ich nie abgeneigt zu lesen. Deswegen habe ich gerne zugesagt.
Man startet auch gleich rasant in die Geschichte, wobei eine junge Frau mit einem fingierten Jobangebot in ein Lokal gelockt und danach betäubt wird. Ihr wird das Herz entnommen und der Rest wird dikret entsorgt. Auf diese Weise gehen die beiden Ärzte Doktor Eva Vekete und Doktor André Keller vor, um neues "Ersatzmaterial" für ihre zahlungskräftigen Kunden zu erhalten. Dies sind vorallem sehr reiche Menschen, die sich ein neues Herz, eine Lunge oder eine Leber mit Millionen erkaufen. Wie kaltblütig und perfekt vorallem Vekete dabei vorgeht, fand ich überaus grausam und erschreckend. Doch jeder Perfektionist begeht einmal einen Fehler und so kommt es am Wiener Zentralfriedhof zu einer "Auferstehung". Als die Leichenbestatter einen Sarg fallen lassen, beinhaltet er zwei Leichen statt einer und dieser wurde fachgerecht die Leber entfernt....
Die Ermittler Michael Lenhart und Sabine Preiss, beide erst vor kurzem in eine extra geschaffene Sonderabteilung strafversetzt, bekommen statt der ihnen zuerst zugedachten Aufarbeitung alter Fälle /Carl Morx lässt grüßen!), die doppelte Leiche auf den Tisch und stellen sehr schnell fest, dass es sich um Organraub handelt.
Abwechselnd wird aus der Sicht der Ermittler und der Organmafia berichtet. Letztere lässt sich vom kleinen Zwischenfall in Wien nicht beirren. Die Organisation ist in den westlichen Ländern gut vernetzt. Sie sind europaweit die Einzigen, die in Windeseile dank BigData ein Opfer ausfindig machen können, das zu 95% zum Patienten passt.
Die Charaktere sind sehr gut beschrieben und trotzdem wurde ich nicht ganz warm mit Michael und Sabine. Michael Lenhart ist studierter Philosophe und auch bei seinen Ermittlungen liebt er es Aristoteles zu zitieren. Das war zu Beginn ja ganz nett, aber mit der Zeit begann es mich tierisch zu nerven, vorallem wenn seine Zitate sich über Absätze ergossen bis er endlich zum Punkt kommt. Sabine Preiss war einst bei einer
Spezialeinheit beim Bundesheer tätig. Beide Charaktere sind den Vorgesetzten zu direkt und ehrlich, denn sie vertreten ihre Prinzipien. Deshalb ecken sie auch sehr schnell an und wurden strafversetzt. Positiv war für mich, dass Beide keine verkrachten Existenzen sind, wie man sie so oft in Krimis findet. Es gab einen Nebencharakter, den ich äußerst sympathisch fand, nämlich Frau Wolf, die Sekretärin, die das Zeug zu einer Kultfigur haben könnte.
Die Themen Datenschutz und illegaler Organhandel sind äußerst aktuell und wurden perfekt in den Krimi eingebaut. Die Location Wien war für mich als Österreicherin ein weiterer Pluspunkt. Jedoch wurde mir mit den ansteigenden Buchseiten das unterstützende Umfeld zu perfekt. Ministerin, Militär und Datenspezialisten umgeben Michael und Sabine. Ihr Büro wird zu einer Festung umgebaut, abhörsicher und auf den neuersten Stand...dabei wurden die Beiden eigentlich strafversetzt und Geld für Polizeibeamte ist sowieso Mangelware. Doch plötzlich unterstützen Politik und Militär die beiden Ermittler, wo sie nur können...das war mir einfach zu unglaubwürdig. Sicherlich ist Organraub auch ein Thema, bei dem man an höchster Stelle eingreifen muss, doch hier bekam ich das Gefühl, dass der Autor einfach zuviel wollte. Die Aufrollung des Falles war schlüssig, aber mir fehlte vor allem im Mittelteil die Spannung.
Auf den letzten Seiten wiederum fand ich die Erzählung dann zu gerafft dargestellt. Dabei wäre ich beim Showdown gerne hautnah dabei gewesen und hätte ein wenig mehr vom Einsatz selbst mitbekommen. Plot und Idee sind gelungen, an der Umsetzung hapert es noch ein bisschen...
Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors ist sehr dialoglastig. Hinzu kommen noch die Zitate von Aristoteles und die manchmal etwas hölzerne Sprache - trotz des eingängigen Wiener Schmähs. Durch die vielen Dialoge sprechen sich die Charaktere alle laufend mit Namen an, was mir weniger gefallen hat. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. So wird der Leser gerne dazu gebracht "schnell noch ein Kapitel" zu lesen.
Fazit:
Der Debutkrimi von Bernhard Kreutner beinhaltet ein brisantes und aktuelles Thema, das teilweise gut umgesetzt wurde. Allerdings waren mir einige Begebenheiten zu weit hergeholt und der Spannungsaufbau sackte im Mittelteil ziemlich ab. Ein interessanter Krimi, der meiner Meinung noch etwas Luft nach oben hat.