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Veröffentlicht am 17.03.2017

Das Glas ist immer halb voll

Das Glück der kleinen Augenblicke
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Marietta ist Lektorin im kleinen Literaturverlag „Millefeuille“ in London. Sie liebt ihre Arbeit und vertieft sich in jede Niederschrift, die ihr zugeschickt wird. Zuhause hat sie sogar eine eigene Sammlung ...

Marietta ist Lektorin im kleinen Literaturverlag „Millefeuille“ in London. Sie liebt ihre Arbeit und vertieft sich in jede Niederschrift, die ihr zugeschickt wird. Zuhause hat sie sogar eine eigene Sammlung aller unveröffentlichter Manuskripte. Durch Zufall fällt ihr eine unvollendete Geschichte in die Hände, deren Autor ihr unbekannt ist. Alle Personen, die das Manuskript lesen, sind vom Roman begeistert und ihr Chef, John Thornton, hat endlich wieder eine Geschichte gefunden, die zum Bestseller werden könnte. Doch wer steckt hinter den Zeilen? Marietta macht sich auf die Suche, was sich schwieriger erweist, als sie dachte. Außerdem hat sie das Gefühl, dass hinter dem Pechvogel Paul aus dem Manuskript der Autor selbst stecken könnte.....

Was für ein poetisches und zu Herzen gehendes Buch - ein echter Lesegenus! Für bibliophile Menschen wie mich, ist das genau der Stoff, der uns zum Träumen bringt, denn der Fokus liegt eindeutig beim Thema Literatur. Mit wenigen Sätzen nahm mich die Geschichte gefangen. Interessant ist es, dass es hier eine Geschichte in der Geschichte gibt. Beide sind farblich voneinander getrennt, was zum besseren Verständnis führt. Ich hatte auf jeden Fall keinerlei Schwierigkeiten diese auseinanderzuhalten und mochte die beiden Settings sehr.
Unser Protagonist aus dem Manuskript ist ein wahrer Pechvogel, der aber immer wieder etwas Positives aus seinen Erlebnissen mitnimmt. Er sieht das Gute, was mir bei manchen Begebenheiten wirklich schwer gefallen wäre.... Hier erlernt man Gelassenheit!

Während Marietta versucht den Autor zu finden, wandelt auch sie sich, denn eigentlich hat sie kaum die sogenannten "typischen Eigenschaften", die man den Italienern so nachsagt. Sie ist introvertiert und schüchtern und verbringt ihre Freizeit mit der Nase in den Manuskripten. Sie hat kaum Freunde und kennt auch London noch immer nicht wirklich. Das ändert sich vollkommen, als sie sich auf die Spuren von Paul Swift macht, dem Alter Ego aus dem Roman. Sie fährt Bus und lernt so Teile Londons kennen, die sie noch nicht kennengelernt hat. Ebenso macht sie sich Gedanken, wer der Schriftsteller sein könnte....
Natürlich spekuliert man als Leser die ganze Zeit wie die Geschichte in der Geschichte ausgehen könnte und ob Marietta den Unbekannten findet...... mehr kann und will dazu nicht sagen ;)

Es geht um Rückschläge, die jeder Mensch in seinem Leben erfahren muss. Der Roman zieht aber den Leser nicht nach unten, sondern erinnert immer wieder an die kleinen Augenblicke des Glücks....an die Dinge, die man positiv aus dem Geschehen mitnehmen kann. Vorallem die kleinen Weisheiten, die sich im Buch verstecken, sind einfach zauberhaft. Obwohl die Geschichte in London spielt hat sie etwas französisches.....mich erinnert es an die Romane von Nicolas Barreau.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Thomas Montasser ist sehr poetisch und ruhig. Auch seine Figuren sind verträumte und eher realitätsferne Menschen, die sich der Kunst der Worte widmen. Ich fand die Geschichte und den Schreibstil sehr charmant. Er erinnerte mich an die typischen französischen Romane mit diesem speziellem Flair.
Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Beide Handlungen werden in der 3. Person und in der Gegenwart erzählt.

Fazit:
Eine bezaubernde und sehr poetische Geschichte, die uns zeigen will, dass das Glas immer halb voll ist und man erstärkt aus Niederschlägen hervorgehen kann. Das Thema Literatur ist dabei das Tüpfelchen auf dem i, das jedem Büchersüchtigen das Herz erwärmt. Ein Roman zum Abtauchen mit Charme und Laissez-faire.

Veröffentlicht am 14.03.2017

Wichtiges Zeitzeugnis

Der letzte Überlebende
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Die Überlebenden werden immer weniger, denn seit dem Ende des zweiten Weltkrieges sind mittlerweile fast 72 Jahre vergangen und bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben. Umso wichtiger ist es, Geschichten ...

Die Überlebenden werden immer weniger, denn seit dem Ende des zweiten Weltkrieges sind mittlerweile fast 72 Jahre vergangen und bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben. Umso wichtiger ist es, Geschichten wie diese aufzuschreiben und zu dokumentieren.

Sam Pivnik lässt uns in "Der letzte Überlebende" an einem Stück Weges seines Lebens teilhaben, welches sich mit 13 Jahren für ihn radikal änderte. Aufgewachsen als Sohn eines Schneiders, lebte er mit seinen Geschwistern in der jüdischen Gemeinde Bedzin im westlichen Polen. Es gab keine Anfeindungen im Dorf; christliche und jüdische Polen lebten friedlich zusammen. Doch mit dem Tag der deutschen Invasion ändert sich das beschauliche Leben der Juden in Bedzin schlagartig. Sam, der damals noch Szlamek hieß, und seine Familie werden, wie so viele andere Juden, zuerst ins Ghetto deportiert und danach nach Ausschwitz gebracht....

Ich habe bereits einige Bücher über den Holocaust und Ausschwitz gelesen und besonders empfehlen kann "Das Lachen und der Tod" von Pieter Webeling
"Der letzte Überlebende" hat mich leider nicht ganz so berührt, wie dieser Roman, obwohl dieses Buch eine Biografie ist. Vielleicht liegt es daran, dass vieles doch eher eine Aneinanderreihung von Ereignissen ist. Und trotzdem ist man sprachlos, wenn man liest, wie oft Sam dem Tod von der Schaufel gesprungen ist. Oftmals entschied nur eine weitere Selektion zwischen Leben und Tod. Das beginnt bereits bei der Ankunft im berüchtigten Konzentrationslager von Ausschwitz, wo Mengele höchstpersönlich das Schicksal der Menschen bestimmte: links gings in die Gaskammer, rechts in die Arbeitsbaracken. Pivnik merkt schnell, wie willkürlich man hier über Tod und Leben entscheidet. Er lernt nicht aufzufallen und den Kopf stets gesenkt zu halten. Nach Ausschwitz kommt er nach Fürstenberg ins Arbeitslager, wo er den berüchtigen Todesmarsch nach Holstein antritt...

Interessant fand ich, wie langsam alles vonstatten ging, als der Krieg für beendet erklärt wurde. Immer wieder liest man vom Eintreffen der Alliierten, die die KZ-Häftlinge befreiten. Doch Sam Pivnik wurde auch danach noch von SS-Männern festgehalten und anschließend auf die Cap Arcona gebracht, die ausgerechnet von den Befreiern bombadiert wurde und so Tausende von Juden, die eigentlich bereits in Freiheit waren oder sein sollten, irrtümlich töteten. Was für eine Tragödie!

Die Kapitel in Palästina fand ich nicht ganz so interessant und irgendwie ist es verstörend zu lesen, dass junge Männer, die gerade noch überlebt hatten, wieder in den Krieg geschickt wurden - diesmal als israelische Soldaten. Am Ende besuchte Pivnik noch seine alte Heimat im Westen von Polen und war erschüttert, dass der Hass gegenüber den Juden noch bis heute spürbar ist.
Ein Buch, das leider wieder sehr aktuell wird und das man gelesen haben sollte. Auch als Schullektüre kann ich diese Geschichte empfehlen, denn die wirklichen Zeitzeugen werden immer weniger.

Schreibstil:
Pivnik ist natürlich kein Autor und die Erzählung fand ich manchmal etwas sachlich. Jedoch war es für ihn sicher nicht einfach, all diese Dinge noch einmal zu erleben und die Gefühle laufen zu lassen. Ich finde es wunderbar, dass er uns an seiner Überlebensgeschichte teilhaben lässt und diese für die kommenden Generationen als Mahnung niedergeschrieben hat.

In der Mitte des Buches findet man einige Bilder von Sam Pivnik und seiner Familie, Fotos aus Ausschwitz und später aus Palästina und London.

Cover:

links das polnische Cover mit dem eisernen Tor am Eingang von Auschwitz, rechts das englischsprachige mit dem Foto von Sam Pivnik, kurz bevor er nach Palästina kam.

Den deutschen Titel finde ich irreführend und nicht unbedingt gut gewählt, denn Pivnik ist weder der letzte Überlebende, noch der Einzige in seiner Familie. Da passt der englische "Survivor" (Überlebender" viel besser.

Fazit:
Ein bewegendes und schockierendes Zeitzeugnis, das uns als Mahnung dienen sollte. Es ist wichtig diese Geschichten aufzuschreiben und zu dokumentieren, denn viele Überlebende dieser Zeit gibt es nicht mehr.... Für Schulen geeignet und für Leser, die sich für dieses Stück Geschichte interessieren!

Veröffentlicht am 11.03.2017

Die ersten Kriegsjahre

Sturmwolken am Horizont
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Berlin/St.Petersburg 1914:
Band 2 der Meindorff Trilogie beginnt sechs Jahre nach dem Ende von Teil eins. Wir begegnen einer mittlerweile erwachsenen Demy van ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Berlin/St.Petersburg 1914:
Band 2 der Meindorff Trilogie beginnt sechs Jahre nach dem Ende von Teil eins. Wir begegnen einer mittlerweile erwachsenen Demy van Campen, die noch immer kein richtiges Zuhause in Berlin bei den Meindorffs gefunden hat. Allerdings hat sich das Haus seit Kriegsbeginn eher zu einem Frauenhaushalt gewandelt, denn die Söhne des Fabriksbesitzers Jospeh Meindorff sind in den Krieg gezogen und Tilla entflieht der Familie durch Auslandsreisen, solange es die Umstände noch zulassen. So fällt es mehr und mehr Demy zu, sich um den Haushalt zu kümmern, ein Auge auf den alten und kranken Meindorff zu werfen und alles so gut es geht zusammenzuhalten. Sie bittet Philippe um Hilfe, den sie zufällig in Paris wiedertrifft und der beim niederländischen Flugzeugbauer Fokker als Pilot und Auszubildender arbeitet.
Doch auch Philippe, der nie von Meindorff senior geduldet wurde, sieht sich nicht im Stande Demy mehr zu helfen.....

Der Russlandteil ist diesmal viel ausgeprägter und nimmt einen großen Teil des Romans ein. Wir treffen wieder auf Rasputin, der eine "ungesunde Ausstrahlung" auf die Bevölkerung und die Zarenfamilie hat und der Anki und ihre Freundinnen in Schwierigkeiten bringt. Durch den Krieg schlägt den deutschen Familien in St.Petersburg immer mehr Hass entgegen und Anki fühlt sich nicht mehr sicher. Doch die Liebe zu Robert Busch und die Loyalität ihren Arbeitgebern, dem Fürstenpaar Chabenski, gegenüber, lässt sie in der russischen Metropole bleiben. Doch dann muss auch Robert das Land verlassen....

Die vielen Perspektivwechsel, die wir bereits aus Band 1 kennen, machen die Familiengeschichte um einiges spannender. Einige offene Fragen aus "Himmel über fremden Land" werden beantwortet, doch gibt es auch wieder angefangene Themen und Handlungsstränge, dessen Antworten wir hoffentlich in Band 3 von der Autorin aufgelöst bekommen. Auch einige Personen, die mir leichtes Bauchweh verursacht haben, rückten noch nicht in den Mittelpunkt und ich hoffe, dass diese auch im letzten Teil wieder auftauchen und es zu einem "Grande Finale" kommt.

Im Gegensatz zum ersten Teil kann man hier eine Charakterentwicklung vieler Figuren erkennen. Während Philippe nach seinem großen Verlust endlich ein Ziel im Leben hat und sich bei Fokker ausgesprochen wohl fühlt, Demy mehr und mehr Stärke zeigt und Anki ihre liebevolle Art ihrer "Ersatzfamilie" entgegen bringt, erlebt Hannes den Schrecken an der Front, wo er ein furchtbares Gemetzel an jungen Männern hautnah miterlebt. Joseph junior wird hier kaum mehr erwähnt und Tilla hat erst gegen Ende des Romans ihren großen Auftritt. Aber auch Nebencharaktere aus Band 1 treten wieder in Erscheinung, wobei Hauptmann Theodor Birk diesmal einen größeren Part bekommt.

Die Unterschiede zwischen der einfachen Bevölkerung, die sowohl in Deutschland als auch in Russland hungert, und der Dekadenz der Adeligen wird sehr gut dargestellt. Elisabeth Büchle gelingt es hervorragend die Stimmung des ersten Kriegsjahres einzufangen. Dachten doch alle Soldaten der Krieg wäre spätestens zu Weihnachten beendet, erlebt der Leser hautnah mit, wie sich die Lage immer mehr zuspitzt und mehr und mehr Länder in den Krieg eingreifen. Hier begleiten wir Hannes an die Front und später Robert ins Lazarett, wo er als Arzt an seine Grenzen gehen muss. Mit Demy bleiben wir in Berlin, die die Augen vor den Nöten der armen Bevölkerung nicht verschließt und Straßenkinder mit dem nötigen Essen versorgt.

Mir hat der Mittelteil der Trilogie besser gefallen als Band 1 und ich hoffe auf einen spannenden Abschluss der Geschichte, die wir wieder gemeinsam im Mai in einer Leserunde lesen werden.

Schreibstil:
Nachdem dies hier nicht mein erstes Buch der Autorin ist und ich wirklich sehr gerne ihre gut recherchierten und auf den Punkt gebrachten Geschichten lese, war ich wieder begeistert von ihrem einfühlsamen und lebendigen Schreibstil. Ihre Romane besitzen Atmosphäre und lassen uns an damaligen Zeiten teilhaben.
Der Wechsel der Schauplätze wird am Beginn des jeweiligen Kapitels angezeigt, ebenso Monat und Jahr.
Im Anhang befindet sich ein Glossar über die wichtigsten historischen Persönlichkeiten.

Fazit:
Im Gegensatz zu vielen Trilogien, wo der Mittelband der Schwächste ist, hat Elisabeth Büchle hier einen bewegenden zweiten Band geschrieben, der uns in die ersten Kriegsjahre des Ersten Weltkrieges entführt. Hervorragend recherchiert hat diese Familiengeschichte nun mein Herz erobert. Ich freue mich schon auf Band 3.

Veröffentlicht am 09.03.2017

Gelungener Schweizer Krimi

Solothurn streut Asche
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Band 1 rund um den Kantonspolizisten Dominik Dornach und der Staatssanwältin Angela Casagrande habe ich leider nicht gelesen, jedoch hatte ich keinerlei "Einstiegsschwierigkeiten".

Der Einbruchversuch ...

Band 1 rund um den Kantonspolizisten Dominik Dornach und der Staatssanwältin Angela Casagrande habe ich leider nicht gelesen, jedoch hatte ich keinerlei "Einstiegsschwierigkeiten".

Der Einbruchversuch eines jugendlichen Migranten, der vom Hausherrn "in Notwehr" erschlagen wird, lässt die Wogen in Solothurn hochgehen. Für die rechtsradikale Fortschrittspartei, die kurz vor den Wahlen steht, kommt dieser Fall gerade recht. Aber auch die Gruppierung rund um Lori Palmer, die sich für Emigranten einsetzt und die auch Dornachs Tochter Pia unterstützt, nutzen das Thema Fremdenhass zu ihren Gunsten.
Kurze Zeit später wird eine Nonne tot aufgefunden. Auf der Stirn hat sie ein aufgemaltes Aschekreuz. Bei den Nachforschungen stellt Dornach fest, dass Schwester Felicitas in der Vergangenheit einer extremen Gemeinschaft angehört hat, die rechtsextremes Gedankengut huldigte. Alle Spuren führen zu dieser Sekte, die anscheinend noch immer Verbindungen zur rechtsradikalen Szene hat. Als Casagrande tiefer nachbohrt und unbequeme Fragen zu stellen beginnt, wird ihr der Fall aus fadenscheinigen Gründen entzogen.....

Der Autor hat sich hier brandaktuellen Themen wie die Flüchtlingspolitik und dem Fremdenhass gewidmet. Aber auch dem Zusammenspiel von Kirche und Politik wird viel Platz eingeräumt, denn schon seit Jahrhunderten mischt der Glaube, egal welcher, viel zu viel im politischen Geschehen mit. Christof Gasser greift viele heikle Themen auf und versteht es dabei perfekt NICHT zu polarisieren, was nicht einfach ist und für ihn spricht.

Zu Beginn haben mich die Haupt- und Nebenschauplätze kurz verwirrt, ebenso die Figuren, die ich noch nicht aus Band Eins kannte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich total in den Bann der Geschichte gezogen wurde. Wie die beiden Fälle zusammenhängen ist anfangs nicht klar, doch dass es Gemeinsamkeiten gibt, liegt auf der Hand.
Der regionale Touch der Schweiz ist immer irgendwie im Hintergrund vorhanden, jedoch hat "Solothurn streut Asche" nichts mit vielen Regionalkrimis gemeinsam. Hier wird ermittelt und auch die Spannung ist vorallem im letzten Drittel relativ hoch. Ich konnte den Krimi nicht mehr aus der Hand legen. Zum Schluss hin fügen sich alle Fäden zu einem Ganzen zusammen und die Auflösung ist schlüssig und hinterlässt keine offenen Fragen

Dominik Dornach, seine Tochter Pia, Angela Casagrande, sowie Jana Cranach, Oberstleutnant aus Wien, die bei Europol ihren Dienst versieht, sind allesamt sehr interessante und individuelle Figuren. Mit Cranach ist auch eine Österreicherin vertreten, was mich natürlich sehr gefreut hat ;) Alle Charaktere haben ihre eigenen Macken und sind sehr vielschichtig.

Schreibstil:
Es war mein erstes Buch des Autors und ich kann nur sagen, dass mir sein angenehmer und flüssiger Schreibstil sehr gefallen hat. Der kleine regionale Touch war perfekt eingesetzt, die Spannung steigt stetig an und mit den größtenteils sehr sympathischen Protagonisten muss man einfach mitfiebern. Zwischendurch gibt es kurze Einträge in Tagebuchform, die sehr geheimnisvoll sind. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und am Ende des Romans gibt es ein Glossar zu den verwendeten Dialektwörtern und regionalen Begriffen.

Fazit:
Ein brandaktueller und brisanter Krimi aus der Schweiz, der mit sympathischen Figuren, einer stetig steigenden Spannungskurve und mit einer abwechslungsreichen Story punkten kann. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall in Solothurn!

Veröffentlicht am 06.03.2017

Ein bewegender All Age Roman zum Thema Blindheit

Alles, was ich sehe
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Dieses Jugendbuch aus den Königskinder Verlag fiel mir immer wieder auf diversen Blogs ins Auge. Die sehr positiven Bewertungen überzeugten mich das Buch aus meiner Bücherei mitzunehmen.

Zu Beginn tat ...

Dieses Jugendbuch aus den Königskinder Verlag fiel mir immer wieder auf diversen Blogs ins Auge. Die sehr positiven Bewertungen überzeugten mich das Buch aus meiner Bücherei mitzunehmen.

Zu Beginn tat ich mir allerdings ein bisschen schwer mit der Geschichte und der mir zuerst eher unsympathischen Protagonistin Maggie. Diese hat durch eine Gehirnhautentzündung ihr Augenlicht verloren und leidet natürlich sehr darunter. Sie beginnt sich von ihren Freundinnen abzusondern und auch die Beziehung zu ihren Eltern wird unterkühlter und schwieriger.
Nach einem Sturz, bei dem sich Maggie den Kopf schlimm angeschlagen hat, sieht sie plötzlich einen kleinen Jungen namens Ben. Ihr Sichtfeld beschränkt sich allerdings auf den Zehnjährigen, den sie in einer Art Schein wie von einer Glühbirne sieht. Maggie ist glücklich wieder Farben sehen zu können und beginnt zwar die Sache zu hinterfragen, jedoch will sie an ihrem Glück, zumindest einen kleinen Teilausschnitt sehen zu können, wenn Ben in ihrer Nähe ist, solange wie möglich teilhaben. Und die Freundschaft mit Ben tut Maggie wirklich gut, denn der kranke Junge, der an einer schweren Rückenmarksverletzung (Spina bifida) leidet und nur mit Schwierigkeiten laufen kann, bereichert Maggies Leben. Seine positive Lebenseinstellung, seine altklugen Kommentare und sein sonniges Gemüt erobern nicht nur unsere Hauptprotagonistin, sondern auch den Leser. Und dann ist er noch der Bruder von Mason, dem Sänger von Maggies Lieblingsband. Dieser ignoriert Maggie allerdings total, da er glaubt sie spiele ihm ihre Blindheit nur vor......
Was es damit auf sich hat, dass Maggie nur Ben sehen kann und warum, dass müsst ihr selbst herausfinden!

Ich war zuerst etwas skeptisch und mag fantastische Stränge (deshalb wird der Roman auch unter "Fantasy" geführt!) in "normalen" Romanen nicht so gerne, aber nach den ersten 80 Seiten hat auch mich die Geschichte gepackt. Das liegt aber vorallem an den wunderbar dargestellten Protagonisten. Mit Ben hat die Autorin einen einzgartigen Charakter entworfen, der sich in jedes Herz einschleicht. Der kleine Junge ist nicht nur altklug und neugierig, seine überschwängliche Art und sein Sinn für Humor ist wirklich außergewöhnlich beschrieben. Und für Maggie wird Ben im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtblick in ihrem Leben.
Auch Maggie wurde mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer. Mit ihrer sarkastischen und unverblümten Art eckt sie bei vielen Mitmenschen an und igelt sich ein. Durch Ben lernt sie ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und macht im Laufe der Geschichte eine sehr positive Wandlung durch.

Die kleine Liebesgeschichte müsste nicht unbedingt sein, aber ich kann verstehen, dass es besonders für junge Mädchen ein Anreiz sein könnte zu diesem Buch zu greifen. Musiker oder ein angehender Rockstar sind auf jeden Fall ein sehr beliebtes Thema, welches auch bei älteren Frauen ab und an zieht ;)

Die Autorin hat es wunderbar geschafft die Probleme von blinden Menschen für uns Sehende begreiflich zu machen. Das beginnt mit dem überqueren einer Straße, den bösen Gehsteigkanten, den richtigen Bus zu finden und generell sich im normalen Leben einzugliedern, was nicht einfach ist. So spricht diese Geschichte den Leser auf viele Arten an. Es ist eine gelungene Mischung aus ernsten und schwierigen Themen, die mit einer kleinen Prise Sarksamus und Humor und dem wichtigen Thema Freundschaft, das richtige Lesefeeling bringt. Ein wunderbarer All Age Roman für Mütter und Töchter.

Schreibstil
Wie bereits oben erwähnt, lebt der Roman von den facettenreichen Figuren, die Marci Lyn Curtis mit sehr viel Herzblut erschaffen hat. Sie sind lebendig und haben Ecken und Kanten. Der Schreibstil ist flüssig und jugendlich leicht, trotz der manchmal schwereren Themen. Maggie erzählt aus der Ich-Perspektive und lässt uns unmittelbar an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben.

Fazit:
Ein bewegender All Age Roman mit einem Schuss Fantasy, der vorallem von den facettenreichen Figuren lebt und das Thema Blindheit sehr gut beschreibt. Für alle Altersstufen zu empfehlen!