Das Glas ist immer halb voll
Das Glück der kleinen AugenblickeMarietta ist Lektorin im kleinen Literaturverlag „Millefeuille“ in London. Sie liebt ihre Arbeit und vertieft sich in jede Niederschrift, die ihr zugeschickt wird. Zuhause hat sie sogar eine eigene Sammlung ...
Marietta ist Lektorin im kleinen Literaturverlag „Millefeuille“ in London. Sie liebt ihre Arbeit und vertieft sich in jede Niederschrift, die ihr zugeschickt wird. Zuhause hat sie sogar eine eigene Sammlung aller unveröffentlichter Manuskripte. Durch Zufall fällt ihr eine unvollendete Geschichte in die Hände, deren Autor ihr unbekannt ist. Alle Personen, die das Manuskript lesen, sind vom Roman begeistert und ihr Chef, John Thornton, hat endlich wieder eine Geschichte gefunden, die zum Bestseller werden könnte. Doch wer steckt hinter den Zeilen? Marietta macht sich auf die Suche, was sich schwieriger erweist, als sie dachte. Außerdem hat sie das Gefühl, dass hinter dem Pechvogel Paul aus dem Manuskript der Autor selbst stecken könnte.....
Was für ein poetisches und zu Herzen gehendes Buch - ein echter Lesegenus! Für bibliophile Menschen wie mich, ist das genau der Stoff, der uns zum Träumen bringt, denn der Fokus liegt eindeutig beim Thema Literatur. Mit wenigen Sätzen nahm mich die Geschichte gefangen. Interessant ist es, dass es hier eine Geschichte in der Geschichte gibt. Beide sind farblich voneinander getrennt, was zum besseren Verständnis führt. Ich hatte auf jeden Fall keinerlei Schwierigkeiten diese auseinanderzuhalten und mochte die beiden Settings sehr.
Unser Protagonist aus dem Manuskript ist ein wahrer Pechvogel, der aber immer wieder etwas Positives aus seinen Erlebnissen mitnimmt. Er sieht das Gute, was mir bei manchen Begebenheiten wirklich schwer gefallen wäre.... Hier erlernt man Gelassenheit!
Während Marietta versucht den Autor zu finden, wandelt auch sie sich, denn eigentlich hat sie kaum die sogenannten "typischen Eigenschaften", die man den Italienern so nachsagt. Sie ist introvertiert und schüchtern und verbringt ihre Freizeit mit der Nase in den Manuskripten. Sie hat kaum Freunde und kennt auch London noch immer nicht wirklich. Das ändert sich vollkommen, als sie sich auf die Spuren von Paul Swift macht, dem Alter Ego aus dem Roman. Sie fährt Bus und lernt so Teile Londons kennen, die sie noch nicht kennengelernt hat. Ebenso macht sie sich Gedanken, wer der Schriftsteller sein könnte....
Natürlich spekuliert man als Leser die ganze Zeit wie die Geschichte in der Geschichte ausgehen könnte und ob Marietta den Unbekannten findet...... mehr kann und will dazu nicht sagen ;)
Es geht um Rückschläge, die jeder Mensch in seinem Leben erfahren muss. Der Roman zieht aber den Leser nicht nach unten, sondern erinnert immer wieder an die kleinen Augenblicke des Glücks....an die Dinge, die man positiv aus dem Geschehen mitnehmen kann. Vorallem die kleinen Weisheiten, die sich im Buch verstecken, sind einfach zauberhaft. Obwohl die Geschichte in London spielt hat sie etwas französisches.....mich erinnert es an die Romane von Nicolas Barreau.
Schreibstil:
Der Schreibstil von Thomas Montasser ist sehr poetisch und ruhig. Auch seine Figuren sind verträumte und eher realitätsferne Menschen, die sich der Kunst der Worte widmen. Ich fand die Geschichte und den Schreibstil sehr charmant. Er erinnerte mich an die typischen französischen Romane mit diesem speziellem Flair.
Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Beide Handlungen werden in der 3. Person und in der Gegenwart erzählt.
Fazit:
Eine bezaubernde und sehr poetische Geschichte, die uns zeigen will, dass das Glas immer halb voll ist und man erstärkt aus Niederschlägen hervorgehen kann. Das Thema Literatur ist dabei das Tüpfelchen auf dem i, das jedem Büchersüchtigen das Herz erwärmt. Ein Roman zum Abtauchen mit Charme und Laissez-faire.