Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2017

Roman mit noch heute gültigen Themen

Esperanzas Weg
0

Esperanza, die Hauptprotagonistin im christlichen Roman von Ruth Axtell, lebt in eher ärmlichen Verhältnissen im "falschen" Viertel von Holliston, einer kleinen Provinzstadt. Seit der Schulzeit hat sie ...

Esperanza, die Hauptprotagonistin im christlichen Roman von Ruth Axtell, lebt in eher ärmlichen Verhältnissen im "falschen" Viertel von Holliston, einer kleinen Provinzstadt. Seit der Schulzeit hat sie ein Auge auf Warren Brentwood geworfen, dem Sohn des reichen Sägewerkbesitzers und Präsidenten der örtlichen Bank. Die Gesellschaftsschichten aus denen Beide kommen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch Espy, wie die junge Frau von ihren Freunden genannt wird, möchte aus dieser Armut entfliehen. Als sie eine Stelle als Hausmädchen bei Professor Stockton und seiner Frau antreten darf, ist sie überglücklich. Sie will nicht ihr ganzes Leben wie ihre Mutter und Schwester Angela in der Konservenfabrik vor Ort arbeiten. Außerdem liebt Espy Bücher und Literatur und wäre gerne weiter zur Schule gegangen, was ihr nicht möglich war. Als Professor Stockton ihr Privatunterricht gibt und ihr Bücher leiht, sieht sich Espy ihrem Ziel immer näher. Und durch die Gründung einer christlichen Jugendgruppe durch den örtlichen Pastor trifft sie auch immer öfter auf Warren. Doch dann macht ein böses Gerücht die Runde in Holliston und Esperanza verliert alles.......

Die Figuren sind authentisch und wirken der Zeit angepasst. Sie sind wundervoll charakterisiert und auch die Nebencharaktere wurden nicht vernachlässigt. Man hat sowohl die reiche Sippe rund um Warren vor Augen, als auch die ärmliche Familie von Esperanza, die versuchen muss über die Runden zu kommen. Besonders gut spürt man die Verunsicherung unserer beiden Hauptprotagonisten und den Wunsch den richtigen Weg im Leben einzuschlagen. Während Esperanza klare Ziele hat, aber ihr gesellschaftlicher Rang sie daran hindert, stehen Warren viele Möglichkeiten offen, die er jedoch anzweifelt.
Esperanza war mir sofort sympathisch. Sie hat eine offene und freundliche Art. Sie ist ein sehr emotionales junges Mädchen, deren Gutgläubigkeit sie in große Schwierigkeiten bringt. Warren steht zwischen dem Wunsch seinem Vater gerecht zu werden und seine eigene Bestimmung zu finden. Er ist ein sehr verunsicherter junger Mann, der sich schwer durchsetzen kann. Er ist zu weich und steht nicht immer hinter seinen Wünschen und Pflichten. Doch im Laufe des Romans entwickeln sich beide Protagonisten wirklich weiter und gehen entschlossen ihren eingeschlagenen Weg.

Der eher ruhigen Geschichte, deren Hauptthema die gesellschaftlichen Unterschiede und die christlichen Werte sind, fehlt es leider manchmal an Spannung. Obwohl manche Handlungen leicht vorhersehbar sind, gibt es genügend Wendungen und überraschende Ereignisse, die den Leser bei der Stange halten und man wissen möchte, wie es weitergeht. Trotzdem ist der Roman keineswegs langweilig - im Gegenteil! Denn obwohl die Geschichte vor mehr als einem Jahrhundert, nämlich 1892 in Maine in den Vereinigten Staaten spielt, ist das Thema auch noch heute mehr als präsent!
Wie oft werden ebenso im 21. Jahrhundert Menschen nur wegen ihrer Herkunft, Rasse oder ihrem Geschlecht diskriminiert?! Sexuelle Übergriffe auf Frauen am Arbeitsplatz sind ebenso Themen, wie schnelle Schuldzuweisungen und Verurteilungen anhand von Hautfarbe oder gesellschaftlichen Stand. Hier hat sich leider nicht wirklich wesentlich etwas geändert....

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, manchmal etwas detailliert und sehr dialoglastig. Es wird abwechselnd aus der Sicht von Esperanza und Warren erzählt, wobei man gute Einblicke in ihr Gefühlsleben erhält. Die Zwiesprache mit Gott und die Gedanken der Beiden werden in kursiver Schrift dargestellt.

Fazit:
Ein eher leiser Roman mit noch heute gültigen Themen wie gesellschaftliche Unterschiede und Diskriminierung. Die Figuren des Romans sind durchwegs bis zu den Nebencharakteren sehr authentisch und lebendig beschrieben und verleihen der Geschichte ein stimmiges Gesamtbild.

Weniger

Veröffentlicht am 11.05.2017

Gelungener Krimi aus meiner Heimat

Mostschlinge
0

Mit dem Folgeband zu "Mostviertler" ist Helmut Scharner ein gelungener Krimi aus meiner Heimat gelungen. Nach dem Lesen des ersten Buches, das für mich noch etwas Luft nach oben hatte, erkennt man die ...

Mit dem Folgeband zu "Mostviertler" ist Helmut Scharner ein gelungener Krimi aus meiner Heimat gelungen. Nach dem Lesen des ersten Buches, das für mich noch etwas Luft nach oben hatte, erkennt man die gelungene Weiterentwicklung des Autors. Ich muss allerdings gleich vorweg sagen, dass ich empfehlen würde den "Mostviertler" zuerst zu lesen, denn Helmut Scharner greift recht häufig darauf zurück. Vorallem die Charaktere aus Band Eins sind teilweise auch hier wieder dabei und als Einsteiger versteht man vielleicht manche Dinge rund um diese Figuren nicht so gut, die teilweise doch sehr eigenwillig sind.

Wir befinden uns wieder im schönen Waidhofen an der Ybbs im Mostviertel....auch meinem Heimatsviertel in Niederösterreich. Im Fitnessstudio des Schlosshotels wird eine junge Frau erdrosselt aufgefunden. Es ist Monika Steiner, eine Angestellte des Sportschuhherstellers Schuster, die Firma, die im ersten Band im Zentrum der Ermittlungen stand. Monika wurde mit einem blauen Schnürsenkel erwürgt, wodurch die Schuster GmbH wiederum ins Blickfeld von Kommissar Brandner gerät. Auch Juliana Haidinger, ihre Freundin und Mitbewohnerin, hat die Sportschuhfabrikanten in Verdacht und hegt sowieso noch einen großen Groll auf ihre ehemaligen Arbeitgeber. Doch Brandner hat bereits den vorbestraften Mechaniker Bernd S. im Visier, der sich zur selben Zeit im Fitnessstudio aufgehalten hat. Außerdem liegen bei ihm in Wien bereits ähnlich verübte Mordfälle auf den Tisch, die Brandner von einem Serienmörder ausgehen lassen. Als auch noch in Portugal weitere mit einem blauen Schnürsenkel erdrosselte Frauen auftauchen, wird der Fall international....

Die Ermittlungen von Kommissar Brandner sind eher im Hintergrund gehalten. Die Stärke des Krimis liegt wieder eindeutig bei den äußerst interessanten Charakteren, von denen die Meisten nicht wirkliche Sympathieträger sind. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und es scheint, als ob alle etwas zu verbergen hätten. Undurchsichtig sind auch die Machenschaften der Schuster Schuhe GmbH bei der Fußball-WM in Brasilien. Warum darf die kleine Waidhofner Firma plötzlich das WM-Team von Ghana unterstützen? Wer hat hier seine Hände im Spiel? Auch diese Fragen gibt es zu beantworten und wie schon im Mostviertler sind auch diesmal wieder Wirtschaftsthemen miteinbezogen.
Der Anteil der Sexszenen hat sich gegenüber dem ersten Teil vermindert, was dem Krimianteil gut tut. Die Dosis, die hier noch vorhanden ist, passt aber perfekt zum Hintergrund des Mörders und wurde genau richtig eingesetzt.
Die Schönheiten des Mostviertels und der Stadt Waidhofen an der Ybbs werden sehr bildhaft dargestellt und ich denke, dass sich auch Leser, die nicht wie ich aus dieser Gegend kommen, ein gutes Bild der Landschaft machen können.
Mir persönlich hat natürlich auch der Bezug zum jährlichen Musical-Event in Amstetten gefallen, bei dem eine der Figuren im Buch die Hauptrolle tanzen darf. Die Sommermusicals in Amstetten sind wirklich großartig! Ich konnte letztes Jahr noch zwei Karten zu "Footlosse" ergattern, was jedes Jahr sehr schwer ist. Und der Hauptdarsteller des Musicals darf Österreich dieses jahr beim Song Contest vertreten.

Der Autor hat einen sehr eigenwilligen Aufbau seiner Krimis, die man schwer mit anderen Schriftstellern vergleichen kann. Und er hat diesmal ein eher untypisches Element in seinem Krimi eingebaut. Im vorletzten Leseabschnitt, so ungefähr 100-150 Seiten vor Schluss, gibt er den Namen des Täters bekannt. Eigentlich sollte damit die Spannung für alle, die gerne miträtseln, vorbei sein und viele in unserer Leserunde waren entsetzt darüber. Doch der Autor versprach uns ein fulminates Finale und damit hatte er zu hundert Prozent recht! Die Spannungskurve legte tatsächlich drastisch zu und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis ich die letzten Seiten inhaliert hatte. Nicht genug damit - der Autor hat im letzten Absatz noch einen Cliffhanger eingebaut, der das Warten auf den Folgeband nun noch länger erscheinen lässt!

Schreibstil:
Helmut Scharner hat einen sehr detaillierten und ruhigen Erzählstil. Die wechselnden Perspektiven aus Sicht einzelner Charaktere finde ich gelungen. Einblicke in die Gedanken der handelnden Figuren werden durch kursive Schrift vom eigentlichen Plot differenziert. Außerdem sind die sehr kurz gehaltenen Kapitel rasch weggelesen.

Fazit:
Ein interessanter und spannender Krimi aus meiner Heimat, der eine deutliche Steigerung zum ersten Band aufweist. Ich empfehle trotzdem mit "Mostvierler" zu beginnen, da sich Neueinsteiger im aktuellen Band durch die viele Bezüge zum Erstling, etwas schwer tun könnten.

Veröffentlicht am 11.05.2017

Warmherziger Roman über die Liebe zu den Büchern

Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine
0

Manchmal braucht man zwischen Thriller oder einem historischen Roman auch mal wieder eine lockere und leichte Lektüre. Ganze besonders gerne greife ich dann zu Bücher über Bücher oder Buchhandlungen. Diese ...

Manchmal braucht man zwischen Thriller oder einem historischen Roman auch mal wieder eine lockere und leichte Lektüre. Ganze besonders gerne greife ich dann zu Bücher über Bücher oder Buchhandlungen. Diese lassen jedes büchersüchtige Leserherz alleine schon beim Titel und Cover höher schlagen. So war es auch bei mir, als ich in der Vorschau des Aufbau Verlages "Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine" gesehen habe und ich war mir sicher, dass dieser Schatz bei mir einziehen muss.

Mit Sarah, unserer Protagonistin, lernen wir eine junge, eher zurückgezogene Frau kennen, die in ihrer eigenen Welt der Bücher lebt. In der amerikanischen Kleinstadt Ashford besitzt sie ein kleine, aber feine Buchhandlung, die sie mit ihrem ganzen Herzblut führt. Doch die Liebe zu den Büchern alleine genügt nicht, wenn der Buchladen immer mehr in die roten Zahlen rutscht. Da kommt das überraschende Angebot einer ebenfalls bibliophilen Bloggerfreundin und Buchhändlerin in Paris wie gerufen: Sophie, die einen englischsprachigen Büchershop namens "Once upon a Time" führt, braucht nach einer weiteren gescheiterten Beziehung eine Auszeit. Sie bietet Sarah an, mit ihr die Buchhandlungen zu tauschen. Sophie soll Sarahs "Bookshop on the corner" wieder höhere Verkaufszahlen bringen und Sarah soll inzwischen in Paris ihre Buchhandlung führen. Sarah's Freund Ridge, ein freier Journalist, der wegen seiner Auslandsreisen kaum Zeit mit ihr verbringt, ist nicht wirklich von dieser Idee begeistert. Sarah nimmt die Herausforderung jedoch an und hofft aus dem Trott ihres vorhersehbaren Lebens auszubrechen. Und vielleicht hilft die Stadt der Liebe auch, dass Ridge und sie sich öfters sehen....

Als Sarah in Paris ankommt, bemerkt sie schnell, dass sie etwas zu unüberlegt gehandelt hat. Die berühmte englische Buchhandlung ist riesig und ist komplett anders, als ihr kleiner Bookshop. Sarah steht anfangs im "Once upan a Time" eher wie ein Lehrmädchen da. Die Angestellten und Aushilfen kommen und gehen wie es ihnen passt, keiner nimmt sie ernst und Sarah kommt kaum zum Durchschnaufen. Auch die Großstadt Paris ist für Sarah wie ein Kulturschock im Vergleich zum beschaulichen und verschlafenden Ashford. Und Ridge lässt sich noch weniger sehen, als zuvor....

Die Geschichte ist leicht und locker und lässt sich in kürzester Zeit verschlingen. Rebecca Raisin fängt den Zauber der Stadt Paris und seinen Bewohnern liebevoll ein. Schon bald möchte man selbst durch die versteckten Gassen laufen und schicke Boutiquen besuchen, im Louvre die berühmten Gemälde bewundern oder im Künstlerviertel Montmarte verweilen. Die Stadt wird sehr bildhaft und detailliert beschrieben. Sarah beginnt die frankofile Atmosphäre aufzusaugen und verändert sich langsam, aber stetig. Sie verliert mehr und mehr ihre Schüchternheit und mit Océane und TJ findet sie auch bald nette Freunde. Doch in der Kasse der Buchhandlung fehlt laufend Geld und die monatlichen Einnahmen sinken und sinken...

Einen Satz habe ich mir unbedingt notieren müssen, denn er spiegelt so wunderbar meine Situation - und ich denke, vielen von euch geht es genauso - wider:

Meinen Noch-zu-lesen Stapel würde ich zu Lebzeiten wohl nie ganz abbauen können - die Verlockung neue Bücher, neue Erzählerstimmen, neue Romanfiguren kennenzulernen, war einfach zu groß - Seite 173

Überrascht hat mich, dass Sophie nur einen kleinen Teil der Geschichte einnimmt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass der Roman abwechselnd aus der Sicht von Sarah und Sophie erzählt wird. Doch dann würde wahrscheinlich auch der Titel des Buches anders lauten....
Gut gefallen hat mir, dass nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, sondern eindeutig die Liebe zu den Büchern und die Wandlung von Sarah von einer schüchternen Frau, die sich lieber in ihre Bücher zurückgezogen hat, zu einer offenen und mutigen Protagonistin. Die kleinen Nebenhandlungen werden geschickt miteingebunden, die Kollegen in der Buchhandlung sind liebevoll gezeichnet und nicht alle sympathisch, was authentisch rüberkommt. Besonders ins Herz geschlossen habe ich den einfühlsamen Schriftsteller Luiz, der in der Buchhandlung versteckt im Obergeschoß seine Romane schreibt und Sarah anfangs unterstützt und ihr Mut zuspricht.

Es gibt bereits einen (englischsprachigen) Nachfolgeband mit dem Titel "Little Paris Collecion", der von einem Pariser Antiquitätenladen handelt, dessen Inhaberin Anouk wir bereits in "Mein zauberhafter Buchladen an der Seine" kennenlernen durften. Ich hoffe auch Band 2 wird übersetzt...

Fazit:
Ein warmherziger und lockerer Roman über die Liebe zu den Büchern, Freundschaft und vorallem den Mut in seinem Leben etwas zu verändern und Neues kennenzulernen. Zum Zurücklehnen und Genießen....

Veröffentlicht am 11.05.2017

Maierhofener Kochwettbewerb

Die Blütensammlerin
0

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Es ist einfach herrlich wieder nach Maierhofen zurückzukehren und viele liebe Menschen, die einem beim Lesen der ersten beiden Bände sehr ans Herz gewachsen sind, wiederzutreffen.
Mit ...

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Es ist einfach herrlich wieder nach Maierhofen zurückzukehren und viele liebe Menschen, die einem beim Lesen der ersten beiden Bände sehr ans Herz gewachsen sind, wiederzutreffen.
Mit "Die Blütensammlerin" widmet sich Petra Durst-Benning in ihrem dritten Teil der Maierhofen Reihe wieder dem Genießerdorf und seinen liebenswerten Menschen.

Diesmal steht Christine im Mittelpunkt, die sich größtenteils von der Trennung von Ehemann Herbert erholt hat. Doch die nächste Schikane ihres Noch-Ehemannes lässt nicht lange auf sich warten. Er will das Haus verkaufen oder von Christine Geld für seine Haushälfte ausbezahlt bekommen. Doch woher soll Christine nur das Geld nehmen? Sie hat doch Herbert damals den Weg für sein Autohaus geebnet, ihm die Buchhaltung gemacht und später sich ganz ihren Töchtern und dem Haus und Garten gewidmet. Und nun mit fast 50 Jahren ohne Ausbildung soll sie einen Job finden, um ihr Haus nicht zu verlieren? Christine ist am Boden zerstört. Doch wozu hat man gute Freunde ? Theresa und Greta schlagen ihr vor, doch ihr hübsches Häuschen als Bed & Breakfast zu nutzen. Schon bald hat Christine die ersten Gäste und es ist vorbei mit der Ruhe und Einsamkeit. Als in Maierhofen ein Kochwettbewerb stattfindet, werden die acht Teilnehmer einer Single-Kochgruppe in der Casa Christine einquartiert. Acht sehr unterschiedliche Charaktere, die mehr Leben ins Haus bringen, als Christine sich gewünscht hat.....

Die Geschichte lebt wieder eindeutig von den einzigartigen Charakteren, die grandios beschrieben sind. Zu den bereits bekannten Figuren gesellen sich diesmal auch viele neue Gesichter. Besonders die Single-Kochgruppe spiegelt acht sehr verschiedene Charaktere wider: Da ist Erika, Christines beruflich erfolgreiche Schwester, die sich einen Partner fürs Leben wünscht; Noelle, die Chefeinkäuferin eines bekannten Feinkostladens, deren Chef ihre Teilnahme beim Wettbewerb als Werbung für sein Geschäft sieht und sie auch im Urlaub täglich nervt; Luise, die Krankenschwester, die eine Pause von der Intensivsation benötigt und Viktoria, eine verbitterte Bankangestellte, die von ihren Kollegen als Abschiedsgeschenk in die Rente, die Teilnahme beim Kochwettbewerb geschenkt bekommen hat. Bei den Männern ist Renzo, der nette und erfolgreiche Schweizer Geschäftsführer, die antreibende Kraft, der auch im Urlaub sein Bestes geben will. Seine Mitstreiter sind äußerst konträr.....der ruhige und beleibte Forstwirt Willi, der großartige Fotos macht, aber sonst kaum spricht; Apostolos, der ein Griechisches Restaurant betreibt und weder Urlaub noch eine Verschnaufpause kennt, aber laut und gesellig ist und Christines Nachbar Reinhard, der kurzfristig einspringt.
Mit diesen sehr unterschiedlichen Charakteren im Haus wird es ab und zu richtig unterhaltsam und explosiv. Kein Wunder, wenn so viele verschiedene Figuren zusammenarbeiten wollen und jede sein eigenes Süppchen kocht.

Trotz der lockeren Atmosphäre und den manchmal klischeehaften Wendungen, bietet die Geschichte auch Themen zum Nachdenken und Innehalten. Und ein paar Überraschungen hat die Autorin ebenfalls parat, die die Geschichte einfach perfekt abrunden.

Der Magie von Maierhofen kann sich kaum ein Leser entziehen. Hat nicht jeder von uns den Wunsch von lieben Menschen umgeben zu sein, die einem immer mit Rat und Tat zur Seite stehen? Auch die Ruhe und Beschaulichkeit, die das kleine Dorf vermittelt, lädt einfach ein, selbst so ein idyllisches Fleckchen Erde zu besuchen oder sich sogar dort niederzulassen. So lässt uns Petra Durst-Benning einfach für ein paar wundervolle Stunden mit der Seele baumeln und hoffnungsfroh daran glauben, dass es solche Orte gibt....

Das Ende war dann doch ein bisschen klischeehaft, aber eigentlich erwartet man sich auch keinen anderen Schluss der Geschichte, denn dann wäre man als Leser enttäuscht. Wie schon die Vorgänger, ist auch "Die Blütensammlerin" keine anspruchsvolle Literatur, aber trotzallem eine wunderbare Wohlfühlgeschichte, die man einfach lieben muss.
Wie bereits in den Vorgängerbänden gibt es am Ende wieder Rezepte aus Maierhofen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Petra Durst-Benning ist sehr flüssig und lässt sich wunderbar lesen. Man fliegt nur so durch die Seiten. Die Erzählpersektive wechselt und man erhält so fazinierende und oft überraschende Einblicke in die Gefühlwelt der einzelnen Teilnehmer des Kochwettbewerbes und auch in die Probleme, die Christine hat.
Die Beschreibungen der Landschaft sind sehr ausdrucksstark und bildhaft. Dazu hat man immer den Duft der Kräuter und Blumen in der Nase und bekommt bei den Erzählungen zum Kochwettbewerb auch ziemlich schnell Hunger....also nicht mit leeren Magen lesen!

Fazit
Auch der dritte Band rund um das Genießerdorf Maierhofen und die Menschen, die dort leben, ist wieder genauso atmosphärisch und liebevoll geschrieben, wie die ersten Bücher der Reihe. Ein - nicht nur kulinarisches - Wohlfühlbuch, bei dem man gar nicht gern die letzte Seite zuschlägt, weil man immer nur weiterlesen möchte.

Veröffentlicht am 02.05.2017

Die Festung am Rhein

Die Festung am Rhein
0

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Nachdem Napoleon bei Waterloo vernichtend geschlagen wurde, wird das Rheinland, das vor sieben Jahren noch zu Frankreich gehörte, den Preußen unterstellt. Die Bevölkerung ist alles ...

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Nachdem Napoleon bei Waterloo vernichtend geschlagen wurde, wird das Rheinland, das vor sieben Jahren noch zu Frankreich gehörte, den Preußen unterstellt. Die Bevölkerung ist alles andere als glücklich darüber und viele akzeptieren die neue Regelung nicht. Die Worte von Napoleon "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" gelten bei den Preußen nicht und die protestantische Religion trennt sie zusätzlich von den katholischen Rheinländern. Um sich gegen eventuelle neue Angriffe der Franzosen zu schützen wird in Coblenz die Feste Ehrenbreitstein errichtet. Der beauftragte Bauingenieur ist Rudolph Harten, ein preußischer Leutnant. Der Bau dieser Festung kommt einem Lebenstraum von ihm gleich. Umso entsetzter ist er, als Teile seiner geheimen Baupläne verschwinden. Bald ist ein Verdächtiger verhaftet: der junge Halbfranzose Christian Berger, der zum Militärdienst gezwungen und beim Aufbau der Feste beteiligt ist. Er wird des Landesverrat angeklagt. Seine Schwester Franziska ist von seiner Unschuld überzeugt und beginnt Nachzuforschungen anzustellen. Dabei trifft sie immer wieder auf Rudolph Harten, der seinerseits den Befehl hat, den Landesverräter so schnell wie möglich vor Gericht zu bringen und ihn zu verurteilen. Doch auch Rudolph Harten ist nach einigen Befragungen gar nicht mehr so sicher, den wahren Verbrecher vor sich zu haben. Doch Christian schweigt beharrlich....

Besonders gelungen fand ich die Beschreibung der politischen Situation zu dieser Zeit und Gegend. Maria W. Peter gelingt es mühelos die Stimmung der Bevölkerung einzufangen und die Gegebenheiten sehr plastisch darzustellen. Denn hier prallen zwei sehr gegensätzliche Welten zusammen, die plötzlich und ungewollt Eins geworden sind....ein Zusammenleben erscheint unmöglich. So finden wir auch jede Menge Vorurteile und Antipathie auf beiden Seiten. Dabei erhält der Leser auch viel Nachhilfe in Geschichte, die so interessant und lebendig miteingewoben und erklärt wird, dass man das Gefühl hat, man sei mitten im Geschehen.
Die sehr bildhaften und lebendigen Landschaftsbeschreibungen des Gebietes entlang des Rheins sind eindrucksvoll beschrieben. Da ich selbst in einer Gegend wohne, wo sich Burgen, Schlösser und zwei große Stiftskirchen in luftigen Höhen entlang der Donau befinden, fühlte ich mich fast wie zuhause. Ich hatte die liebliche Landschaft immer vor meinen Augen und konnte die Gefühle von Franziska für ihre Heimat gut nachvollziehen und verstehen.

Die Charaktere sind wunderbar skizziert. Franziska ist eine für ihre Zeit sehr energische und moderne Frau. Sie steht hinter ihrer Meinung und hinter ihrem Bruder. Rudolph fand ich lange Zeit etwas steif und undurchschaubar. Er wurde erst nach und nach greifbarer. Trotzdem wurde ich erst ganz zum Schluss so richtig mit ihm warm.

Natürlich betragen auch die Spionagevorwürfe einen größeren Anteil in diesem historischen Roman mit leichten Krimitouch. Hier hätte ich mir allerdings ein bisschen mehr Spannung erhofft. Ebenso war mir sehr schnell klar, aus welcher Richtung die Gefahr drohte, auch wenn die Autorin am Ende noch eine Überraschung bereithielt, mit der ich so nicht gerechnet hatte.

Maria W. Peter hat zum 200-jährigen Jubiläum der Festungsstadt und der Fest Ehrenbreitstein (erbaut 1817 bis 1828) diesen hervorragenden historischen Roman geschrieben


Schreibstil:
Der Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst und trotzdem flüssig zu lesen. Die sehr lebendigen Beschreibungen der Charaktere und der Landschaft lassen das Kopfkino laufen. Die Geschichte wird sowohl aus der Sicht von Franziska, als auch aus der von Rudolph erzählt.
Maria W. Peter hat den Roman in fünf Teile gegliedert. Jeder Part ist mit einer Überschrift und einigen Zeilen aus einem Gedicht oder einer Schrift versehen. Danach folgen kurze Rückblenden in das Jahr 1815 und die Schlacht bei Belle-Alliance.
Die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und man merkt, dass sie ihr ganzes Herzblut in diese Geschichte gesteckt hat.

Am Buchanfang ist eine Karte der der Rheinprovinzen und der Stadt Coblenz abgebildet. Im Glossar werden zwei Personenverzeichnisse angeführt, getrennt nach historischen und fiktiven Personen. Nützliche zusätzliche Informationen gibt es im Nachwort der Autorin.

Fazit
Ein absolut gelungener historischer Roman, sehr facettenreich erzählt und hervorragend recherchiert. Eine Verneigung der Autorin zum 200-jährigen Jubiläum der Erbauung der Feste Ehrenbreitsein und an die Stadt Koblenz. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter!