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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mitterands Hut

Der Hut des Präsidenten
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Meine Meinung:
Paris, Mitte der Achzigerjahre. Während Daniel Mercier allein im Restaurant speist, nehmen am Nebentisch vier Herren Platz, unter ihnen der französische Präsident Mitterand. Als nach dem ...

Meine Meinung:
Paris, Mitte der Achzigerjahre. Während Daniel Mercier allein im Restaurant speist, nehmen am Nebentisch vier Herren Platz, unter ihnen der französische Präsident Mitterand. Als nach dem Verlassen des Restaurants der Hut des Präsidenten liegen bleibt, nimmt ihn Daniel an sich. Voller Stolz und mit einer neuen Portion Noblesse führt er seine neue Kopfbedeckung aus und fühlt sich auf einmal selbtbewusster. Sein Leben nimmt eine postive Wendung - bis er eines Tages den Hut im Zugabteil vergisst. So wandert die berühmte Kopfbedeckung von Träger zu Träger und verändert diese Menschen wie durch Zauberhand.

Die charmante und typisch französische Geschichte verändert auch den Leser, der mit einem Schmunzeln im Gesicht das Leben der diversen Huttträger begleitet. Des öfteren wünscht man sich selbst diesen Hut zu finden und aufzusetzen, um seinem Leben eine positive Wendung zu geben. Während die eher männliche Kopfbedeckung der rote Faden im Buch und der eigentliche "Hauptprotagonist" ist, lernen wir auch einige Menschen kennen. Alle davon tragen eine bestimmte Sehnsucht oder einen Wunsch in sich, egal ob es sich dabei um die Arbeit, die Familie, Gesundheit oder die Liebe handelt. Und jeder von ihnen fühlt sich mit dem Hut des Präsidenten plötzlich stärker, beschwingter und mutiger. Dabei stecken diese Fähigkeiten eigentlich alle in ihnen....nur der letzte "Kick" fehlt - der Mut sich seiner Entscheidung zu stellen.

"Die wichtigesten Ereignisse unseres Lebens sind immer die Folge einer Verkettung winziger Details" -- Seite 28 --

So lernen wir nach Daniel Mercier die junge Fanny Marquant kennen, die den Hut im Zugabteil findet. Auch ihr Leben nimmt ab diesem Zeitpunkt eine Wendung, bis sie den Hut mit Absicht auf einer Parkbank liegen lässt. Dort nimmt ihn nach einigen Zögern der Parfümeur Pierre Aslan mit. Dieser hat schon seit Ewigkeiten kein neues Parfüm mehr kreiert, denn er steckt in einer Schaffenskrise. Auch ihm ist das Glück hold und er erfindet eine neue Duftkreation. Und so wandert der Filzhut mit den Initialen "FM" von einem zum anderen, bis sich zum Ende hin der Kreis mit einer kleinen Überraschung wieder schließt.

Man begibt sich auf den 240 Seiten auf eine Rundreise durch Paris und eine Zeitreise in die Mitte der Achzigerjahre. Die Aussage, die der Autor hier treffen möchte, hat jedoch nichts mit der Zeit zu tun, denn diese gilt genauso heute wie damals: Hab Mut für neue Entscheidungen! Mit einer kleinen Portion Glück, kleinen Zufällen und mehr Selbstbewusstsein kann man alles schaffen, was man sich wünscht! Und so versprüht der Roman, von der ersten bis zur letzten Seite, jede Menge positive Energie und sehr viel Fröhlichkeit.Nur mit dem letzten Viertel hatte ich ein bisschen Probleme, da sich dieses größtenteils mit der französischen Politik der Achzigerjahre beschäftigt. So fand ich diesen Abschnitt ein bisschen langatmig.

Charaktere:
Obwohl die Charaktere schnell wechseln und man zuerst denken könnte, man hätte hier ein Buch mit einzelnen Kurzgeschichten vor sich, ergibt die Geschichte ein Ganzes. Alle Protagonisten sind sympathisch, lebendig und glaubwürdig. Der Autor versteht es seine Charaktere gut zu zeichnen und ihnen Tiefe zu verleihen. Man identifiziert sich leicht mit ihnen und doch sind sie alle grundverschieden - und trotzdem haben alle das gleiche Ziel: Jede(r) von ihnen sucht nach dem Glück und hat es doch selbst in der Hand sein Leben zu verändern und sein Glück zu finden.


Schreibstil:
Antoine Laurain's Schreibstil ist charmant, humorvoll, leicht und locker und lässt sich sehr gut lesen. Man merkt, dass man ein Buch eines französischen Autors in der Hand hat, denn es besitzt diesen typischen Charme, den - meiner Meinung nach - einfach nur die Franzosen besitzen.

Fazit :
Eine humorvolle, originelle Geschichte mit viel französischem Flair, die auf 240 Seiten sehr viel zu sagen hat - besonders zwischen den Zeilen! Eine Hommage an das Leben!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Hoffnung lebt

So wie die Hoffnung lebt
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Bereits der Beginn des Romans hat es in sich! Nach den ersten Seiten war ich entsetzt, traurig und den Tränen nahe, so zu Herzen ging mir das Schicksal der erst achtjährigen Katie, die innerhalb von ein ...

Bereits der Beginn des Romans hat es in sich! Nach den ersten Seiten war ich entsetzt, traurig und den Tränen nahe, so zu Herzen ging mir das Schicksal der erst achtjährigen Katie, die innerhalb von ein paar Stunden zur Vollwaise wird. Durch den Schock verschließt sich das Mädchen und spricht nicht mehr. Im Kinderheim, ihrem neuen Zuhause nach dem Verlust ihrer Familie, igelt sie sich ein, bis der um einige Jahre älter Jonah dazustößt. Mit seinem außergewöhnlichen Zeichentalent und großen Einfühlungsvermögen gelingt Jonah das, was den engagierten Heimleitern nicht gelungen ist. Er bringt Katie wieder zum Sprechen. Die Beiden verbindet ab diesem Zeitpunkt eine ganz besondere innige Freundschaft, die jedoch jäh endet....
Siebzehn Jahre später sind Jonah's Gedanken noch immer bei Katie, die er seit dem Vorfall damals erfolglos sucht. Milow, der gemeinsame Freund der Beiden, hat es längst aufgegeben Jonah von seiner Suche abzubringen. Doch dieser gibt die Hoffnung nicht auf......

Der Roman ist in zwei Teile geteilt, wobei der erste Abschnitt, aus der Kinder- und Jugendzeit im Kinderheim, in Rückblenden erzählt wird. Der zweite Abschnitt spielt in der Gegenwart und wird im Präsens geschildert. Unsere Hauptprotagonisten sind nach diesen fast zwanzig Jahren bereits erwachsene Menschen.

Der erste Teil des Romans und ganz besonders das erste Kapitel, das von Katies Verlust erzählt, hat mich emotional auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Ich war geschockt und entsetzt und die Emotionen haben mich überwältigt. Die Autorin versteht es einfach großartig die Gefühlswelt der beiden Protagonisten zu beschreiben, sodass man als Leser in der Geschichte einfach mitlebt bzw. wie hier eben mitleidet. Man spürt diese tiefe Verbundenheit und innige Freundschaft der beiden Jugendlichen, denen sonst niemand mehr geblieben ist. Nur Milow, mit seiner Lockerheit und seinem überschäumenden Temperament, gelingt es der Dritte im Bunde zu werden. Ich habe ihn sofort ins Herz geschlossen. Dabei wird die Geschichte selbst nie kitschig und bleibt realitätsnah.
Auch das Kinderheim und ihre Betreuer, Julius und Tammy, sowie die sehr engagierte Ruby, Mitarbeiterin des Jugendamtes, wurden sehr positiv dargestellt. Alle drei setzen sich sehr für ihre Schützlinge ein. Meistens liest man doch vom Gegenteil....

Die Charaktere sind sehr menschlich und glaubhaft dargstellt - mit all ihren Fehlern. Dadurch wirken sie sehr lebendig. Alle von ihnen sind mir wirklich ans Herz gewachsen und werden sicherlich noch lange in meiner Erinnerung bleiben....
Die Autorin hat in diesem Roman auch das Thema Mutismus aufgegriffen und intensiv dazu recherchiert. Die Leser erhalten einen sehr guten Einblick in diese Kommunikationsstörung.

Nach all den Lobeshymnen zu diesem Roman, fragt ihr euch wahrscheinlich warum ich denn keine 5 Sterne gegeben habe...stimmst's?
Der zweite Teil des Romans, in denen uns Jonah, Katie und Milow als Erwachsene "gegenüberstehen", ist ebenfalls grandios geschrieben, kann jedoch mit dem ersten Abschnitt, der Zeit, die die Drei im Kinderheim verbracht haben, nicht gänzlich mithalten. Dafür findet sich im "Erwachsenenteil" viel mehr Spannung, die immer mehr aufgebaut wird. Das Ende wartet dann mit zwei vollkommen unerwarteten Wendungen auf und ließ mich wiederum entsezt nach Luft schnappen. Es bleibt aber etwas von einem "Bruch", das mich eben dazu veranlässt keine 5 Sterne zu geben, auch wenn mich dieser Roman wirklich sehr beeindruckt hat.

Schreibstil:
Susanne Ernst verfügt über einen sehr emotionalen und bildhaften Schreibstil, der sich wunderbar leicht lesen lässt und in dem man geradezu eintaucht und gar nicht mehr auftauchen möchte, bevor man nicht die letzte Seite inhaliert hat.
Die Protagonisten erzählen abwechselnd aus ihrer Sicht der Dinge in der Ich-Form. So entsteht noch ein viel innigeres Band zu den Jugendlichen. Man hat das Gefühl beide Protagonisten erzählen dem Leser direkt von Angesicht zu Angesicht ihre Geschichte.

Fazit:
Definitiv ein Buch, das man gelesen haben sollte, auch wenn ich nicht die Höchst-Sternezahl vergebe. Wunderbarer emotionaler erster Teil, der mich auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt hat ohne kitschig zu werden. Der zweite Teil kann nicht ganz an den ersten anschließen, punktet aber mit Spannung und einigen überraschenden Wendungen. Ein Herzensbuch, das ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lass meine Hand nicht los

Beim Leben meiner Tochter
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Von Michel Bussi habe ich schon "Das Mädchen mit den blauen Augen" (meine Rezi hier) gelesen und liebte bereits in seinem deutschen Debütroman seinen eigenwilligen Schreibstil. Auch hier hat er wieder ...

Von Michel Bussi habe ich schon "Das Mädchen mit den blauen Augen" (meine Rezi hier) gelesen und liebte bereits in seinem deutschen Debütroman seinen eigenwilligen Schreibstil. Auch hier hat er wieder eine Geschichte mit Krimianteile, einen Spannungsroman, geschrieben, der mich die ganzen 400 Seiten immer wieder rätseln ließ, ob unser Protagonist ein Mörder ist oder nicht. Wirklich geschickt verwebt Bussi seine Fäden und lassen den Leser immer wieder an unserem Hauptprotagonisten zweifeln!

Doch was ist passiert? Liane und Martial Bellion verbringen gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Tochter Josapha den Urlaub auf der idyllischen Insel La Rèunion im Indischen Ozean. Plötzlich ist Liane verschwunden und Martial wird des Mordes an seiner Frau verdächtigt. Blutspuren im Zimmer des Ehepaares und Augenzeugenberichte lenken den Verdacht auf den Ehemann, der kurz darauf mit der kleinen Sopha die Flucht ergreift.

Als Leser ist man von Beginn an direkt mitten in der Geschichte. Man begleitet Liane auf ihr Zimmer und danach ist nichts mehr, wie es einmal war. Doch was wird hier wirklich gespielt? Wer ist hier der Gute, wer der Böse? Der Autor beherrscht das Spiel der Irreführung großartig und man kann gar nicht aufhören zu lesen, denn man will endlich wissen, wie der Fall sich schlussendlich auflöst. Und das tut er - logisch und ohne offfene Fragen.
Das rasante Tempo, das der Autor vorgibt, lässt einem kaum Luft holen. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen und plötzlich stellen sich dem Leser wieder ganz neuen Fragen.
Mit den beiden Ermittlern Aja Purvi, eine junge und ehrgeizige Commissaire, sowie ihren Sous-Lieutnant Christos Konstantinov, lernen wir zwei sehr verschiedene Persönlichkeiten kennen. Purvi ist blitzgescheit und stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Nach ihrem Studium in Paris ist sie in ihre Heimat im Indischen Ozean zurückgekommen. Christos hat in La Réunion sein neues Zuhause gefunden und hat sich schnell an das träge, tropische Leben gewöhnt. Er liebt Imelda, eine Einheimische, die gerne Krimis liest und selbst ganz gerne "Miss Marple" spielt.

Neben der spannungsgeladenen Geschichte beschreibt der Autor die Insel sehr lebendig. Man begleitet Martial auf seiner Flucht durch die Berge und rund um den noch heute aktiven Vulkan Piton de la Fournaise.
Auch die verschiedenen Völker der Insel, die Cafres (aus Madagaskar und Ostafrika stammende Menschen), die Zarabes (sunnitische Muslime), die Les Zorails (die aus Frankreich kommenden bzw. stammenden Franzosen) und die Malbars (Tamilen, Hindus und Christen), die alle friedlich zusammenleben, werden vom Autor vorgestellt.
Interessant ist dabei die Geschichte um Martials Vergangenheit, die eine große Rolle im Ganzen spielt.

Schreibstil:
Der Autor hat einen sehr eigenen Schreibstil. Kurze prägnante Sätze und ebenso kurze Kapitel prägen den Roman. Die Geschichte wird sehr temporeich erzählt und beinhaltet viele überraschende Wendungen.
Die Kapitel sind in Abschnitte mit Uhrzeitangabe eingeteilt. Diese werden aus der Sicht verschiedener Protagonisten erzählt. Ausnahme sind die Kapitel aus der Sicht der kleinen Sopha, die in der Ich-Perspektive erzählt werden. In diesen Abschnitten konnte man die innere Zerissenheit Sophas sehr klar erkennen, die selbst damit haderte, ihren Vater nicht vom Verdacht am Mord an ihrer Mutter freisprechen zu können. Für eine Sechsjährige waren mir allerdings einige ihrer Gedankengänge zu erwachsen, auch wenn der Autor mit einem anderen Schreibstil versuchte, die kindliche Komponente von Sopha darzustellen.

Der französische Originaltitel "Ne lâche pas ma main" heißt so in etwa übersetzt: "Lass meine Hand nicht los". Ein Satz, der auch im Buch vorkommt und eine wichtige Szene beinhaltet.

Fazit:
Ein interessanter Spannungsroman, der mit einigen überraschenden Wendungen und einer rasanten Verfolgungsjagd aufwarten kann. Mir hat dieser Roman des Autoren noch besser gefallen als sein Debüt und ich vergebe fesselnde 4 1/2 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die zwei Seiten Beijings

Beijing Baby
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Volker Häring lebt seit Jahren immer wieder einige Zeit in China und blickt so gekonnt hinter die Kulissen. Peking, eine Stadt der Kontraste - gefangen zwischen der Tradition und Fortschritt.
Dieses Bild ...

Volker Häring lebt seit Jahren immer wieder einige Zeit in China und blickt so gekonnt hinter die Kulissen. Peking, eine Stadt der Kontraste - gefangen zwischen der Tradition und Fortschritt.
Dieses Bild zeigt uns der Autor immer wieder auf den 320 Seiten. So gestalten sich teilweise auch die Ermittlungen schwer, als die junge Studentin Xiang Fang tot im Hof des Pekinger Theaterinstituts liegt. Was zuerst wie ein Selbstmord aussieht, wird jedoch bald als Mordfall eingestuft. Für den Fall wird dem bereits von der Rente träumenden Inspektor Wang die junge und ehrgeizige Kommissarin Xiang Xia zur Seite gestellt. Bald entdeckt sie, dass einer der Verdächtigen ein hochrangiges KP-Mitglied ist. Außerdem dürfte auch Xiang Fang nicht nur die fleißige und hübsche Studentin gewesen sein, die sie nach außen hin darstellte, sondern sie führte ebenso ein sehr interessantes Doppelleben.

Die beiden Ermittler könnten unterschiedlicher nicht sein. Wang ist ein grantelnder Eigenbrötler, der sich auf der einen Seite nach seiner Rente sehnt, aber auf der anderen Seite mit Grauen an seine kleine Wohnung denkt, wo er zusammen mit seiner Frau den letzten Lebensabschnitt verbringen soll. Xiang Xia ist hingegen hochmotiviert und wurde gerade erst nach Peking versetzt. Ihre Karrieremöglichkeiten sind hoch.... Doch schon bald kommt ihr der deutsche Student Philipp in die Quere, der ihr Liebesleben durcheinander bringt und ihre Schnüffeleien im Pekinger Nachtleben kommen bei der Partei nicht wirklich gut an.

Der Krimi lebt vorallem durch die fundierten Hintergrundinformationen des Autors und die fremdländische Kultur, in die er den Leser entführt. Moral und Gerechtigkeit sind hier ein Fremdwort. Mit der gewollt derben Sprache zeigt uns Volker Häring ein ziemlich verkommenes Sittenbild der Stadt. Sex und Korruption sind an der Tagesordnung. Doch nicht nur die negative Seiten der alten Stadt werden hier beschrieben, sondern es wird auch vonTraditionen erzählt und der Hoffnung ein besseres Leben zu führen. Hungrig sollte man ebenfalls nicht sein, denn hier wird pausenlos gegessen und auch wenn vieles für uns fremdländisch ist, läuft einem unwillkürlich das Wasser im Mund zusammen.

Leider hielt sich aber die Spannung in Grenzen. Die Ermittlungen ziehen sich durch zahlreiche Dialoge und Verhöre und auch das Ende ist nicht wirklich überraschend, sondern mindert für mich den kriminalistischen Touch noch mehr. Das finde ich sehr schade, denn ich hatte mir hier einen spannenden Krimi erwartet. So empfinde ich die Geschichte eher als Roman, der die chinesische Gesellschaft widerspiegelt, wo wir zufällig zwei Kommissare begleiten.....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig, teilweise sehr detailgetreu und auch etwas derb. Der Autor versteht es hervorragend uns die für uns fremde und exotische Kultur näher zu bringen. Nicht umsonst schreibt er auch China- und Asien-Reiseführer. Die Kapitel in diesem Roman, der aus vier Teilen besteht, sind eher kurz gehalten und haben sehr interessante Überschriften (z. Bsp. "Dicke Luft", "Schattenboxen", "Nudelgericht"....) Alle beziehen sich eindeutig auf China bzw. Beijing.

Fazit:
Für mich als Krimi- und Thrillerleser beinhaltet dieses Buch leider viel zu wenig Spannung! Es gibt eher einmalige Einblicke in die Kultur Chinas und lässt uns hinter die Kulissen blicken. Wer mehr über Peking erfahren möchte, muss hier einfach zugreifen, denn so fundierte Einblicke erhält man selten. Wer allerdings einen spannenden Krimi lesen möchte, könnte - wie ich - enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zu konstruiert und vorhersehbar

Morgen kommt ein neuer Himmel
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Meine Meinung:
In einer gemeinsamem Blogger-Leserunde bei Janine - Meine Welt der Bücher - haben wir den Roman "Morgen kommt ein neuer Himmel" gelesen, der schon länger ungelesen in meinem Regal stand.
Ich ...

Meine Meinung:
In einer gemeinsamem Blogger-Leserunde bei Janine - Meine Welt der Bücher - haben wir den Roman "Morgen kommt ein neuer Himmel" gelesen, der schon länger ungelesen in meinem Regal stand.
Ich hatte nach den eher guten Bewertungen ziemlich hohe Erwartungen an das Buch, die sich leider nicht ganz erfüllten.
Der Leser lernt zuerst Brett, unsere Hauptprotagonistin kennen, die eben erst mit dem Tod ihrer Mutter Elizabeth konfrontiert wurde. Diese war eine erfolgreiche Unternehmerin, die Kosmetik auf Naturbasis herstellte. Brett hat dort ihren Job als Leiterin der Marketingabteilung. Aber auch im privaten Bereich standen sich die beiden Frauen sehr nahe. Deshalb ist Brett umso entsetzter, als sie bei der Testamentseröffnung erfährt, dass nicht sie, sondern ihre Schwägerin Catherine, die neue Geschäftsführerin des Unternehmens sein wird. Brett bekommt nur einen Brief mit zehn Aufgaben, die sie innerhalb von 12 Monaten zu erfüllen hat und erst nach Einlösung dieser Forderungen erhält sie eine Abfindung in Millionenhöhe. Unterstützung erhält sie dabei von Brad Midar, den jungen Anwalt ihrer Mutter.

Brett ist außer sich, denn die Liste ist zwanzig Jahre alt und mit 14 Jahren hatte sie natürlich andereTräume, wie z. Bsp. "Einen Hund beschaffen", Ein Pferd kaufen", aber auch "Mich in den Richtigen verlieben".... Und außerdem hatte sie soeben noch einen Traumjob (der ihr gekündigt wurde), eine tolle Wohnung (die ihrem Freund gehört) und eine Beziehung.
Und nun frage ich mich: Welche Mutter würde ihrer Tochter absolut NICHTS hinterlassen, außer einen Brief mit Forderungen? Dinge, die sie besser zu wissen scheint, als ihre Tochter? Sicherlich hat sie in einigen Punkten recht, aber da im Roman die besonders innige Beziehung zwischen den beiden Frauen immer wieder angesprochen wird, ist dies für mich als Mutter total unrealistisch!
Noch dazu hat Elizabeth groß Karriere gemacht und ein riesiges Unternehmen gegründet. Brett und ihre zwei Brüder Jay und Joad gehören zur Upper Class und hier kommen auch wieder diese typischen amerikanischen Charaktere zur Geltung: reich, erfolgreich, wunderschön...... keine Durchschnittsmenschen, sondern absolute "Traumtypen", die es meiner Meinung nicht gibt.

Auch die Idee ist nicht wirklich neu. In Cecilias Ahern "P.S. - Ich liebe dich" wurde diese bereits - viel besser - umgesetzt. Natürlich werden erfolgreiche Geschichten gerne kopiert und wir erleben das immer wieder in Büchern...man kann ja auch nicht immer das Rad neu erfinden....trotzdem hatte ich mir hier einfach mehr erhofft, denn die Story wirkt leider ziemlich oberflächlich und konstruiert. In der Mitte des Buches konnte ich bereits zwei Ereignisse erahnen, die danach auch genauso eintrafen. Das zeigt nicht gerade von einem Roman, der mich überraschen konnte...

Charaktere:
Brett war mir zwar nicht unsympathisch, aber ob wir Freundinnen geworden wären? Ich weiß nicht (abgesehen davon, dass ich nicht zur Upper Class gehöre). In einigen Situationen tat sie mir wirklich leid. Im Laufe des Romanes hat Brett auch einiges gelernt und an sich gearbeitet, ihr Charakter hat sich weiterentwickelt. Auch ein wunder Punkt aus ihrer Vergangnenheit löste sich sehr positiv auf. Ihre Brüder hatten eine dermaßen oberflächliche Einstellung, die sie mir absolut unsympathisch machten. Einige sehr nette Charaktere wie Carrie, Johnny oder Shelley wuchsen mir allerdings ans Herz.
Die Autorin hat unsere Hauptprotagonisten, als auch viele Nebencharaktere sehr glaubhaft und bildhaft beschrieben, auch wenn es ihnen an Ecken und Kanten fehlte.

Schreibstil:
Hier gibt es nichts zu bemängeln. Die Geschichte lässt sich sehr gut und flüssig lesen. Es gibt einige wunderschöne Zitate im Roman, die einem immer wieder innehalten lassen und über diese Worte nachdenken lässt.

Cover:

Ich habe mir diesmal auch ein Cover mit französischen und spanischen Titel herausgesucht. Das französische Cover gefällt mir nämlich so überhaupt nicht, aber die Frage im pinkfarbenen Teil ist sehr ausagekräftig. Übersetzt heißt es etwa "Was hast du aus deinen Träumen aus der Kindheit gemacht?" Ganz perfekt ist die Übersetzung jetzt nicht...würde wohl dann korrekt etwa "Was ist aus deinen Kindheitsträumen geworden?" heißen, aber es ist die konstante Frage, der rote Faden, des Buches. Deshalb wollte ich auch dieses Cover miteinbeziehen.

Fazit:
Für mich war dieser Bestseller leider eine Enttäuschung. Durch die guten Kritiken hatte ich wohl zuviel erwartet. Ich versprach mir eine tolle Geschichte, die letztendlich aber viel zu konstruiert und vorhersehbar war. Schade!