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Veröffentlicht am 15.09.2016

If I could turn back time

Vor mir die Sterne
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Bücher mit dem Thema Zeitreisen oder "Was wäre wenn" haben mich schon immer fasziniert. Deshalb stand auch "Vor mir die Sterne" auf meinem Wunschzettel. Eine 38-jährige Frau, die plötzlich wieder 18 Jahre ...

Bücher mit dem Thema Zeitreisen oder "Was wäre wenn" haben mich schon immer fasziniert. Deshalb stand auch "Vor mir die Sterne" auf meinem Wunschzettel. Eine 38-jährige Frau, die plötzlich wieder 18 Jahre alt ist und ihr Leben von damals nochmals leben darf...... Denken nicht die Meisten von uns manchmal: "Was wäre gewesen, wenn ich mich damals anders entschieden hätte?! Wie wäre mein Leben danach verlaufen?"
Ramie bekommt diese Chance, um einige Entscheidungen in ihrem Leben zu überdenken und vielleicht anders zu treffen....

Leider war mir Ramie zu Beginn der Geschichte eher unsympathisch. Sie lebt ein High-Society Leben, arbeitet erfolgreich als Investmentbankerin und liebt es im Mittelpunkt zu stehen. So ist sie auch noch erzürnt darüber, dass ihre Freundin Lisa genau an ihrem Geburtstag verkündet, schwanger zu sein und ihr die Show stiehlt. Auch ihr schwuler Freund Sammy gesteht ihr, sich nach Kinder zu sehnen. Für Ramie ist dies gar keine Option und sie fürchtet, dass sich auch bald Sammy mehr seinem Freund, als ihr widmet. Als Ramie nach ein paar Gläschen Champagner zu viel, schwer stürzt und sich den Kopf verletzt, wacht sie in ihrem ehemaligen Kinderzimmer kurz vor ihrem Highschool Abschluss wieder auf. Sie hat nicht nur die Chance die damalige Beziehung zu ihre großen Liebe Brandan neu zu erleben, sondern auch ihren verstorben Vater nochmals zu treffen und vielleicht dessen frühen Tod zu verhindern....aber darf man die Vergangenheit umschreiben?

Die Grundidee ist wirklich gut, doch leider hat es die Autorin nicht geschafft, mich zu überzeugen.
Der Roman erinnerte mich zwangsläufig, schon vom deutschen Cover her, an "Die Achse der Welt" von Dani Atkins. Aber auch einen Teil des Inhaltes fand ich ähnlich gestrickt. Vergleichen könnte man manches auch mit dem Film "30 über Nacht", wo die Protagonistin allerdings die umgekehrte Zeitreise macht und den ich wesentlich amüsanter fand, als dieses Buch.
Ramie weiß, dass sie in der Vergangenheit wohl irgendetwas falsch gemacht hat und sie nun vor der Aufgabe steht, die für sie richtige Lösung zu finden, um mit ihrem achtunddreißigen Leben zufrieden sein zu können. Sie zitiert auf Seite 187:

"Was ich wirklich wollte, war, diese zweite Chance zu nutzen, herauszufinden, was ich anders machen sollte und wie das mein zukünftiges Leben ändern würde."

Das ist schön gesagt und wäre auch der rote Faden der Geschichte gewesen, doch im Endeffekt war das Ergebnis zu oberflächlich und vielleicht auch einen Ticken zu amerikanisch angehaucht. Vieles ist sehr vorhersehbar und auch die Idee hinter der Zeitreise war für mich bald ersichtlich.
Völlig unverständlich fand ich Ramies Verhalten gegenüber ihrer großen Jugendliebe Brandan. Fragt sich Ramie noch am Beginn ihrer Zeitreise, warum sie damals spontan und rücksichtslos ihre Beziehung beendet hat, macht sie es bei ihrer zweiten Chance nicht viel anders. Gut, die Vergangenheit soll ja nicht umgeschrieben werden, aber ein paar logische Ausführungen dazu, hätte ich gerne gelesen. Als Leser konnte ich ihre Gedankengänge nach dem Abschlussball nicht nachvollziehen. War sie ein paar Stunden vorher noch total verliebt, sah die Welt kurz darauf völlig anders aus....und das auch als fast Vierzigjährige.
Auf der anderen Seite fand ich sie wiederum viel zu alt für ihr Alter. Ich bin etwas mehr als zehn Jahre älter und fühle mich weder so, wie Ramie dargestellt wird, noch denke ich so altmodisch.
Gefallen hat mir dagegen der Austausch mit ihrem Vater und die Weisheiten, die er von sich gibt. Man hat das Gefühl, er wäre ebenfalls in einer Zeitschleife und weiß was passieren wird. Das fand ich sehr herzergreifend. Man spürt hier, wie sehr Ramie ihren Vater noch immer vermisst.
Einige Passagen fand ich auch gelungen und mit Humor gewürzt. Im Großen und Ganzen konnte mich der Roman aber emotional kaum berühren.

Schreibstil:
Für mich war der Schreibstil der Autorin manchmal etwas holprig. Besonders kurz nach der Zeitreise wiederholte Beth Harbison einige Gedankengänge von Ramie immer wieder. Danke, aber der Leser versteht es schon beim ersten Mal! Es gibt einige unausgereifte Erzählstränge
Fazit : Für mich war die Geschichte leider eine Enttäuschung. Zu vorhersehbar und oberflächlich, sowie eine eher nicht so sympathische Protagonistin ließen mich mit dem Roman nicht wirklich "warm werden".

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine starke Frau

Sehnsuchtsland
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Ich war eine der beiden Glücklichen, die diesen Roman vom Francke Verlag in einer kleinen, aber feinen Lovelybooks Leserunde lesen durfte. Das Buch stand schon auf meiner (ellenlangen) Wunschliste und ...

Ich war eine der beiden Glücklichen, die diesen Roman vom Francke Verlag in einer kleinen, aber feinen Lovelybooks Leserunde lesen durfte. Das Buch stand schon auf meiner (ellenlangen) Wunschliste und deshalb freute ich mich umso mehr.
Zu Beginn der Geschichte ist unsere Protagonistin Hildegard ein kleines Mädchen von ein paar Jahren. Als in St.Petersburg der Zar gestürzt wird, müssen Hildegards Eltern vor den Bolschewisten fliehen. Auf dem Landgut in Königsberg wächst Hildegard zuerst unbeschwert auf, auch wenn ihre geliebte englische Nanny und der aus Deutsch-Südwestafrika stammende Student Gustav, ihre einzigen Vertrauten sind. Besonders Gustav ist ihr ein wahrer Freund, der sie nicht wie ein Kind behandelt, sondern mit ihr viele ernstere Gespräche führt und Hildegard von seiner weit entfernten Heimat erzählt. Der Vater ist ein eher kühler und distanzierter Mann und ihre Mutter lebt überhaupt in einer anderen Welt. Als ihre Nanny plötzlich ohne Abschied abreist und auch Gustav bald darauf das Land verlässt, ist Hildegard ein sehr einsames Kind. So wächst sie in einem sehr emotionslosen Umfeld auf. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und erneut ändert sich alles. Hildegard bietet freiwillig ihre Hilfe im Lazarett an. Als gut behütetes Töchterlein geht sie eher etwas unbedarft an die Sache heran und erlebt hier die schrecklichen Folgen des Krieges. Als ihre Eltern alles verlieren, willigt sie in eine arrangierte Hochzeit ein, um ihre Familie vor dem Ruin zu wahren. Von Königsberg zieht sie nach Berlin, nichts ahnend, dass bald der nächste Krieg über sie hereinbrechen wird....

Die Autorin erzählt eine sehr detaillierte und emotionale Geschichte, die aufzeigt, wie viel ein Mensch erleiden kann. Die sehr reale und lebendige Darstellung der beiden Weltkriege lassen den Leser gebannt an den Seiten kleben. Die vielen Bombardments und vorallem der Mangel an Lebensmittel am Ende des Zweiten Weltkrieges werden sehr lebendig geschildert. Ich habe schon viele Geschichten, die während des Weltkrieges spielen gelesen, aber noch in keinem wurde der nagende Hunger und die Furcht so realitätsnah und detailliert erzählt. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Autorin in der Gegenwart erzählt, was die Gefühle und Vorkommnisse noch realer macht. Man steckt selbst mittendrin und erlebt die Ohnmacht und die Verzweiflung hautnah mit.

Hildegard hat in ihrer Kindheit keine Liebe und Geborgen erfahren und auch in ihrem weiteren Leben wird ihr immer wieder vorgeschrieben, was sie zu tun hat. Trotzdem ist sie eine sehr warmherzige junge Frau, die nie die Hoffnung aufgibt. Sie entwickelt sich zu einer sehr mutigen Protagonistin, die viel Leid erfahren muss und immer wieder vor neuen Abschieden steht....sei es von Menschen oder Orten.
Besonders mitgefühlt habe ich, als sie ihre Kinder nicht selbst aufziehen durfte, sondern diese dem Kindermädchen überlassen musste, wie es zu dieser Zeit in höheren Kreisen üblich war. Nachdem sie selbst keine Liebe von ihren Eltern erfahren hat, wollte sie zu ihren eigenen Kindern eine festere Beziehung aufbauen.... Als Mutter tat mir beim Lesen das Herz weh.
Im letzten Drittel kommt es zu großen Veränderungen in Hildegards Leben und sie muss abermals fliehen. Ob sie schlussendlich Liebe und Geborgenheit findet, müsst ihr selbst herausfinden....

Gestört hat mich, dass genaue Zeitangaben fehlen. Man weiß oft nicht, wie alt Hildegard oder ihre Kinder sind. Das hat manchmal den Lesefluss gestört, besonders, wenn innerhalb eines Kapitels Zeitsprünge vorkamen und diese eben nicht gekenntzeichnet waren. Auch das letzte Drittel konnte mich nicht mehr so fesseln, wie der Rest des Buches. Deshalb sind es statt 5 Sterne diesmal gute 4 1/2 Sterne geworden.

Schreibstil:
Irma Joubert hat einen sehr bildhaften und detaillierten Schreibstil. Mein Kopfkino war die ganze Zeit über in Hochform bei den lebendigen Beschreibungen von Menschen und Landschaften, dem Luftschutzkeller oder der klirrenden Hitze in Deutsch-Südwest Afrika. Der Spannungsbogen wurde stets angehoben und man liest sich sehr schnell durch die fast 500 Seiten.
Die Erzählform in der Gegenwart lässt die Ereignisse noch viel realer erscheinen.

Fazit
Ein beeindruckendes Bild einer Frau, die nie die Hoffnung und den Glauben aufgibt. Krieg, Flucht und jede Menge Verluste begleiten ihren Weg - sehr bildhaft, lebendig und detailliert beschrieben. Spannend und mit jeder Menge historischen Hintergrundwissen ein eher nachdenklicher Roman, der begeistert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Grado im Regen

Grado im Regen
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Wenn ich heute so aus dem Fenster schaue, passt die Stimmung der letzten Tage perfekt zum Buch: Grau in grau und Dauerregen.
Im Prolog erlebt der Leser einen Banküberfall, der nicht so ganz abläuft, wie ...

Wenn ich heute so aus dem Fenster schaue, passt die Stimmung der letzten Tage perfekt zum Buch: Grau in grau und Dauerregen.
Im Prolog erlebt der Leser einen Banküberfall, der nicht so ganz abläuft, wie sich die beiden Räuber das eigentlich vorgestellt hatten. Das Ganze läuft etwas aus dem Ruder. Mit dieser kleinen Vorgeschichte beginnt dieser Krimi, der wie der Titel schon verrät, in Grado in Italien spielt.

In den ersten Kapiteln lernen wir einige der Protagonisten kennen, wobei uns die Autorin im Unklaren lässt, wie viel Zeit seit dem Banküberfall im Prolog vergangen ist. Die Speziellste der weiblichen Hauptprotagonisten ist Angelina Maria. Sie ist eine alte Dame, die von ihren Dämonen aus der Vergangenheit heimgesucht und allgemein als verrückte Alte abgestempelt wird. So nimmt auch niemand ihren Anruf bei der Polizei ernst, als sie einen Mord an einer Meerjungfrau meldet. Aber auch Francesa, eine junge Frau, die vor kurzem ihren Mann verlassen hat, beobachtet Tag für Tag eine junge Frau, die sie an eine Nixe erinnert und die sie auf Leinwand festgehalten hat. Doch eines Tages ist die "Meerjungfrau" verschwunden....

Neben Angelina und Francesca, die nicht nur an ihrer zerbrochenen Ehe laboriert, sondern ernsthaft erkrankt ist, lernen wir noch die Schülerin Laura kennen, die jeden Morgen vor dem Unterricht frische Backwaren austrägt und dabei die eine oder andere wichtige Beobachtung macht. Die vierte der Hauptprotagonisten ist Maddalena Degrassi, die zuständige Kommissarin und letzte Affäre von Francescas Mann Tomaso. Außerdem lernen wir noch Stefano kennen, einen Barbesitzer, der in Francesca verliebt ist, und eine wichtige Rolle im Buch spielt.

Es dauert relativ lange, bis in diesem Krimi Spannung aufkommt. Die erste Hälfte des Buches benötigt viel Zeit um die vier weiblichen und zwei männlichen Hauptrotagonisten vorzustellen. So wird man langsam mit dem Leben der einzelnenen Figuren konfrontiert. Dabei geht es aber größtenteils um Beziehungsprobleme und um die wirren Gedankengänge von Angelina Maria. Jedoch ist eben die "irre Alte" die einzige Zeugin des Mordes. Bis die Polizei beginnt Spuren nachzugehen, schwebt bereits die Nächste von ihnen in Gefahr.
Leider plätscherte für mich die Geschichte erst einmal dahin, bis sie endlich im letzten Drittel spannend wurde. Auch die Ermittlungen der Polizei bleiben eher im Hintergrund. Ich muss sagen, dass mir das für einen Krimi leider zu wenig ist.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist locker und gut zu lesen. Die Handlung ist gut aufgebaut, komplex und das Ende ist logisch. Das Buch lebt größtenteils von den interessanten Charakteren, die die Autorin hier geschaffen hat und die wirklich gelungen sind.

Fazit :
Ein ruhiger und atmosphärischer Krimi, bei dem mir leider die Spannung gefehlt hat. Für mich wirkt die Geschichte eher wie ein Beziehungsroman mit einem temporeichen Finale. Ich hätte mir mehr davon erwartet....

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lena Adams größter Albtraum

Schwarze Wut
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Der 5. Band der Georgia Reihe hat - wie bereits der 4. Band "Bittere Wunden" - auch wieder mehr Biss und Spannung zu bieten. Trotzdem weine ich noch immer etwas der Grant County Reihe nach und den damaligen ...

Der 5. Band der Georgia Reihe hat - wie bereits der 4. Band "Bittere Wunden" - auch wieder mehr Biss und Spannung zu bieten. Trotzdem weine ich noch immer etwas der Grant County Reihe nach und den damaligen Protagonisten.

In "Schwarze Wut" treffen wir auf eine altbekannte Figur, die wir bereits aus den anderen Büchern kennen: Lena Adams.
Gleich auf den ersten Seiten wird der brutale Überfall auf sie und ihrem Mann Jared beschrieben, der einem sehr unter die Haut geht. Auch wenn Lena ein nicht ganz einfacher Charakter ist und ungemein polarisiert, tat sie mir in diesem Band manchmal wirklich richtig leid. Mittlerweile arbeitet sie als Detective beim Macon DC.
Die Stadt Macon steht im Brennpunkt eines rücksichtslosen Drogenbosses, der unter anderem durch eine Bikerbande seine Drogengeschäfte vertreibt. Man weiß von ihm nur seinen Namen: Big Withey. Doch niemand weiß, wer dahintersteckt. Die Polizei tappt im Dunkeln und eine Razzia, die Lena vor Wochen durchführte, ist gründlich schiefgelaufen. Nach dem Anschlag auf ihr Leben, schickt Amanda Will Trent nach Macon. Dort soll er undercover als vorbestrafter Biker namens Black, der Sache auf den Grund gehen. Doch durch den lebensgefährlichen Anschlag auf Jared und Lena kreuzt Sara ebenfalls in der Stadt auf. Sie eilt ans Krankenbett ihres Stiefsohnes, dessen Leben am seidenen Faden hängt. Seit dem Tod von Jeffrey ist Lena für sie ein rotes Tuch, gibt sie doch insgeheim ihr die Schuld daran. Und nun ist Lena neuerdings in einem fiesen Anschlag auf Jeffrey's Sohn involviert. Wills sorgsam aufgebaute Tarnung ist durch Sara's Auftauchen gefährdet, aber auch Lena hat ihn wiedererkannt....

Neben dem eigentlich Fall, der sich um den mysteriösen Drogenboss Big Withey dreht, liegt ein wesentlicher Teil auch beim Privatleben von Will, Sara und Lena. Die drei Erzählstränge, die jeweils aus der Sicht der drei Protagonisten wiedergegeben wird, fügen sich zum Ende hin wunderbar zusammen. Der Thriller ist dadurch, und wegen der nicht chronologisch aufgebauten Handlung, sehr komplex. So ist "Schwarze Wut" kein Buch zum schnellen dazwischen lesen, denn man sollte doch etwas konzentrierter dabei sein. Wie gewohnt kommt auch die Gewalt und Brutaliät bei der Autorin nicht zu kurz. Trotzdem schleicht sich in der Mitte des Buches ein bisschen Langeweile ein, die jedoch nur kurz anhält. Im letzten Drittel hatte ich auch bereits eine Ahnung, wer unser unbekannter "Big Withey" sein könnte...

In ihren letzten Romanen hat Karin Slaughter immer öfter das Thema der Missachtung von Menschen mit anderer Hautfarbe, wegen ihrem Geschlecht oder anderer sexuellen Orientierung aufgegriffen. Wenn ich mir so die Nachrichten anschaue, scheint besonders das Rassenproblem in den Südstaaten noch immer sehr aktuell zu sein.

Fazit :
Komplex, brutal und wie schon in den letzten Büchern etwas sozialkritisch. Der etwas stärkere Fokus auf das Privatleben nahm etwas Tempo aus der Handlung. Wer die Bücher von Karin Slaughter kennt, weiß was ihn erwartet. Ich bin jedenfalls schon gespannt auf das nächste Abenteuer von Sara Linton und Will Trent.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Guter Start, aber leider ein sehr unglaubwürdiges Ende

Sonnensegeln
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Marita lebt seit sie denken kann auf der ostfriesischen Insel Amrun und hat auch nicht wirklich vor, dies zu ändern. Sie ist Ende Vierzig, geschieden, Mutter eine Teenagertochter und liebt ihren Beruf ...

Marita lebt seit sie denken kann auf der ostfriesischen Insel Amrun und hat auch nicht wirklich vor, dies zu ändern. Sie ist Ende Vierzig, geschieden, Mutter eine Teenagertochter und liebt ihren Beruf als Krankenschwester. Doch mit dem neuen Vorgesetzten, der nicht viel von liebevoller Fürsorge der krebskranken Patienten hält, kommt sie gar nicht klar. Als sie eine Annonce entdeckt, in der eine private Pflegerin für einen alten Herren in Südfrankreich gesucht wird, denkt sie das erste Mal über eine Veränderung nach. Nach einem heftigen Streit mit ihrem Boss, kündigt sie kurzentschlossen. Ihre Tochter Sophie, die kurz vor dem Abitur steht, ermutigt sie auf die Annonce zu antworten. Tatsächlich erhält Marita die Stelle und hat nun etwas Bammel vor der Veränderung. Doch nun kann sie nicht mehr zurück und macht sich auf den Weg nach Grasse in Südfrankreich. Der alte Mann, den sie pflegen soll, erweist sich allerdings als sehr starrköpfig. Gemeinsam mit seinem Sohn Lucien und den Hausangestellten, leben die Beiden inmitten von Jasmin- und Rosenfeldern, denn die Lefleurs sind alteingessessene Parfumhersteller. Hat Marita anfangs noch große Schwierigkeiten mit dem eigenwilligen Georges und seinen Zicken, schließt sie die Hausangestellte Ségolène und deren Familie sofort ins Herz. Diese hilft ihr bei ihren Französischkenntnissen, macht sie mit ihren Freunden bekannt und unterstützt sie, wenn ihr Patient wieder ausgesprochen schlechte Laune hat.

Der Beginn des Romans hat mir sehr gut gefallen. Marita, die ihren Beruf über alles liebt und bei den Patienten sehr beliebt ist, kann nicht fassen, dass ihr Boss nur an Kostenoptimierung denkt und ihr vorhält sich zu lange mit den Patienten zu beschäftigen. Ihre Wut und Enttäuschung konnte ich sehr gut nachfühlen und auch die daraus resultierenden Zweifel, ob sie sich nicht verändern soll. Als sie den Schritt wagt mit ihren eher bruchstückenhaften Französischkenntnissen nach Südfrankreich auftzubrechen, kann ich auch ihre leichte Panik gut nachvollziehen. Mit Ende Vierzig so einen Sprung ins kalte Wasser zu wagen, ist nicht einfach. Wie sie langsam das Herz von Georges Lefleur gewinnt und auch hinter sein Geheimnis kommt, fand ich herzerfrischend. Neben der Pflege des alten Mannes findet Marita noch Zeit und Gelegenheiten Grasse und Umgebung kennen zu lernen. Die Beschreibungen der wunderschönen Gegend, der Duft der Blüten und auch die Erklärungen über die Parfümherstellung, fand ich einfach gelungen. Man möchte am liebsten sofort die Koffer packen und Urlaub in Südfrankreich machen.

Jedoch gab es für mich auch jede Menge Kritikpunkte. Marita, in Amrun noch eingefleischter Single, wird plötzlich von drei Männern umgarnt. Kurz vor ihrer Abreise lernt sie Knut kennen, mit dem sie stundenlang telefoniert und sich sehr gut versteht. In Grasse läuft ihr der charmante Francois über den Weg, der ihr den Hof macht und sich für sie als Fremdenführer betätigt und dann ist auch noch der verstockte Lucien, der Sohn des Patienten. Diese Anhäufung an plötzlichen Verehrern kam mir einfach zu unrealistisch vor. Ich bin selbst in dem Alter und frage mich wo ich bitte diese Herren finden kann? ;)
Die Entscheidung, die Marie getroffen hat, konnte ich auch nicht wirklich nachvollziehen, blieb doch die aufkommende Liebe zwischen ihr und ihrem letztendlichen Herzblatt einfach nur blass.
Auch das letzte Drittel des Romans war mir einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Hier kann ich leider nicht näher darauf eingehen, sonst würde ich spoilern, aber meiner Meinung nach, hätte man das Ende sicher auch anders lösen können. Durch diesen Abschluss verlor die Geschichte für mich leider die Authentizität und den Reiz, den sie vorher ausgeübt hatte....

Es gibt auch noch einen zweiten Handlungsstrang in der Vergangenheit, der von einem Bo Rickleffs erzählt. Dieser Mann stammt aus Amrun und kam im 18. Jahrhundert nach Südfrankreich und macht dort sein Glück. Obwohl ich im Allgemeinen eingeschobene Erzählstränge aus der Vergangenheit liebe, hätte man diesen hier auch ohne weiteres weglassen können. Er trägt nicht wirklich zur Geschichte bei, auch wenn die beiden Stränge ganz zum Schluss zusammenführen.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist lebendig, flüssig und bildhaft. Die wunderbaren Schauplatzbeschreibungen und auch die Darstellung der Charaktere ist wirklich gelungen.

Fazit :
Ein locker, leichter Sommerroman, der gut beginnt und stark nachlässt. Durch die gelungene Beschreibung der Landschaft und der Düfte stellt sich sehr schnell Fernweh ein. Doch die manchmal sehr unlogische Geschichte und vorallem das total an den Haaren herbeigezogene Ende, lässt mich etwas enttäuscht zurück und so kann ich gerade noch 3 Sterne für den Roman vergeben.