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Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider nichts für mich

Glück à la carte
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Der erste Teil des Buches, das ich bei knappen 190 Seiten eher als Novelle oder Kurzgeschichte bezeichnen würde, war auch ganz nett...jawohl ganz nett, aber auch nicht mehr.
Einzig die wunderbare poetische ...

Der erste Teil des Buches, das ich bei knappen 190 Seiten eher als Novelle oder Kurzgeschichte bezeichnen würde, war auch ganz nett...jawohl ganz nett, aber auch nicht mehr.
Einzig die wunderbare poetische Sprache und das italienische Flair, das die Autorin verbreitete, welches leichtfüßig in die französische Lebensart wechselte, vermittelt hier den Roman, den ich mir eigentlich erwartet hatte.
Mirella, unsere italienische Protagonistin macht sich auf nach Paris. Sie hat ein spezielles Ziel vor Augen: ein einzigartiges Café in einer verwinkelten Seitenstraße, die Rue Thérèse. Nur hier wird ihr eine außergewöhnliche Speisekarte vorgesetzt. Aus dieser kann sie keine Speisen wählen, sondern eine einzige verpasste Gelegenheit in ihrem Leben, die sie gerne ändern möchte. Mirella hat, wie wohl jeder von uns, einige Momente, die sie verpasst hat und sich anders entwickelten, als sie es sich eigentlich gewünscht hätte. Diese verpatzen Chancen darf sie nacheinander noch einmal durchleben, allerdings muss sie sich für eine davon entscheiden. Doch Entscheidungsfreudigkeit war noch nie Mirella's Stärke... So sitzt sie am Tisch in diesem Café und der Leser durchlebt Szenen aus ihrer Vergangengeit. Er hat die Möglichkeit alle ihre verpassten Chancen noch einmal mitzuerleben.
Dabei gibt es einige, die wirklich zu Herzen gehen, wie zum Beispiel Mirellas Kindheit, die sie bei ihren Großeltern verbrachte, weil ihre reichen Eltern ihre tiefe gemeinsame Liebe mit ihrem Kind nicht teilen wollten und sie unerwünscht war. Aber auch einige für mich unverständliche, wie ihr Studium, das sie schleifen ließ, da sie es nicht nötig hatte zu arbeiten oder zu lernen und in zwei Jahren gerade einmal einen Vorlesung besucht hat.
Schwierig wurde es für mich, als sich Mirellas Einbildung und ihre Erinnerungen überschnitten. Auch die sehr skurillen Szenen im Café, die bizarren Begebenheiten und der groteske Kellner mit "einem Gesicht wie aus japanischen Holz geschnitzt", der sich immer wieder in Luft auflöste, um plötzlich wieder vor Mirella zu stehen.....tut mir leid, aber das war mit einfach zu viel an fantastischen Elementen.

Auch Mirella blieb mir die meiste Zeit der Geschichte fremd. Ich konnte nur bei zwei Szenen wirklich ihre Trauer spüren und doch fand ich zu anderen Teilen ihrer Geschichte so gar keinen Zugang. Manche Hintergründe blieben auch komplett unbeantwortet, wie zum Beispiel Mariellas Ehe.
Das Ende war mir ebenfalls etwas zu abrupt. Was aber das eigentliche "Tüpfelchen auf dem i" für meine eher schlechte Bewertung ausmacht, war der letzte Abschnitt. Mirella agiert für mich zum Schluss völlig unglaubwürdig und ich weiß nicht, was die Autorin im Endeffekt mit ihrer Geschichte eigentlich aussagen wollte. Alles was mir dazu einfällt ist: "Lebe nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart". Dies sehe ich noch als einzigen möglichen Sinnspruch, nachdem mich dieser Roman eher enttäuscht und ratlos zurückgelassen hat. Vielleicht verstehe ich auch nicht wirklich, was die Autorin mir eigentlich sagen möchte....irgendwie hatte ich nach diesem Ende das Gefühl zu dumm für die Geschichte zu sein....

Schreibstil:
Die Autorin verwendet großteils sehr kurze Sätze, die eher abgehackt klingen und trotzdem versteht sie es, die Geschichte sehr poetisch rüberzubringen. Man bemerkt auch den südländischen Flair, die italienischen Wurzeln und die Ansiedlung des Romans in Frankreich. Eigentlich liebe ich frankophone Geschichten....eigentlich.... Trotzdem konnte ich keinerlei Verbindung zur Hauptprotagonistin aufbauen und das obwohl sie in meinem Alter ist. Sie blieb mir fremd und unverständlich.

Fazit:
Ich fand die Idee so bezaubernd, jedoch konnte mich die Geschichte gar nicht abholen. Leider fand ich keinerlei Zugang zur Protagonistin und das Ende ließ mich etwas ratlos zurück. Die wunderbare poetische Sprache und einige berührende Szenen lassen mich gerade noch 2 1/2 Sterne vergeben. Schade!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich konnte darin leide rnicht versinken

Die Sandwitwe
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Der Thriller von Derek Meister ist der zweite Teil seiner Reihe rund um Knut Jansen und Helen Henning. Obwohl es sich um abgeschlossene Fälle handelt, hatte ich oftmals das Gefühl, dass mir einige Informationen ...

Der Thriller von Derek Meister ist der zweite Teil seiner Reihe rund um Knut Jansen und Helen Henning. Obwohl es sich um abgeschlossene Fälle handelt, hatte ich oftmals das Gefühl, dass mir einige Informationen fehlen. Deshalb rate ich allen mit Band 1 "Der Jungfrauenmacher" zu starten...

Der Thriller beginnt mit der Entführung der Architektin Anneke Goldmann. Bald darauf wird die Leiche von Robert Jäger gefunden. Er wurde mit Sand "abgefüllt" und ist daran erstickt. Doch er ist nicht der Letzte, dem dieses Schicksal widerfährt, denn eine weitere bereits entführte Person befindet sich ebenfalls in der Gewalt des Mörders. Dieser hinterlässt als "Warnung" kleine Sandtürmchen bevor er zuschlägt. Knut Jansen ist ratlos, bis sich der Täter bei ihm meldet. Danach wird die Zeit allerdings knapp. Knut und Helen rätseln, wen der Serientäter als Nächster im Visier hat und welchen Hintergrund die Morde haben.....denn diese führen zurück in die Vergangenheit....

Die Morde, die der Autor hier beschreibt, sind grausam und ungewöhnlich. Jedes Opfer wurde zuerst mit einer Spritze handlungsunfähig gemacht, danach wurde ihm/ihr das Kiefer gespreizt und Sand in den Mund gefüllt bis es erstickte. Sand spielt in diesem Thriller eine große Rolle und ist auch im Titel versteckt. Die Erzählung der Wanderdünen, die halbe Dörfer unter sich begraben, waren für mich als Österreicherin unvorstellbar. Der Autor hat uns "Unwissenden" in der Leserunde dazu einiges erklärt....vielen Dank!
Die Handlung an sich ist interessant und spannend erzählt, jedoch hatte sie meinen Empfinden nach auch einige Längen. Ich hatte bald eine Vermutung in welchem Umkreis ich den Täter suchen muss, doch mit dem Ende hat mich der Autor wirklich überrascht! Eine richtig spektakuläre Wendung auf den letzten Seiten, die einen ungläubig den Kopf schütteln lässt.

Die meisten meiner Mitlesenden in der Leserunde waren begeistert vom Thriller, mich konnte er leider nicht wirklich überzeugen.

Charaktere:
Die Ermittler waren mir leider nicht wirklich sympathisch. Knut ist eigentlich mit Birthe liiert, hat aber ein Auge auf Helen geworfen. Dies dürfte laut Lesermeinungen schon im 1. Band der Fall gewesen sein und wirkte für mich alleine in diesem Thriller mit der Zeit ermüdend. Auch die Beziehung zu seinem Vater ist problematisch. Thor war sein Vorgänger im Revier und hat sich dafür eingesetzt, dass sein Sohn der neue Leiter der Dienststelle wird. Das schmeckt Knut nicht so richtig und er muss sich erst als Ermittler bewiesen. Oft agiert er kindisch und unsicher.
Helen hingegen ist paranoid und leidet unter Verfolgungswahn. Ihr Exmann verübte einst einen Anschlag auf sie und scheint Helen noch immer zu verfolgen.....ob das stimmt lässt der Autor noch offen und wird wohl in weiteren Büchern der Reihe weiter aufgeklärt werden. So hatte der Erzählstrang rund um Helen und die Motorradfahrer, die sie anscheinend verfolgen, mit der eigenen Thrillerhandlung überhaupt nichts zu tun und verlief im Sand. Auch ihre immer wiederkehrenden Flashbacks, die plötzlich mitten unter die gegenwärtige Handlung eingefügt wurden, irritierten mich. Für mich war dieser Erzählstrang über Helens Vergangenheit in diesem Buch völlig unwesentlich und hätte auch ohne weiteres weggelassen werden können.... Er trug absolut nichts zur Handlung und Geschichte zu dieser Mordserie bei.

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors ist gut zu lesen, jedoch ziemlich prologlastig und manchmal etwas zu "ausdrucksstark". Die Kapitel sind eher kurz gehalten.

Fazit:
Mich konnte "Die Sandwitwe" leider nicht überzeugen. Unsympathische Ermittler und ein völlig überflüssiger Handlungsstrang und ein paar Längen ließen meinen Lesefluss des öfteren stoppen. Viele fanden den Thriller in der Leserunde sehr spannend und gut, für mich war er leider nur durchschnittlich. Ich denke nicht, dass ich die Reihe fortsetzen werde....

Veröffentlicht am 15.09.2016

Großartiger Psychothriller!

Schuld bist du
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Der zweite Psychothriller der Autorin Jutta Maria Herrmann hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in Atem gehalten! Schon ihr Debüt-Thriller "Hotline" war eines meiner Jahres-Highlights 2014, aber ...

Der zweite Psychothriller der Autorin Jutta Maria Herrmann hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in Atem gehalten! Schon ihr Debüt-Thriller "Hotline" war eines meiner Jahres-Highlights 2014, aber "Schuld bist du" legt noch einmal einen Zahn zu.

Der Journalist Jakob Auerbach findet seine Wohnung nach einer Geschäftsreise nach Vietnam völlig leergeräumt vor. Seine Lebensgefährtin Anne und die gemeinsame Tochter Mia scheinen schon vorzeitig ins neue Haus gezogen zu sein. Doch Anne ist nicht erreichbar, das neue Haus ist nicht fertig und am Fenster findet er eine blutverschmierte Nachricht: Schuld bist du. Was geht hier vor? Wo sind Anne und Mia und was bedeudet die blutige Botschaft am Fenster? Jakob begibt sich auf die Suche und findet sich in seinem persönlichem Albtraum wieder...

Der Psychothriller ist in zwei verschiedene Erzählstränge aufgeteilt, die sich abwechseln. Unser Hauptprotagonist Jakob schildert seine Erlebnisse in der dritten Person, eine unbekannte Frau in der Ich-Form. Diese sitzt im Krankenhaus am Bett eines Schwerverletzten, der im Koma liegt und erzählt ihre Sicht der Dinge. Sie fühlt sich schuldig und man weiß nicht, ob sie Freund oder Feind ist. Die Autorin verzichtet auch in ihrem zweiten Buch auf einen Ermittler oder Detective, was ich überaus positiv finde.
Anfangs sind die Informationen, die der Leser erhält sehr verwirrend. Man rätselt, wie Jakob in diese Situation geraten und wohin schlussendlich Anne und Mia verschwunden sein könnten. Auf der Jagd durch Berlin findet Jakob plötzlich tote Kinder...
Als Leser spürt man seine Verzweiflung, seine Angst und die Unsicherheit und stellt sich ebenso wie Jakob die Frage: Wem kann ich eigentlich trauen? Auf dem Weg zu seinem eigentlich restauriertem Haus am Rande von Berlin trifft er auf seine Exfreundin Tamara, die er jahrelang nicht gesehen hat und die ihm bei der Suche nach Anne und Mia hilft. Doch schon bald darauf jagt eine unheimliche Situation die nächste und immer wieder stellt man sich die Frage: Was wird hier eigentlich gespielt?

Der Spannungsbogen bleibt die ganzen 352 Seiten über konstant hoch. Als Leser fiebert man der Lösung entgegen...man kann es gar nicht erwarten, endlich die Auflösung zu erfahren und trotzdem will man das Buch nicht wirklich beenden. In diesem Thriller passiert einiges, das den Leser anfangs vor große Rätsel stellt und keinen Sinn macht. Und doch gelingt es der Autorin zum Schluss hin alle Fäden geschickt zu verknüpfen und ein absolut stimmiges Ende zu präsentieren. Es bleiben keinerlei Fragen offen. Gratuliere Jutta Maria Herrmann!

Mehr kann ich leider nicht mehr verraten...eine eher ungewöhnlich kurze Rezension von mir, jedoch kann ich jedem Thrillerleser dieses Buch ans Herz legen.

Schreibstil:
Jutta Maria Herrmann schreibt fesselnd, eindringlich und temporeich. Der Persepktivenwechsel und die mysteriösen Ereignisse laden zum mitraten ein. Unerwartete Wendungen und Hochspannung vom Feinsten, ließen mich an den Seiten kleben. Die Autorin baut im letzten Viertel noch eine zusätzliche Überraschung ein, die uns Teilnehmer der Leserunde kurz den Atem anhalten ließ.


Fazit:
Ein fantastisches Werk, das den Namen Psychothriller zu Recht trägt und das ich gerne weiterempfehle! Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Großartige 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Jeder braucht einen Geburtstag

Albertos verlorener Geburtstag
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Was für eine zauberhafte Geschichte! Von Beginn an hat sie mein Herz berührt und mit einem zufriedenen Seufzen habe ich das Buch nach der letzten Seite geschlossen.

Der siebenjährige Tino ist gerne bei ...

Was für eine zauberhafte Geschichte! Von Beginn an hat sie mein Herz berührt und mit einem zufriedenen Seufzen habe ich das Buch nach der letzten Seite geschlossen.

Der siebenjährige Tino ist gerne bei seinem Großvater, den er liebevoll Apu nennt. Als Tino's Vater schwer verletzt im Krankenhaus liegt, nimmt ihn sein Großvater Alberto zu sich. Zufällig erfährt der Junge, dass sein Apu keinen Geburtstag feiert, da er nicht weiß, wann er geboren wurde. Tino ist entsetzt, dass es Menschen gibt, die diesen besonderen Tag nicht feiern können. Deshalb versucht er mehr von Alberto's Kindheit zu erfahren, doch dieser kann sich an nichts mehr erinnern. Einzig die Zeit im katholischen Waisenhaus kann er sich in sein Gedächtnis rufen. Daraufhin überzeugt Tino seinen Großvater, gemeinsam auf die Suche nach seinem verlorenen Geburtstag zu gehen.
Alberto willigt schließlich ein, um seinen Enkelsohn abzulenken, der befürchtet sein Vater könnte sterben. Gemeinsam reisen sie an die Plätze aus Albertos Kindheit und versuchen die Vergangenheit zu rekonstruieren und Albertos Geburtstag zu finden.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. In Rückblenden erfahren wir, dass Alberto im spanischen Bürgerkrieg, als Kind eines Widerstandskämpfers, seine Familie und sein Gedächtnis verlor. Zwischen der eigentlichen Handlung in der Gegenwart, wird die Zeit in der Vergangenheit nicht vorwärts, sondern zurück gespult. Der Leser ist dadurch der Handlung in der Gegenwart immer ein kleines Stück voraus. Diese Abschnitte werden von verschiedenen Personen aus Albertos Vergangenheit erzählt, wie z. Bsp. eine Angestellte aus dem Waisenhaus oder eine Freundin aus seiner Kindheit, die alle jeweils in einem eigenen Kapitel aus ihren Erinnerungen erzählen.

In vielen Romanen versuchen Schriftsteller mit doch sehr weit hergeholten oder ganz "zufälligen" Begegnungen eine Geschichte aufzubauen, die zwar unterhält, aber manchmal sehr an Glaubwürdigkeit einbüßt. Nicht so bei Diana Rosi. Die Wege, die Tino und Alberto schlussendlich gehen, sind sehr real und authentisch beschrieben. Man hat sogar im letzten Drittel das Gefühl, dass die Beiden dem Geheimnis doch nicht auf die Spur kommen. In dieser Geschichte erscheint nichts unglaubwürdig oder gezwungen. Ganz langsam ergibt sich ein Bild, das wie bei einem Memoryspiel, nach und nach aufgedeckt wird. Man durchlebt Albertos schwere Kindheit im Spanischen Bürgerkrieg der 1930-iger Jahre und erahnt wie willkürlich hier Glück und Leid aufeinandertreffen. Nebenbei habe ich jede Menge über diese Zeit in Spanien erfahren: Den Unterschied zwischen den Rojos und den Nationalisten, sowie den der katholischen Kirche, die um ihren Niedergang fürchtete und sich, wie schon in anderen Jahrhunderten, in die Politik einmischte. Man bekommt die unterschiedlichen Sichtweisen zum damaligen Bürgerkrieg erklärt und erfährt, wie zerissen das Land damals war.

Schreibstil:
Die Autorin besticht durch einen sehr gefühlvollen und flüssigen Schreibstil, der viele Weisheiten in diese Geschichte integriert hat. Die Charaktere sind sehr lebendig und besonders die liebevolle Beziehung zwischen Tino und Alberto wird ganz wunderbar dargestellt. Tino's kindliche Überzeugungskraft, gepaart mit Albertos Gutmütigkeit, der in seinem Leben sehr viel Leid erfahren hat, überzeugten mich auf ganzer Linie.

Fazit:
Eine wunderbare Geschichte, die berührt und so warmherzig erzählt wird, dass man traurig ist, wenn man die letzte Seite gelesen hat. Ein Buch, das noch nachwirkt und einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen wird. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Teufel jhilf mir...

Die Kunst des Teufels
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Darum geht's:
Teresa und ihr Bruder Rupert kommen aus einer Holzschnitzerfamilie. Während der eigentliche Erbe und Nachfolger Rupert so gar keine Ambitionen hat das Schnitzhandwerk zu erlernen, liebt Teresa ...

Darum geht's:
Teresa und ihr Bruder Rupert kommen aus einer Holzschnitzerfamilie. Während der eigentliche Erbe und Nachfolger Rupert so gar keine Ambitionen hat das Schnitzhandwerk zu erlernen, liebt Teresa das Arbeiten mit dem Holz. Ihre kleinen Holzspielzeuge verkaufen sich auch hervorragend. Doch als Frau ist es ihr untersagt diesen Beruf auszuüben. Als der Vater stirbt, brechen die Geschwister zu ihrem Oheim nach Nürnberg auf. Auf dem Weg kauft der abergläubische Rupert einen Zettel mit einem Spruch, der ihm für einen Tag Unverwundbarkeit prophezeit. Stirbt er trotzdem, gehört seine Seele dem Teufel. Rupert glaubt fest daran, als er noch am selben Tag Teresa gegen einem anderen Mann verteidigt. Doch er stirbt noch an Ort und Stelle und Teresa gibt sich die Schuld an seinem Tod und flüchetet nach Passau. Dort erhält sie einen Platz beim Messerschmied Thomas Stantler, der für seine berühmten Messer, die Passauer Wolfsklingen, einen Griffeschnitzer sucht. Und bald hat Teresa den Messerschmied von ihrer Kunst überzeugt, doch offiziell darf sie auch bei ihm nicht als Schnitzerin arbeiten.....

Meine Meinung:
Das ist mein zweiter historischer Roman von Nicole Steyer und langsam werde ich ein richtiger Fan der Autorin. Vor kurzem habe ich ein weiteres Buch der Schriftstellerin unter ihrem Pseudonym Linda Winterberg gelesen, das mich ebenfalls begeistert hat.

In diesem historischen Roman wird auf den mehr als 500 Seiten mehr gemordet, als in einem blutigen Thriller, die ich ebenfalls sehr gerne lese. Das habe ich schon bei meinem ersten Buch der Autorin "Der Fluch der Sommervögel" feststellen müssen und auch hier ist es nicht anders. So schnappt man doch das eine oder andere Mal nach Luft, wenn jemand stirbt, den man gerade liebgewonnen hat. Auf der anderen Seite erhöht es die Spannung, da man bei der Autorin nie sicher sein kann, wer nun als Nächster das Zeitliche segnet ;)

Teresa, unsere Hauptprotagonistin, ist eine sehr liebenswerte junge Frau, mit der es das Schicksal wirklich alles andere als gut meint. Sehr früh verliert sie ihre Eltern und dann noch ihren geliebten Bruder Rupert. Das Schnitzen, ihre große Leidenschaft, darf sie nur heimlich ausüben, da es Frauen von der Zunft verboten ist, diesem Handwerk nachzugehen. Sie dürfen höchstens als Mägde oder Hebammen arbeiten, nicht zu vergessen als Hübschlerinnen in den diversen Häusern. Deshalb hat Teresa auch bald einige Neider auf dem Hals, wie den jungen Leopold, der sich als Thomas Stantlers Nachfolger sieht, aber keinerlei Talent zum Schnitzen hat. Aber auch die Mägde im Haus wollen sie nicht in der Schnitzstube sehen, sondern in der Küche. Mit der jungen, aber etwas ungestühmen Magda, freundet sich Teresa bald an und lernt durch sie den Studenten Christian kennen, der ihre große Liebe wird. Doch der hilfsbereite und lebenslustige junge Mann hat ein Geheimnis....

In "Die Kunst des Teufels" befasst sich die Autorin vorallem mit dem Aberglauben dieser Zeit, der Gottesfurcht und dem Handel. Sie beschreibt den goldenen Steig, den historischen Salzhandelsweg von Passau nach Prachatitz, man erfährt etwas über die Herstellung der bekannten Passauer Wolfsklingen, die Thomas Stattler in seinem Betrieb schmiedet, den wertvollen Ilzer Perlen und im letzten Drittel erleben wir den Bau der Wahlfahrtskirche " Maria Hilf "mit. Nicole Steyer hat großartig recherchiert und diese historischen Ereignisse wunderbar in die Geschichte integriert. Auch von den Lebensbedingungen der Einwohner erfahren wir hier einiges. So ist es Bediensteten verboten zu heiraten und wird schwer geahndet. Der Glaube und das Seelenheil spielen eine große Rolle. Andersgläubige wurden als Ketzer bezeichnet und verfolgt. Auch der Aberglaube hat Hochsaison. So wird auch aus jedem Hochwasser, das die Stadt gefährdet, eine Bedrohung des Teufels. Dadurch wirkt die Stimmung im Roman manchmal etwas düster....genauso wie die damalige Zeit eben war.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und lässt sich wunderbar lesen. Man ist schon nach den ersten Seiten mitten im Geschehen und die Spannung, wie es mit Teresa weitergehen wird, bleibt bis zum Schluss erhalten. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die Gefühlswelt von Teresa wird sehr emotional und einnehmend beschrieben. Der historische Hintergrund wurde hervorragend recherchiert.
Am Beginn des Buches gibt es eine Karte der damaligen Zeit von der Region Passau bis weit nach Böhmen und am Ende einige Fakten zum geschichtlichen Hintergrund.

Charaktere:
Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet. Jeder von ihnen ist nicht nur Gutmensch, sondern hat auch einige schlechte Seiten, so wie es auch im richtigen Leben ist. So wirken die Perseonen sehr authentisch und lebensecht. Teresa ist eine eher zurückhaltende junge Frau, die Ruhe und Geborgenheit im Schnitzen findet. Aber auch Mut und Hoffnung findet sie in diesem Handwerk wieder, dessen Liebe sie vom Vater mitbekommen hat. Und so erinnert es sie auch immer an ihren verstorbenen Vater, genauso wie der Duft von Holz. Aber auch mit den vielen anderen Charakteren, die dem Leser in diesem Roman begleiten, wie Teresas Freundin Magda oder Josef, der ihr zum zweiten Vater wird, sowie Burgi, die Köchin, deren rauhen Schale ein doch weiches Herz verbirgt, freundet man sich schnell an.

Fazit:
Ein hervorragend recherchierter historischer Roman, der in der dunklen Zeit des Dreißigjährigen Krieges spielt. Aberglaube und das menschliche Seelenheil spielen eine große Rolle. Von Beginn an fesselt der spannende Schreibstil den Leser ans Buch. Eine Empfehlung für jeden Hisorienfan!