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Veröffentlicht am 03.10.2023

Reichte für mich nicht an den ersten Band heran

Club Paradies - Im Licht der Freiheit
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Der zweite Band der Reihe um die Familie Borchardt schließt nahtlos an den Vorgänger an. Nachdem der Schluss des ersten Bandes mit einem Knalleffekt endete, steht Maria Borchardt nun vor den Trümmern ihres ...

Der zweite Band der Reihe um die Familie Borchardt schließt nahtlos an den Vorgänger an. Nachdem der Schluss des ersten Bandes mit einem Knalleffekt endete, steht Maria Borchardt nun vor den Trümmern ihres Lebens. Sie hat alles verloren und kann kaum fassen, dass ihre Ehe mit Hanns anscheinend nur aus Lügen bestanden hat. Die "sogenannten" Freunde wenden sich von ihr ab. Nur ihre beste Freundin Uschi und Familienanwalt Klaus Schröder stehen ihr zur Seite.
Tochter Hanna hat zusätzlich noch Probleme mit ihrem Arbeitgeber und kündigt ihren Job. Sie sucht neue Herausforderungen und findet sie bei Cord, den sie im Club Paradies kennenlernt. Holger Borchardt verstrickt sich immer mehr in seiner Liebe zu Monika, die aktives Mitglied der RAF ist....

Durch den nahtlosen Übergang vom ersten Band, der erst im März erschienen ist, war ich sehr schnell wieder mitten im Geschehen. Auch diesmal stehen über den einzelnen Kapiteln Zitate der handelnden Protagonisten. So erfahren wir, aus welcher Sicht wir lesen, denn die Geschichte wird wieder abwechselnd aus der Sicht von Maria, Hanna, Holger und Lea erzählt. Dies bringt uns den Figuren näher.
Vorallem Maria erwacht aus ihrer Erstarrung und beginnt ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen - und zwar ganz anders, als die letzten dreißig Jahre. Sie hat mir imponiert, auch wenn ich fand, dass sie doch noch so einige Möglichkeiten hätte, etwas aus ihrem Leben zu machen. Mittellos war sie nicht wirklich und der Wandel bzw. die Art, wie sie wieder zurück ins Leben fand, empfand ich etwas einfach gestrickt. Trotzdem ist es bewundernswert, was sie aus ihrer Lage gemacht hat. Auch das Verhältnis zu Hanna wird nach dem Tod des Vaters viel besser.
Einzig Holger driftet ab. Die Autorin zeigt sehr eindringlich, wie Menschen zu neuen Überzeugungen gelangen und radikalisert werden. Dazu spricht sie auch noch im Nachwort, was ich sehr interessant fand.

Auch Lea steht an einer Wegkreuzung in ihrem Leben und versucht herauszufinden, in welche Richtung sie abbiegen möchte. Für mich war sie die stärkste Figur der Dilogie. Sie konnte sowohl Maria, als auch Hanna inspirieren. Generell stehen hier die starken Frauen im Vordergrund.

Der Schreibstil ist wie immer sehr gut lesbar, der Zeit angepasst, dialoglastig und bildhaft. Ich mag die Bücher von Caren Benedikt sehr...egal unter welchen Pseudonym sie schreibt.
Große Themen sind die RAF und das Aufkommen der sogenannten Aufklärungsfilme, wie der "Schulmädchenreport" und den Run auf die Kinos und im weiteren Verlauf die Entstehung von Videotheken. Heutzutage wäre dies unmöglich...allerdings hat sich die Welt der Filme auch sehr verändert. Den Videos folgten die DVDs und nun wird gestreamt. Ich finde es aber schön, dass Kinos noch immer erhalten geblieben ist.

Im Nachwort erzählt die Autorin noch über Personen dieser Zeit, an die sie ihre Figuren angelehnt hat. Auch wichtige politische und gesellschaftliche Themen dieser Zeit werden angesprochen.

Trotz all dieser interessanten Themen hat mich dieser Band nicht komplett überzeugt und bleibt auch hinter dem ersten Buch der Dilogie in meiner Bewertung ein klein bisschen zurück.

Fazit:
Eine Familiengeschichte mit Höhen und Tiefen, die in den Siebziger Jahren spielt und uns viele Facetten dieser Zeit näher bringt. Spannend erzählt, aber für mich um einiges schwächer als die Grand Hotel Trilogie.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Magische Bücherreise

Das Antiquariat der verlorenen Dinge
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Die 16jährige Clara Bernstein liebte es, die Sommer bei ihren französischen Großvater in dessen Antiquariat zu verbringen. Der Reiz der alten Bücher und die Liebe zu ihnen hat sie von Papy Philippe übernommen. ...

Die 16jährige Clara Bernstein liebte es, die Sommer bei ihren französischen Großvater in dessen Antiquariat zu verbringen. Der Reiz der alten Bücher und die Liebe zu ihnen hat sie von Papy Philippe übernommen. Seit seinem Tod vor fünf Jahren war sie nicht mehr in Frankreich. Ihr Wunsch nach Lyon zurückzukehren, wird ihr von Yvette Lombard, der neuen Besitzerin erfüllt. Sie darf während des Sommers ein Praktikum machen und ihre Kenntnisse der Buchbinderei ausbauen. Zur selben Zeit verbringt auch Yvettes Neffe Théodore seine Ferien im Antiquariat. Doch die anfängliche Euphorie ist bald dahin, denn unter der Aufsicht des grummeligen Monsieur Mathis, dürfen die beiden vorallem Staub wischen und die Bücher neu sortieren.
Eines Nachts beobachtet Clara seltsame Dinge, die im Haus passieren. Als sie die Vorgänge Yvette erzählt, scheint ihr diese nicht zu glauben. Théo wird indessen aufmerksam, denn er versucht seit einiger Zeit mehr über seine verstorbenen Eltern zu erfahren. Um ihren Tod ranken sich Geheimnisse, doch Yvette will nicht darüber sprechen. Als Clara in einem Geheimversteck ein seltsames Buch findet, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse.....

In meiner Bücherei fiel mir "Das Antiquariat der verlorenen Dinge" in die Hände. Ich war noch etwas unsicher, aber das Tolle an einer Bibliothek ist ja, dass man auch gerne andere Genres ausprobieren kann und wenn es nicht passt, das Buch eben un- oder angelesen zurück gibt. Um etwas außerhalb meiner Comfortzone zu lesen, habe ich zu diesem Jugendbuch mit magischen Elementen gegriffen. Außerdem ist die Autorin Österreicherin und nur 30km von meinem Heimatort geboren. Das passt doch perfekt!

Der Prolog startet spannend und mystisch. Man ist schnell von der Story gefangen. Die magische Atmosphäre hat mich sofort angesprochen und ich war neugierig, welches Geheimnis sich um die gefürchteten Bücherwürmer ranken und warum das Buch, welches Clara gefunden hat, plötzlich immer in ihrer Nähe auftaucht und grün leuchtet. Bald schon wird die Geschichte abenteuerlich und Clara und Théo fliehen vor merkwürdigen dunklen Gestalten auf einen Roller durch Frankreich.

Der Roman wird aus der Ich-Perspektive von Clara erzählt. Die Hintergründe zur "Buchmagie" sind interessant, bleiben aber etwas oberflächlich. Man merkt, dass es sich um ein Jugendbuch ab 12 Jahren handelt.
Hingegen sind die bildhaften Beschreibungen der französischen Landschaft gelungen und auch die Charaktere sind mehr oder weniger gut beschrieben, wenn auch ziemlich stereotyp. Vorallem Großtante Yvette und Monsier Mathis bleiben bis zum Ende etwas undurchsichtig und waren für mich nicht wirklich greifbar.
Die Spannung wird bis zum Ende aufrechterhalten und das Geheimnis nach einer abenteuerlichen Flucht gelöst. Die etwas kitschige Liebesgeschichte wird im letzten Drittel etwas raumumfassender, passt aber zum Alter und Genre.

Fazit:
Das Jugendbuch mit magischen Elementen liest sich nett und passt für die empfohlene Altersgruppe. Für mich waren jedoch einige Punkte zu oberflächlich dargestellt und auch die Spannung hätte etwas höher sein können. Ich gehöre aber nicht zur Zielgruppe und denke, dass jüngere Leser gerne in dieser magischen Lektüre eintauchen und versinken können.

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Spannender Reihenauftakt

Wer das Vergessen stört
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Ich war auf das Krimi-Debüt von Tessa Duncan sehr gespannt, denn ich kenne die Autorin bereits von ihren historischen Romanen, die sie unter ihrem Klarnamen Marita Spang und dem Pseudonym Marie Lacrosse ...

Ich war auf das Krimi-Debüt von Tessa Duncan sehr gespannt, denn ich kenne die Autorin bereits von ihren historischen Romanen, die sie unter ihrem Klarnamen Marita Spang und dem Pseudonym Marie Lacrosse geschrieben hat. Deshalb kam der Genre-Wechsel für mich auch etwas überraschend.

Marita ..äh..Tessa hat das typische britische Flair in "Wer das Vergessen stört" wirklich sehr gut eingefangen. Ihre Kenntnisse als klinische Psychologin setzt sie in ihrem erstem Spannungsroman/Krimi ebenfalls perfekt ein.
Ihre Protagoinistin Lily Brown ist ehemalige forensische Polizeipsychologin, die als Psychotherapeutin in Canterbury einen beruflichen Neuanfang wagt.
Eine ihrer Patienten ist Vera Osmond, die unter Panikattacken leidet und die Selbstmord begangen haben soll. Alles spricht dafür und die Polizei schließt den Fall als erledigt ab. Doch Lily ist sich sicher, dass Vera sich nicht das Leben genommen hat. Die letzten Telefongespräche, die sie mit ihr geführt hat, haben ihr bestätigt, dass sie ihre Panikattacken im Griff hatte und einem Geheimnis auf der Spur war.

Der Krimi ist in zwei Teile aufgeteilt und es wird im Wechsel aus der Sicht von Lily, Vera und Samantha erzählt. Dabei gibt es auch Rückblicke in die Vergangenheit.
Im ersten Teil lernen wir sowohl Lily, als auch Vera besser kennen. Wir erleben, wie Lily arbeitet und erfahren mehr über Vera und den Grund ihrer Panikattacken, die sie seit einiger Zeit immer öfters "überfallen". Auslöser sind fast immer Kinder oder deren Geschrei. Da sie diese Panikattacken auch während Vorträgen in ihrem Job bekommt, sucht sie bei Lily Brown Hilfe.
Tessa Duncan lässt uns an der Traumabewältigung teilhaben und bietet Einblicke in die Arbeit, was spannend erzählt wurde. Man erkennt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht, da sie selbst Psychologie studiert hat. Es dauert deswegen ein wenig, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt.
Ein Thema behandelt auch häusliche Gewalt, mit der wir durch Samantha konfrontiert werden. Diese Szenen gingen mir sehr unter die Haut und als Außenstehender ist es oft unverständlich, wie sich vorallem Frauen von anderen Menschen derart behandlen lassen und immer wieder die Schuld bei sich selbst suchen.

Im zweiten Teil geht es großteils um die Aufklärung von Veras Tod und dessen Hintergründe. Für mich bot der zweite Teil eine Menge mehr an Spannung und ich habe ihn in einem Rutsch durchgesuchtet, während ich beim ersten Teil der Geschichte doch etwas länger brauchte.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Lily hat Ecken und Kanten. Sie ist stur, hinterfragt einiges und gibt nicht so schnell auf. Im privaten Bereich ist sie jedoch oftmals inkonsequent und macht dieselben Fehler, wie ihre Patient:innen. Auch zu ihrer Mutter hat sie kein sehr gutes Verhältnis.
Auch Vera und Samantha sind greifbare Figuren, mit denen ich mitgelitten habe. Sowohl ihre Stimmungen, als auch ihre Angst und Wut, waren für mich spürbar. Nicht zu vergessen Kater Mick, der Ähnlichkeiten mit dem tierischen Mitbewohner der Autorin hat...;)

Der Schreibstil ist eher einfach (wie es bei einem Krimi zu 90% der Fall ist) und lässt sich sehr gut lesen. Die Kapitel sind kurz und verleiten dazu, noch schnell ein weiteres zu lesen.

Ich finde es immer wieder bewundernswert, wie unterschiedlich Autor:innen in verschiedenen Genres schreiben können. Ich freue mich schon auf einen weiteren Fall mit Lily Brown und gratuliere der Autorin zu ihrem Krimi-Debüt!

Fazit:
Ein gelungenes Krimi Debüt der Autorin, die mit der Figur der Psychotherapeutin Lily Brown einen interessanten Charakter entworfen hat. Ich freue mich schon auf weitere interessante Fälle.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Humorvolle und kurzweilige RomCom

Ein Hund für zwei
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Antonio Papadea, kurz Tony, arbeitet seit zehn Jahren an einer Tankstelle. Er lebt sehr einfach und lieber alleine, denn er findet, dass er einer Frau nichts bieten kann. Deshalb stürzt er sich lieber ...

Antonio Papadea, kurz Tony, arbeitet seit zehn Jahren an einer Tankstelle. Er lebt sehr einfach und lieber alleine, denn er findet, dass er einer Frau nichts bieten kann. Deshalb stürzt er sich lieber in zahlreiche One-Night-Stands und Affären, anstatt sich dauerhaft zu binden. Sein Traum wäre endlich eine eigene Tankstelle zu besitzen ....und ein Hund, damit er sich nach Arbeitsschluss nicht so alleine fühlt. Doch für ein Tier muss man sich Zeit nehmen und ein Vollzeitjob ist für das Tierheim ein Ausschlussfaktor und ihm wird deswegen eine Vermittlung verweigert.
Isabelle Neumeier verdient zwar als Cover-Designerin nicht schlecht, aber auch sie fühlt sich nach der On-Off Beziehung zu ihrem Freund, die nun endgültig gescheitert ist, alleine. Zusätzlich kritisiert ihre Chefin sie ohne Unterlass und bürdet ihr absichtlich immer mehr Arbeit auf. Auch Isabelle wünscht sich einen Hund, der am Abend auf sie wartet. Als sie ebenfalls vom Tierheim abgewiesen wird, treffen Tony und Isabelle enttäuscht vor den Toren des Heimes aufeinander. Die beiden haben einige Zeit zusammen die Schulbank gedrückt und sind überrascht sich nach langer Zeit wiederzusehen. Tony hat nie vergessen, dass Isabelle ihn als Einzige nie ausgelacht hat, als er wiederholt von Lehrern und Mitschülern bloßgestellt wurde. Bald stellen sie fest, dass sie verschiedene Arbeitszeiten haben und sich einen Hund "teilen" könnten. Im nächsten Tierheim treten sie als Pärchen auf und dürfen den Labrador-Mischling "Buddy" mit nach Hause nehmen. Tony übernimmt Buddy tagsüber und Isabelle holt ihn nach Büroschluss bei Tony ab. Doch bald bemerken beide, dass sie so einige Dinge nicht bedacht haben..

Mit "Ein Hund für zwei" hat Thorsten Steffens eine amüsante Romantic Comedy geschrieben, die mich sehr gut unterhalten hat. Unsere Hauptprotagonisten Isabelle und Tony sind grundverschiedene Charaktere. Nicht nur ihre Arbeitszeiten sind unterschiedlich...auch ihre Lebensart. Während Tony ordentlich ist, sich gesund ernährt und Sport betreibt, sich aber "dumm" fühlt und noch kein einziges Buch gelesen hat; liebt Isabelle Bücher, betreibt kaum Sport und ernährt sich fast nur von Fertiggerichten. Ihr bester Freund ist Kostas, der wie Tony, griechische Wurzeln hat.

Der Schreibstil von Thorsten Steffens hat mir sehr gut gefallen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe mich bei vielen Szenen köstlich amüsiert. Spritzige Dialoge und humorvolle Wendungen geben dem Ganzen den perfekten "touch". Sehr gefallen hat mir auch die bildhafte Erklärung von Isabelles Job als Cover-Designerin. Ich habe mit Isabelle richtig mitgelitten, die Überstunden anhäuft und von ihrer Chefin richtiggehend gemobbt wird.

Obwohl der Roman ein humorvoller Wohlfühlroman (mit Hund) ist, hat der Autor auch ernste Themen miteingewoben, wie Mobbing oder den Unterschied zwischen Menschen, die gut verdienen und anderen, die gerade noch über die Runden kommen.

Einziger Kritikpunkt war für mich, dass ich das Kribbeln zwischen Tony und Isabelle nicht wirklich gespürt habe. Bis zum Zeitpunkt, als sich ihre Gefühle zueinander verändern, fand ich die Freundschaft der Beiden sehr authentisch beschrieben. Sowohl Tony, als auch Isabelle sind sehr gelungen dargestellt und haben Ecken und Kanten. Als sich die beiden jedoch ineinander verlieben, konnte ich ihre Gefühlswelt nicht gänzlich nachvollziehen. Mir war der Übergang von Freundschaft zu tieferen Gefühlen zu abrupt und nicht richtig greifbar.

Fazit:
Wer gerne Liebesgeschichten mit Hund liest und sich auf ein humorvolles Abenteuer einlassen möchte, ist bei "Ein Hund für zwei" richtig! Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und kann diese RomCom empfehlen.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Wunderbare musikalische Zeitreise

Beat Girls – Die Bühne gehört uns
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München 1966. Politisch, musikalisch und gesellschaftlich sind die Sechziger Jahre die Zeit der großen Veränderungen und Umbrüche. Die Jugend möchte sich nicht in das enge Korsett der Eltern pressen lassen ...

München 1966. Politisch, musikalisch und gesellschaftlich sind die Sechziger Jahre die Zeit der großen Veränderungen und Umbrüche. Die Jugend möchte sich nicht in das enge Korsett der Eltern pressen lassen und beginnen aufzubegehren - sei es in Demos gegen den Vietnamkrieg, Studentenstreiks oder die Revolution bei der Empfängnisverhütung durch die Pille. Trotzdem sind Frauen nach wie vor dem Ehemann untergeordnet und dürfen nur mit seiner Genehmigung arbeiten oder den Führerschein machen.....nur zwei von vielen Fakten dieser Zeit.
In "Beat Girls" widmet sich Anika Schwarz aka Angelika Schwarzhuber sich neben einigen dieser Themen aber vorallem der Musik dieser Zeit. Die "Swinging Sixtees" ist die Ära der ganz Großen, wie den Beatles oder Rolling Stones, die heute bereits zu Legenden geworden sind und noch immer mit Begeisterung von allen Altersklassen gehört werden.

Der Roman spielt 1966, meinem Geburtsjahr, und handelt von vier sehr unterschiedlichen Frauen, die zufällig aufeinandertreffen und Freundinnen werden. Ihre Gemeinsamkeit ist die Liebe zur Musik.
Monika ist zwanzig Jahre alt, lebt und arbeitet in der Metzgerei ihrer Familie. Der Job füllt sie nicht aus und ihre große Liebe gilt der Musik. Sie spielt Gitarre und komponiert ihre Lieder selbst. Ihr Bruder Siegfried ist Musiklehrer und Mitglied der Band "Charlys Beatboys". Eine eigene Band wäre auch Monis großer Traum.
Rita ist ebenfalls zwanzig und arbeitet mit ihrer Mutter Angie in deren Musikbar.
Inge ist 25, Verkäuferin und bereits Witwe. Sie hat bei Monikas Bruder Gitarrenunterricht und trauert noch immer um ihren Mann. Immer öfters greift sie daher zum Alkohol, um ihren Kummer zu vergessen.
Die Vierte im Bunde ist Peggy Sue. Sie ist Amerikanerin und folgte ihrem Mann, der in Deutschland stationiert ist, nach Europa. Doch in letzter Zeit verändert Harry sich immer mehr zum kontrollsüchtigen und auch gewalttätigen Ehemann.

Als die vier Frauen ihre gemeinsame Liebe zur Musik entdecken, möchte sich Moni ihren großen Traum erfüllen und eine eigene Mädchengruppe gründen. Doch in den Sechziger Jahren sind Girl-Bands etwas unvorstellbares. Die vier Frauen versuchen es trotzdem und treten erstmals in "Angi's Vogelbar" unter den Namen "Monaco Birds" auf, wo auch Monis Bruder mit seiner Bänd öfters spielt. Mit viel Begeisterung und Freude an der Musik üben die Mädels so oft sie können. Dann erfahren sie, dass in Angies Vogelbar demnächst ein Wettbewerb stattfinden soll. Den Gewinnern winkt ein Plattenvertrag. Doch die Mädels haben nicht mit der Eifersucht und Häme einiger männlicher Musikkollegen und mit Peggy Sues Ehemann gerechnet....

Ich bin richtig durch sie Seiten geflogen, denn Moni, Peggy Sue, Rita und Inge habe ich schon auf den ersten Seiten ins Herz geschlossen. Durch den wunderbaren Schreibstil der Autorin war ich immer mitten im Geschehen. Man spaziert durch das München der Sechziger Jahre und erlebt die Musikszene hautnah mit. Ich bin live bei den Proben dabei, ärgere mich über die gehässige Schwägerin von Monika und erlebe die Beatles bei ihrer Ankunft in München. Den Flair dieser Zeit hat Anika Schwarz perfekt eingefangen.
Die Probleme, die jede der vier jungen Frauen mit sich herumträgt, haben mich aufgewühlt - besonders Peggy Sue hat es mit ihrem GI nicht wirklich einfach.

Den halben Stern Abzug gebe ich für das Ende, welches mir zu rosarot und zu offen war. Allerdings habe ich auch erst danach bemerkt, dass es noch einen Folgeband geben wird, in dem die offenen Fragen sicherlich beantwortert werden. Außerdem sehe ich noch einige Probleme auf die Mädels zukommen - deshalb freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung, die bereits im Oktober veröffentlicht wird!
Danke Anika Schwarz, dass wir nicht so lange warten müssen, denn ich kann es kaum erwarten weiterzulesen!

Fazit:
Eine wunderbare musikalische Zeitreise, sowie eine Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt, Trauerbewältigung und Mut. Ein ganz wundervoller erster Teil dieser Dilogie und eine Leseempfehlung von mir für alle Musikbegeisterten.

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