Tödliche Kunst
Mord in der Wiener WerkstätteWien, 1906. Wir befinden uns in der heruntergekommenen Gegend des Magdalenengrundes. Dort wohnt Liliane Feigel mit ihrem alkoholkranken und spielsüchtigen Vater. Der ehemalige Maler und Dokumentenfälscher ...
Wien, 1906. Wir befinden uns in der heruntergekommenen Gegend des Magdalenengrundes. Dort wohnt Liliane Feigel mit ihrem alkoholkranken und spielsüchtigen Vater. Der ehemalige Maler und Dokumentenfälscher kann seine Arbeit kaum mehr ausüben, so dass Lili ihm immer öfters "aushelfen" muss, um überhaupt überleben zu können. Als sie eines Tages am Markt beim Stehlen erwischt wird, lässt sie der überforderte Kommissar Max von Krause mit der Bedingung laufen, dass sie sich eine ordentliche Arbeit sucht und ihm nicht mehr unter die Augen kommt. Ihm machen viel mehr die gefälschten Pässe, die im Umlauf sind, Kopfzerbrechen.
Tatsächlich hat Lili auch einmal Glück und darf als Aushilfskraft in der Wiener Werkstätte putzen. Sie ist begeistert von den Frauen und ihren künstlerischen Fähigkeiten, die sie ausschließlich in der Wiener Werkstätte als Kunsthandwerkerinnen ausüben dürfen. Zutritt zur Akademie haben zu dieser Zeit nur Männer. Lili träumt ebenfalls davon zu malen und Stoffmuster zu kreieren. Sie hat das künstlerische Talent ihres Vaters geerbt.
Doch eines Tages ist eine der Künstlerinnen tot. Sie wurde erschlagen. Max von Krause beginnt zu ermitteln und steht Lili wieder gegenüber, die ebenfalls wissen möchte, wer hinter dem Mord steckt. Schließlich muss sie weiter an der Stätte arbeiten, wo eine der Frauen umgebracht wurde...
Beate Maly hat mit diesem neuen historischen Kriminalroman, abseits der Ernestine und Anton Reihe, die in den 1920iger Jahren und ihrer Aurelia Reihe, die schon um 1870 spielt, die Zeit kurz nach der Jahrtausendwende eingefangen. Noch sind wir in der k.u.k. Monarchie, doch die Industrialisierung beginnt immer mehr eine Rolle zu spielen. Die Kluft zwischen dem Adel und die Armut der arbeitenden Bevölkerung ist groß.
Die Atmosphäre dieser Zeit ist von der Autorin wieder wunderbar eingefangen. Der Kriminalroman unterhält auch mit knapp 256 Seiten, wobei ich vor allem die Einblicke in die Arbeitswelt der Wiener Werkstätte und das künstlerische Ambiente sehr mochte.
Die handelnden Figuren sind bis hin zum kleinsten Nebencharakter sehr lebendig gezeichnet. Lili ist eine äußerst erfrischende junge Frau. Sie ist selbstbewusst und intelligent. Kommissar Max von Krause kommt hingegen aus einer verarmten Adelsfamilie und nur das kleine Wörtchen "von" lässt ihn gleich viel leichter in den höheren Adelskreisen ermitteln, die Polizisten sonst eher als niedrige Angestellte ansehen. Max selbst kennt jedoch keine Standesdünkel.
Der Schreibstil von Beate Maly ist wie gewohnt flüssig und lebendig und bringt einen Hauch Donaumonarchie mit. Beim Krimi kann man mitraten und durch das alte Wien spazieren.
Fazit:
Ein atmosphärischer Reihenauftakt einer weiteren Krimireihe aus der Feder von Beate Maly, der während der Donaumonarchie spielt und der mich sehr gut unterhalten hat. Das ungleiche "Ermittlerpaar", Max von Krause und Lili Feigel, würde ich sehr gerne auch in weiteren Bänden begleiten. Für kurzweilige Lesestunden perfekt!