Zurück ins Leben
Día de Muertos und die Schönheit des LebensIst das Cover nicht wunderschön? Meine Tochter weilt gerade in Mexiko und freut sich schon ganz besonders auf dieses Fest, welches dort eine ganz andere Bedeutung hat, als bei uns. Es ist das Fest des ...
Ist das Cover nicht wunderschön? Meine Tochter weilt gerade in Mexiko und freut sich schon ganz besonders auf dieses Fest, welches dort eine ganz andere Bedeutung hat, als bei uns. Es ist das Fest des Lebens und nicht der Trauer.
Nicky lebt mit ihren Eltern und ihrer Schwester Lena in einem Vorort von München. Die Schwestern verstehen sich blendend und sind beste Freundinnen. Auf dem Weg zu Freunden verursacht Nicky einen Autounfall. Nur ein Moment der Unachtsamkeit, bei dem Lena ums Leben kommt. Nicky ist völlig traumatisiert und zieht sich ab diesem Zeitpunkt völlig zurück. Sie beendet jegliche Kontakte, sogar zu ihren Eltern und ihrem Freund Max. Sie ist in ihrer Trauer und den Selbstvorwürfen derart gefangen, dass sie in Depressionen versinkt. Nach zwei Jahren beginnt Nicky langsam wieder ins Leben zurückzufinden und lernt Maria in einem Café kennen. Maria ist vor Jahrzehnten nach Mexciko ausgewandert und urlaubt zurzeit in Deutschland Sie lädt Nicky ein, sie in Mexiko zu besuchen. Nicky erkennt, dass sie ihr Leben und ihren Aufenthaltsort, der sie noch zu viel an ihr altes Leben erinnert, verändern muss und reist zu Maria nach Mexiko. Sie beginnt wieder am Leben teilzunehmen und zu vertrauen.....
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir etwas anderes erwartet hatte, jedoch von der einfühlsamen Schreibweise und von der Geschichte eingenommen wurde. Man spürt zu Beginn die tiefe Freundschaft der Schwestern und nach Lenas Tod die Verzweiflung und die Selbstvorwürfe, die Nicky begleiten. Ich habe mit ihr mitgefühlt und getrauert. Es ist schön zu lesen, wie Nicky wieder langsam zum Leben erwacht und sich nicht auf ewig für den Tod ihrer Schwester bestraft. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter, die sie langsam wieder aufbaut und enger wird, ist sehr realistisch beschrieben. Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und wirken direkt aus dem Leben gegriffen. Was mich jedoch etwas gestört hat, war der viele Zigaretten- und Alkoholkonsum.
Das Leben in Mexiko wird sehr bildhaft und ungeschönt beschrieben. Julia Bultman hebt dabei nicht nur die Schönheites des Landes hervor, sondern erzählt ebenso von Drogenbanden, Gewalt und Hunger. Man lernt einige köstliche Spezialitäten kennen und erfährt mehr über Spiritualität und Glauben. Dabei sind wir auch kurz bei einer Feier zum Día de Muertos anwesend.
Hier muss ich sagen, dass ich mir zu diesem Thema mehr Seiten gewünscht hätte. Das hatte ich auch bezugnehmend zu Titel und Cover erhofft. Wir lernen zwar einiges über Mexiko, doch vorallem handelt der Roman von Trauerbewältigung und die verschiedenen Arten mit dem Tod umzugehen. Denn in Mexiko feiert man das Fest des Lebens und nicht der Trauer und so lange man an den/die geliebten Menschen denkt, die vor uns gegangen sind, solange sind sie in unseren Herzen lebendig. Erst wenn niemand mehr an sie denkt, sind sie tot.
Fazit:
Ein sehr tiefgründiger Roman über Trauerbewältigung und den Versuch ins Leben zurückzufinden. Das zusätzliche mexikanische Setting hat mir natürlich gefallen. Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet und haben Tiefe. Auch wenn ich mir eine andere Art Roman vorgestellt hatte, kann ich "Día de Muertos und die Schönheit des Lebens weiterempfehlen.