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Veröffentlicht am 17.04.2023

Von Träumen und Schäumen

Als wir von Schönheit träumten
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Rudi und Elli Salomon besitzen eine Maßschneiderei und sind bekannt für ihre ausgefallenen Modelle. Die Reichen und Schönen zählten zu ihrer Kundschaft. Doch dann wird die Mauer gebaut und die einstmals ...

Rudi und Elli Salomon besitzen eine Maßschneiderei und sind bekannt für ihre ausgefallenen Modelle. Die Reichen und Schönen zählten zu ihrer Kundschaft. Doch dann wird die Mauer gebaut und die einstmals führende Modeschneiderei kämpft ums Überleben. Die Möglichkeiten an gute Stoffe und Materialien zu kommen, werden immer weniger, denn die Salomons weigern sich der Partei beizutreten. Die jüngere Tochter Hanka hat die Liebe zur Schneiderei im Blut. Sie liebt es Kleider zu entwerfen. Ihre Schwester Annekathrin hat ein Auge für die Fotografie. Hanka schneidert ihre Modelle selbst, Annekathrin fotografiert sie - mit Hanka als Model. Bald wird die Modezeitschrift "Sibylle" auf die beiden Aufmerksam. Zuerst nur auf Hanka, die vom Magazin als Model gebucht wird und damit ihr Studium an der Hochschule finanziert. Doch dann wirft der verheiratete Redaktuer Hartmut ein Auge auf Hanka und ihr Leben kommt aus dem Gleichgewicht...
Auch Annekathrin steht vor einer Gewissensfrage. Die Fotografie ist ihr Leben und immer mehr Menschen interessieren sich für ihre Aufnahmen. Doch dann werden einige persönliche Umstände von Hanka und Annekathrin vom Staat genauer unter die Lupe genommen und vorallem Hanka scheint sich einen Feind gemacht zu haben....

Ines Thorn erzählt in ihrem neuen Roman über Wünsche und Träume, die durch äußere Umstände, wie der Staat oder falsche Beziehungen, schnell zu Bruch gehen können. Die Figuren sind liebenswürdig und differenziert gezeichnet. Man bekommt einen guten Einblick in die unterschiedlichen Lebensarten in der Deutschen Demokratischen Republik. Dabei fühlt man sich mit Hanka und Annekathrin verbunden, auch wenn beide sehr unterschiedliche Charaktere sind. Hanka ist voller Ideen, emotional, kreativ und lehnt sich gegen das System der DDR auf. Sie sieht im Osten keine Zukunft für sich.
Annekathrin ist eher ruhig, geht vollkommen in ihrer Fotografie auf, will aber ebenfalls nicht auf ihren Traum verzichten. Sie versucht alle Möglichkeiten, die sich in ihrer Situation bieten, auszuschöpfen und sich auch im Arbeiter- und Bauernstaat eine Zukunft aufzubauen.

Mir hat es gefallen, wie die Autorin zwei Lebensentwürfe in der ehemaligen DDR aufzeigt und gleichzeitig diese beiden Frauen, die unterschiedliche Wege einschlagen, dem Leser näher bringt. Ihr Schreibstil ist leicht, flüssig und lebendig. Man fühlt sich direkt in der Zeit angekommen, in der der Roman spielt. Gerne hätte ich noch etwas mehr über Hanka und Annekathrin gelesen. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung?

Fazit:
Ein Roman über zwei junge Frauen, die ihre Träume in den Sechziger Jahren im Arbeiter- und Bauernstaat leben wollen und an ihre Grenzen stoßen. Ob und wie sie diese verwirklichen können, müsst ihr selbst herausfinden. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen!

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Veröffentlicht am 15.04.2023

Wir dürfen nicht vergessen

Ich war das Mädchen aus Auschwitz
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Nach längerer Zeit habe ich mich wieder einmal an eine Biografie bzw. biografischen Roman einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust gewagt. Gelesen habe ich dazu schon sehr viel. Mit "Ich war das Mädchen ...

Nach längerer Zeit habe ich mich wieder einmal an eine Biografie bzw. biografischen Roman einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust gewagt. Gelesen habe ich dazu schon sehr viel. Mit "Ich war das Mädchen aus Auschwitz" erzählt Tova Friedman von ihrer Zeit im Ghetto und im Konzentrationslager Auschwitz. Tova wurde 1938 in Ggdynia, Polen, geboren. Sie war vier Jahre alt, als man sie gemeinsam mit Mutter und Vater nach Auschwitz-Birkenau deportierte. Von den 50.000 jüdischen Kindern der polnischen Stadt Tomaszow Mazowiecki, in der sie mit ihrer Familie wohnte, ist sie nur eine von fünf überlebenden Kindern.

Die mittlerweile 85jährige Tova gehört in der heutigen Zeit zu den wohl allerletzten Zeitzeugen. Beim Lesen ihres Schicksals musste ich oftmals innehalten und ein anderes Mal ungläubig den Kopf schütteln. Wie viel Glück im Unglück Tova hatte, ist unbeschreiblich. Und es ist ihr ein großes Anliegen darüber zu berichten, damit wir nicht vergessen....
Tova hat sich dazu entschlossen nicht nur ihre Lebensgeschichte gemeinsam mit Co-Autor Malcolm Brabant zu erzählen, sondern sie ist auch mit ihrer Enkelin auf TikTok unterwegs. Sie gehört zu den engagiertesten Stimmen gegen das Vergessen. Tova erzählt nicht nur in den Sozialen Medien über ihr Schicksal, sondern auch in Schulen, nachem sie erfahren musste, dass 2/3 der jungen amerikanischen Bevölkerung mit dem Ort Auschwitz und dem Holocaust nichts anfangen können. Wie erschreckend ist das bitte?

Tova erzählt aus der Zeit im polnischen Ghetto und ihrem Aufenthalt im Konzentrationslager Auschwitz. Manche mögen sich fragen, wie sich eine damals 4-jährige so genau an viele Dinge erinnern kann. Ich denke viele Ereignisse haben sich in ihre kindliche Seele gebrannt, aber vorallem die genauen Tagebucheinträge ihres Vaters haben diese Zeit festgehalten. Nachdenklich machte mich auch der Gedanke, dass Tova die ersten Jahre ihres Lebens nichts anderes kannte, als das Leben im Ghetto, Krieg, Hass und Vernichtung. Beeindruckt hat mich vorallem die Stärke ihrer Mutter Reizel, die Tova viele wichtige Verhaltensweisen einprägte, die ihr sicherlich auch geholfen haben zu überleben.
Diese Biografie endet nicht bei der Befreiung aus dem Konzentrationslager, sondern wir erfahren auch mehr über Tovas Leben nach dem Krieg, ihr Aufwachsen in New York und Israel. Erschütternd ist, dass sie auch im späteren Leben immer wieder auf Krieg und Antisemitismus trifft.

Mehr möchte ich über den Inhalt gar nicht schreiben, denn jeder sollte dieses Buch #gegendasvergessen lesen. In der Mitte gibt es einige Fotografien von Tova, ihrer Familie und späteren Besuchen in Auschwitz-Birkenau, wie zum Beispiel beim 75. Jahrestag der Befreiung.

Eine solche Biografie zu bewerten ist eigentlich unmöglich und steht mir auch nicht zu. Für diverse Plattformen und weil es es ein Reziexemplar ist, vergebe ich hiermit meine 5 Sterne.

Fazit:
Eine schonungslose Erzählung von einer der letzten Zeitzeugen, die ich jedem ans Herz lege. Erschütternd und authentisch. Wir dürfen nicht vergessen, was damals passiert ist und müssen gegen jeglichen Rassismus vorgehen.

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Spannende musikalische Reise nach Nashville

Run, Rose, Run - Eine Nacht in Nashville
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Diesen Spannungsroman von James Patterson, den er gemeinsam mit der Countrymusic Ikone Dolly Parton geschrieben hat, stand gleich bei Erscheinen auf meiner Wunschliste. Bücher mit dem Thema Musik sind ...

Diesen Spannungsroman von James Patterson, den er gemeinsam mit der Countrymusic Ikone Dolly Parton geschrieben hat, stand gleich bei Erscheinen auf meiner Wunschliste. Bücher mit dem Thema Musik sind bei mir immer Wunschbücher und so zog auch "Run, Rose, run" hier ein.

Obwohl ich kein Countrymusic Fan bin, kennt natürlich auch hierzulande jeder Dolly Parton. Sie bringt die musikalische Seite dieses Buches zum Klingen. Und einigen Kritiken zu Trotz: Es steht wirklich nirgends drauf, dass es sich hier um einen Thriller handelt! Es ist ein Roman oder besser ein Spannungsroman, der mich sehr gut unterhalten hat.

Schon der Prolog konnte mich fesseln und verleitet zum sofortigen weiterlesen, denn AnnieLee, der neue Shooting Star der Countryszene, steht an der Brüstung eines Hotelbalkons und hat vor zu springen....
Danach gehen wir in der Zeit zurück und lernen die junge und freche AnnieLee kennen, die am Highway ihren Daumen raushält und nach Nashville trampen will. Dabei hat sie nur ihren Rucksack, ein bisschen Proviant und eine Pistole....denn sie ist auch auf der Flucht. Selbst ihre geliebte Gitarre hat sie verkauft, um sich endlich den Traum zu erfüllen und in Nashville groß rauszukommen. Dort tingelt sie von einer Musikbar zur nächsten. Und eines Tages ist ihr das Glück hold, denn Ethan Blake, der Gitarrist der Country Legende Ruthanna Ryder, hört sie singen. Er überredet Ruthanna sich AnnieLee anzuhören. Diese erkennt sofort das große Potential des Mädchens und ist bereit AnnieLee unter ihre Fittiche zu nehmen. Bald stellt sich der Erfolg ein, doch AnnieLee beginnt ihre Vergangenheit einzuholen....

Ich mochte die Einblicke in die Musikszene, die James Patterson mit Hilfe von Dolly Parton hier perfekt integriert hat. Die Musik-Clubs, die von Möchtegern Stars überrannt werden und ebenso die Maschinerie dahinter, wie die großen Plattenlabels und Musikagenten, Radiosender und Social Media Agenten. Der Aufstieg von AnnieLee gelingt vielleicht ein bisschen zu reibungslos, passt aber zur Story.
Der eher kleine Krimianteil hält die Spannung über den gesamten Handlungsbogen, denn weder die Protagnisten, noch die Leser, erfahren welches Geheimnis AnnieLee mit sich herumträgt.

Der Schreibstil ist fesselnd und lässt sich gut lesen. Die Figuren sind lebendig gezeichnet und man kann AnnieLees brennen für die Musik spüren. Immer wieder gibt es ein paar Zeilen der Songtexte, die sich die junge Musikerin gerade ausdachte und die ihre eigene Lebenssituation widerspiegelt. Am Ende des Buches gibt es diese dann komplett und mit deutscher Übersetzung, was ich ein bisschen unnnötig finde. Diese Songs kann man auf Dolly Partons gleichnamigen Album anhören. Da ich eher kein Countrymusic Fan bin, habe ich nicht reingehört.

Das große Finale ist spannend, jedoch fand ich das düstere Geheimnis aus der Vergangenheit nicht ganz so dramatisch, wie angekündigt. Generell war mir das Ende fast ein bisschen zu schnell abgehandelt.

Trotzdem tauchte ich wahnsinnig gerne in die schillernde Musikwelt von Nashville ein und kann das Buch jedem Musikfan sehr ans Herz legen.


Fazit:
Wer hier keinen Thriller erwartet, der bekommt einen Spannungsroman mit viel Musik, einem kleinen romantischen Part und einem kriminelles Geheimnis. Thrillerliebhaber kommen jedoch kaum auf ihre Kosten. (Wenn man auf das Cover schaut, wird man auch nirgends das Wort Thriller finden).
Mir hat "Run, Rose, run" auf jeden Fall sehr gut gefallen und ich habe diese musikalische Reise nach Tennesse genossen.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Vom Kuhstall auf den Laufsteg

Der Traum vom Leben
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Auf die Romane von Katharina Fuchs warte ich immer schon sehnsüchtig, denn besonders ihre ersten drei Bücher waren absolute Highlights für mich. Das letzte hat mich dann ein bisschen enttäuscht. Wie ich ...

Auf die Romane von Katharina Fuchs warte ich immer schon sehnsüchtig, denn besonders ihre ersten drei Bücher waren absolute Highlights für mich. Das letzte hat mich dann ein bisschen enttäuscht. Wie ich den neuen Roman "Ein Traum vom Leben" nun finde, erzähle ich euch jetzt.

Katharina Fuchs hat sich wieder von einer wahren Geschichte inspirieren lassen und diese als Basis für ihren neuen Roman genommen. Sie entführt uns zuerst in den hohen Norden Deutschlands und anschließend in die Glitzer-Glamourwelt der Fashionmodels nach Paris. Zwei Locations so verschieden wie Tag und Nacht.

1992. Luise Jensen lebt auf den Bauernhof ihrer Eltern und fühlt sich inmitten ihrer geliebten Kühe, Katzen und anderem Getier sehr wohl. Ihr Alltag ist geprägt von harter Arbeit. Die sehr groß gewachsene und dünne junge Frau ist in Nils, den Sohn des Großbauern im Ort verliebt, doch der Vater von Nils setzt der Liebelei ein Ende. Für ihn kommt nur eine reiche Bauerntochter als zukünftige Schwiegertochter in Frage.
Die als Friseurin arbeitende Luise wird von ihrer Chefin zu einem regionalen Wettbewerb geschickt, wo sie Star Friseur Udo Hammer auffällt und er von ihrem Können begeistert ist. Er schlägt ihr vor, dass sie ihn als seine Assistentin zur Fashion Week nach Paris begleiten soll. Luise, die noch nie aus Ostfriesland herausgekommen ist, träumt schon länger davon, etwas mehr von der Welt zu sehen und nimmt ihre Chance wahr. Sie reist mit Udo Hammer nach Paris, wo sie den Models für die Prêt-à-porter-Shows der großen Modedesigner den richtigen Look verpassen soll.

Louise ist ein echtes Landei und mit ihrer Fahrt nach Paris änderts sich ihr Leben von heute auf morgen radikal. Sie erlebt eine Art Kulturschock und wird in die Glitzerwelt der Haute Couture hineingestoßen, als sie kurzfristig für ein Model, welches nicht erscheint, einspringt. Dies ist der Beginn einer neuen Karriere, denn Louise erhält einen Vertrag bei der Modelagentur ELLE und nennt sich von nun an Lou.

Eine Geschichte wie vom Tellerwäscher zum Millionär. Und auch wenn dies heutzutage immer weniger vorkommt, gibt es diese unglaublichen Lebensläufe immer wieder. Dass Katharina Fuchs von dieser Lebensgeschichte angetan war und sie in einem Roman verarbeitet hat, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Die bodenständige Louise ist anfangs schüchtern und naiv, was logisch und verständlich ist. Sie findet jedoch schnell Anschluss und besonders in Aydin, einen sehr guten Freund. Doch die große weite Welt glänzt nicht nur, sondern hat auch ihre Schattenseiten, die Louise bald kennenlernt.

Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet und auch die bildhafte Darstellung von Ostfriesland und der schillernden Mode-Metropole Paris ist ausgezeichnet gelungen. Der Autorin gelingt es perfekt den starken Kontrast zwischen dem harten, entbehrungsreichen Landleben und der faszinierenden Scheinwelt auf dem Laufsteg zu vermitteln.

Wir lesen von großen Designer- und Modelnamen, die jedem aus der damaligen Zeit ein Begriff sind. Louise läuft mit Naomi, Cindy, Linda und Claudia auf den Laufstegen großer Designer. Die berühmten Models der Neunziger Jahre waren mehr als nur "Kleiderstangen". Sie wurden wie Schauspielerinnen gefeiert und waren auch außerhalb der Modeszene Berühmtheiten.
Katharina Fuchs beschreibt die Aufregung, die Hektik und das bunte Treiben hinter den Kulissen packend und mitreißend. Die Mode und der Zeitgeist der Neunziger Jahre wird perfekt eingefangen. Ich erinnerte mich an viele ausgeflippte Kreationen, dachte mit Wehmut an den großen Karl Lagerfeld und trällerte die Neunziger Hits mit, die die Autorin miteinfließen ließ. Die kulinarischen Köstlichkeiten und eingestreuten französischen Sätze haben mich gedanklich nach Paris befördert und ich habe das "savoir vivre" sehr genossen. Man spürt deutlich die Verbundenheit der Autorin zu Paris und Frankreich.

Es gibt aber auch ein paar kleine Kritikpunkte. Die Zeitspanne, die Katharina Fuchs hier beschreibt, ist mir für den kometenhaften Aufstieg von Lou etwas zu kurz. Innerhalb von Tagen läuft sie bei hochdotierten Luxuslabels. Wenn ich so an die Anfänge einiger Mädels bei einer ganz bestimmten Show im TV denke, die nach zwei Wochen noch immer nicht auf ihren High Heels laufen können, kommt mir das etwas gewagt vor. Auch die nicht vorhandenen Französischkenntnisse sind innerhalb einer kurzen Zeit fast bis zum flüssigen "parlez francais" angewachsen. Louise muss ein wahres Supertalent sein! Trotzdem kann ich hier noch ein Auge zudrücken.

Vermisst habe ich die Kontaktaufnahme zu Louises Eltern. Sie hat zwar Heimweh, aber im Roman meldete sie sich kaum bei ihrer Familie, die kein Internet besitzen und es noch keine Handys gibt. Sie erfahren kaum etwas über ihre Tochter. Ebenso verlief die Nebengeschichte um das Mädchen Pilar ins Leere und ist in meinen Augen deshalb auch überflüssig.

Fazit:
Ein Roman, wie ein Märchen. Die Traumkarriere eines Mädchens vom Lande, die vom entbehrungsreichen Leben in Ostfriesland zum Top-Model in der schillernden Metropole Paris aufsteigt. Ein Blick hinter die Kulissen der Modewelt der Neunziger Jahre und ein bildhafter Streifzug durch Paris. Ich bin eingetaucht in die glamuröse Welt der Mode und habe diesen Roman sehr gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 08.04.2023

Die dunkle Seite Irlands

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben
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Nachdem ich bereits zwei Bücher über die Magdalenenheime in Irland gelesen habe, war ich sofort interessiert, als ich den neuen Roman von Tereza Vanek auf ihrer Facebookseite entdeckt hatte. Ganz besonders ...

Nachdem ich bereits zwei Bücher über die Magdalenenheime in Irland gelesen habe, war ich sofort interessiert, als ich den neuen Roman von Tereza Vanek auf ihrer Facebookseite entdeckt hatte. Ganz besonders freue ich mich, dass ich das Buch für eine Leserunde bei Lovelybooks gewonnen habe, denn das Taschenbuch ist wirklich sehr teuer. Warum der Verlag das Print so teuer und das eBook sehr billig verkauft, ist mir ein Rätsel...aber okay.

Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Kapitel wechseln zwischen der Geschichte um Rose und Cathy in den 60er und 70er Jahren und der von Leah und Shaun in der heutigen Zeit.
In der Gegenwart lernen wir Leah kennen, die nach dem Abitur ein Medizinstudium begonnen hat. Ihre Eltern wünschen sich, dass sie in ihre Fußstapfen tritt, doch Leah ist unsicher und bricht das Studium ab. Als sie von einer Freundin erfährt, dass deren Bekannte kurzfristig eine Stelle als Au Pair nicht antreten kann, ergreift sie die Initiative und fliegt nach Dublin. Leah erhofft sich endlich klar darüber zu werden, wie ihr zukünftiges Leben und ihre Berufswahl aussehen soll.
In der Dubliner Familie fühlt sie sich von Beginn an wohl und gut aufgenommen. Sie lernt Shaun kennen, den Bruder von Marian, der Mutter der Kinder, die sie betreut. Shaun ist Künstler, sehr zurückhaltend und lebt bei seiner Großmutter Rosie, um die er sich kümmert. Diese trinkt allzu gern und leidet an Demenz. Als Leah Rosie kennenlernt, erwecken einige Aussagen der alten Dame ihre Neugier. Sie beginnt nachzuforschen und entdeckt ein Familiengeheimnis....

In der Vergangenheit befinden wir uns in den Sechziger Jahren in Irland. Wo andernorts die jungen Menschen beginnen, sich aus den konservativen Familienverhältnissen herauszulösen, ist in Irland die katholische Kirche noch immer die wichtigste Institution. Die Menschen sind verbohrt und vertreten rigide Moralvorstellungen. Das bekommt auch Rose zu spüren, die aus ärmlichen Verhätnissen stammt. Sie ist mit der aus vermögenden Elternhaus kommenden Cathy befreundet. Obwohl die Mädchen sehr unterschiedlich sind, verbindet die beiden eine innige Freundschaft. Als die Mutter von Rose stirbt, schiebt sie der alkoholkranke Vater ins Heim ab. Dort wird sie weiter zu den Nonnen ins Magdalenenheim gesteckt und muss unter unmenschlichen Bedingungen in der Wäscherei arbeiten. Sie wird von den Nonnen wie eine Verbrecherin behandelt, weil sie als zu hübsch und auffällig gilt und deshalb sündhafte Gedanken erregen könnte. Cathy gelingt es Rose aus dem Heim zu holen und ihren Vater zu überreden, sie als Hausangestellte bei sich zuhause aufzunehmen. Während Rose zu vergessen versucht und sich nichts sehnlicher wünscht als einen Mann und Kinder, liebt Cathy ihre Unabhängigkeit und ihre Bücher. Sie möchte studieren und setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Doch das sehen manche Menschen nicht so gerne und eines Tages ist Cathy plötzlich verschwunden....

Leah aus dem Gegenwartsstrang blieb mir etwas zu blass und ich muss sagen, dass mir der Roman wahrscheinlich ohne diesen Teil (noch) besser gefallen hätte. Die Geschichte um Rose und Cathy und die Magdalenenheime, die anfangs als Hilfe für gefallene Mädchen gedacht waren und zu Gefängnissen für diese wurden, sind erschütternd - obwohl ich bereits darüber gelesen habe. Die Erniedrigungen und die schwere körperliche Arbeit, vorallem in der Wäscherei, sind sogar beim Lesen nur schwer auszuhalten. Vorallem brachte mich der bigotte Priester, der alles ins Rollen bringt, richtig auf die Palme. Oftmals musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass der Roman nicht Anfang des 21. Jahrhunderts spielte, sondern vor nur etwa fünfzig Jahren!

Magdalenenheime...ein dunkles Stück Zeitgeschichte. Tereza Vanek hat sich diesem Thema angenommen. Auf sehr authentische und erschütternde Weise bringt sie dem Leser die Schicksale vieler Frauen in Form von Rose und Cathy näher. In diese Heime wurden Frauen geschickt, die nicht verheiratet und schwanger waren - oft auch durch Vergewaltigung. Doch auch Familien, die ihre Töchter einfach loswerden wollten, schoben diese in Magdalenenheime ab. Dort wurden die Mädchen und jungen Frauen gequält und unter schlimmen Bedingungen wie Sklavinnen leben.

Zum Ende möchte ich auch hier nochmals erwähnen, dass das letzte Magdalenenheim in Irland im September 1996 (!) - vor 27 Jahren!!! geschlossen wurde. Damals wurden unzählige namenlose Gräber gefunden...

Fazit:
Ein Thema, dass noch viel öfters Erwähnung finden sollte. Tereza Vanek erzählt die berührende Geschichte von Rose und Cathy sehr bildhaft und authentisch. Ein Stück Zeitgeschichte Irlands, das schockiert. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter!

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