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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2022

sehr amerikanisch

Flug 416
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Ganz ehrlich...hört sich der Klappentext nicht richtig toll an? Trotzdem war ich skeptisch, ob der Inhalt auch wirklich mithalten kann, was dieser verspricht. Gerade bei Thriller habe ich große Erwartungen, ...

Ganz ehrlich...hört sich der Klappentext nicht richtig toll an? Trotzdem war ich skeptisch, ob der Inhalt auch wirklich mithalten kann, was dieser verspricht. Gerade bei Thriller habe ich große Erwartungen, die fast immer nicht erfüllt werden....zu viele habe ich wohl schon gelesen. Als ich das Buch allerdings in meiner Bücherei fand, ging es mit mir nach Hause.

Positiv vermerken kann ich schon einmal, dass die Autorin selbst Flugbegleiterin war und weiß, wovon sie schreibt. Sie hat ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus dieser Zeit hervorragend in ihr Debüt einfließen lassen. Der Thriller ist auch auf jeden Fall ein richtiger Pageturner, doch leider für mich besonders zum Ende hin, zu amerikanisch und zu überzogen. Auch in Filmen kann ich mit den amerikanischen Helden nichts anfangen, die gegen alle und jedem kämpfen und natürlich als (einziger?) srahlender Held hervorgehen.

Doch zuerst zur Story, die genauso spannend beginnt, wie die Inhaltsangabe verspricht. Bill Hoffmann, ein erfahrener Pilot der Costal Airways, hat soeben den Start der Maschine gut hinter sich gebracht und lehnt sich im Pilotensessel zurück, als er einen Anruf erhält. Ein Mann hat seine Frau und seine Kinder in Gewalt und stellt ihm ein Ultimatum: Entweder bringt er das Flugzeug mit 149 Menschen an Bord zum Absturz oder seine Familie wird sterben. Was für eine auswegslose Situation! Bill versucht sowohl seine Familie zu retten, als auch die 149 Seelen in seinem Flugzeug. Zwar gelingt es ihm, die Crew über die Lage zu informieren, jedoch gibt es an Bord einen Verbündeten des Entführers. Wer diese Person ist, weiß er nicht und somit auch nicht, wem er vetrauen kann.....

Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt und entwickelt sich rasch zu einem wahren Pageturner. Als Leser erlebt man die Situation aus den verschiedenen Blickwinkeln. Man ist abwechselnd mit an Bord, beim Entführer und Bills Familie oder beim FBI, dass versucht Bills Familie zu retten. Action, Tempo und Spannung gibt es reichlich und das Kopfkino läuft auf Hochtouren. Ich fühlte mich als Teil der Besatzung und habe mit der Crew mitgefiebert. Besonders gut gefallen haben mir die Flugbegleiter, allen voran Jo, die absolut großartig reagieren und kompetent diese Situation zu bewältigen versuchen. Hingegen fand ich das Verhalten der Passagiere nicht wirklich nachvollziehbar. Bis auf einen Querulanten verhielten sich die Fluggäste eher wie Statisten.
Der entschlossene FB-Mann am Boden wirkte hingegen etwas zu übereifrig und erledigte im Alleingang einige brenzlige Situationen, wobei eine davon etwas fragwürdig ist.

Zusätzlich gibt es Rückblenden, die vom Leben der Entführer erzählen und die Beweggründe für diese Tat erklären soll. Und hier habe ich einen weiteren Kritikpunkt! Für mich war das Motiv nicht schlüssig. Zugeben muss ich jedoch auch, dass oftmals bei terroristischen Anschlägen das Motiv für Fremde nicht nachvollziehbar ist! Man denke nur an 9/11. Was ich aber wirklich kritisiere ist, dass man nicht erfährt, warum gerade Bill ausgewählt wurde. 

Gänzlich an den Haaren herbeigezogen fand ich jedoch eine Szene, die im Baseball-Stadion spielt. Diese ist für alle Nicht-Amerikaner absolut nicht nachvollziehbar und meiner Meinung total unnötig. Hinzu kommt, dass die Autorin sich an einige der zu erwartenden Klischees bedient, wie die Reaktion der Regierung oder der Täterhintergrund....

Cover:

von links nach rechts:
das englischsprachige Original, das französische und griechische Cover

Fazit:
Für mich hat das Buch sehr viel von einem typisch amerikanischen Action-Film mit teilweise stereotypen Protagonisten und gängigen Heldenfiguren. Bis auf diese Kritikpunkte war der Debüt Thriller jedoch sehr spannend zu lesen und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Man sollte ihn jedoch nicht kurz vor einer Flugreise zur Hand nehmen! 

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Tanz auf Eis

Dating on Ice
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Letztes Jahr im August habe ich mein erstes Buch von Jennifer Iacopelli gelesen. In "Goldmädchen" ging es ebenfalls um Sport und zwar um Kunstturnen. Im neuem Roman erkennt man bereits am Cover und am ...

Letztes Jahr im August habe ich mein erstes Buch von Jennifer Iacopelli gelesen. In "Goldmädchen" ging es ebenfalls um Sport und zwar um Kunstturnen. Im neuem Roman erkennt man bereits am Cover und am Titel, dass sich diesmal die Geschichte ums Eislaufen bzw. Eistanzen dreht. Ich liebe es Eisläufern zuzusehen - leider wird bei uns in Österreich kaum ein Wettbewerb übertragen (auch nicht auf diversen Sportkanälen) oder zur sehr später Stunde, was ich sehr schade finde. Obwohl ich nicht zur Zielgruppe der Geschichte gehöre, habe ich mich sehr gefreut ein weiteres Buch der Autorin lesen zu dürfen.

Die 16-jährige Adriana Russo kommt aus einer Eiskunstläufer-Familie. Die Russo's besitzen eine eigene Eisbahn, auf der nicht nur Adriana, ihre ältere Schwester Elisa und ihr jüngere Schwester Maria trainieren, sondern auch weitere talentierte Eisläufer, die von der Olympiade träumen.
Adriana ist eine der vielversprechendsten Eistänzerinnen aus dem amerikanischen Team. Sie soll demnächst bei der Junioren-Weltmeisterschaft Gold gewinnen. Daran hängt nicht nur die Familienehre, sondern leider auch die Eisbahn der Familie, die stark verschuldet ist.
Ihr Vater fördert jedoch vorallem ihre ältere Schwester Elisa, die vor ihrem erstem Olympiaauftritt steht. Vom Eistanzen hält Adrianas Vater weniger, was er seiner mittleren Tochter auch spüren lässt. Dabei besitzt Adriana das größte Talent der drei Schwestern. Vor einigen Jahren musste sie sich jedoch von ihrem damaligen Eistanz-Partner und besten Freund Freddie trennen, um auf der Karriereleiter voranzukommen. Seitdem tanzt sie mit Brayden übers Eis. Um mehr Sponsoren auf sich aufmerksam zu machen und einige der hohen Schulden zu tilgen, lässt sich Adriana auf einen Deal ein. Brayden und sie sollen vortäuschen ein Liebespaar zu sein. Die Probleme beginnen jedoch, als ihr ehemaliger Tanzpartner und große Liebe Freddie wieder in ihr Leben tritt und Elisa alles versucht Brayden für sich zu gewinnen..

Ich hatte mir von diesem Roman ähnliches erwartet, wie bei "Goldmädchen", dass sich viel mit dem Leistungssport und Missbrauch befasst hat. Jennifer Iacopelli hat mir Kunstturnen in ihrem Romman näher gebracht. Bei "Dating on Ice" erhoffte ich mir ähnliches... Leider wurden Themen wie Leistungsdruck oder familiäre Probleme sehr oberflächlich behandelt und zu schnell gelöst.
Im Vordergrund steht die Dreiecks-Liebesgeschichte, die eigentlich nicht wirklich eine ist. Auch der Klappentext führt etwas in die Irre. Manche Leser:innen in der Leserunde hatten sich von der Geschichte etwas anderes erwartet und waren enttäuscht. Ich hatte mich nicht wirklich auf die Liebesgeschichte fokussiert, sondern erwartete mehr Einblicke in den Lesitungssport - und wurde ebenfalls enttäuscht. Aus der Geschichte hätte man eindeutig mehr herausholen können.

Der Roman wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Adriana erzählt. Ich habe sie schnell ins Herz geschlossen, denn sie denkt in erster Linie an andere und nicht an sich selbst. Jedoch ist dass in ihrem Beruf nicht immer von Vorteil. Zusätzlich wird sie von ihrer Familie schamlos ausgenutzt und unter Druck gesetzt.
Einige der Nebenfiguren blieben für mich etwas blass und ich weiß, dass einige Leser:innen mit der Art und Weise, wie sich das Liebesdreieck entwickelt hat, nicht so ganz zufrieden sind.

Der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen. Der Roman lässt sich flüssig lesen, man erlebt die Gefühlswelt der Hauptprotagonistin auf allen Ebenen. Die Entwicklung von Adriana hat mir ebenfalls gut gefallen.

Fazit:
Eine nette Geschichte, die jedoch zu sehr an der Oberfläche kratzt. Vielleicht bin ich aber schon zu alt für diesen Roman, der jetzt an den kommenden Wintertagen sicherlich eine unterhaltsame Lektüre für junge Leser:innen sein kann. 

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Rundum gelungener Weihnachtsroman

Die Weihnachtsfamilie
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Im neuen Roman von Angelika Schwarzhuber hat mir ganz besonders gefallen, dass unsere Protagonistin Emily den Beruf einer Personenschützerin ausübt und wir das Thema Scheidungskinder haben. Gerade in der ...

Im neuen Roman von Angelika Schwarzhuber hat mir ganz besonders gefallen, dass unsere Protagonistin Emily den Beruf einer Personenschützerin ausübt und wir das Thema Scheidungskinder haben. Gerade in der Weihnachtszeit gibt es immer wieder das Problem, bei welchem Elternteil die Kinder die Feiertage verbingen sollen/können/dürfen.

Die siebenjährigen Zwillinge Stella und Joshua freuen sich auf das bevorstehende Weihnachtsfest, jedoch ist es das erste Mal, seit sich ihre Eltern getrennt haben. Die Schauspiel-Karriere ihrer Mutter Hannah läuft gerade immer besser an und deshalb verbringt sie die Tage rund um Weihnachten im Berchtesgadener Land, wo gedreht wird. Stella und Joshua, die bei ihrem Vater Valentin in Hamburg leben, sollen einige Tage bei der Mutter verbringen. Die Personenschützerin Emily bekommt den Auftrag die Kinder auf ihren Flug nach München und weiter in die Berge zu begleiten. Doch sie hat nicht mit dem Einfallsreichtum von Stella und Joshua gerechnet, die unbedingt die Eltern wieder zusammenbringen möchten und alles daran setzen, dass dies auch passiert. Bis Emily mit den Zwillingen endlich Hamburg verlassen kann und was sich die Beiden sonst noch so ausgedacht haben, liest sich äußerst amüsant.

Die Autorin bringt die Problematik von Scheidungskindern erzählerisch sehr gut auf den Punkt. Mit ihrer Protagonistin Emily hat sie eine weitere verletzte junge Frau in Szene gesetzt, die seit einem traumatischen Vorfall in ihrer Kindheit - just am Heiligen Abend - Weihnachten nicht mehr feiern will. Dieser Vorfall wird zu Beginn im Prolog erzählt und die Autorin blendet dabei 22 Jahre zur zehnjährigen Emily zurück. Erst im Laufe des Romans wird darüber mehr und mehr offenbart. Emily wird nun mit Kindern konfrontiert, die wie sie noch immer, ebenfalls unter der Scheidung der Eltern leiden. Jedoch haben Valentin und Hannah weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis zueinander und tun alles dafür, dass die Kinder Kontakt zu beiden Elternteilen haben. Emily's Eltern haben sich jedoch seit der Scheidung nichts mehr zu sagen und sie verbringt deshalb die Feiertage am liebsten alleine, um weder Vater noch Mutter zu beleidigen.

Das Setting in den verschneiten Bergen ist passend und lässt auch mich wieder von einem schneereichen Winter in den Bergen träumen. Die Atmosphäre im Haus wird sehr bildhaft beschrieben und man bekommt beim Lesen so richtig Lust auf weihnachtliche Musik, den Duft von Keksen und eine Schneeballschlacht im Garten.
Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist lebendig, humorvoll und bildhaft. Ich hatte immer alle Figuren vor Augen und habe mit ihnen gelacht und geweint.

Der einzige kleine Kritikpunkt war für mich, dass mir manche Handlungen zu idyllisch und unproblematisch vorkamen, besonders die freundschaftliche Beziehung zwischen den Expartnern. Dazu hat die Autorin aber eine Lösung parat, die passt. Auf der anderen Seite ist es aber auch traurig, dass uns dies "unwirklich" vorkommt, obwohl es doch gerade wünschenswert wäre, dass Eheleute auch noch nach der Trennung freundschaftlich verbunden sind. Leider kennen wir alle mehr als genug Paare, die nach der Scheidung eher Hass versprühen und die Kinder in genau dieser Zwickmühle stecken, wie damals Emily.

Im Anhang gibt es noch leckere Rezepte, die in der Geschichte erwähnt werden.

Fazit:
Eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte, die die Problematik von Scheidungskindern zu den Festtagen anspricht und trotzdem eine wohlige Atmosphäre versprüht. Ein rundum gelungener Weihnachtsroman, der verzaubert.

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Eroberung Englands

Der eiserne Herzog
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Nachdem ich am Anfang des Jahres "Die Mission des Kreuzritters" von Ulf Schiewe gelesen habe, sind wir diesmal noch früher unterwegs. Wir befinden uns am Anfang des 11. Jahrhunderts und lernen Guilhelm ...

Nachdem ich am Anfang des Jahres "Die Mission des Kreuzritters" von Ulf Schiewe gelesen habe, sind wir diesmal noch früher unterwegs. Wir befinden uns am Anfang des 11. Jahrhunderts und lernen Guilhelm kennen, der später als Wilhelm, der Eroberer, in die Geschichte eingehen wird.

Guilhelm wächst in der Normandie auf und hat es als unehelicher Sohn von Herzog Robert I und einer Gerberstochter schwer. Er bekam zwar von seinem Vater eine gute Ausbildung zugesprochen, musste jedoch Zeit seines Lebens um Anerkennung kämpfen. Immer wieder gibt es Aufstände gegen seine Herrschaft, die er konsequent niederschlägt und Herzog der Normanie wird. Um seinen Einfluss auszuweiten, heiratet er Mathilda von Flandern. Mit ihr bekommt er eine kluge Frau an seiner Seite, die er trotz des Verbotes von Papst Leo IX. heiratet.

In England herrscht Eadweard. Er ist der Onkel Guilhems und immer wieder in Machtkämpfe mit dem Adelsgeschlecht der Godwins verstrickt. Seine Ehe mit Edythe, Tochter von Earl Godwin von Wessex, bleibt kinderlos. Den Godwins will er den Thron nicht vermachen und so benennt er seinen Neffen Guilhem zu seinem Nachfolger. Damit stößt er nicht nur die Familie seiner Frau, sondern auch seine Untertanen vor den Kopf, die einen Normannen als englischen König anerkennen sollen. Aber auch Guilhem ist überrascht. Doch trotz der Bedenken von Matilda, freundet er sich immer mehr mit dem Gedanken an, den Königsthron nach Eadwears Tod zu besteigen. Doch Harold Godwinson, der den Thron für sich beansprucht, ist mit Eadweards Entscheidung nicht zufrieden. Es kommt zu einem folgenschweren Treffen zwischen Harold und Guilheln, dass den späteren Verlauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst.

Ulf Schiewe entführt uns wieder gekonnt in die damalige Zeit. Geschickt verwebt er Historie und Fiktion. Die Charaktere sind vom Autor sehr authentisch beschrieben. Weder Harold, noch Guilhelm sind unsympathisch. Beide sind intelligent, charismatisch und geborene Anführer. Würden sie nicht um denselben Thron kämpfen, hätten sie Freuden werden können.
Zuerst begleiten wir längere Zeit Guilhelm in der Normandie, der versucht sein Reich zu vereinen. Er möchte endlich Frieden in seiner Heimat. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Mit seinem Anspruch auf den Thron fordert er nicht nur Harold Godwinson heraus, sondern auch die Nordmänner. Die Dänen, die ebenfalls einen Anspruch auf den Thron haben, fallen vom Norden ein.
Der Autor versteht es perfekt, die Lebensweise der Menschen im Hochmittelalter darzustellen. Das Leben auf der Burg oder in der Dorfgemeinschaft als Fischer oder Bauer wird sehr bildhaft beschrieben.
Die Darstellung der Schlachten und Eroberungen bedeuten natürlich auch grausame Szenen. Die damalige Zeit war brutal - auf andere Art wie heute, jedoch nicht unähnlich. Kinder aus anderen Herrschaftshäusern werden als Geisel gehalten, Schwüre gebrochen und Freunde werden plötzlich zu Feinden. Erst in der brutalen Schlacht bei Hasting werden die Weichen für England gestellt.

Die Handlung wird in drei grobe Abschnitte unterteilt: AD 1049-1053 Machtkämpfe, AD 1064-1065 Der Schwur und AD 1066 Die Entscheidung.
Ulf Schiewe hat die damaligen Namen und Ortsnamen verwendet, die die Geschichte authentischer machen. Er schreibt wieder in Präsens, wobei der historische Sprachschatz jedoch nicht verloren geht. Der Autor hat wieder penibel recherchiert.
Auf der Innenseite der Broschur gibt es eine Landkarte der Normadnie und vom Süden Englands. Am Beginn des Buches gibt es ein Personenregister mit Kennzeichnung aller historisch belegten Figuren und am Ende ein Nachwort des Autors.

Fazit:
Ulf Schiewe schafft es wieder großartig ein spannendes Stück Zeitgeschichte zu vermitteln. Der Kampf um die Krone Englands im frühen 11. Jahrhundert wird lebendig und dramatisch erzählt. Das ist Geschichte vom Feinsten!

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Veröffentlicht am 12.11.2022

Man muss sich darauf einlassen

Frau in den Wellen
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Die Rezension zu diesem Buch fällt mir sehr schwer. Es hat gemischte Gefühle bei mir erzeugt und der Einstieg war alles andere als einfach.
Da ich aber bereits ein Buch der Autorin gelesen habe (Die Lichtsammlerin) ...

Die Rezension zu diesem Buch fällt mir sehr schwer. Es hat gemischte Gefühle bei mir erzeugt und der Einstieg war alles andere als einfach.
Da ich aber bereits ein Buch der Autorin gelesen habe (Die Lichtsammlerin) wusste ich, dass ich noch einiges erwarten konnte....und so war es auch.

Im ersten Drittel wusste ich nicht so recht wohin uns die Autorin führen will und was uns Joni erzählen möchte. Beatrix Kramlovsky schreibt ihre Geschichte nicht linear, sondern springt in den Zeiten und dies oftmals sehr willkürlich. Das macht es den Leser:innen etwas schwer.
Am Beginn lernen wir Joni als Kind kennen, die im österreichischen Alpenvorland - nicht weit von mir entfernt - aufgewachsen sein muss. Ihre Beschreibungenm vom Leben auf dem Lande bei ihrer Tante Federspiel ähnelt meinem in vielen Bereichen. Nur das Elternbild ist ein völlig anderes, denn Jonis Eltern sind Hippies. Trotz ihrer angesehenen Berufe - Helli ist Notarin, Didi Professor am Gymnasium - bevorzugen sie den eher unsteten Lebenswandel mit Drogen und Demonstrationen in der Wiener Hauptstadt.

"Sie schwammen auf den Wellenkämmen des Wiederaufbaus und leisteten sich den Luxus, sich darüber lustig zu machen. Es war durch und durch verlogen; vielleicht konnte der Hanf einen Schleier darüberlegen" - Zitat Seite 13

Hellis Schwangerschaft ist nicht geplant und so bleibt Joni ein eher unerwünschtes Anhängsel, dass Liebe und Geborgenheit allein bei ihrer Tante Federspiel findet. Im Nachbarsmädchen Uli findet sie eine gute Freundin, die sie ihr Leben lang begleiten wird.
Diese Fakten musste ich mir oftmals vor Augen halten, wenn ich mit der erwachsenen Joni wenig anfangen konnte. Joni ist Anfang Fünfzig und eine Karrierefrau durch und durch. Sie lebt das Leben eines karrierebewussten Mannes und liebt ihr rastloses Leben. Es hat ihr ein Einkommen beschert, von dem die meisten Frauen nur träumen können. Für sie hat sich die Gleichberechtigung tatsächlich erfüllt. Sie hat einige sehr gute Freunde, die in der ganzen Welt verstreut sind und ein ähnliches Lebensbild leben.

Schon die Werbung für den Roman suggeriert, dass es bei Männern als ganz normal wahrgenommen wird, wenn sie ihre Karriere forcieren und wenig zu Hause sind. Doch wenn eine Frau durch die Weltgeschichte reist und die Kinder beim Ehemann aufwachsen, zerreißt man sich das Maul. Dass war aber nicht der Punkt, warum ich sie nicht immer verstehen konnte. Joni blieb mir einfach zu fremd. Sie wirkt wie eine Überfrau, die sich die Sahnestückchen im Leben herausnimmt. Ich hatte eher einen Roman erwartet, der den herausfordernden Spagat zwischen Beruf, Familie und Kinder beschreibt. Mit einer "perfekten" Frau, die sich einzig dem Beruf widmet und den Rest ihrer Familie die Alltagsprobleme erledigen lässt, hatte ich nicht gerechnet. Erst als Jonis heranwachsender Sohn mit einer unbedachten Social Media-Post eine Lawine von Shitstorms und Hasskommentaren lostritt, ändert sich etwas in ihrem Leben. Doch die überprivilegierte Frau erscheint trotzallem unnahbar, um am Cybermobbing zu zerbrechen. Sie lässt lieber andere agieren und handeln...

Der vielschichtige Roman berührt so einige typische Themen unserer Zeit: Geschlechterrollen, Rassismus und globale Ungerechtigkeiten. Und trotzdem will er einfach zu viel. Es gibt mehrere Handlungsstränge, sowie eine Vielzahl an aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen. Alles wird eher nur angerissen, aber nicht intensiver beleuchtet.

Der Schreibstil ist anspruchsvoll, oftmals poetisch und der Plot dicht. Man sollte diesen Roman nicht parallel mit einem anderen Buch und eher zügig lesen, damit man sich völlig der Geschichte widmen kann. Die vielen Zeitsprünge und einige Figuren erfordern anfangs ganze Konzentration. Man muss in Jonis Geschichte hineinfinden - mögen muss man sie trotzdem nicht.

Fazit:
Ein eher schwieriges Buch, welches wichtige, aber zu viele Themen anspricht. Es fordert heraus und lässt einem seine Rolle im Leben reflektieren. Ich mag den Schreibstil der Autorin und fand ihn schon in "Die Lichtsammlerin" großartig. "Frau in den Wellen" lässt mich hingegen zwiespältig zurück. Ich kam nicht nur Joni nicht nah, sondern fand auch nur teilweise richtig in die Geschichte.

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