Wunderschön
Man sieht sichEndlich wieder ein Buch, welches mit "Zwei an einem Tag" mithalten kann. Der Roman von David Nicholls gehört noch heute zu meinen allerliebsten Büchern, die einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal ...
Endlich wieder ein Buch, welches mit "Zwei an einem Tag" mithalten kann. Der Roman von David Nicholls gehört noch heute zu meinen allerliebsten Büchern, die einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal haben. Außerdem liebe ich Romane, bei denen es um Beziehungen und verpasste Chancen geht bzw. um Paare, die sich aus den Augen verlieren und doch nicht voneinander loskommen.
Mit "Man sieht sich" ist Julia Karnick eine wundervolle und authentische Geschichte gelungen, die mich von Beginn an in den Bann gezogen hat. Sie spannt sich über mehr als 30 Jahre und wird von der Autorin mit sehr viel Einfühlungsvermögen erzählt.
Der Roman beginnt in der Gegenwart. Friederike, genannt Frie, hat eine Einladung zum dreißigjährigen Abitreffen erhalten und ist sich bis zum Schluss unsicher, ob sie dort aufkreuzen soll. Ihre Gedanken und Überlegungen sind so authentisch beschrieben, dass ich bereits auf den ersten Seiten schmunzeln musste. Danach wechseln wir in die Vergangenheit.
Julia Karnick erzählt über das erste Zusammentreffen, als Robert seine neue Schule betritt und als erstes das "Entenmädchen" kennenlernt, wie er Frie heimlich wegen ihren watschelnden Gang und den großen Füßen, nennt. Diese Freundschaft wird zu etwas ganz Besonderen, obwohl beide aus einem sehr unterschiedlichen Elternhaus kommen, das sowohl Robert, als auch Frie prägt. Nach dem Abi trennen sich ihre Wege, denn Frie geht als Au Pair nach Australien und Robert zum Zivildienst. Für Frie ist Freiheit zu dieser Zeit am Wichtigsten und Robert sucht seinen Platz im Leben. Jahre später haben sich beider Leben umgekehrt. Während Robert als Musiker seine Freiheit genießt, kämpft Frie als alleinerziehende Mutter ums tägliche Überleben...
Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Robert und Frie erzählt. So erfährt man immer, was gerade in ihrem Leben passiert, welches von Hochs und Tiefs geprägt ist. Es gibt dabei sehr intensive, aber auch unaufgeregte Erzählstränge.
Während all dieser Zeit verlieren sich Frie und Robert nie aus den Augen. Oftmals sind ihre Lebenswege zu unterschiedlich und der Zeitpunkt einfach nicht der richtige, dennoch spürt man im gesamten Roman, wie wichtig sie einander sind.
Die Stimmung der Achziger und Neunziger Jahre habe ich genossen und mich wieder jung gefühlt.
Julia Karnik beschreibt die Empfindungen ihrer Figuren einfühlsam und lebensnah. Dabei greift sie auch Themen auf, wie die Rolle der Frau über die Jahrzehnte oder die Prägung der Kindheit auf das weitere Leben. Besonders gefallen hat mir auch die Beziehung von Robert zu einem alten Mann, den er als Zivildiener kennenlernt und ihm zur Hand geht. Für Robert wird Herr Selk eine Art Vaterersatz, den er selbst nie kennengelernt hat.
Freunde und weitere Figuren rund um die Beiden blieben hingegen etwas schemenhaft, was mich allerdings nicht gestört hat, schließlich steht die Beziehung und Freundschaft von Robert und Frie im Mittelpunkt. Wie im echten Leben bleiben und gehen Freunde und sind in der Handlung mehr oder weniger vorhanden.
"Wer ›Zwei an einen Tag‹ von David Nicholls geliebt hat, wird dieses Buch auch nicht mehr aus der Hand legen. ― Der Hamburger Newsletter Published On: 2024-06-06"
Und dem kann ich nur zustimmen!
Wie immer bei Romanen, die mich sehr berührt haben und die ich mit Begeisterung gelesen habe, fällt es mir besonders schwer eine Rezension zu schreiben, weil ich immer denke, dass diese der Geschichte nicht gerecht wird.
Fazit:
Für mich ein würdiger Nachfolger zu "Zwei an einem Tag", wobei Julia Karnick ihre ganz eigene Geschichte daraus macht, die einfühlsam und sehr authentisch erzählt wird. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung! (ganz besonders für jene, die "Zwei an einem Tag" genauso geliebt haben wie ich und noch immer nicht über das Ende hinweg sind.)