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Veröffentlicht am 12.08.2022

Rückkehr nach Kirchdorf

Die Dorfschullehrerin
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Im Vergleich zu einigen anderen Leserinnen hat mir der zweite Band besser gefallen, als der Auftakt. Ich denke, dass es daran liegt, dass die Liebesgeschichte diesmal in den Hintergrund gerückt ist und ...

Im Vergleich zu einigen anderen Leserinnen hat mir der zweite Band besser gefallen, als der Auftakt. Ich denke, dass es daran liegt, dass die Liebesgeschichte diesmal in den Hintergrund gerückt ist und viele andere Themen im Vordergrund stehen.

"Was das Schicksal will" schließt direkt an den ersten Band der Trilogie an. Mittlerweile leben Helene und Marie in der Villa ihrer Tante Auguste in Frankfurt und fühlen sich dort wohl. Als Helene das Angebot bekommt als Rektorin in die Schule nach Kirchdorf zurückzukehren, gibt es einiges zu bedenken. Die Rückkehr in das Dorf würde auch ein Wiedersehen mit Tobias bereithalten, von dem sich Helene getrennt hat. Als Marie jedoch in der Schule mehr und mehr Probleme bekommt, beschließt sie das Angebot anzunehmen. Den Herausforderungen, denen sie sich stellen muss, hat sie jedoch nicht erwartet. Das Schulwesen soll nun auch in Kirchdorf reformiert und umgestaltet werden. Der Ort soll das Schulzentrum für die umliegenden Gemeinden werden und Helene hat es daraufhin sehr schwer sich als Rektorin durchzusetzen. Vorallem der Pfarrer und der Frauenverein unternehmen alles, um die neue Gesamtschule zu verhindern. Auch Marie fühlt sich in Kirchdorf noch nicht richtig wohl. Die Pubertät schlägt voll durch und sie beginnt zu rebellieren. Außerdem möchte sie auf keinen Fall, dass Helene und Tobias wieder ein Paar werden.
Die Vergangenheit in Ostdeutschland und die Flucht in den Westen lassen bei Helene und Marie noch immer Ängste hervorbrechen. Als ein Fremder im Dorf auftaucht, sind beide panisch....

Die Autorin hat den Zeitgeist der Sechziger Jahre fantastisch eingefangen. Das Dorfleben wird sehr lebendig dargestellt. Die Gerüchteküche brodelt immerzu und die Dorfbewohner wissen immer alles.....das kenne ich nur zu gut! Auch die Moralvorstellungen dieser Zeit sind wieder ein wichtiges Thema.
Man bekommt auch weiterhin einen sehr guten Einblick in das Leben am Zonenrandgebiet. Die zusätzlichen Dialoge im hessischen Dialekt bringen Lokalkolorit in die Geschichte. Vom Schulbetrieb erfahren wir diesmal leider sehr wenig. Alles dreht sich um die neue Gesamtschule und die daraus resultierenden Konfliktsituationen.

Eva Völler hat diesmal fast zu viele Themen aufgegriffen, denn es müssen sich nicht nur Helene und Isabella mit großen Problemen herumschlagen, sondern auch einige Nebencharaktere.
Christa hat es nach ihrer Flucht aus Ostdeutschland nicht geschafft, in Kirchdorf heimisch zu werden. Sie verschließt sich immer mehr und wird depressiv. Isabella ist noch immer die Rebellin vor Ort, doch diesmal steht sie vor einem schier unlösbaren Problem, dass sie verzweifeln lässt.

Agnes bekommt in diesem Band mehr Raum, was mir sehr gut gefallen hat. Sie ist eine intelligente junge Frau, die ihren Beruf liebt, sich jedoch noch gerne weiterbilden würde. Am meisten wünscht sie sich jedoch Freiraum. Sie sehnt sich danach den elterlichen Hof endlich verlassen zu können und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Das Ende war mir dann fast zu viel Happy End, denn alle Probleme lösen sich in Wohlgefallen auf. Das fand ich nicht wirklich realistisch. Trotzdem fand ich diesen zweiten Band spannend erzählt und den Zeitgeist sehr gut eingefangen.

Fazit:
Eine schöne Familiengeschichte, bei der ich mir etwas mehr Schulkontent gewünscht hätte. Dafür stand die Liebesgeschichte diesmal im Hintergrund, was für mich perfekt war und das Dorfleben und menschliche Probleme dem Roman etwas Würze gegeben hat. Eine nette Reihe, die ich gerne gelesen habe.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Einblicke in die chinesische Kultur

Flucht aus Formosa
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Bei „Flucht aus Formosa“ handelt es sich um Band 2 einer Trilogie über die Zeit, als Formosa noch unter der Herrschaft der Niederländer und der Chinesen war. Letztere sind ja im Moment ebenfalls wieder ...

Bei „Flucht aus Formosa“ handelt es sich um Band 2 einer Trilogie über die Zeit, als Formosa noch unter der Herrschaft der Niederländer und der Chinesen war. Letztere sind ja im Moment ebenfalls wieder sehr aktiv, dass Taiwan nicht zu sehr vom "Kurs abkommt".
Dieser Teil schließt nahtlos an, wo „Sturm über Formosa“ endete. Man kann diesen zweiten Band auch alleinstehend lesen, auch wenn einige wichtige Informationen aus dem ersten Teil Voraussetzung sind.

Nachdem die Holländer geschlagen wurden, scheint für die Töchter des holländischen Missionars Antonius Hombroek keine Möglichkeit mehr zu geben, um nach Europa zurückzukehren. Während Emma gemeinsam mit ihrem Mann Frans, dem Sohn des Häuptlings aus dem Dorf Davilo lebt, wird ihre Schwester Sophie am Hof des Herrschers Zheng Jing gefangen gehalten. Die junge Frau ist dort unglücklich und wird außerdem oft wegen ihrer großen Füße verspottet. Erst als Fenzhi, die Schwester des Herrschers, sich mit ihr anfreundet, verbessert sich ihre Stellung. Fenzhi ist offen und modern und hat einen scharfen Verstand. Trotzdem hat Sophie nichts anderes im Kopf als ihre Flucht...

Flüchten muss auch Emma, als das Dorf von den Chinesen überfallen wird und kaum jemand das Gemetzel überlebt. Es gelingt ihr jedoch, sich mit einigen anderen Ureinwohnern in den Bergen zu verstecken. Eine endgültige Lösung für ihr Problem ist ihr Versteck jedoch nicht...

Lanfang ist Dienerin am Hof der Familie Qi, wo auch Griets Stiefsohn Pieter, genannt "Bi De" lebt. Er hat sich freiwillig entschieden, den Chinesen zu dienen und fungiert als Dolmetscher und Vermittler zwischen den beiden Ländern. Lanfang wird Bi De als persönliche Dienerin zugeteilt. Die junge Frau ist verzaubert von den vielen Büchern und sehr wissbegierig, denn ihr Vater war ein Gelehrter und hat ihr viel beigebracht. Bi De erkennt ihren Wissensdurst. Beide versuchen die Kultur und die Sprache des Anderen zu lernen und zu verstehen. Sie verbringen viel Zeit miteinander und fühlen sich auch zueinander hingezogen. Bald wird Lanfang als Bi Des Konkubine angesehen. Ein Vorfall bringt Lanfang jedoch in Lebensgefahr, woraufhin sie flüchten muss...

Tereza Vanek erzählt ihren Roman abwechelnd aus der Sicht von Emma, Sophie oder Lanfang. Die verschiedenen Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet. Sophie und Emma kämpfen mit der chinesischen Denkweise, und nur langsam lernen sie sich in der exotischen Welt zurechtzufinden und sie zu verstehen. Lanfang hat bald mein Herz erobert. Sie ist wissbegierig, hat ein gutes Herz und ist pragmatisch. Sie kämpft um ihre Liebe zu Bi De und überstrahlt in meinen Augen die beiden Holländerinnen. Emma muss sich hingegen eingestehen, dass ihr Traum, die Ureinwohner Formosas zum christlichen Glauben zu bekehren, sich nicht verwirklichen lässt. Und Sophie rebelliert auch nach einer Zwangsheirat weiter gegen ihre Gefangenschaft.

Wie schon im ersten Teil erhält man auch diesmal wieder einen guten Einblick in die unterschiedliche Welt der Niederländer, Chinesen und den indigen Stämmen auf Formosa. Der großartig recherchierte historische Hintergrund hat mich wieder gefesselt. Am Beginn gibt es eine Karte der Insel aus dem Jahre 1640. Tereza Vanek erzählt detailliert und mit viel Liebe und bringt uns Lesern die chineische Kultur näher. Mich hat auch dieser zweite Band gut unterhalten.

Fazit:
Ein exotischer und historisch großartig recherchierter zweiter Teil dieser Reihe, der Vorfreude auf den kommenden letzten Teil der Trilogie macht. Auch dieser Band hat mich gut unterhalten und mir wieder viel Neues über die gegensätzlichen Kulturen beigebracht.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

How to be a Star

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Was soll man eigentlich zu einem Buch noch schreiben, das gefühlt bereits jeder gelesen hat? Ich werde es einfach mal versuchen....
Eigentlich lässt der Klappentext nicht wirklich einen Bestseller erwarten, ...

Was soll man eigentlich zu einem Buch noch schreiben, das gefühlt bereits jeder gelesen hat? Ich werde es einfach mal versuchen....
Eigentlich lässt der Klappentext nicht wirklich einen Bestseller erwarten, aber auch mich hat die Geschichte sehr überrascht, gefesselt und mitgerissen.
Filmikone Evelyn Hugo steht am Ende ihres Lebens, welches alles andere als langweilig gewesen ist. Sie findet es an der Zeit nun ihre Memoiren schreiben zu lassen und die Wahrheit über ihre sieben skandalösen Ehen zu erzählen. Doch Evelyn Hugo möchte nur einer ganz bestimmte Ghost-Writerin ihre Lebensgeschichte erzählen: Monique Grant. Die Lokalreporterin der Vivant ist mehr als überrascht, als sie für einen Artikel zur berühmten Filmdiva eingeladen wird. Seit Jahren wartet sie auf den Durchbruch als Journalistin. Sie weiß, sie braucht eine richtig gute Story, um bei Vivant endlich Fuß zu fassen und sagt zu. Doch es soll nicht wie angekündigt ein Artikel über eine Wohltätigkeitsversteigerung werden, sondern Monique soll die Memoiren der berühmten Hollywood-Ikone schreiben, mit der Einschränkung diese erst nach ihrem Tod zu veröffentlichen. Monique kann es kaum glauben und fragt sich immer wieder warum Evelyn Hugo gerade sie ausgewählt hat....

Und das fragt sich natürlich auch der Leser dieser Geschichte. Doch bis wir darauf eine Antwort erhalten erfahren wir, wie die als Evelyn Elena Herrera geborene und als Tochter kubanischen Einwanderer im berüchtigten Viertel Hell's Kitchen in New York City aufgewachsen und zur berühmten Hollywood Diva aufgestiegen ist. Und diese Geschichte ist wahrlich fesselnd! Evelyn erkennt sehr schnell, dass sie mit ihrem Aussehen die Männer um den Finger wickeln und daraus ihre Vorteile ziehen kann. Ihr Traum Schauspielerin zu werden und aus Hells Kitchen wegzukommen, gelingt ihr mit viel Engagement und Talent.
Ich hatte durchgehend das Gefühl Evelyn Hugo ist keine fiktive Figur, die die Autorin erschaffen hat, sondern eine reale Person. Instinktiv denkt man dabei an Elizabeth Taylor oder Marilyn Monore - Ikonen dieser Zeit, in der auch unsere Evelyn Hugo berühmt wird.
Doch welche Opfer oftmals erbracht werden, um genug Publicity zu haben und nicht vom Film-Olymp gestoßen zu werden, weiß man als Außenstehender nicht und zeigt uns dieser Roman. Man blickt hinter die Kulissen und Abgründe des Showbusiness.
Dabei begleiten wir Evelyn Hugo von den Fünfziger Jahren bis in die Achziger und natürlich in die Gegenwart des Buches, dem Jahr 2017.

Die Geschichte springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, ohne jedoch zu sprunghaft zu wirken. Im Handlungsstrang aus dem Jahre 2017 erfahren wir mehr über Monique und nehmen teil am Interview der Filmikone, die ihr aus ihrem Leben erzählt. Dazwischen gibt es Zeitungsausschnitte aus den verschiedenen Klatschpressen...einfach herrlich!

Die Charaktere wurden von Taylor Jenkins Reid wunderbar gezeichnet. Sie sind vielschichtig und interessant. Evelyn ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Sie schätzt sich selbst nicht als Gutmensch ein, jedoch hat sie immer versucht ihre Familie zu schützen. Um Jahrzehnte in Hollywood bestehen zu können, muss man auch ab und zu Kompromisse eingehen, die Überwindung kosten.
Evelyn ist eine sehr facettenreiche Frau. Hingegen blieb mir Monique etwas zu blass.

Die Geschichte ist in sieben Teile aufgeteilt: ein Teil für jeden Ehemann. Taylor Jenkins Reid blickt nicht nur hinter die Kulissen der Filmbranche, sondern hat auch Themen, wie Rassismus und LGBTQ miteingewoben. Dabei erleben wir auch die (kaum wahrnehmbaren) Veränderungen zu diesen Themen über 30 Jahre hinweg.
Ich habe das Buch innerhalb kurzer Zeit inhaliert und empfehle es gerne weiter!

Fazit:
Zu Recht ein gehyptes Buch, das mich trotz des Themas wirklich fesseln konnte. Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.08.2022

In der Wildnis Afrikas

Frühstück mit Elefanten
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Spannend und äußerst interessant erzählt Gesa zuerst über ihr Leben in Berlin und ihr Gefühl irgendwann falsch abgebogen zu sein. Sie fühlt sich wie in einem Hamsterrad und träumt immer mehr davon etwas ...

Spannend und äußerst interessant erzählt Gesa zuerst über ihr Leben in Berlin und ihr Gefühl irgendwann falsch abgebogen zu sein. Sie fühlt sich wie in einem Hamsterrad und träumt immer mehr davon etwas völlig anderes zu machen. In ihr wächst der Wunsch heran, in Afrika eine Ausbildung zur Rangerin zu absolvieren. Gesa geht nicht blauäugig an dieses Abenteuer heran, sondern macht sich lange Gedanken darüber. Trotzdem spürt man eine Spur Naivität durch, als sie im Camp ankommt und ihre Ausbildung beginnt. Gleichzeitig spüren wir ihre Sorgen und ihre Unsicherheit. Das macht sie umso menschlicher, denn es gehört großer Mut dazu sein gewohntes Leben hinter sich zu lassen.
Wir alle haben doch hin und wieder den Wunsch auszubrechen und seinen Traum zu leben. Doch an der Umsetzung hapert es dann meistens...nur wer wirklich gänzlich dahinter steht, wird das Abenteuer auch beginnen.

Gesa hat sich diesen Wunsch erfüllt und sich ein Jahr Auszeit genommen. In dieser Zeit möchte sie eine Ranger-Ausbildung absolvieren und über ihr Leben und ihre Ziele nachdenken. Ich muss zugeben, dass mich der schwarze Kontinent nicht wirklich reizt. Mich zieht es eher nach Neuseeland oder Asien, aber die bildhaften Beschreibungen der afrikanischen Wildnis und Tierwelt haben mich sofort in den Bann geschlagen. Die Erfahrungen, die Gesa macht, sind spannend erzählt. Man fühlt sich direkt mit der jungen Frau verbunden und begleitet sie bei ihren Abenteuern. Gemeinsam schwitzt man vor den Prüfungen, die sie ablegen muss, sitzt aber auch mit ihr am Lagerfeuer, schaut einem Elefanten ins Auge und nimmt wieder einmal Abschied von einem liebgewonnenen Reisebegleiter. Man fühlt sich jederzeit wie mitten drin im Abenteuer.

Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen. Gesa Neitzel beschreibt die Landschaft, die Tier- und Pflanzenwelt und die Menschen, denen sie während ihrer Ausbildung begegnet, sehr bildhaft und empathisch. Die Schönheit der Wildnis wirkte auf mich als Leser äußerst lebendig beschrieben. Das enorme Wissen, das sich Gesa in dieser Zeit über die Natur aneignete, ist bemerkenswert. Nach ihrer Zeit in Afrika lebt Gesa nach ihrem neuem Motto: Lebe den Augenblick.

In der Mitte des Buches findet man Fotos von Gesas Stationen in Botswana, Südafrika, Namibia und ihren Urlaub auf Sansibar.

Fazit:
Ein lesenswerter Erlebnisbericht einer jungen Frau, die sich auf die Suche nach sich selbst begibt und eine Rangerausbildung in Afrika absolviert. Spannend und lebendig erzählt.

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Veröffentlicht am 03.08.2022

Fesselnd bis zum Schluss

Kaltherz
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Den Thriller habe ich innerhalb von zwei Tagen durchgelesen, denn "Kaltherz" bietet neben Spannung und zahlreichen Wendungen auch facettenreiche Figuren.

Als Clara Lippmann ihre fünfjährige Tochter Marie ...

Den Thriller habe ich innerhalb von zwei Tagen durchgelesen, denn "Kaltherz" bietet neben Spannung und zahlreichen Wendungen auch facettenreiche Figuren.

Als Clara Lippmann ihre fünfjährige Tochter Marie alleine im Auto zurücklässt, um die Toilette aufzusuchen, ist das Mädchen bei ihrer Rückkehr spurlos verschwunden. Die bereits angeschlagene Ehe der Lippmanns gerät noch mehr ins Wanken. Clara ist psychisch labil und leidet an Schuldgefühlen. Sie begeht einen Selbstmordversuch und landet im Krankenhaus, während ihr Ehemann Jürgen seine Karriere noch mehr voranzutreiben versucht. Nach vier Monaten hat die Polizei noch keinerlei weitere Hinweise, als der leitende Kommissar an einem plötzlichen Herztod verstirbt. Kim Lansky erhält ihre letzte Chance sich zu beweisen, nachdem sie aus anderen Abteilungen wegen ihrer unkonventionellen Art geflogen ist. Ihre Ansicht von Recht und Gerechtigkeit steht nicht immer im Einklang mit dem Gesetzbuch. Sie kommt aus einem schwachen sozialen Umfeld, was ihr gleichzeitig auch einige Vorteile verschafft, weil sie genau weiß, wie Menschen aus dieser sozialen Schicht handeln. Kommissar Rizzi, der aus demselben Umfeld kommt und seit ihrer Kindheit ein guter Freund ist, holt Kim in die Abteilung für Vermisstenfälle. Und es dauert nicht lange bis Lansky eine Spur findet....

Henri Faber schreibt schlicht, aber fesselnd und dynamisch. Der Thriller ist in fünf Teile gegliedert. Die kurzen Kapitel animieren zum sofortigen weiterlesen. Henri Faber hat einen ziemlich komplexen und raffinierten Plot aufgebaut, der mit vielen Wendungen überrascht. Auch der Titel des Buches wird erklärt, was ich immer als ein schönes Detail empfinde.
Der Autor lässt die einzelnen Figuren aus der Ich-Perspektive erzählen. Besonders interessant fand ich dabei den Einblick in Maries Gedankenwelt. Ihre Sicht der Dinge wurden sehr authentisch geschildert.
Aber auch die restlichen Charaktere sind intensiv dargestellt und sehr facettenreich. Der Thriller ist voller unerwarteter Wendungen und konnte mich absolut fesseln. Wie auch schon bei "Ausweglos" ist von Anfang an nichts, wie es zu sein scheint.

Es gibt auch kleine Kritikpunkte. Manchmal fand ich einzelne Figuren doch etwas überzeichnet. Und warum haben wir hier schon wieder eine kaputte Ermittlerin? Außerdem mochte ich die unangebrachten Aussagen des Autors zu Frauen, die Mode von der Stange anziehen oder deren Gegenteil "aufgebrezelten Business-Barbies" sind, nicht. Diese abfälligen Bemerkungen gab es nur gegenüber weiblichen Figuren, während dies bei männlichen nie vorkam. Normalerweise fallen mir solche Dinge nicht auf, aber hier empfand ich die negativen Bewertungen von weiblichen Äußerlichkeiten unangebracht. Dies fand ich ein wenig schade, auch wenn dies wohl gerade Meckern auf hohem Niveau ist.

Das Ende hält einige Überraschungen bereit und wirklich alle ungeklärten Fragen wurden zufriedenstellend beantwortet.

Fazit:
Ein spannender Psychothriller, der mit zahlreichen überraschenden Wendungen und facettenreichen Figuren glänzt. Ich empfehle "Kaltherz" gerne weiter.

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